Das Max-Morlock-Stadion ist als nachhaltiges Stadion zertifiziert. Durch den Vollumbau soll es noch nachhaltiger werden. Was genau bedeutet aber ein nachhaltiges Stadion? Wie nachhaltig ist das Stadion heute? Wie wird die Nachhaltigkeit in den Planungen für den Umbau berücksichtigt?
Was macht ein nachhaltiges Stadion aus?
Nachhaltigkeit bedeutet, dass man seine Ressourcen so nutzt, dass man nicht nur auf die aktuellen Bedürfnisse schaut, sondern auch die folgenden Generationen im Blick hat, zum Beispiel indem man in einem Wald nur so viele Bäume fällt, wie man auch neu pflanzt oder indem man nur so viel Energie verbraucht, wie man auch erzeugt. Die Schlagworte hier lauten Dauerhaftigkeit und Zukunftsfähigkeit. Heutzutage gehört zur Definition von Nachhaltigkeit neben dieser ökologischen Nachhaltigkeit auch die soziale und ökonomische Nachhaltigkeit, was die Förderung von Aspekten wie Barrierefreiheit, Diversität und verschiedenen sozialen Aspekte bedeutet.
Was das für Stadien bedeutet hat uns Tim Thormann, der Nachhaltigkeitsbeauftragte der Europameisterschaft 2024 in Deutschland, in einem Interview erläutert. Bei der EM hab es Maßnahmen in den drei Handlungsfeldern Umwelt, Soziales und Governance. Bei den beiden letztgenannten Säulen geht es unter anderem darum, nachhaltige Beschaffung, Transparenz, Barrierefreiheit und Diversität zu fördern. Im Sinne des Umweltschutzes wurden von allen Stadien ähnliche Akzente gesetzt. Die Verwertung von Regenwasser, die Abfallentsorgung, die Steuerung des Verkehrs in Richtung ÖPNV und die Digitalisierung waren an allen Standorten Themen. Ein Erkenntnisgewinn von Herrn Thormann: „Prinzipiell ist es von Vorteil, wenn man das Thema Nachhaltigkeit in allen Aspekten bei einem Neubau oder großem Umbau von vornherein mitdenkt“.
So nachhaltig ist das Max-Morlock-Stadion heute
Ähnlich wie die Europameisterschafts-Stadien wird das Max-Morlock-Stadion heute möglichst nachhaltig betrieben. Ein paar Fakten dazu: Auf dem Stadiongelände stehen 221 Bäume, zur Rasenbewässerung gibt es eine Zisterne (bestehend aus drei Speichern) in der bis zu einer Million Liter Wasser gespeichert werden kann, auf dem Dach steht eine Solaranlage und in den vergangenen Jahren wurde der Gasverbrauch um die Hälfte reduziert.
Das Max-Morlock-Stadion hat das EMAS-Umweltzertifikat. Im Jahr 2006 erhielt das Nürnberger Stadion als erstes Stadion Europas diese Zertifizierung. Das bedeutet nicht nur, dass gewisse ökologische Standards eingehalten werden, sondern beinhaltet auch eine kontinuierliche Verbesserung der Nachhaltigkeit des Stadions. Der dazugehörige Umweltbericht der Stadion Nürnberg Betriebs GmbH kann hier abgerufen werden.
So soll das neue Stadion nachhaltig werden
Klar ist, dass nach dem Vollumbau des Max-Morlock-Stadions auf dem Stadiongelände mindestens so viele Bäume wie heute stehen sollen. Sollten Bäume den Baumaßnahmen zum Opfer fallen, werden sie an einer anderen Stelle auf dem Gelände ersetzt. Das neue Stadion soll außerdem so nachhaltig wie möglich sein. Das betrifft sowohl den Betrieb, als auch den Bau.
Ein besonderer Fokus lag in den bisherigen Planungen auf der Energieversorgung. Diese wurde bereits in der 2023 vorgestellten Machbarkeitsstudie unter die Lupe genommen. Ziel ist nicht, dass sich das Stadion als „Insel“ komplett selbst mit Energie versorgt, sondern dass das Stadion mit dem Richtigen Mix aus Energieerzeugung, -Speicherung und –Verbrauch dazu beiträgt, dass das umliegende Areal und die gesamte Stadt näher an das Ziel der Klimaneutralität kommen. Mit der ARENA, die oft Kälte statt Wärme braucht, dem Stadionbad, das für die Schwimmtemperatur des Wassers auch im Sommer immer wieder Wärme braucht und der NürnbergMesse mit ihrer großen PV-Anlage hat das Stadion Nachbarn mit sehr besonderen Profilen, was Stromerzeugung und –Verbrauch betrifft. Eine Verknüpfung mit dem Stadion wirkt naheliegend und soll gemeinsam mit anderen Optionen in der Erstellung eines Energiekonzepts geprüft werden.
In den nächsten Planungsschritten wird vom beauftragten Planungsbüro neben diesem Energie- auch ein Nachhaltigkeitskonzept entwickelt. Die Grundlage bildet die Umsetzung der Leitlinien zum energieeffizienten, wirtschaftlichen und nachhaltigen Bauen, die der Stadtrat der Stadt Nürnberg im Frühjahr 2022 beschlossen hat. Außerdem hat die Stadt Nürnberg ambitionierte Klimaschutzziele, die beispielsweise die Klimaneutralität der Gesamtstadt bis zum Jahr 2040 beinhalten. Darüber hinaus sollen im Nachhaltigkeitskonzept des Stadions Maßnahmen in folgenden Bereichen aufgegriffen werden:
- Klimaschutz und Klimaanpassung (z.B. Auswahl nachhaltiger Baustoffe, Baustoffrecycling, Nutzung Regen-/Grauwasser, Begrünung, Grün-Beschattung)
- Energieverbrauch (z.B. Dämmung, Kälte, Licht, energieeffiziente technische Anlagen)
- Mobilität (z.B. Parkplätze, Fahrradstellplätze auf dem Stadiongelände)
- Abfallvermeidung, -trennung und -entsorgung (z.B. pfandpflichtige Mehrwegbehältnisse, Reinigungsstationen).



