„Es geht um die Lebensqualität in unserer Stadt!“

Josef Hasler ist Vorstandsvorsitzender der N-ERGIE und dafür bekannt, dass er sich leidenschaftlich für den Erhalt und den Ausbau der regionalen Energieversorgung einsetzt. Dabei geht es ihm nicht nur darum, die Unabhängigkeit seines Unternehmens von den großen nationalen „Playern“ am Energiemarkt zu bewahren, sondern auch um die ökologische Verträglichkeit der regionalen Energieerzeugung und -verteilung. Sein Credo: „Regionale Energieversorgung ist für mich gelebter Klimaschutz. Auf regionaler Ebene und mit dezentralen Anlagen können wir auf die sauberste Art und Weise Energie erzeugen.“ Und als Beleg für diese Aussage hat er eine beeindruckende Zahl parat: „Im Jahr 2018 hatten wir bei der N-ERGIE 58 Prozent regenerative Energien im Netz.“

Dass sich der Chef eines der großen kommunalen Unternehmen der Republik so vehement für eine möglichst umweltverträgliche Energieversorgung einsetzt, hängt sicher auch mit seinen Naturerlebnissen in der Kindheit zusammen. Josef Hasler, Jahrgang 1964, ist in einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Dingolfing in Niederbayern aufgewachsen.

„Die Hausaufgaben waren immer eine lästige Pflicht. Aber wenn sie erledigt waren, war ich mit meinen Freunden eigentlich immer draußen. Wir haben die Wälder in der Nachbarschaft erkundet, an den Bächen gespielt, Natur pur erlebt.“ Die damals gewachsene Liebe zur Natur hält bis heute an. Und speziell Bäume haben schon in Josef Haslers frühester Jugend eine Rolle gespielt: Sein Vater war Vorsitzender der Waldbauernvereinigung und damit auch für die Bestellung der Baumpflänzlinge für die rund 100 Waldbauern zuständig. Josef und einige Freunde klapperten die Höfe der Waldbauern ab und nahmen die Bestellungen auf. Josef Hasler erinnert sich: „Pro Bestellung bekamen wir 50 Pfennige. Das war damals richtig viel Geld für uns!“ Noch spannender war für ihn, wenn er seinen Vater zur Beratung der Bauern in die Wälder begleitete: Dann konnte er beobachten, wie sich aus den kleinen Setzlingen langsam stattliche Bäume entwickelten. „Nachhaltigkeit“ war damals kein Prinzip, über das theoretisch debattiert wurde, sondern bei den Waldbauern gelebte und erlebte Praxis: Sie entnahmen nicht mehr Holz aus den Wäldern als wieder nachgepflanzt wurde und nachwuchs. Damit war der Bestand auch für die nächsten Generationen gesichert.

Die Frage, ob er schon einmal selbst einen Baum gepflanzt hat, ist für Josef Hasler eine Steilvorlage: Er hat eigenhändig rund 30.000 Bäume gepflanzt und erklärt auch, wie es dazu kam. „1978 gab es bei uns in der Umgebung einen riesigen Waldbrand, ich war damals 14 Jahre alt. 150.000 Bäume mussten in der Folge neu gesetzt werden. Gemeinsam mit meinen Schulkameraden war ich mehrere Wochenenden im Einsatz. Das war fast Akkordarbeit. Hinterher gab‘s zur Belohnung immer eine Brotzeit und alles war gut!“.

Nach dem Abitur in Dingolfing und dem Studium der Betriebswirtschaftslehre in Landshut begann der berufliche Werdegang von Josef Hasler im Kernkraftwerk Isar II in Ohu. Es folgten Stationen bei verschiedenen Versorgungsunternehmen in Thüringen, die nach der Wende saniert und neu aufgestellt werden mussten. Und schließlich in gleicher Mission ein dreijähriger Aufenthalt in Ungarn. Bei diesen Einsätzen hat er „hautnah“ erlebt, welche verheerenden Folgen es für die Umwelt hat, wenn mit veralteter Technik und minderwertigen Rohstoffen, wie zum Beispiel Braunkohle, Energie erzeugt wird. Seine Erfahrungen fasst er so zusammen: „Wir konnten die Energieerzeugungsanlagen der jeweiligen Versorgungsunternehmen in relativ kurzer Zeit auf moderne Technologien – damals waren das unter anderem Gaskraftwerke – umrüsten und damit die Umweltbelastungen erheblich reduzieren.“ Und seine Erkenntnis daraus: „Ökologie und Ökonomie gehen durchaus zusammen; Man darf dabei allerdings nicht ausschließlich auf die Rentabilität schauen und auf kurzfristige Gewinnerwartungen. Wir stehen hier auch in der Verantwortung für die künftigen Generationen!“

