Tastatur und Filmklappe

Nürnberger Autorenstipendium

Stipendiatinnen und Stipendiaten

Stipendiatinnen und Stipendiaten des Autorenstipendiums Drehbuch 2025/2026

Doris Egger

Die Wienerin Doris Egger studierte Psychotherapie und arbeitete als Paarmediatorin, ehe sie sich dem Schreiben zuwandte. 2017 absolvierte sie die Ausbildung zur Drehbuchautorin und Dramaturgin an der Master School Drehbuch in Berlin. Seitdem entwickelt die Autorin Film- und Serienstoffe, u.a. den preisgekrönten Kinderkurzfilm „Wimmer, Bammel, Groll und das Badewannenrambazamba“. Was sie am Schreiben fasziniert? Man kann sogar Trauriges erschaffen und gleichzeitig glücklich sein.

Drehbuchidee EIERSPEIS (AT)

Altersarmut trifft auf freiwilligen Konsumverzicht.

Die 70-jährige Gerda muss nach einem Leben voller Arbeit jeden Cent zweimal umdrehen. Als sie den 24-jährigen Jonas kennenlernt, der containert und das System „Besitz“ insgesamt ablehnt, prallen zwei Welten aufeinander. Auf ihrem gemeinsamen Roadtrip von Bayern nach Berlin sorgt das für jede Menge Reibung. Und Entwicklung.

Vivien Hartmann

Vivien Hartmann schreibt und inszeniert sowohl dokumentarische wie auch szenische Filme. Sie hat in Ecuador, Argentinien, Chile, Indien, Frankreich und Laos gelebt. Nach ihrem Kulturwissenschafts-Studium und mehrjähriger Arbeit in der Filmbranche, studierte sie Regie an der Filmakademie Baden-Württemberg und der La Fémis, Paris. Sie realisiert Dokus für funk und YouTube und arbeitet derzeit an ihrem Spielfilm-Debut WOLFSKINDER (AT). Des Weiteren verantwortet sie ZDF-seitig als Redakteurin ein investigatives Doku-Format für funk.

    Drehbuchidee ZUHAUSE WIRD ES NICHT MEHR GEBEN (AT)

    Inmitten der perfekt orchestrierten Welt einer erfolgreichen Gourmet-Köchin bricht das Zuhause auseinander. Als der Missbrauch des Sohnes an seiner Schwester ans Licht kommt, stehen Fragen nach Schuld, Liebe und Vergebung im Zentrum. Wie weit kann eine Mutter ihre Kinder lieben, wenn eines dem anderen das größte Leid zufügt?

    Lena Imboden

    Lena Imboden ist 1992 in Zürich geboren und aufgewachsen. Nach der Matur studiert sie an der Universität Zürich Erziehungswissenschaft und Filmwissenschaft (BA). 2022 schließt sie erfolgreich ihr Filmstudium an der ZHdK mit dem vielbeachteten Kurzfilm „Verglast“ ab. Während ihres Studiums arbeitet Lena als Produktionsassistentin und -koordinatorin, auf Filmsets und im Kino Houdini. Seit 2022 lebt Lena in Wien, wo sie ein Master-Studium in Regie an der Filmakademie absolviert. Nebenbei arbeitet sie als freischaffende Regisseurin und Regieassistentin in Österreich, Deutschland und der Schweiz.

      Drehbuchidee ENDGEGNER (AT)

      Linda arbeitet als aufstrebende Gamedesignerin in einem kleinen Team. Sie lernt den
      spielerischen Jo kennen und verliebt sich in ihn. Als die Beziehung immer erdrückender und
      gewaltvoller wird, verarbeitet sie ihre Erfahrung in einem neuen Videospiel.

      Jennifer Nedlin

      Jennifer Nedlin wurde als Tochter einer russisch-jüdischen Familie in Frankfurt am Main geboren. Aufgewachsen zwischen zwei Kulturen greift sie in ihren Arbeiten häufig Themen wie Zugehörigkeit und Heimat auf und liebt es, komplexe Familienbeziehungen zu ergründen. Während ihres Drehbuchstudiums an der Hamburg Media School gewann sie mit ihren Kurzfilmen mehrere Preise, u.a. eine Nominierung für „Schattenrisse“ beim Deutschen Nachwuchsdrehbuchpreis 2024.

        Drehbuchidee WUNDERKIND (AT)

        Gefangen in den unerfüllbaren Träumen seiner Mutter, trifft ein verzweifelter
        Jugendlicher eine folgenschwere Entscheidung.


        Stipendiatinnen und Stipendiaten des Autorenstipendiums Drehbuch 2023/2024

        Portrait von Vera Drude © Pius Neumaier

        Vera Drude

        Vera Drude studierte zunächst Journalistik und arbeitete sieben Jahre als Redakteurin bei Kobalt Productions in Berlin. Dann machte sie den Schritt an die Filmhochschule und studierte Dokumentarfilmregie in München. Hier konnte sie dokumentarisches und fiktionales Erzählen erkunden und verbinden. 2019 beendete sie ihr Studium mit dem abendfüllenden Dokumentarfilm "liebe viele".

        Drehbuchidee: Maxis Wunsch

        Maxi ist eine ungebundene, moderne Frau Ende 30. Auf einmal verspürt sie Angst, dass sie kein Kind mehr bekommen kann. Ihre Eizellen werden knapp, ihr Umfeld versteht sie nicht und doch macht Maxi sich auf den Weg, um ihren Wunsch in die Tat umzusetzen. An ihrer Seite ein potentieller Vater, die beste Freundin und Jungfrau Marias wohlwollender Blick. Die öffentlichste aller Mütter zeigt Maxi den Weg zur Selbstbestimmung.

