Neun weitere VAG Busse für Charkiw
Sechs Diesel-Solobusse, Baujahre 2008/2009, und drei Gas-Gelenkbusse, Baujahr 2007, konnten im Juli in die Hände ukrainischer Fahrer des Charkiwer Verkehrsbetrieb „Saltivske Tram Depo“ übergeben werden.
Die VAG hatte die Busse, die jeweils bereits zwischen 830.000 und fast 1.000.000 Kilometern zurückgelegt haben, zuvor aus ihr Flotte genommen.
Silvie Preußer vom Amt für Internationale Beziehungen der Stadt Nürnberg hatte auch dieses Mal die roten Nummernschilder besorgt und alles Formale erledigt.
"Es war klar, dass es dieses Mal unterwegs schwierig werden würde. Die Gasbusse unterwegs zu betanken, war eigentlich unmöglich. Deshalb wurden sie schließlich nach Charkiw abgeschleppt, wo es eine Gasstation gibt. Sie können also in Betrieb genommen und im Alltag mit Gas betankt werden“, so Silvie Preusser, die auch während der Rückfahrt mit den Fahrern in Kontakt blieb.
Eine Herausforderung für die Fahrer
Für die Fahrer aus Charkiw ist der Tripp nach Deutschland und zurück anstrengend. Nie wissen sie, was sie unterwegs erwartet, wie lange sie an der Grenze stehen, ob sie gut in Charkiw ankommen.
Das Team des Charkiver Verkehrsbetriebs ist aber entschlossen, den öffentlichen Personennahverkehr in ihrer Stadt am Laufen zu halten und nimmt deshalb die nicht ungefährliche und strapaziöse Reise auf sich.
Jedes Fahrzeug hilft
Auch der Sprecher des Vorstandes der VAG, Tim Dahlmann-Resing, ist überzeugt vom Nutzen: „Wir sind uns sicher, dass die Busse, auch, wenn wir sie ausgemustert haben, in Charkiw noch gute Dienste tun werden.
Die ersten drei Busse laufen täglich und haben bisher wenig Probleme bereitet. Der Verkehrsbetrieb in Charkiw ist sehr zufrieden, wie wir aus Rückmeldungen wissen. An einen Kauf von neuen Fahrzeugen ist nicht zu denken, da fehlen die finanziellen Mittel.“
Drei Busse für unsere Partnerstadt Charkiw
Bereits im Februar nahmen ukrainische Fahrer von Oberbürgermeister Marcus König, VAG-Vorstandssprecher Tim Dahlmann-Resing und Michael Sievers, VAG Geschäftsbereichsleiter Buswerkstätten, drei Omnibusse in Nürnberg in Empfang.
Für einen symbolischen Betrag hatte die Stadt Nürnberg die Busse von der VAG erhalten, um sie dem Charkiwer Verkehrsbetrieb „Saltivske Tram Depo“ zur Verfügung zu stellen.
„Wir hatten einmal 500 Busse für Charkiw, wir und eine Reihe privater Unternehmen. Alle privaten haben aufgegeben, viele Busse sind zerstört. Wir haben aktuell noch 83. Dabei waren wir einmal eine zwei Millionen Metropole mit einem sehr guten Nahverkehr, mit Bussen, Straßen- und U-Bahnen.“ erklärt Vladislav Pryimak, Direktor der Saltivske Tram Depo, der mit den Fahrern nach Nürnberg gekommen war.
Auch die verbliebenen Oberleitungsbusse in Charkiw fallen regelmäßig aus, da es zu anhaltenden Stromausfällen durch zerstörte Infrastruktur oder Stromabschaltungen aufgrund von Reparaturarbeiten kommt.
„Wir sind sehr froh, dass wir als Partnerstadt gemeinsam mit der VAG etwas helfen können, damit die Menschen in Charkiew für notwendige Wege zumindest auf Busse setzen können. Das ist uns eine Herzensangelegenheit und wissen doch, dass das Leid und die Not sehr viel größer sind“, sagte Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König.
Nach einer technischen Einweisung durch das VAG Team, brachen die Fahrer mit den Bussen auf die rund 2.200 km weite Reise in die Ostukraine auf. In Prag nahmen sie zwei weitere Busse in Empfang.
Die MAN A21 Lions City Busse, die 2009 erstmals in Betrieb genommen wurden, wurden nach 15 Jahren aus der VAG Flotte genommen – auch um Platz zu schaffen für neue E-Fahrzeuge.
Die VAG wird im Laufe des Jahres weitere Busse an Charkiw abgeben und in jedem Fall auch Kontakt halten, beispielsweise für Wartungs- und Reparaturfragen.
Wiedersehen nach einem Jahr
Ein besonderes Ereignis war der Aufenthalt in Nürnberg auch für einen der Fahrer aus Charkiw. Nach über einem Jahr traf er seine Ehefrau und seine Kinder wieder. Sie flüchteten 2022 aus der Ukraine und leben seither in der Nähe von Heilbronn. Für das sehnlichst erwartete Wiedersehen reisen sie von dort nach Nürnberg.