Erste Überlegungen, in der Kongresshalle Arbeits- und Ausstellungsräume für Künstlerinnen und Künstler zu etablieren, gehen auf die Bewerbung Nürnbergs um den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2025“ zurück. Über die Bewerbung hinaus hielt man an dem Ziel fest, auf den akuten Mangel an künstlerischen Produktions- und Präsentationsräumen in der Stadt zu reagieren und durch die Erschließung neuer Räumlichkeiten ein attraktives Angebot zu schaffen.
Die Ergebnisse einer ersten Bedarfsanalyse gemeinsam mit Nürnberger Künstlerinnen und Künstlern wurden im Rahmen eines breit angelegten Beteiligungsprozesses weiter verdichtet, sodass man im März 2023 der Öffentlichkeit ein konkretes Raumprogramm vorstellen konnte: Auf über 7.000 Quadratmetern entstehen in vier Sektoren der Kongresshalle Proben- und Aufführungsräume, Ateliers und Galerien sowie Vortragsräume und Flächen für Begegnung und Austausch.
Kultur statt Leerstand
Die Räumlichkeiten im Rundbau der Kongresshalle werden für Künstlerinnen und Künstler nutzbar gemacht.
7.000 Quadratmeter für Kunst und Kultur
Auf mehr als 7.000 Quadratmetern entstehen neue Arbeits- und Ausstellungsflächen – die sogenannten Ermöglichungsräume.
Kunst machen und zeigen
Entstehen soll ein Präsentationshaus (ans Dokumentationszentrum anschließend, rot markiert) sowie ein Produktionshaus (Mitte, rot markiert).
Bühnenräume für die Darstellenden Künste
Auf Performanceflächen, Bühnen und Venues können sich die Darstellenden Künste präsentieren ...
Ausstellungsflächen für die Bildenden Künste
... Bildenden Künstlerinnen und Künstlern stehen Ausstellungsflächen und Galerien zur Verfügung.
Räume für Arbeit und Austausch
Hinzu kommen Arbeitsräume (Ateliers, Werkstätten, Tanz- und Bandprobenräume) und Meetingflächen.
Grundsubstanz bleibt erhalten
Es ist ein einfacher Ausbau geplant. Da der Bau unter Denkmalschutz steht, wird – auch aus Kostengründen – auf tiefgreifende Eingriffe verzichtet.
Gemeinsame Finanzierung mit Bund und Freistaat
Die Kosten für die Ermöglichungsräume betragen circa 44 Mio. Euro. Davon will der Bund 22 Mio. Euro aus dem Förderprogramm "KulturInvest" beisteuern.
Beteiligung der lokalen Kulturszene
Raumkonzept und Betreibermodell werden in einem breit angelegten Beteiligungsprozess gemeinsam mit Nürnberger Kulturschaffenden erarbeitet.
Als nächster Schritt werden die betrieblichen und inhaltlichen Aspekte der Ermöglichungsräume gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren der lokalen Kulturlandschaft ausgearbeitet. Auf dieser Basis lässt sich 2024 die inhaltliche Ausrichtung des Ortes klar umreißen und in ein Betriebskonzept fassen.
Die Kongresshalle wird so zur zentralen Anlaufstelle nicht nur für Nürnbergs freischaffende Kunst- und Kulturszene, sondern auch für deren Publikum. Der Kostenrahmen für die Errichtung der Ermöglichungsräume im Kongresshallen-Rundbau beläuft sich auf 44 Millionen Euro. Der Bund will davon aus dem Förderprogramm „KulturInvest“ 20 Millionen Euro beisteuern. Fördermittel des Freistaats Bayern werden ebenfalls beantragt.
Die Ermöglichungsräume sollen 2028 ihren Betrieb aufnehmen.
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Ein Teil der Räume des Kongresshallen-Rundbaus ist bereits jetzt für unterschiedliche Veranstaltungsformate geöffnet: eine frei bespielbare, neutrale Fläche, die mit jedem neuen künstlerischen Ereignis neu interpretiert werden kann. Die Reihe zeigt damit exemplarisch die Potenziale, die mit den Ermöglichungsräumen für die Produktion und Präsentation von Kunst und Kultur auf knapp 7.300 Quadratmetern in der Kongresshalle erwachsen können.
Die Veranstaltungen in Segment#1 werden immer auf der Startseite dieser Internet-Seite, im Kongresshallen-Newsletter sowie auf Instagram angekündigt.