        MAXI (39) will ein Baby, doch sie ist Single, Ende dreißig und ihr gehen die Eizellenaus. Als sie JOHANNES (35) auf einem Online-Portal für Menschen mit Kinderwunsch kennenlernt, träumt sie von einer Zukunft als Kleinfamilie. Maxis Mutter hat nur abschätzige Worte für Männer übrig, denn Maxis biologischer Vater wollte seine Tochter nicht und Maxis Ziehvater verlässt Doris für seine Doktorandin. So wächst Maxi ohne die Vorstellung auf, was es bedeutet, wenn zwei Menschen sich aufrichtig lieben und zusammen ein Kind bekommen. Es bleibt ein romantisches Idealbild.
        Offenherzig stürzt sich Maxi in ihr Baby-Projekt und plant mit Johannes einen gemeinsamen Roadtrip in seinem schicken Camper. Überraschenderweise muss dann aber Maxis beste Freundin CARO (34) mit. Seit fast zehn Jahren leben die beiden zusammen in ihrer WG. Der unsteten Maxi mit Diplom von der Kunsthochschule, die sich freiberuflich mit 3DAnimationen für Architekturstudios durchschlägt, tut die pragmatische Art der Kinderärztin Caro gut. Als Caro am Morgen vor Maxis Abreise von einer Nachtschicht kommt, in der beinah eine junge Patientin starb, ist für Maxi sofort klar: sie kann Caro nicht allein lassen. Als Maxis engste Vertraute, verkörpert Caro auch ihr zweifelndes Gewissen. Sie fragt ganz direkt, woher Maxis scheinbar plötzlicher Kinderwunsch kommt und warum sie solche Eile hat? Doch da hat Maxi bereits mit Johannes geschlafen, ohne Kondom.
        Nachdem zuerst Caro und dann auch Johannes sie verlassen, liegt es an Maxi herauszufinden, wie sie selbstbestimmte Frau und gleichzeitig Mutter sein könnte. In der Dramedy bekommt sie dabei Unterstützung von der öffentlichsten aller Mütter: der Jungfrau Maria. Fasziniert fotografiert Maxi auf der Reise immer wieder Marienfiguren. Der überirdisch feministische Austausch, der sich entspinnt, führt Maxi zu der Erkenntnis, dass Ideale den
        Blick auf das Wesentliche verstellen können. Und dass alles schon in ihr ist.

        Portrait Janina Sara Hennemann © Janina Sara Hennemann

        Janina Sara Hennemann

        Geboren und aufgewachsen in Hamburg. Masterstudium an der Hamburg Media School im Fachbereich Creative Producing. Von 2017 bis 2022 hat sie als Creative Producerin bei der Kinescope Film die Umsetzung von Debütstoffen verantwortet. Nach zahlreichen Produktionen für Kino und TV, sowie der inhaltlichen Betreuung von zwei TV-Serien für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, widmet sich Janina jetzt vermehrt der Tätigkeit als Autorin. Sie lebt und arbeitet in Hamburg und hat einen Koffer in London.

        Drehbuchidee: Erosionen

        PAULAS (33) Schwester ist als Teenagerin ohne jede Spur zu hinterlassen verschwunden. Jahre später versucht sie ihr eigenes Leben aus dem Schatten des Verlustes und der Trauer herauszulösen. Ihre Mutter AMY (63) hingegen hängt in der Vergangenheit und hält an der Hoffnung fest, ihre jüngere Tochter könnte zurückkehren. Als das Haus, in dem Paula aufgewachsen ist, durch Küstenerosionen bedroht wird und Amy sich weigert, den Ort zu verlassen, an den die Verschwundene zurückkehren könnte, macht Paula sich auf die Suche nach Antworten. Antworten, von denen sie sich eine Erlösung für ihre Mutter erhofft, aber auch für sich selbst. Je tiefer Paula in die Vergangenheit eintaucht, umso mehr Schichten sie abträgt, desto deutlicher wird, dass sich die schmerzhaften Veränderungen nicht aufhalten lassen. Aber sie geben den Blick auf lange Verborgenes frei.

