Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 99 / 08.02.2023

„Mosaik-Jugendpreis – Mit Vielfalt gegen Rassismus“

Die Preisträgerinnen und Preisträger des „Mosaik-Jugendpreis – Mit Vielfalt gegen Rassismus“ 2023 stehen fest. Geehrt werden das PodcastProjekt „Warum hört das nicht auf zu brennen? Oder: Vom Gestern im Heute. Auf den Spuren des NSU“ und der Kurzfilm „Lebendig begraben“ aus Nürnberg sowie das Projekt „Perspektivwechsel_MWG“ aus München. Ein Anerkennungspreis geht an die „Unterrichtsstunde gegen Diskriminierung“ einer Münchener Schule. Die Preisverleihung findet am Donnerstag, 23. März 2023, um 17 Uhr in der Kulturwerkstatt Auf AEG, Fürther Straße 244d, während der Nürnberger Wochen gegen Rassismus statt. Anlässlich des ersten Tags des Ramadans wird es im Anschluss an die Verleihung ein gemeinsames Fastenbrechen geben. Das Preisgeld von insgesamt 9 000 Euro wird je zur Hälfte von den Städten München und Nürnberg finanziert.

„Von den insgesamt zwölf Bewerbungen um den Preis dieses Jahr kamen sieben aus Nürnberg“, berichtet Martina Mittenhuber, Leiterin des Menschenrechtsbüros der Stadt Nürnberg. „Die thematisch vielfältigen Bewerbungen haben uns sehr gefreut und gezeigt, dass viele junge Menschen in unserer Stadt ihren Beitrag dazu leisten wollen, dass Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit hier keinen Platz haben – darauf können wir sehr stolz sein.“

Der Mosaik-Jugendpreis wurde im Jahr 2015 im Gedenken an die bayerischen Opfer der rechtsextremen Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) in den Städten München und Nürnberg ins Leben gerufen. Prämiert werden Projekte, die sich gegen (Alltags-)Rassismus und für einen respektvollen Umgang aller Menschen in der Stadt sowie für Dialog und Begegnung einsetzen und maßgeblich von Jugendlichen und jungen Erwachsenen initiiert, vorangetrieben oder getragen werden. Die Jury setzt sich zusammen aus Angehörigen der Opferfamilien aus Nürnberg und München, jeweils einer Vertretung des Migrationsbeirats München und des Rats für Integration und Zuwanderung in Nürnberg sowie jeweils drei engagierten Jugendlichen aus München und Nürnberg. Die Organisation des Jugendpreises wird gemeinsam von der Stelle für interkulturelle Arbeit und dem Fachdienst Politische Bildung des Pädagogischen Instituts – Zentrum für kommunales Bildungsmanagement der Landeshauptstadt München sowie dem Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg übernommen.

Das sind die Gewinnerprojekte im Überblick:

1. Preis: „Warum hört das nicht auf zu brennen? Oder: Vom Gestern im Heute. Auf den Spuren des NSU“, Nürnberg
Das Podcast-Projekt erhält ein Preisgeld von 4 000 Euro. Das 30-minütige Hörstück beschäftigt sich intensiv mit den NSU-Morden und fokussiert sich dabei auf Nürnberg. Fünf Schülerinnen im Alter von durchschnittlich 16 Jahren des Werner-von-Siemens-Gymnasiums Weißenburg haben sich ein Schulhalbjahr lang mit den Verbrechen des NSU, insbesondere in Nürnberg, mit deren Aufarbeitung sowie mit rechtsextremer Gewalt grundsätzlich auseinandergesetzt. Sie haben recherchiert, diskutiert, Expertinnen und Experten interviewt, an Workshops teilgenommen, die Tatorte in Nürnberg sowie das NSUTribunal in Nürnberg besucht. Ihre Eindrücke, Fragen, Gedanken und Gefühle haben sie in einem Audio-Feature umgesetzt. Es wurde am 9. September 2022 im Magazin „Stoffwechsel“ bei Radio Z aus Nürnberg gesendet. Es ist weiter online abrufbar und wird inzwischen von Lehrkräften im Unterricht eingesetzt. Da das Projekt inhaltlich den Kern dessen trifft, warum der Mosaik-Jugendpreis überhaupt entstanden ist, hat die Jury einstimmig dafür gestimmt, es auszuzeichnen und darüber hinwegzusehen, dass die Beteiligten nicht ausschließlich aus Nürnberg kommen.