Das vielfältige Programm wird von einer Evaluation begleitet, die für die weiteren konzeptionellen Planungen der Produktions- und Präsentationsräume wichtige Erkenntnisse bringen kann. Die Evaluation ist ein zentraler Baustein innerhalb der partizipativ gestalteten Fortentwicklung der zukünftigen kulturellen Nutzung.
Die Kongresshalle besteht aus 16 baugleichen Sektoren. Die Ermöglichungsräume werden in den Sektoren eins und zwei und den Sektoren neun und zehn verortet und lassen sich in Hinblick auf ihre zukünftige Nutzung als „Präsentationshaus“ (mit Ausstellungs- und Veranstaltungsräumen, Galerien und Spielstätten) einerseits und als „Produktionshaus“ (mit Probenräumen, Ateliers und Werkstätten) andererseits verstehen. Hinzu kommen Begegnungsflächen (Teeküchen, Vereinsräume, Aufenthaltsräume oder Foyers), die neben den künstlerischen Nutzungen Platz zum Verweilen und zum kommunikativen Austausch bieten.
In den Ermöglichungsräumen stehen künftig über 7.000 Quadratmeter zur künstlerischen und kulturellen Entfaltung zur Verfügung. Im Produktionshaus sind 25 Bandproberäume geplant. Neben einem Tonstudio und Werkstätten sind 49 Räume als Ateliers vorgesehen. Ein großer Tanzsaal mit knapp 200 Quadratmetern befindet sich in Planung. Etwa 750 Quadratmeter sind vorgesehen für Begegnungsflächen und Multifunktionsräume. Im Präsentationshaus stehen auf rund 1.800 Quadratmetern diverse Veranstaltungs- und Ausstellungsräume zur Verfügung.
Öffentlich zugängliche Räumlichkeiten mit Vortragsfläche und Bookshop
Alle Geschosse und Räume sind bestmöglich barrierefrei erschlossen und die einzelnen Sektoren untereinander durchlässig: Vom Produktionshaus gelangt man ohne Umwege ins Aufführungshaus, passiert hierbei die neuen Räumlichkeiten des Staatstheaters (in den Sektoren drei bis acht) und hat dann noch direkten Zugang zum Dokumentationszentrum. Synergien zwischen allen Agierenden, die die unterschiedlichen Räumlichkeiten bespielen, sind unbedingt erwünscht.
Auf tiefgreifende Eingriffe in die bauliche Substanz wird aus Gründen des Denkmalschutzes, aber auch mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit, möglichst verzichtet. Es ist ein einfacher Ausbau geplant. Der Rohbaucharakter des Baus soll erhalten werden: So wird auf ein Verputzen des Mauerwerks oder einen Anstrich verzichtet. Die technischen Anlagen werden weitestgehend sichtbar eingebaut. Alle Maßnahmen unterstehen einer ökologischen Baubegleitung. Für Beheizung und zur Stromversorgung sollen soweit wie möglich regenerative Energien und Fernwärme eingesetzt werden.
Die Kosten
Für die Verwandlung von vier Sektoren zu Ermöglichungsräumen für Kunst und Kultur sind Kosten von 44 Millionen Euro eingeplant. Annähernd die Hälfte davon übernimmt der Bund (20 Millionen Euro) aus dem Förderprogramm „KulturInvest“.
Rückblick: Gemeinsam zum Raumprogramm
Raumplanung als partizipativer Prozess
In die Planungen der Ermöglichungsräume waren und sind die künftigen Nutzerinnen und Nutzer eng einbezogen: Im Rahmen diverser Veranstaltungsformate haben Nürnberger Künstlerinnen und Künstler ihre Bedarfe und Anforderungen an ein kreatives Arbeiten in der Kongresshalle präzisiert. Die Ergebnisse einer ersten Bedarfsanalyse und Machbarkeitsstudie wurden 2021 und 2022 im Rahmen unterschiedlicher Formate konkretisiert und im Nutzungskonzept berücksichtigt. Basis dafür waren Interviews mit regionalen Künstlerinnen und Künstlern unterschiedlicher Sparten und Veranstaltungen wie der „Open-Space“ im Z-Bau im Juli 2022.
Vorstudie
Künstlerinnen und Künstler diverser Sparten brauchen dringend Präsentationsräume in verschiedenster Ausprägung – so das Ergebnis einer im Rahmen der Kulturhauptstadtbewerbung durchgeführten Vorstudie. Darüber hinaus wurde der Bedarf an multifunktional nutzbaren Präsentations- und Meetingflächen, Arbeitsräumen für temporäre und transdisziplinäre Zusammenarbeit sowie Lager- und Depotflächen formuliert. Besonders wichtig bei der Entwicklung einer Vision der zukünftigen Kongresshallennutzung war vielen Befragten eine bewusste Auseinandersetzung mit dem historischen Ort.