        PAULA (33) hat sich, weit entfernt von ihrer dysfunktionalen Familie und ihrer Vergangenheit, ein neues Leben in der Stadt eingerichtet. Zwanghaft versucht sie eine perfekte Beziehung mit ihrer Partnerin LARA (36) zu führen und sich eine stabile Zukunft aufzubauen, immer von der Angst getrieben, nicht „gut genug“ zu sein. Doch die Vergangenheit lässt sich nicht abstreifen: Vor zehn Jahren ist Paulas jüngere Schwester ELLA nach einer Party spurlos verschwunden. Die Polizei hat die Suche irgendwann aufgegeben. Es wurde vermutet, dass Ella betrunken in der Dunkelheit von den Klippen gestürzt sei und ihre Leiche durch die Strömung ins Meer hinausgezogen wurde.
        Paula hat den Verlust akzeptiert und will nach Jahren des Trauerns und des Ausharrens nur nach vorne schauen. Um auch offiziell mit dem Verschwinden abschließen zu können, soll Ella amtlich für Tod erklärt werden. Doch Paulas Mutter AMY (64) verweigert die Unterschrift. Sie ist überzeugt, dass Ella noch lebt und nach Hause zurückkehren wird. Ihr Haus gleicht einem Museum, gefüllt mit Memorabilien, die Ellas Karriere als aufstrebende Leistungsturnerin dokumentieren. Dagegen ist Paula mit ihren Piercings, Tätowierungen und dem unsteten Leben in der Großstadt nur eine Enttäuschung für ihre Mutter.
        Paulas Heimatort ist schon länger von Küstenerosionen betroffen, die immer weiter voranschreiten und auch Amys Haus bedrohen. Obwohl das Abrutschen der Klippen lebensgefährlich ist, weigert sie sich, das Haus zu verlassen, denn das wäre in ihren Augen ein Verrat an der verschwundenen Tochter.
        Paulas Schulfreund JON (34) war als junger Polizist in die Ermittlungen um Ellas Verschwinden involviert und äußert gegenüber Paula unvermittelt Zweifel an der Unfalltheorie. Aus seiner Sicht waren die Indizien nie wirklich eindeutig.
        Von Zweifeln getrieben, beginnt Paula zu recherchieren. Als die Erosionen das im Garten befindliche Spielhaus der Schwestern in die Tiefe reißen, findet Paula in den Trümmern Hinweise, die Ellas Schicksal in ein ganz neues Licht rücken. Immer drängender wird die Frage, was in der Nacht des Verschwindens tatsächlich passiert ist.
        Je klarer Paula die Geschehnisse jener Nacht durchdringt, umso mehr Fragen zu Ellas psychischen Zustand vor dem Verschwinden tun sich für sie auf. Um der Sache auf den Grund zu gehen, muss sie sich notgedrungen mit ihrer eigenen komplizierten, Schuld behafteten Beziehung zu ihrer Schwester auseinandersetzen. Dabei stößt sie auf Hinweise, die auch Amys Rolle als perfekte, bedingungslos liebende, Mutter infrage stellen.
        Paula verstrickt sich zunehmend in ein Netz aus Lügen und falschen Erinnerungen, in dem plötzlich jeder, der Ella nahestand, schuldig scheint.

        Portrait von Shebby Kirteeri © Shebby Kirteeri

        Shebby Kirteeri

        Nachdem Shebby, eine gelernte Hotelfachfrau, nach 24 Jahren in einem großen Konzern im kaufmännischen Bereich arbeitete, wollte sie sich im sozialen Bereich engagieren. Sie arbeitete mit Flüchtlingen und mit Menschen mit Behinderungen. Die Ausbildung zur psychologischen Beraterin führte sie zu einer Weiterbildung im biografischen Schreiben. Das Drehbuch "Selmas Verlangen nach Kirschen" ist eine Herzensangelegenheit.

          Drehbuchidee: Selmas Verlangen nach Kirschen

          Es ist die Geschichte von vier Frauen, aus drei Generationen, im Spagat zwischen
          zwei Welten. Weil Selma (48), seit ihrer Kindheit zerrissen ist, zwischen der Angst,
          die Erwartungen der türkischen Gemeinschaft und ihrer Familie nicht zu erfüllen, und
          dem Wunsch, nach einer Existenz, frei und selbstbestimmt, führt sie ein turbulentes
          Doppelleben.

          Es ist die Geschichte von vier Frauen, aus drei Generationen, im Spagat zwischen zwei Welten.
          Weil Selma (39), seit ihrer Kindheit zerrissen ist, zwischen der Angst, die Erwartungen der türkischen Gemeinschaft und ihrer Familie nicht zu erfüllen, und dem Wunsch, nach einer Existenz, frei und selbstbestimmt, führt sie ein turbulentes Doppelleben.
          Selma will heiraten, und das auf ganz bewährte deutsche Art. Ihrer türkischen Familie verheimlicht sie ihre baldige Hochzeit. Als dann an ihrem großen Tag die Stühle der Brautseite leer bleiben, muss eine Notlüge her. Eine plötzliche Herzattacke der Mutter, der Bus musste umdrehen und keiner ihrer Gäste würde erscheinen. Dumm gelaufen für Selma. Denn alle sind sich einig: die Hochzeit wird verschoben. Selma fährt nach Witzenhausen, um ihrer Mutter die Wahrheit zu sagen. Wie immer versteht ihre Mutter Selma falsch und wirft sie, nichts ahnend, auf den türkischen Heiratsmarkt. Plötzlich hat Selma nicht nur einen deutschen Verlobten, sondern auch noch etliche heiratslustige türkische Kandidaten am Hals, denen sie, in der Wäscherei der Mutter und der Kirmes, die immer um diese Zeit in der idyllischen Kirschenstadt läuft, zu entfliehen versucht. Während des obligatorischem Kirschkern-Weitspuck-Wettbewerbs, ist es ausgerechnet der vermeintlich größte Macho aus Witzenhausens, der Selmas türkische Seite wieder erweckt.
          Selmas Verlangen nach Kirschen feiert die Bedeutung, sich selbst treu zu bleiben und die eigenen Gefühle ehrlich zu reflektieren. Mit humorvollen Verwicklungen, romantischen Enthüllungen und einer Reise der Selbstakzeptanz zeigt der Film, dass es manchmal ein turbulentes Abenteuer braucht, um die wahren Wünsche des Herzens zu erkennen. Selma entdeckt die Kraft der Liebe, die jenseits von kulturellen Vorurteilen liegt, und findet schließlich das Glück, das sie schon immer gesucht hat

          Portait Corinne Le Hong © internationale filmschule köln, ifs

          Corinne Le Hong

          Corinne studierte Medienwissenschaften in Frankreich und Kunst in der Schweiz. Als Regieassistentin arbeitete sie u.a. mit Wenders, Jarmusch, von Trier, von Trotta, Tykwer. 2005 gründete sie den Medien-Übersetzungs-Service DUBDOLLS. Ihr Kurzfilm GRIMMS MEISE mit Devid Striesow und Petra Schmidt-Schaller feierte 2012 in Cannes Premiere. 2015 absolvierte sie den M.A. Serial Storytelling an der ifs Köln. Sie ist Creatorin der preisgekrönten Webserien WORT ZUR SOCKE und HERMANN SOX und leitet den dffb/SERIAL EYES-Workshop "Diverses Storytelling in der Digital Short Form Serie".

