Daniel Ulrich, Planungs- und Baureferent der Stadt Nürnberg und Michael Glotz-Richter, damals Referent für nachhaltige Mobilität beim Bremer Senator für Umwelt, Bau und Verkehr bei der Einweihung des ersten Nürnberger Mobilpunktes.
Verbindungen schaffen durch Mobilpunkte
Ziel der Mobilpunkte ist es, die multimodale Verkehrsmittelnutzung zu fördern und durch die Kombination von ÖPNV, Fußverkehr, Radverkehr und Carsharing eine Alternative zum privaten Pkw aufzuzeigen.
Die Nürnberger Mobilpunkte sind nach dem Vorbild der Bremer Mobilpunkte entstanden. Zur Verknüpfung der umweltfreundlichen Verkehrsarten wurde deshalb bei der ersten Ausbaustufe darauf geachtet, dass die Mobilpunkte an ÖPNV-Haltestellen liegen, über Radständer verfügen und sich dort nach Möglichkeit auch eine Fahrradverleihstation befindet.
Bei der Auswahl der Standorte der folgenden Ausbaustufen ist es nun vor allem das Ziel, im innerstädtischen Bereich ein möglichst dichtes Netz an Mobilpunkten zu schaffen und auch außerhalb des B4 Rings weiter zu verdichten. Dieses Ziel wird mit der aktuell laufenden vierten Ausbaustufe mit dann 104 Standorten sogar übertroffen.
Zielsetzung des Stadtrates
Der Verkehrsausschuss des Nürnberger Stadtrates hat in seiner Sitzung am 10. März 2016 die Verwaltung beauftragt, das erarbeitete Konzept der ersten acht Mobilpunkte in Nürnberg umzusetzen. Im Rahmen von mittlerweile drei Ausbaustufen sind bis August 2023 insgesamt 78 Stationen mit Carsharing-Angebot in Betrieb gegangen. Gemäß des Stadtratsbeschlusses aus 2021 sollen es bis 2025 insgesamt mindestens 100 im Stadtgebiet geben und in den innerstädtischen Quartieren von jedem Standort aus in einer fußläufigen Entfernung von 350 Metern eine Station erreichbar sein. Mit den zusätzlichen 26 Standorten der vierten Ausbaustufe werden diese Ziele erreicht.
Entwicklung Carsharing
Die Erfahrungen aus anderen Städte zeigen, dass ein Carsharing-Fahrzeug bis zu 20 private Fahrzeuge ersetzt, in Nürnberg sind es derzeit etwa dreizehn. Dies ergab eine Befragung, die der Carsharing-Anbieter im Auftrag der Stadt Nürnberg durchgeführt hat.
Carsharing wird insbesondere in dicht bebauten Gebieten, in denen nur begrenzt private und öffentliche Stellplätze zur Verfügung stehen, gut angenommen. Damit kann das Angebot zu einer Entspannung des Parkdrucks in diesen Gebietenbeitragen und die Umnutzung von Parkplätzen im öffentlichen Raum, zum Beispiel für Radabstellanlagen oder Grünflächen, ermöglichen.
Die Anzahl der Ausleihvorgänge ist von 9.134 im Jahr 2017, dem ersten kompletten Jahr mit Carsharing an Mobilpunkten im öffentlichen Raum, auf rund 46.900 im Jahr 2023 gestiegen. Dieser Zuwachs ist auch auf die Ausweitung der Mobilpunkte und das zusätzliche Angebot an Carsharing-Fahrzeugen zurückzuführen. Die Kundenzahl konnte in 2024 noch einmal um rund 24 Prozent auf 9.736 gesteigert werden. Die Summe aller Ausleihen an den Mobilpunkten liegt mit 61.713 um rund 31 Prozent höher als in 2023.
Vorzüge des Carsharings
Gerade für all diejenigen, die Ihr Auto nicht jeden Tag brauchen, steht so in Kombination mit dem ÖPNV, Radfahren und Zufußgehen eine attraktive Alternative zum privaten Pkw zur Verfügung. Laut der neuesten Veröffentlichung des Bundesverband Carsharing e.V. ist Carsharing bei einer jährlichen Kilometerleistung von bis zu 12.500 Kilometern günstiger als der Kauf und Unterhalt eines vergleichbaren Pkw. Zudem entfällt mit dem Carsharing-Fahrzeug in den innerstädtischen Gebieten die oft aufwendige Parkplatzsuche, da das Auto wieder auf dem dafür reservierten Stellplatz abgestellt werden kann. Auch die Wartung und der Unterhalt wie z.B. TÜV, Reifen- und Ölwechsel entfallen für die Nutzer.
Grundsätzlich muss zwischen klassischem, stationsgebundenem Carsharing und stationsungebundenem Carsharing (auch freefloating Carsharing genannt) unterschieden werden. Nur das klassische Carsharing-System, bei dem jedes Fahrzeug seinen eigenen festen Stellplatz im Stadtgebiet hat, an welchem es nach der Fahrt wieder abgestellt werden muss, führt zu einer relevanten Reduzierung der Anzahl privater Pkw und der Pkw-Nutzung insgesamt.