Auf dieser Grundlage wurde eine bauliche Machbarkeitsstudie erarbeitet, deren Prämisse eine wirtschaftliche, ortssensible und denkmalgerechte Erschließung war. Die Innenräume sollten dabei im jetzigen Rohzustand verbleiben. Diese Studie stellte fest, dass sich der Kongresshallen-Torso sehr gut zur angedachten Nutzung für Kunst und Kultur eignet.
Im nächsten Schritt zur Planung der Ermöglichungsräume wurden in einem weiteren, breit aufgestellten partizipativen Prozess die Vorarbeiten zur Nutzungskonzeption mit Stakeholdern der Kunst und Kultur in Nürnberg weiter ausgearbeitet und konkretisiert. Hierzu beauftragte die Stadt Nürnberg die Kulturberatung actori GmbH mit dem Projekt „Konkretisierung des Nutzungskonzepts für die Ermöglichungsräume der Kongresshalle Nürnberg“.
„Open Space“ im Z-Bau (Juli 2022)
Den ersten Teil der Bedarfsermittlung bildete eine partizipative Veranstaltung unter dem Titel „Open-Space" im Juli 2022 im Z-Bau in Nürnberg. Über 100 Spartenvertreterinnen und Spartenvertreter der Künste und Kulturen sowie Künstlerinnen und Künstler waren eingeladen, die spezifischen Anforderungen an Räumlichkeiten und Nutzungen der Kongresshalle zu diskutieren und zu formulieren.
Im zweiten Teil wurden die Ergebnisse des „Open-Space“ mittels einer Interview-Umfrage präzisiert. Insgesamt wurden 22 digitale Interviews mit Vertreterinnen und Vertretern der Künste und Kulturen durchgeführt, sodass möglichst alle künstlerischen Sparten abgedeckt werden konnten und die Kunst- und Kulturlandschaft Nürnbergs repräsentativ vertreten war.
Anforderungen der Befragten an die Räumlichkeiten
Zur Strukturierung der aufgenommenen Räumlichkeiten wurden diese – basierend auf den Ergebnissen der Vorstudien – in drei Felder geclustert: Die Räume für Produktion sollten alle Probe- und Arbeitsräume wie Ateliers, Werkstätten, Tanzprobenräume oder Bandprobenräume einschließen und hauptsächlich den Künstlerinnen und Künstlern für ihre Arbeiten zur Verfügung stehen. Daneben sollten Räume für Präsentation die Möglichkeit bieten, Objekte auszustellen oder Performances aufzuführen. Räume für Begegnung, zum Beispiel Teeküchen, Vereinsräume, Aufenthaltsräume oder Foyers, sollten neben den künstlerischen Nutzungen Platz zum Verweilen und zum Kontaktknüpfen bieten, sowohl unter den Nutzenden selbst wie mit und unter den Besuchenden. Allgemein wurde der Bedarf an kulturellen Räumlichkeiten insbesondere im Produktionsbereich von den befragten Künstlerinnen und Künstlern im Konsens als sehr hoch eingeschätzt. Vor allem in der Musikszene und der Bildenden Kunst herrsche ein eklatanter Mangel an Probenräumen bzw. Ateliers. Auch Ausstellungsflächen oder Spielstätten seien in Nürnberg und Umgebung nicht ausreichend vorhanden, sodass die Ermöglichungsräume hier eine große Chance bieten könnten, durch verschiedene Raumgrößen passende Angebote zu schaffen und Nürnberg kulturell weiter zu beleben.
Neben den unterschiedlichen Anforderungen an Räumlichkeiten wurden auch inhaltliche Fragen nach Synergien mit der Spielstätte des Staatstheaters Nürnberg und dem Umgang mit der Erinnerungskultur gestellt. Dazu gab es diverse Vorschläge für eine Zusammenarbeit mit dem Opernhaus zur Auseinandersetzung mit der Kongresshalle. Außerdem äußerte ein Großteil der Befragten den Wunsch, die Betriebsstruktur der Ermöglichungsräume zeitnah zu klären und die partizipative Einbindung von Künstlerinnen und Künstlern fortzusetzen.