          Drehbuchidee: Die Füße im Feuer

          Die Afghanistan-Veteranin Meika, 40, ist mit ihrem Leben im "Polentransporter" aus der Normgesellschaft ausgestiegen. Als sie bei einem Auftrag ihrem Peiniger wiederbegegnet, beginnt ihr Weg hinaus aus dem selbst auferlegten Tabu ihres Kriegstraumas hinein in die innere Freiheit.

          Meika ist 40 und Kriegsveteranin. Sie ernährt sich von Tütensuppen und schläft nur wenige Stunden. Trinkt Kaffee. Unmengen. Ansonsten ist sie da draußen - trainiert im Park Krav Maga, Nahkampftechnik - und beißt sich durch. Einmal die Woche muss sie in die Therapiegruppe der Bundeswehr. Weil es eine Akte über sie gibt, weil sie gewalttätig und renitent ist. Aber die verstehen nicht… ja, sie schlägt zu, blitzschnell, erbarmungslos. Aber nur dann, wenn jemandem Unrecht droht. Als sie so einem jungen Mädchen beistehen will, wird sie verhaftet, landet vor Gericht und fliegt aus der Bundeswehr.
          Kurzerhand geht sie zur 35. Geburtstagsparty ihres Brudis Beat, den sie seit ihrer Rückkehr ins Zivilleben nicht mehr gesehen hat. Vor lauter Aufregung benimmt sie sich total daneben, lässt sich voll laufen und klaut was, aber der beste Freund von Beat, Malte, 37, nimmt sie unter seine Fittiche und die beiden schockverlieben sich. Er lebt und arbeitet als Kurier in seinem Transporter. Auf diese Weise kann er sich dem zivilen Leben entziehen, in dem er nicht mehr zurecht kommt und das passt Meika wunderbar. Als er eines Morgens tot neben ihr liegt, macht Meika einfach weiter. Tod kennt sie, damit kann sie umgehen. Aber Malte wusste, dass er an Krebs leidet und hat ihr seinen Transporter vermacht, so hat sie ein Auskommen als Kurierin.
          Beat spürt sie auf, schleppt sie mit auf die Jagdhütte des verstorbenen Vaters und bei einem Absinth-Besäufnis bricht sich die Erinnerung Bahn: Gerade mal 18 war Meika, als sie auf dem Ausbildungsschiff der Bundeswehr bei einer Art Ritus vergewaltigt wurde. Das waren Männer, Hunde. Aber ihre beste Freundin hat sie in die Falle gelockt und sie festgehalten. Meika hat verdrängt, was ihr passiert ist. Doch die Wahrheit ist: Es ist nicht weg und verpestet ihre Seele.
          Sie sucht ihren ehemaligen Ausbilder auf und erfährt, dass ihr Vergewaltiger ihre Freundin geheiratet und die beiden zwei Töchter haben. Jetzt kann Meika nicht mehr so tun, als wäre sie die Starke. Sie muss ihre Scham überwinden und zugeben, dass sie ein Opfer ist. Sie freundet sich mit Emily, 15, der jüngeren Tochter an und schleust sich so in die Familie ein. Sie muss für Gerechtigkeit sorgen. Für sich selbst. Dies tut Meika in einem Showdown, wo sie den Spieß umdreht. Denn sie ist die Katze. Und die hat sieben Leben.
          DIE FÜSSE IM FEUER ist ein Psychothriller, in dem das Opfer auch Ermittlerin ist. Oder anders
          gesagt: TAXI DRIVER meets PROMISING YOUNG WOMAN.

          Jasmin Schellong

          Jasmin Schellong wurde in einem Jahrzehnt geboren, als Twix noch Raider hieß und absolvierte eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin. Sie arbeitet an einer Uniklinik und studierte Geschichte an der Ludwig-Maximilians Universität München. 2019 war sie Stipendiatin der Bayerischen Akademie des Schreibens. Im Jahr 2021 ging sie als Stadtschreiberin vier Monate nach Hamburg.

            Drehbuchidee: Ich bin nicht mehr unsichtbar

            HANNAH (38) arbeitet als Tierarzthelferin in der Tierklinik ihrer Mutter DOREEN (65). Nachdem ihr Gesicht bei einer Säureattacke als Teenagerin verätzt wurde, lebt sie zurückgezogen zusammen mit ihrer dominanten Mutter und kann kein Vertrauen zu anderen Menschen aufbauen. Unverhofft treten YUNUS (41) und MARCELLA (35) in ihr Leben und durch sie lernt Hannah zum ersten Mal, die Welt außerhalb der mütterlichen Kontrolle kennen. Doch ihrer Mutter ist Hannahs neue Freude am Leben ein Dorn im Auge. Sie versucht ihre Tochter an sich zu binden. Schicht um Schicht offenbart sich das wahre Verhältnis zwischen Mutter und Tochter und wie eng Familienbande und Komplizenschaft miteinander verknüpft sind.