2. Preis: „Lebendig begraben“, Nürnberg
Ein Preisgeld von 3 000 Euro erhält der 26-jährige Filmemacher Hamudie Saleh für seinen Kurzfilm „Lebendig begraben“. Im Film findet ein Mann in einer Bibliothek die Tagebucheinträge eines Geflüchteten. Erzählt wird die Geschichte des jungen Herrn Malik, geflohen nach Deutschland, der in einem ewigen Kreislauf von Arbeitslosigkeit durch fehlende Arbeitserlaubnis, zu wenig Geld und daraus resultierenden Strafen gefangen ist. Bei einem Besuch auf dem Amt verdeutlicht sich seine Ausweglosigkeit aus den Mühlen dieser Verwaltung. Seine Psyche leidet so nicht mehr allein durch die Traumata von Krieg und Flucht, sondern auch unter dem „Nichts-Tun“, zu dem er scheinbar verdammt ist – als wäre er lebendig begraben.

3. Preis mit einem „Perspektivwechsel_MWG“, München
Seit März 2021 haben etwa 20 Schülerinnen und Schüler im Alter von 14 bis 18 Jahren in ihrer Arbeitsgruppe als Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage (SOR-SMC) des Maria-Ward-Gymnasiums München einen Podcast entwickelt. Ihr Ziel ist es, einen diversitätsorientierten Diskursraum zu öffnen, gesellschaftlich relevanten Fragen zu Rassismus, Gleichstellung und Gleichberechtigung nachzugehen und auch Ursachen von Rassismus und Diskriminierung zu ergründen. Sie führen Interviews mit Gesprächspartnerinnen und -partnern aus verschiedenen Bereichen, etwa Politik oder Sport. Der Podcast trägt dazu bei, offene Fragen zu klären, unterschiedliche soziale Positionen zu verstehen, vielfältige Perspektiven zum Thema kennenzulernen und letztendlich einen Perspektivwechsel zu initiieren. Die Gruppe erhält für ihr Projekt 1 500 Euro.

Anerkennungspreis „Unterrichtsstunde gegen Diskriminierung“, München
Etwa 18 Schülerinnen und Schüler zwischen 11 und 18 Jahren der SORSMC-Gruppe des Städtischen Willy-Graf-Gymnasiums in München haben eine Unterrichtsstunde gegen Diskriminierung mit dem Schwerpunkt Rassismus entwickelt. Die Gruppe erhält dafür 500 Euro. Sie wollen Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen sensibilisieren und über den Einfluss von Diskriminierung und Alltagsrassismus aufklären. Das Angebot kann von allen Schulklassen in Anspruch genommen werden und wird an die jeweilige Jahrgangsstufe angepasst. Die Durchführung übernehmen jeweils zwei Schülerinnen und Schüler der SOR-SMCGruppe. Bei der Unterrichtsstunde kommt etwa ein Video, Bildmaterial aus Werbung und Kinderbüchern oder ein abschließendes Spiel zum Einsatz. Die Unterrichtsstunde wird interaktiv gestaltet. Im Plenum werden unterschiedliche Formen von Diskriminierung sowie relevante Begrifflichkeiten herausgearbeitet, aber auch damit verbundene Emotionen geklärt und berücksichtigt. Feedback der Teilnehmenden einzuholen und die Unterrichtsstunde dementsprechend anzupassen ist ebenso vorgesehen. Das Projekt kann mit dieser Schulstunde ein Zeichen gegen Diskriminierung setzen und anderen Schulen ein Vorbild sein.

Weitere Informationen unter:
https://www.nuernberg.de/internet/menschenrechte/mosaik_jugendpreis.html

 

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