Ermöglichungsräume
Viel Platz für Kunst und Kultur
Erste Überlegungen, in der Kongresshalle Arbeits- und Ausstellungsräume für Künstlerinnen und Künstler zu etablieren, gehen auf die Bewerbung Nürnbergs um den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2025“ zurück. Über die Bewerbung hinaus hielt man an dem Ziel fest, auf den akuten Mangel an künstlerischen Produktions- und Präsentationsräumen in der Stadt zu reagieren und durch die Erschließung neuer Räumlichkeiten ein attraktives Angebot zu schaffen.
Die Ergebnisse einer ersten Bedarfsanalyse gemeinsam mit Nürnberger Künstlerinnen und Künstlern wurden im Rahmen eines breit angelegten Beteiligungsprozesses weiter verdichtet, sodass man im März 2023 der Öffentlichkeit ein konkretes Raumprogramm vorstellen konnte: Auf über 7.000 Quadratmetern entstehen in vier Sektoren der Kongresshalle Proben- und Aufführungsräume, Ateliers und Galerien sowie Vortragsräume und Flächen für Begegnung und Austausch.
In einem nächsten Schritt werden bis zum Jahresende 2023 die betrieblichen und inhaltlichen Aspekte der Ermöglichungsräume gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren der lokalen Kulturlandschaft ausgearbeitet. Auf dieser Basis lässt sich im Folgejahr die inhaltliche Ausrichtung des Ortes klar umreißen und in ein Betriebskonzept fassen.
Die Kongresshalle wird so zur zentralen Anlaufstelle nicht nur für Nürnbergs freischaffende Kunst- und Kulturszene, sondern auch für deren Publikum.
Der Kostenrahmen für die Errichtung der Ermöglichungsräume im Kongresshallen-Rundbau beläuft sich auf 44 Millionen Euro. Fördermittel des Bundes und des Freistaats Bayern sind beantragt und werden idealerweise drei Viertel der Finanzierung abdecken.
Die Inbetriebnahme der Ermöglichungsräume ist für Anfang 2027 geplant.
Veranstaltungsreihe in der Kongresshalle
Bevor die Baumaßnahmen im Kongresshallen-Rundbau beginnen, öffnet die Stadt Nürnberg eine Teil der Räume für unterschiedliche Veranstaltungsformate: eine frei bespielbare, neutrale Fläche, die mit jedem neuen künstlerischen Ereignis neu interpretiert werden kann.
Die Reihe zeigt damit exemplarisch die Potenziale, die mit den Ermöglichungsräumen für die Produktion und Präsentation von Kunst und Kultur auf knapp 7.300 Quadratmetern in der Kongresshalle erwachsen können.
Hiermit verfolgt die Stadt Nürnberg ein neues Format der Kulturförderung: Die Verbindung einer systematischen und spartenunabhängigen Strukturförderung mit der Bereitstellung von multifunktionalen Präsentationsflächen für die performativen und die visuellen Künste.
Das vielfältige Programm wird von einer Evaluation begleitet, die für die weiteren konzeptionellen Planungen der Produktions- und Präsentationsräume wichtige Erkenntnisse bringen kann. Die Evaluation ist ein zentraler Baustein innerhalb der partizipativ gestalteten Fortentwicklung der zukünftigen kulturellen Nutzung.
Nutzungskonzept
Die Räume
Die Kongresshalle besteht aus 16 baugleichen Sektoren. Die Ermöglichungsräume werden in den Sektoren eins und zwei und den Sektoren neun und zehn verortet und lassen sich in Hinblick auf ihre zukünftige Nutzung als „Präsentationshaus“ (mit Ausstellungs- und Veranstaltungsräumen, Galerien und Spielstätten) einerseits und als „Produktionshaus“ (mit Probenräumen, Ateliers und Werkstätten) andererseits verstehen. Hinzu kommen Begegnungsflächen (Teeküchen, Vereinsräume, Aufenthaltsräume oder Foyers), die neben den künstlerischen Nutzungen Platz zum Verweilen und zum kommunikativen Austausch bieten.
In den Ermöglichungsräumen stehen insgesamt über 7.000 Quadratmeter zur künstlerischen und kulturellen Entfaltung zur Verfügung. Im Produktionshaus sind 25 Bandproberäume geplant. Neben einem Tonstudio und Werkstätten sind 49 Räume als Ateliers vorgesehen. Ein großer Tanzsaal mit knapp 200 Quadratmetern befindet sich in Planung. Etwa 750 Quadratmeter sind vorgesehen für Begegnungsflächen und Multifunktionsräume. Im Präsentationshaus stehen auf rund 1.800 Quadratmetern diverse Veranstaltungs- und Ausstellungsräume zur Verfügung.

