Nr. 461 / 04.05.2023
Am 10. Mai des Jahres 1933 brannte am Nürnberger Hauptmarkt und in vielen anderen Städten am Abend ein Scheiterhaufen. Diesen Feuern fielen zehntausende Bücher von den Nationalsozialisten verfemter Autorinnen und Autoren zum Opfer. Zum 90. Jahrestag der Bücherverbrennung richtet die Themenwelt der Stadtbibliothek „Brandgefährlich! Über Verbote, Vernichtung und Zensur“ den Fokus auf die willentliche Zerstörung von Literatur und Musik. Von Mittwoch, 10. Mai, bis Montag, 31. Juli 2023, widmet sich eine Ausstellung in der Stadtbibliothek Zentrum, Gewerbemuseumsplatz 4, auf Ebene K1 der erschreckenden Geschichte von Zensur, Verfolgung und Ausgrenzung. Begleitet wird die Ausstellung von einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm. Den Beginn markiert am Mittwoch, 10. Mai, um 18 Uhr Dr. Alexander Schmidt vom Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände der Stadt Nürnberg mit einem Vortrag über die Bücherverbrennung vor 90 Jahren in Nürnberg. Der Eintritt zur Eröffnung ist frei, Anmeldung sind erbeten unter stb-themenwelten@stadt.nuernberg.de.
Die Zensur hat eine lange Geschichte. Schon immer gab es verschiedenste Methoden, um Informationen zu löschen, zu verändern oder nicht weiterzugeben. Seit der Erfindung des Buchdrucks sind Bücher immer wieder als so gefährlich wahrgenommen worden, dass man sie verboten, verfemt oder verbrannt hat. Bücher und ganze Bibliotheken wurden schon in der Antike niedergebrannt, aber keine Bücherverbrennung war so radikal, wie diejenige, die durch die Nationalsozialisten 1933 initiiert wurde. In der Themenwelt „Brandgefährlich!“ wird ein allgemeiner Blick auf das absichtliche Zerstören von Wissen geworfen. Die Ausstellung zeigt anhand eines Zeitstrahls, der vom Eingang der Bibliothek bis zur Ausstellung reicht, ausgewählte Ereignisse von Zensur und Vernichtung im Laufe der Geschichte. Es werden exemplarisch Bücher präsentiert, die während der NS-Diktatur oder zu anderen Zeiten verboten waren. Autorinnen und Autoren, die nicht nur 1933 von den Nationalsozialisten verbannt, verboten und zensiert wurden, werden vorgestellt. Ihre Porträts sind zudem auf allen Stockwerken in der Stadtbibliothek Zentrum zu finden. Ein Schwerpunkt der Themenwelt liegt auf der Zensur von Schriftstellerinnen, wie Hertha Nathorff, Imrgard Keun oder Else Ury, denen im Vergleich zu vielen männlichen Literaten bisher eher weniger Beachtung geschenkt wurde. Denn auch jemand wie Else Ury, die brave Kinder- und Jugendgeschichten schrieb, die im Einklang mit der NSIdeologie standen, wurde als Jüdin 1943 im KZ ermordet.
Lesungen, Vorträge und Workshops in der Stadtbibliothek Zentrum
Zum Auftakt der Themenwelt ist der wissenschaftliche Mitarbeiter des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände Dr. Alexander Schmidt zu Gast. Er erinnert an den folgenreichen Abend vor genau 90 Jahren am 10. Mai 1933 in Nürnberg und geht der Frage nach, welche Literatur stattdessen im „Dritten Reich“ erwünscht war. Am Freitag, 12. Mai, liest Anne Lindner, Mit-Kuratorin der Themenwelt, bei den Mittagslesungen und führt im Anschluss durch die Ausstellung. Am Dienstag, 16. Mai, geht die Bibliotheksmitarbeiterin Sarah Maria Dieke in einem Workshop den Fragen nach, wie „Fake News“ erkannt werden können und warum sie so erfolgreich sind. Am Mittwoch, 14. Juni, zeigt die Leiterin der Historisch-Wissenschaftlichen Stadtbibliothek, Dr. Christine Sauer, wie Informationen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit unterdrückt wurden. Der Berliner Musikwissenschaftler Dr. Albrecht Dümling geht am Montag, 19. Juni, auf die Ausstellung „Entartete Musik“ von 1938 ein und erläutert die Entstehung und Folgen der Propagandaschau. Am Dienstag, 4. Juli, findet eine Führung zum Werkzyklus „Buch und Bibliothek“ des Künstlers Botond statt. Drei Werke des 2010 verstorbenen Künstlers sind dauerhaft in der Stadtbibliothek Zentrum zu sehen, seine Lebensgefährtin Lioba Pilgram erläutert, was diese mit der Bücherverbrennung zu tun haben. Den letzten Termin bestreiten am Donnerstag, 13. Juli, die Historikerin Nadja Bennewitz und die Schauspielerin Jule Schröter. Mit ihrem Vortrag setzen sie Werken von verfolgten Autorinnen wie Mascha Kaléko, Anna Seghers oder Else Lasker-Schüler ein Denkmal.
Die Themenwelt „Brandgefährlich!“ ist während der Öffnungszeiten der Stadtbibliothek Zentrum zu sehen, der Eintritt ist frei. Weitere Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen sind unter https://www.nuernberg.de/internet/stadtbibliothek/themenwelten.html zu finden. jos
Bild Download: Die Themenwelt ‚Brandgefährlich!‘ in der Stadtbibliothek Zentrum“
(Bild: Ali / AdobeStock, JPG-Datei 265 KB)
Leitung:
Andreas Franke
Fünferplatz 2
90403 Nürnberg
www.presse.nuernberg.de