            Die entstellte Tierarzthelferin Hannah (40) ist beruflich und privat von ihrer dominanten Mutter, der Tierärztin Doreen (64), abhängig. Grund hierfür ist eine Verätzung auf ihrer linken Wange, die bei einem Unfall geschah. Während Hannah sich die eigene Unsichtbarkeit wünscht, geht ihre Mutter Doreen als vorrätehamsternde Prepperin mit Kontrollwahn und notorischer Angst vor dem Weltuntergang unter dem Haus buchstäblich in den Untergrund. Als Hannah den Fotografen Yunus (42) kennenlernt, entdeckt sie zum ersten Mal das Gefühl der Intimität.
            Yunus, ein ehemaliges Frühchen kann Berührungen schlecht ertragen und hat auf seiner AOK-Karte, die Stellen markiert, an denen er nicht angefasst werden möchte. Die Beziehung zwischen Hannah und Yunus knüpft zarte Bande, zusehends verschlechtert sich jedoch das Verhältnis zu ihrer Mutter. Deshalb verschweigt Hannah ihre Treffen mit Yunus. Als schließlich die Wahrheit ans Licht kommt, eskaliert der Konflikt zwischen Mutter und Tochter. Doreen ist nicht bereit, Hannah gehen zu lassen, und setzt alles daran, sie weiter unter ihrer Kontrolle zu behalten.
            Parallel wird die Welt tatsächlich von einer akuten Katastrophe heimgesucht. Nachdem sich Hannah mit ihrer Mutter, Yunus und ein paar anderen Leuten in den En-Suite-Bunker retten kann, wirkt der begrenzte Raum katalysierend wie ein Brennglas über einem Ameisenhaufen. Hannah steht bald vor der Entscheidung, ob sie weiterhin in der Isolation ihrer Mutter gefangen bleiben will oder den Mut findet, für ihre Freiheit zu kämpfen und buchstäblich aus der Unsichtbarkeit herauszutreten.
            Auf den ersten Blick ein Coming-of-Age, entwickelt es sich zum Kammerspiel mit dystopischen Elementen, jedoch ohne obligatorische Zombies. Nachdem die Welt vermeintlich schon untergegangen ist, darf zu guter Letzt neben der 10-Liter-Flasche Olivenöl aber auch eine gute Portion Humor nicht fehlen. „Ich bin nicht mehr unsichtbar“ zeigt, welchen Einfluss Ängste auf unser Leben haben können und welchen Mut es erfordert sich seiner größten Furcht zu stellen.

            Stipendiatinnen und Stipendiaten des Autorenstipendium Drehbuch 2021/2022

            Leonie Below

            Leonie Below studierte Europäische Medienkultur in Weimar und Lyon, bevor es sie zum Masterstudium an die Filmuniversität Babelsberg verschlug. Seit ihrem Abschluss ist sie als freie Autorin im Bereich Film/Fernsehen, Hörfunk und Literatur tätig. Ihr Kinderbuch-Debüt „Grüße aus der pinken Hölle“ erschien bei dtvjunior.

              Drehbuchidee: Loch im Herz

              Die erfolgreiche Eventmanagerin Leslie (29) und die schwerkranke Logopädin Zehra (25) haben nichts gemeinsam - außer der Tatsache, dass sie nach einer schweren Herz-OP ein Krankenhauszimmer teilen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten merken die beiden, dass es gemeinsam viel leichter ist, der Krankheit den Kampf anzusagen.

              Die ehrgeizige Influencerin „Leslie Macchiato“ kann sich vor Klicks kaum retten. Doch dann muss sie aufgrund eines Tumors am offenen Herzen operiert werden. Ihre Chefin soll von der OP nichts erfahren und ihren Followern erzählt sie, sie mache „Digital Detox“. Im Krankenhaus teilt sie sich das Zimmer mit der lebenslustigen – und nervtötenden – Zehra. Die hat einen komplizierten angeborenen Herzfehler und ist Langzeitpatientin auf der Kardiologiestation. Außerdem ist sie Meisterin darin, Leslie in unangenehme Situationen zu bringen.
              Leslie will nur eines: So schnell wie möglich zurück vor die Kamera. Denn ein wichtiges Interview mit einem bekannten Comedian rückt näher und das will sie auf keinen Fall ihrem Kollegen „Erich Espresso“ überlassen. Zehra will unbedingt mitkommen. Sie hilft Leslie, sich unbemerkt auf den Termin vorzubereiten. Doch am Tag des Interviews schleicht Leslie sich alleine aus dem Krankenhaus. Zehra folgt ihr ins Studio, um ein Selfie mit dem Comedian zu ergattern. Die Aufregung hält ihr krankes Herz jedoch nicht aus und Zehra bricht zusammen. Als herauskommt, dass sie zu Leslie gehört, verliert die Influencerin ihren Job. Erich wird ihr Nachfolger. Leider ist das Format mit ihm
              als Moderator deutlich erfolgreicher.
              Frustriert entscheidet Leslie sich, ihren eigenen YouTube-Kanal zu gründen. Und Zehra entscheidet sich, ihre Managerin zu sein – ob Leslie nun will oder nicht. Für das erste Video hat sie eine grandiose Idee: Leslie soll live auf ihrem Kanal übertragen, wie sie ihre Mutter, von der sie als Baby weggegeben wurde, zum ersten Mal trifft. Gemeinsam machen sich die beiden auf die Suche nach Leslies Erzeugerin. Dabei findet Leslie ungewollt zu sich selbst – und zu ihrem Herzen.