Betriebskonzept: Der Weg zur Organisationsstruktur
Projektgruppe zur Ausgestaltung der Ermöglichungsräume
Ende 2024 rief der Geschäftsbereich Kultur in einem Open Call lokale Kulturschaffende dazu auf, mit ihrer Erfahrung und Expertise die Entwicklung einer funktionalen Betriebsstruktur für die Ermöglichungsräumen beratend zu unterstützen. Die Resonanz auf den Aufruf und somit der Mitgestaltungswille der Nürnberger Kulturszene waren enorm und so konnte kurze Zeit später eine entsprechende Projektgruppe zusammengestellt werden.
Ihre Mitglieder sind:
Susanna Curtis (Choreografin)
Maren Zimmermann (Autorin & Dramaturgin)
Sebastian Wild (Geschäftsführung MUZ - Musikzentrale Nürnberg e. V.)
Andreas Wallner & Steffen Zimmermann (als Vertreter der GkFmbH / Z-Bau)
Komplettiert wird die Projektgruppe durch Holger Bergmann (Geschäftsführer Fonds Darstellende Künste) sowie Mitarbeitende der Stadt Nürnberg. In monatlichen Meetings wird die Gruppe künftig über den Projektfortschritt informiert. Außerdem ist sie damit beauftragt, vertiefende Arbeitsgruppen und Workshops inhaltlich und personell vorzubereiten und mitzusteuern. Zu bestimmten Themenblöcken sind außerdem umfangreichere Meilenstein-Meetings geplant.
Simona Leyzerovich (Künstlerin, Kuratorin, Projektmanagerin, Kollektivarbeit – u. a. Wohnzimmer zur Mitte, Stadt für Alle, Urban Lab, Halle für Alle, Kulturoase)
Jutta Missbach (Diplom-Fotodesignerin,
Bühnenfotografin, Fotoszene Nürnberg e. V.)
Babis Panagiotidis (Künstler für Installationen, Kunst und Events)
Katarzyna Prusik-Lutz (Künstlerin, freie Kuratorin und Leiterin des Kulturzentrums Krakauer Haus und der
Galerie im öffentlichen Raum „Modulgalerie-Kunst im Fach“)
Nicole Schymiczek (Regisseurin, Theaterpädagogin,
Leitung THEATERtRÄUME, freie Szene e. V.)
Bernd Telle (Fotograf und Künstler, BBK Nürnberg)
Rückblick: Beteiligungsprozess "Betreibermodell und inhaltliche Ausrichtung"
World Café zur Konkretisierung der Rahmenbedingungen des Betreibermodells
Für ein erstes Stimmungsbild kamen bereits im Oktober 2023 über 60 Kunst- und Kulturschaffende aus Nürnberg im Museum für Kommunikation zusammen und diskutierten eine mögliche inhaltliche Rahmensetzung der zukünftigen Ermöglichungsräume. Die Tischrunden orientierten sich an vier Fragen:
Wie können Künstlerinnen und Künstler für die dauerhafte und temporäre Belegung der Produktionsräume ausgewählt werden?
Wie wird das Programm in den Präsentationsräumen bestimmt?
Welche grundsätzlichen Angebote sollen geschaffen werden?
Wie können die Nutzenden in den weiteren Prozess eingebunden werden?
World-Café als Teil des Partizipationsprozesses zur Ausgestaltung der Ermöglichungsräume in der Kongresshalle im Museum für Kommunikation (Oktober 2023)
Zudem wurden Best-Practice-Beispiele aus Deutschland und dem europäischen Ausland vorgestellt. Kai Huotai (Cable Factory Helsinki), Micha Purucker (Tanztendenz München) und Kerstin Kimmerle (Güterbahnhof Bremen) berichtetet von ihren hauseigenen Strukturen und Herausforderungen.
Letztendlich zeigt sich in dem partizipativen Format ein klares Bild, wie sich die Akteurinnen und Akteure die spätere Organisationsform der Ermöglichungsräume vorstellen. Sowohl bei der Belegung der Produktionsräume als auch bei der Programmgestaltung bzw. Schaffung von Angeboten steht eine Struktur aus differenzierten Arbeitsgruppen und Beiräten im Zentrum. Die Teilnehmenden stellen sich in den Ermöglichungsräumen einen möglichst hohen Grad an Selbstorganisation und klare Definition der Schnittstellen zur Stadt, die sich aus der Betreiberform ergeben werden, vor. Deutlich werden auch das große Engagement und der Gestaltungswille der lokalen Szene in Nürnberg, der für einen hohen Grad an Bereitschaft spricht, Verantwortung zu übernehmen.