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Öffentlich zugängliche Räumlichkeiten mit Vortragsfläche und Bookshop
Alle Geschosse und Räume sind bestmöglich barrierefrei erschlossen und die einzelnen Sektoren untereinander durchlässig: Vom Produktionshaus gelangt man ohne Umwege ins Aufführungshaus, passiert hierbei die neuen Räumlichkeiten des Staatstheaters (in den Sektoren drei bis acht) und hat dann noch direkten Zugang zum Dokumentationszentrum. Synergien zwischen allen Agierenden, die die unterschiedlichen Räumlichkeiten bespielen, sind unbedingt erwünscht.
Auf tiefgreifende Eingriffe in die bauliche Substanz wird aus Gründen des Denkmalschutzes, aber auch mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit, möglichst verzichtet. Es ist ein einfacher Ausbau geplant. Der Rohbaucharakter des Baus soll erhalten werden: So wird auf ein Verputzen des Mauerwerks oder einen Anstrich verzichtet. Die technischen Anlagen werden weitestgehend sichtbar eingebaut. Alle Maßnahmen unterstehen einer ökologischen Baubegleitung. Für Beheizung und zur Stromversorgung sollen soweit wie möglich regenerative Energien und gegebenenfalls Fernwärme eingesetzt werden.
Die Kosten
Für die Verwandlung von vier Sektoren zu Ermöglichungsräumen für Kunst und Kultur sind Kosten von 44 Millionen Euro eingeplant. Annähernd die Hälfte davon übernimmt der Bund (20 Millionen Euro), der Freistaat soll 12 Millionen Euro beisteuern.
Beteiligungsprozess
Der Weg zum Raumprogramm
In die Planungen der Ermöglichungsräume waren und sind die künftigen Nutzerinnen und Nutzer eng einbezogen: Im Rahmen diverser Veranstaltungsformate haben Nürnberger Künstlerinnen und Künstler ihre Bedarfe und Anforderungen an ein kreatives Arbeiten in der Kongresshalle präzisiert. Die Ergebnisse einer ersten Bedarfsanalyse und Machbarkeitsstudie wurden 2021 und 2022 im Rahmen unterschiedlicher Formate konkretisiert und im Nutzungskonzept berücksichtigt. Basis dafür waren Interviews mit regionalen Künstlerinnen und Künstlern unterschiedlicher Sparten und Veranstaltungen wie der „Open-Space“ im Z-Bau im Juli 2022.
Vorstudie
Künstlerinnen und Künstler diverser Sparten brauchen dringend Präsentationsräume in verschiedenster Ausprägung – so das Ergebnis einer im Rahmen der Kulturhauptstadtbewerbung durchgeführten Vorstudie. Darüber hinaus wurde der Bedarf an multifunktional nutzbaren Präsentations- und Meetingflächen, Arbeitsräumen für temporäre und transdisziplinäre Zusammenarbeit sowie Lager- und Depotflächen formuliert. Besonders wichtig bei der Entwicklung einer Vision der zukünftigen Kongresshallennutzung war vielen Befragten eine bewusste Auseinandersetzung mit dem historischen Ort.
Auf dieser Grundlage wurde eine bauliche Machbarkeitsstudie erarbeitet, deren Prämisse eine wirtschaftliche, ortssensible und denkmalgerechte Erschließung war. Die Innenräume sollten dabei im jetzigen Rohzustand verbleiben. Diese Studie stellte fest, dass sich der Kongresshallen-Torso sehr gut zur angedachten Nutzung für Kunst und Kultur eignet.
Konkretisierung
Im nächsten Schritt zur Planung der Ermöglichungsräume wurden in einem weiteren, breit aufgestellten partizipativen Prozess die Vorarbeiten zur Nutzungskonzeption mit Stakeholdern der Kunst und Kultur in Nürnberg weiter ausgearbeitet und konkretisiert. Hierzu beauftragte die Stadt Nürnberg die Kulturberatung actori GmbH mit dem Projekt „Konkretisierung des Nutzungskonzepts für die Ermöglichungsräume der Kongresshalle Nürnberg“.