              Potrait Timon Jansen © Samuel Bosshardt / privat

              Timon Jansen

              Timon Jansen, geboren 1990 am Niederrhein, ist Autor und Regisseur. Er inszenierte u.a. am Theater Basel, dem Residenztheater München und bei den Treibstoff Theatertagen Basel. Er studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und Regie in Zürich. Seine Inszenierung „Sommergäste“ nach Gorki war zum Körber Studio Junge Regie sowie zum Schauspielschultreffen eingeladen.

                Drehbuchidee: Once Upon a Time in Westdeutschland

                Inmitten der verwüsteten Einöde des rheinischen Braunkohletagebaus filmt eine Gruppe von Jugendlichen ihren eigenen „Kartoffel-Western“. Während die Dörfer immer mehr dem Tagebau weichen müssen, suchen sie mithilfe der Dorfgemeinschaft eine Heimat jenseits von Feldern und Kraftwerken.

                Ein junger Außenseiter dreht mit seinen Freundinnen und Freunden einen Westernfilm inmitten des Braunkohletagebaus Garzweiler und mobilisiert damit die Dorfgemeischaft, um das Verschwinden ihrer Heimat aufzuhalten.
                Der zurückhaltende Außenseiter Theo (15), will Filmemacher werden, um der Ödnis seiner Heimat Keyenberg zu entkommen, einem Dorf unmittelbar am Braunkohletagbau Garzweiler. Aber er schafft es nicht einmal seinen besten Freundinnen und Freunden Jaika (15), Ibo (14) und Matea (15) von seinem Traum zu erzählen. Statdessen warten sie teilnahmslos an der Abrisskante bis sie endlich abhauen können, während sich der riesige Schaufelbagger immer tiefer in die Landschaft frisst. Nur seiner Mutter Linda (42), die Lehrerin an Theos Schule ist, vertraut er sich an und sie ermutigt ihn, seiner Phantasie zu vertrauen.
                Theos Vater Christof (45) leitet die Umsiedlungen für den Energiekonzern, der den Tagebau betreibt, und versichert, dass Keyenberg nicht abgebaggert wird. Doch plötzlich soll auch dieses Dorf dem Tagebau zum Opfer fallen. Während Linda den bevorstehenden Verlust nicht verkraftet, lässt Theo sein bedrohtes Dorf hinter sich, um mit seinen Freundinnen und Freunden im benachbarten Geisterdorf Immerath endlich seinen Film zu drehen. Dort treffen sie auf die vergessene Witwe Erna (82), die sie ermutigt, ihre eigene Geschichte in dieser westernhaften Kulisse festzuhalten.
                Beflügelt von dieser neuen Freiheit, filmt die Gruppe um Theo einen Western, der von ihrem Leben am Baggerloch erzählt. Doch als der Tagebau auch seine Familie bedroht, erkennt Theo seine Verantwortung als Filmemacher: Er mobilisiert mit Erna alle, die noch da sind, um ihr Dorf zu retten – doch seine Mühen sind umsonst. Erna stirbt und seine Heimat verschwindet. Zehn Jahre später kommt es schließlich zur Filmpremiere, während der ehemalige Tagebau bereits zum See geflutet wird…
                In dieser Coming-Of-Age-Geschichte erlebt Theo Freiheit und übernimmt Verantwortung, verliert aber trotzdem seine Heimat. Es ist die Geschichte einer Dorfgemeinschaft, die den existenziellen Verlust überwindet, indem sie sich neu erfindet.

                Stephanie Quitterer

                Stephanie Quitterer studierte Politik und Schauspielregie und arbeitete am Deutschen Theater Berlin. Aus einem Projekt entstand ihr erstes Buch „Hausbesuche. Wie ich mit 200 Kuchen meine Nachbarschaft eroberte“ (Random House). Ihr Jugendbuch „Weltverbessern für Anfänger“ (Gerstenberg) wurde für den Paul-Maar-Preis und den Oldenburger Jugendbuchpreis nominiert. Quitterer erhielt zahlreiche Stipendien und ist 2021 Stadtschreiberin in Nördlingen.

                  Drehbuchidee: Die Frauenquote

                  Michael sieht sich am Höhepunkt seiner Karriere: er soll endlich und verdientermaßen in den Vorstand berufen werden. Doch gerade jetzt wird die Frauenquote umgesetzt: verbindlich, höchst vorschriftlich und noch dazu von oberster Stelle rigoros kontrolliert. Da bleibt Michael nur, die bittere Pille zu schlucken und selbst zur Frau zu werden.

