Natur- und Artenschutz

Habitat für Fledermäuse und Uhus

Gleich neben dem nördlichen Kopfbau der Kongresshalle hängt an der Außenmauer des Sockelgeschosses ein Schild: „Fledermäuse willkommen“. Diese Plakette des Bayerischen Umweltministeriums kennzeichnet die Kongresshalle als wichtigen Lebensraum für die fliegenden Säugetiere.

Der Rundbau und die beiden Kopfbauten der Kongresshalle sind schon seit Jahrzehnten als Fledermaushabitat von herausragender Bedeutung für die lokalen Populationen von mindestens vier Fledermausarten bekannt: Großer Abendsegler, Zwerg- und Mückenfledermaus sowie die Zweifarbfledermaus sind hier zuhause. Darüber hinaus gibt es akustische Nachweise und Einzelfunde im Gebäude von weiteren vier Arten (Rauhautfledermaus, Kleine Bartfledermaus, Wasserfledermaus und Braunes Langohr).

  1. Uhu-Paar im Innenhof der Kongresshalle

    Greifvögel im Kongresshallen-Innenhof

    Seit 2022 nutzt ein Uhu-Paar den Innenhof der Kongresshalle zum Brüten und Aufziehen seiner Jungen.

  2. Jungvögel

    Familienzuwachs

    2023 gab es erneuten Uhu-Nachwuchs. Insgesamt drei Ästlinge wurden im Innenhof aufgezogen und machten hier ihre ersten Flugversuche.

  3. Plakette "Fledermäuse willkommen" an der Außenmauer der Kongresshalle

    Lebensraum für Fledermäuse

    Darüber hinaus ist die Kongresshalle seit Jahrzehnten ein Habitat von herausragender Bedeutung für die lokalen Populationen diverser Fledermausarten.

  4. Jungvogel im Anflug

    Schutzmaßnahmen während der Bauzeit

    Um den Lebensraum der Tiere hier zu erhalten, ist die Stadt Nürnberg verpflichtet, eine spezielle artenschutzrechtliche Prüfung vorzunehmen.

  5. Blick auf den Kongresshallen-Rundbau vom Innenhof

    Habitat Kongresshalle soll erhalten bleiben

    Es sollen Ersatzhabitate für die Tiere während der Baumaßnahmen eingerichtet werden sowie neue Rückzugsmöglichkeiten nach Abschluss der Bauphase.

Aber nicht nur Fledermäuse, sondern auch Greifvögel sind in der Kongresshalle zuhause: Im Nistkasten auf der Dachkante zum Innenhof waren einige Jahre Wanderfalken beheimatet. Im Jahr 2021 wurden die Falken allerdings von einem Uhu-Paar verjagt, das den Nistkasten übernahm. 2022 begann das Paar mit der Brut; im Juni wurde die Familie im Freien beobachtet.

Auch 2023 gibt es Uhu-Nachwuchs im Innenhof der Kongresshalle. Sehr zum Entzücken zahlreicher Vogelbeobachter, die durch die Objektive ihrer Kameras einen Blick auf die fünfköpfige Uhu-Familie werfen wollten. Um der Uhu-Familie wenigstens ein bisschen ungestörte Privatsphäre zu verschaffen, hat die Stadt Nürnberg die Schließzeiten des Innenhofs ausgedehnt.

Weitere Aufnahmen von den Uhus in der Kongresshalle finden Sie auf der Internet-Seite der Tierfotografin Jennifer Hetzel.

Rettungsaktion für den Uhu-Ästling

Einer der Uhu-Ästlinge saß am 20. August 2023 hilflos und auf dem Boden des Kongresshallen-Innenhofs: Der Vogel konnte nur noch hüpfen und litt unter der großen Hitze. Der kleine Uhu wurde in Obhut genommen und von Dr. Rainer Hussong, einem auf Greifvögel spezialisierten Tierarzt, medizinisch betreut. Aufgrund einer Nervenquetschung war der Ästling flugunfähig. Nach intensiver Pflege durch einen örtlichen Falkner konnte der Vogel erfreulicherweise inzwischen wieder in sein Zuhause entlassen werden.

Lebensraum erhalten: Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung und ökologische Baubegleitung

Die Fotos der Uhu-Familie sind nicht nur herzerwärmend, sondern triggerten bei vielen Bürgerinnen und Bürgern auch besorgte Fragen: Werden die Greifvögel und die Fledermäuse die Bauarbeiten im Innenhof und im Rundbau der Kongresshalle unbeschadet überstehen? Und was passiert mit den geflügelten Bewohnern der Kongresshalle, nachdem das Staatstheater und die Ermöglichungsräume eingezogen sein werden?