Im Jahr 1999 übernahm Josef Hasler die Leitung des Controlling bei der N-ERGIE. 2007 wurde er als Finanzchef in den Vorstand berufen und 2011 wurde er zum Vorstandvorsitzenden der N-ERGIE ernannt. In dieser Funktion steuert er das Unternehmen in Richtung einer möglichst umwelt- und sozialverträglichen Energieerzeugung und -verteilung. Die ökologischen Ziele sind der Kompass, die ökonomischen Randbedingungen bestimmen die Geschwindigkeit.

Josef Hasler ist nicht nur Chef der N-ERGIE, die die Stadt mit Strom, Gas Fernwärme und Trinkwasser versorgt, sondern auch Vorstandsvorsitzender der VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg, die den öffentlichen Personennahverkehr in Nürnberg organisiert. Beide Unternehmen sind Tochterunternehmen der Städtischen Werke Nürnberg und tragen, gerade in Zeiten des Klimawandels, erhebliche Verantwortung für die künftige Entwicklung der Stadt. Letztlich geht es um die Lebensqualität der Menschen in unserer Stadt.

Auch wenn es nicht zu seinen „Kernaufgaben“ gehört, liegt ihm die Ausstattung der Stadt mit Grün und Bäumen sehr am Herzen. Sein Plädoyer zu diesem Thema: „Ich kann nur befürworten, dass Nürnberg massiv grüner wird.“ Wer in einer Gegend wohnt, in der es überhaupt kein Grün gibt, muss in den heißen Sommermonaten erheblich leiden.“ Josef Hasler hat da auch eigene Erfahrungen. Er hat während seiner „Wanderjahre“ im Osten eine Zeit lang in einem Hochhaus gewohnt, das sich im Sommer unerträglich aufgeheizt hat. Für ihn hat das Thema Grün in der Stadt auch „eine soziale Dimension“.
Bei den Straßenbäumen, von denen Nürnberg bekanntlich viel zu wenige hat, gibt es wieder einen direkten Bezug zur N-ERGIE. Die Stadt Nürnberg hat im letzten Jahr intensiv mit der Bewässerung der Straßenbäume begonnen. Verwendet wird dafür überwiegend Trinkwasser, das die N-ERGIE liefert. Mancher Bürger stellt dabei die Frage, ob es dann nicht irgendwann zur Trinkwasserknappheit kommt und ob das wegen der Kosten vertretbar ist. Josef Hasler hat hierauf ganz klare Antworten: „Erstens: Die N-ERGIE hat für diese Aufgabe auf absehbare Zeit ausreichende Kapazitäten. Und zweitens: Jeder Kubikmeter Wasser, der für diese Aufgabe verwendet wird, ist – gemessen an dem Wert der Bäume – gut angelegtes Geld. Die N-ERGIE steht ohne Wenn und Aber hinter diesem Bewässerungsprogramm.“

Ganz klar: Bäume spielen eine wichtige Rolle für Josef Hasler. Aber hat er auch einen Lieblingsbaum? Die 200 Jahre alte Eiche fällt ihm sofort ein, deren Holz als Fußboden im elterlichen Haus dient. Die Struktur und Farbe begeistern ihn noch heute. Sein Vater hat den Baum gefällt und zehn Jahre lang getrocknet, bevor er den Boden verlegt hat. Aktuell wärmen sein Herz zwei Ahornbäume auf seinem Anwesen. Sie stehen eng beieinander nahe an seinem Haus und sind alles andere als Prachtexemplare. In jedem Herbst und Winter macht er sich Sorgen, ob sie im nächsten Jahr noch einmal ausschlagen. Und dann geschieht Ende April/Anfang Mai das kleine Wunder. Innerhalb von wenigen Tagen entfalten sie ihre volle Blätterpracht. Der Freude folgt im Herbst der Verdruss. Dann werfen die Bäume unendlich viele braune Blätter ab, die zusammen gerecht werden müssen. Der gut beschäftigte Manager betrachtet das gelassen als kostenloses Fitnessprogramm.


Interview: Mathias Schmidt
Foto: Giulia Iannicelli

URL dieser Seite
<http://www.nuernberg.de/internet/baumstiftung/josef_hasler.html>