                  Wundert es jemanden, dass nur 6% der Regierungschefs weltweit weiblich sind? Obwohl Frauen 50% der Weltbevölkerung stellen? Nein. Auch nicht, dass in den 200 umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands der Frauenanteil in Vorständen bei 12% liegt. Und die 30 DAX-Vorstandsvorsitzenden alle männlich sind. Qualität setzt sich von selbst durch, heißt es. Dabei zeigen Studien längst, dass die gläserne Decke kein Mythos ist. Dass man eben nur Thomas oder Michael heißen muss, um sie zu durchbrechen. Die neue Frauenquote bringt so manche Herrenclubs ins Schwitzen. Wie weit würden sie gehen, um dieses Unter-Sich-Bleiben auch gegen strengere Auflagen durchzusetzen? In FRAUENQUOTE hat der smarte wie sexistische Top-Manager Michael, 48, Head of Bagger, beste Chancen auf den nächsten frei werdenden Vorstandsposten. Seine Sales laufen grandios, die Untergebenen hängen ihm an den Lippen, mit seinen Kumpels, Thomas, 49, Head of Beton, und Clemens, 53, Head of Bleche, führt er ein Leben auf der Überholspur, gesäumt von Champagner, Yacht-Club und Nutten.
                  Als Vorstand Heberich, 62, einem Sattelschlepper die Vorfahrt nimmt, kauft Michael schon mal die Villa an der Amalfi-Küste: jetzt kann Papi, 76, das Sticheln lassen, dass Christoph, 52, Michaels Bruder und Vorzeige-Sohnemann, schon mit 50 CEO geworden sei.
                  Doch als Michael beim Vorsitzenden, 60, zum inoffiziellen Antrittsbesuch reinschneit, rudert der zurück: die Investorinnen aus Skandinavien bestehen auf eine Frau im Vorstand. Michael ist empört. Er hat es schließlich verdient! Ob man nicht ihn zur Frau machen könnte? Nach außen hin nur? Damit wäre allen geholfen. Keine Frau, wegen der man sich benehmen und auf so vieles Lustige verzichten müsste. Verlockend. Die Herrenrunde diskutiert feuchtfröhlich die Idee, man kleidet Michael probeweise ein. Großer Spaß, der funktionieren könnte.
                  Aber als Michael am nächsten Tag aufwacht, ist er plötzlich wirklich eine Frau. Und da ist nix mehr mit Spaß. Denn alle benehmen sich, als wäre Michael nie jemand anderer gewesen! Mit einem Mal hat er ein völlig anderes Standing in der Firma – und im Alltag. Obwohl er rein gar nichts anders macht als als Mann! Außerdem hat er jetzt seine Kinder, die emanzipierte Hanna, 17, Benschi, 12, und Marlene, 5, an der Backe, während sein Mann, 54, seiner Karriere und Affäre frönt. Und dann ist da auch noch die Damenrunde, Ladies who lunch, mit denen er befreundet zu sein scheint. Warum gleich nochmal??
                  Weil er offenbar seinem neuen Leben so schnell nicht mehr entkommt, setzt sich Michael schließlich mit Geschlechterrollen und Alltagssexismus auseinander – und lernt, Frau zu sein. Und als Thomas für den Vorstandsposten tatsächlich als Frau antreten soll, nimmt Michael den Kampf auf.

                  Portrait Niklas Trinkhaus © Charlie Lézin / Niklas Trinkhaus

                  Niklas Trinkhaus

                  Nach dem Studium der Gesellschaftstheorie absolvierte Niklas eine Weiterbildung zum Drehbuch-Autoren und ein Volontariat im Development (fiktionale und non-fiktionale Stoffentwicklung). Gegenwärtig arbeitet er als Writers Assistant und entwickelt Serien- und Spielfilmstoffe.

                    Drehbuchidee: Wem gehört das Haus?

                    Zwei Familien geraten in einen erbitterten Nachbarschaftsstreit. Psychische Verdrängung auf der einen und die Angst vor räumlicher Verdrängung auf der anderen Seite heizen den Konflikt an und bringen die Substanz des Hauses in Gefahr. Ein Kammerspiel im Altbau über Eigentum, Verdrängung und Versöhnung.

                    Zwei Familien geraten in einen erbitterten Nachbarschaftsstreit. Psychische Verdrängung auf der einen und die Angst vor räumlicher Verdrängung auf der anderen Seite heizen den Konflikt an und bringen die Substanz des Hauses in Gefahr. Ein Kammerspiel im Altbau über Eigentum, Verdrängung und Versöhnung.
                    Stefan Schröder (55), ein frisch geschiedener und in die Jahre gekommener Posaunenlehrer, erbt einen dreigeschossigen Altbau mitten im Bremer Steintor-Viertel. Was für andere ein Hauptgewinn wäre, ist für Stefan eine Belastung. Denn hier wurde er als Jugendlicher von seinem Stiefvater verprügelt und später rausgeschmissen. Doch ein Haufen Schulden und die im Falle eines Verkaufs fällige Erbschaftssteuer halten ihn davon ab, das Haus einfach zu verkaufen. Außerdem hofft er durch die Renovierung die Beziehung zu seiner (Ex-)Frau Bettina (47) wiederherzustellen und erzählt ihr nichts von seinem Trauma.
                    Bei den Renovierungsarbeiten treffen die Schröders auf Familie Yildirim, die seit 20 Jahren im unteren Teil des Hauses wohnt. Die ersten Begegnungen versprechen eine gute Nachbarschaft, auch wenn Gewerkschaftssekretär Kenan (45) das Haus gerne selber gekauft hätte. Und im Grunde ist ja genug Platz für alle da – so sieht es zumindest Defne Yildirim (41). Allerdings gefällt ihr nicht, wie begeistert ihre Tochter Selin (18) von Bettinas Arbeit als Schauspielerin ist. Die beiden Söhne Jan (17) und Adal (16) kennen sich aus der Schule – und können sich nicht leiden. Stefan versucht, während der Renovierung alles loszuwerden, was ihn an seine Jugend erinnert. Deshalb geht schon in den ersten Tagen jede Menge Mobiliar zu Bruch. Gleichzeitig kommen sich Stefan und Bettina langsam wieder näher. Aber Stefan ist alles andere als ein begnadeter Handwerker und so werden bei seinen „Reparaturen“ auch allerlei Gegenstände der Yildirims zerstört und das sich im Haus ausbreitende Chaos bringt Kenan zur Verzweiflung: Immerhin hatte er das Haus in den letzten Jahren in Schuss gehalten. Stefan wiederum findet, dass die Yildirims zu wenig Miete zahlen und fühlt sich um sein Erbe gebracht. Der Streit zwischen den beiden Männern eskaliert und führt zu immer größerer Zerstörung – worunter auch die gerade wiederbelebte Beziehung von Stefan und Bettina leidet – bis das Haus kurz vor der völligen Unbewohnbarkeit steht.