Artenschutz gehört immer zur Planung einer Großbaustelle. Dieser gesetzlich festgelegte Grundsatz gilt selbstverständlich auch für die Baumaßnahmen in und an der Kongresshalle. Alle Planungen für den Umbau des Kongresshallen-Rundbaus und die Errichtung des Theaterbaus im Innenhof der Kongresshalle sind mit der unteren Naturschutzbehörde, dem städtischen Umweltamt, und der oberen Naturschutzbehörde bei der Regierung von Mittelfranken abgestimmt.

Schutzmaßnahmen während der Bauzeit

Um sicherzustellen, dass der Lebensraum der Greifvögel und Fledermäuse erhalten bleibt, ist die Stadt Nürnberg als Bauherr verpflichtet, eine spezielle artenschutzrechtliche Prüfung vorzunehmen. Dabei werden die Auswirkungen von Bauvorhaben auf geschützte Arten geprüft. Besteht das Risiko, dass Baumaßnahmen geschützte Arten gefährden, ist der Bauherr verpflichtet, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen.
Mit der speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung für die Kulturbauvorhaben in der Kongresshalle hat die Stadt Nürnberg bereits im Jahr 2021 eine überregional anerkannte Expertin für Fledermäuse beauftragt. Die Wissenschaftlerin wird auch die ökologische Baubegleitung übernehmen – und dabei die Umsetzung und den Erfolg der Schutzmaßnahmen für Fledermäuse und Greifvögel kontrollieren.

Details zur speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung (sAP) bieten die Internetseiten des Umweltamts der Stadt Nürnberg und des Bayerischen Landesamts für Umwelt.

Ökologische Baubegleitung für das Kulturareal Kongresshalle

Das Instrument der ökologischen Baubegleitung gewährleistet während der Bauphase, dass sich Beeinträchtigungen für Flora und Fauna in eng gesetzten Grenzen halten. Das bedeutet konkret für die Fledermäuse und Greifvögel, dass Ersatzquartiere geschaffen werden. Die Interims-Nistkästen werden an den Stellen der Kongresshalle angebracht, die vom Baulärm oder Erschütterungen weitestgehend geschützt sind, zum Beispiel an der Außenseite des südlichen Kopfbaus. Dazu kommen Regelungen für die Bautätigkeit. Hier einige Beispiele:

  • Im Quartierbereich der Fledermäuse (Segmente 1 und 2) werden Arbeiten an der Innenfassade der Kongresshalle nur von August bis Ende Oktober durchgeführt.
  • Die Arbeiten an der Außenfassade im Umgriff des Fledermausquartiers sind außerhalb der Winterruhezeiten von November bis April durchzuführen. Dasselbe gilt für die Arbeiten im Bereich der Arkaden.
  • Während der Fortpflanzungsperiode der Fledermäuse von April bis Juli sind keine Bautätigkeiten während der Dunkelperiode erlaubt.
  • Der Dunkelbereich im Norden des Innenhofs muss erhalten bleiben. Eine Beleuchtung des Quartierbereichs und seiner Umgebung sowie eine Beschallung sind zu unterlassen.

Apartments für die Fledermäuse

Bei den Planungen für den Umbau der Kongresshalle ist es ein wichtiges Anliegen, die Bedingungen für die Fledermäuse zu verbessern. Sie bekommen sozusagen ihre exklusiven Apartments: In drei von 16 Segmenten des Rundbaus entsteht im Umlauf oberhalb der Radialtreppe im zweiten Obergeschoss sogenannte Fledermausgänge. Sie haben zum Innenhof hin bogenförmige Öffnungen; durch diese können die kleinen Säugetiere ein- und ausfliegen. Dagegen sind alle Wege und Schlupflöcher ins Innere des Gebäudes vermauert, damit sich die Tiere nicht verfliegen können. Bislang kommt es nämlich immer wieder vor, dass die Fledermäuse trotz ihres Radars im Labyrinth der Kongresshalle verirren und verenden.

Hier entstehen im Zuge der Baumaßnahmen die sogenannten Fledermausgänge. Auf dem Bild sind links die Öffnungen zum Innenhof zu erkennen. Die Zugänge ins Gebäudeinnere werden komplett vermauert.

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