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„Open Space“ im Z-Bau (Juli 2022)
Den ersten Teil der Bedarfsermittlung bildete eine partizipative Veranstaltung unter dem Titel „Open-Space" im Juli 2022 im Z-Bau in Nürnberg. Über 100 Spartenvertreterinnen und Spartenvertreter der Künste und Kulturen sowie Künstlerinnen und Künstler waren eingeladen, die spezifischen Anforderungen an Räumlichkeiten und Nutzungen der Kongresshalle zu diskutieren und zu formulieren.
Im zweiten Teil wurden die Ergebnisse des „Open-Space“ mittels einer Interview-Umfrage präzisiert. Insgesamt wurden 22 digitale Interviews mit Vertreterinnen und Vertretern der Künste und Kulturen durchgeführt, sodass möglichst alle künstlerischen Sparten abgedeckt werden konnten und die Kunst- und Kulturlandschaft Nürnbergs repräsentativ vertreten war.
Anforderungen der Befragten an die Räumlichkeiten
Zur Strukturierung der aufgenommenen Räumlichkeiten wurden diese – basierend auf den Ergebnissen der Vorstudien – in drei Felder geclustert: Die Räume für Produktion sollten alle Probe- und Arbeitsräume wie Ateliers, Werkstätten, Tanzprobenräume oder Bandprobenräume einschließen und hauptsächlich den Künstlerinnen und Künstlern für ihre Arbeiten zur Verfügung stehen. Daneben sollten Räume für Präsentation die Möglichkeit bieten, Objekte auszustellen oder Performances aufzuführen. Räume für Begegnung, zum Beispiel Teeküchen, Vereinsräume, Aufenthaltsräume oder Foyers, sollten neben den künstlerischen Nutzungen Platz zum Verweilen und zum Kontaktknüpfen bieten, sowohl unter den Nutzenden selbst wie mit und unter den Besuchenden.
Allgemein wurde der Bedarf an kulturellen Räumlichkeiten insbesondere im Produktionsbereich von den befragten Künstlerinnen und Künstlern im Konsens als sehr hoch eingeschätzt. Vor allem in der Musikszene und der Bildenden Kunst herrsche ein eklatanter Mangel an Probenräumen bzw. Ateliers. Auch Ausstellungsflächen oder Spielstätten seien in Nürnberg und Umgebung nicht ausreichend vorhanden, sodass die Ermöglichungsräume hier eine große Chance bieten könnten, durch verschiedene Raumgrößen passende Angebote zu schaffen und Nürnberg kulturell weiter zu beleben.
Neben den unterschiedlichen Anforderungen an Räumlichkeiten wurden auch inhaltliche Fragen nach Synergien mit der Spielstätte des Staatstheaters Nürnberg und dem Umgang mit der Erinnerungskultur gestellt. Dazu gab es diverse Vorschläge für eine Zusammenarbeit mit dem Opernhaus zur Auseinandersetzung mit der Kongresshalle. Außerdem äußerte ein Großteil der Befragten den Wunsch, die Betriebsstruktur der Ermöglichungsräume zeitnah zu klären und die partizipative Einbindung von Künstlerinnen und Künstlern fortzusetzen.
Betreibermodell und inhaltliche Ausrichtung
In einem nächsten Schritte werden die betrieblichen und inhaltlichen Aspekte der Ermöglichungsräume mit den Akteurinnen und Akteuren der lokalen Kulturlandschaft ausgearbeitet. Die strukturellen Rahmenbedingungen für das Betreibermodell sollen im Frühjahr bzw. Sommer 2023 partizipativ gestaltet und zum Jahresende ausgewertet werden. Bis zum Frühjahr 2024 soll die inhaltliche Ausrichtung der Ermöglichungsräume klar umrissen sein; eine Festlegung auf das tatsächliche Betriebskonzept (Rechtsform, Satzung, Personal etc.) ist für Herbst 2024 vorgesehen. Die Einbindung in den Prozess der baulichen und inhaltlichen Ausgestaltung der Ermöglichungsräume wird weiterhin allen Akteurinnen und Akteuren der Nürnberger Kulturszene offenstehen.
Fragen zu den Ermöglichungsräumen beantwortet die Stabstelle Ehemaliges Reichsparteitagsgelände Zeppelintribüne/Zeppelinfeld:
Stadt Nürnberg
Bürgermeisterin Geschäftsbereich Kultur
Stabstelle Ehemaliges Reichsparteitagsgelände Zeppelintribüne/Zeppelinfeld
Hauptmarkt 18
3. Stock
90403 Nürnberg
Felix Hörath
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Telefon 09 11 / 2 31-2 02 81
Telefax 09 11 / 2 31-47 57
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