                    Portrait Claire Walka © Claire Walka / privat

                    Claire Walka

                    Claire Walka studierte Film an der HfG Offenbach. Ihre Kurzfilme werden international auf Festivals gezeigt und prämiert, sie veröffentlicht Texte in Anthologien & Zeitschriften, nahm 2008 am Berlinale Talent Campus teil, war Stipendiatin im Künstlerhaus Lauenburg und der Villa Willemsen.
                    www.clairewalka.de

                      Drehbuchidee: Viel zu nah

                      In „Viel zu nah“ verliert Renate (57) ihre Arbeit als Verkäuferin. Um die entstandene Leere zu füllen, beobachtet sie ihre Nachbarn, ahmt sie nach. Besonderes Interesse weckt die Fotografin Mia (28) im Ferienappartement gegenüber. Renate spioniert sie aus und mischt sich immer mehr in ihr Leben ein.

                      Renate (57) verliert nach 40 Jahren ihre Arbeit als Verkäuferin. Noch dazu wandert ihre beste Freundin Ruth (60) nach Portugal aus. Selbst das Falten lustiger Origami-Tiere, Renates größtes Hobby, macht keinen Spaß mehr. Um die Leere zu füllen, beginnt sie ihre Nachbarn zu beobachten, doch nur Zuschauen reicht ihr bald nicht mehr. Sie lässt sich im Ferienapartment gegenüber als Putzfrau engagieren, jetzt kann sie auch heimlich die Sachen der Gäste begutachten.
                      Als die extravagante Künstlerin Mia (28) auftaucht, ist Renate sofort fasziniert und folgt ihr überall hin. Sie kauft wie Mia knallbunte Kleidung auf dem Flohmarkt (sonst trägt Renate nur Dunkles), schießt dieselben skurrilen Fotos oder versucht dasselbe exotische Gericht zu kochen, wofür sie sogar zum Opernglas greift.
                      Doch dann kippt Mias Stimmung, sie sitzt nur noch auf der Couch. Renate kann das nicht lange mitansehen. Sie überrumpelt Mia im Apartment unter dem Vorwand, putzen zu müssen. Dabei findet Renate heraus, dass Mia vor ein paar Monaten Mutter geworden ist und deutet deren Lethargie nun als Trauer um ein totes Kind.
                      Renate mischt sich weiter ein, sie geht für Mia einkaufen oder versucht, sie fürs Origami-Falten zu begeistern. Schließlich kontaktiert sie sogar heimlich David (28), Mias Freund, und bittet ihn zu kommen. Als dieser kurz darauf mit der für tot gehaltenen Hannah (6 Monate) auftaucht, ist Renate geschockt.
                      Zwischen dem Paar kommt es zu einem heftigen Streit. Renate lauscht und erfährt, dass Mia sich durch die Mutterschaft, aber auch von David, eingeengt fühlt und sich eine Auszeit nehmen wollte. Von Mias erneuter Zurückweisung gekränkt, haut David ab und lässt Hannah bei Mia zurück. Die ist stinksauer und will auf keinen Fall nach Hause.
                      Da das Apartment schon weitervermietet ist, bietet Renate Mia an, ein paar Tage in ihrer Wohnung unterzukommen und sich um Hannah zu kümmern, damit Mia doch noch zu ihrer Auszeit kommt. Beim obsessiven Origami-Falten findet Mia tatsächlich wieder in ihren künstlerischen Flow, sie baut eine riesige, abstrakte Landschaft aus Origami-Skulpturen in Renates Wohnzimmer. Währenddessen wird Renate durch den intensiven Kontakt zu Hannah mit ihrem verdrängten Schmerz über eine erlittene Fehlgeburt und die eigene Kinderlosigkeit konfrontiert. Vor Mia lässt sich Renate aber nichts anmerken, sie behauptet sogar, nie Kinder gewollt zu haben, weil sie glaubt, so leichter die Sympathie und das Vertrauen von Mia zu gewinnen. Nicht gänzlich überzeugt bohrt Mia immer wieder nach, Renate verstrickt sich zunehmend in Lügen. Die anfangs gute Stimmung wird angespannter, beide Frauen beäugen sich misstrauisch, bis es schließlich zur Eskalation kommt. Renate bleibt gedemütigt und allein zurück. Ihr Versuch, als Ersatzmutter ein verpasstes Leben nachzuholen, scheitert, aber es gelingt ihr, mit der Vergangenheit Frieden zu schließen und einen Neubeginn zu wagen.

                      Die Drehbuchentwicklung wurde unterstützt von MOIN Filmförderung Hamburg
                      Schleswig-Holstein.

                      Aktualisiert am 07.05.2025, 10:59 Uhr