Sitzungen im Jahr 2022

24. Sitzung des Bildungsbeirates

Im Mittelpunkt der 24. Sitzung des Bildungsbeirats, der am 30.11.2022 im Schönen Saal im Rathaus zusammentrat, stand dieses Mal die Mittelschule. Stellte der Beirat in der Vergangenheit regelmäßig bildungsbereichsübergreifende Themen in den Mittelpunkt, wurden auf Anregung von Oberbürgermeister Marcus König „die Scheinwerfer auf eine einzelne Schulart gerichtet“ und die Beiratsmitglieder darum gebeten, aus ihrer jeweiligen Perspektive mögliche Beiträge zur Stärkung des Schulzweigs einzubringen.

Exkursion an die Scharrerschule

Der Beiratssitzung vorgeschaltet, fand am 13.10.2022 auf Einladung von Staatlichem Schulamt und NLLV eine Exkursion an die Scharrerschule statt, an der neben Oberbürgermeister Marcus König und Schulreferentin Cornelia Trinkl weitere Mitglieder des Beirats, verschiedene Bildungsakteure und Vertreter der Politik teilnahmen. Nach einem einführenden Vortrag von Schulleiter Markus Philipp zur Bildungspraxis an Mittelschulen konnten die Teilnehmenden anschließend in fünf thematischen Kleingruppen Sondierungen in die Fachpraxis vornehmen und unterschiedliche Aspekte der Arbeit an der Mittelschule anschaulich kennenlernen.

Transfer der Eindrücke in den Beirat

Als Einstieg in die Beiratssitzung formulierte Oberbürgermeister Marcus König zunächst einige Leitfragen für den Austausch: „Wie können wir das ‚Image‘ der Mittelschule aufwerten und mehr Wertschätzung für Mittelschülerinnen und Mittelschüler erreichen? Die können wir mehr pädagogisches Personal für diese Schulart begeistern? Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es aus Sicht der unterschiedlichen Bildungsbereiche?“ Moderiert von Christoph Weidmann, im Brotberuf Seminarlehrer, stellten Vertreterinnen und Vertreter der fünf Themengruppen aus der Scharrerschule dem Beirat zentrale Inhalte aus den Bereichen Berufsorientierung, Ganztag, Schulpsychologie / Jugendsozialarbeit, Digitalisierung und Profilbildung vor. anschließend nahmen sie jeweils zu Schlüsselfragen Stellung („Was läuft gut?“, „Wo liegen Probleme?“ und „Welche Perspektiven sehen wir?“).

Hinsichtlich Berufsorientierung stellte Verena Schamberger von der Scharrerschule im Tandem mit Stefan Kastner von der IHK Nürnberg für Mittelfranken eine bestmögliche Vernetzung aller Partner als zentral in den Mittelpunkt, die individuelle Betreuung als Erfordernis und Mammutaufgabe sowie möglichst passgenaue Angebote für die jeweiligen Schulen. Stefan Kastner, der in der Mittelschule eine Vorreiterin der Berufsorientierung sieht, führte eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen an wie Kollegen-Coaching, Bewerbertraining an Mittelschulen durch Unternehmen, eine verbesserte Abstimmung mit der IHK und verbesserte Information über die Vielfalt der Ausbildungsberufe (324 an der Zahl). Ein erfolgreicher Mittelschulbesuch eröffne beste Berufschancen, so Stefan Kastner.

Zur Ganztagsbildung nahmen Schulleiter Markus Philipp und Arthur Eichner vom NLLV Stellung und benannten als Erfolgsfaktoren eine intensive Bindung zwischen Lehrkräften und Schülerschaft, eine attraktive Ausstattung (Schule als Lebensraum) sowie ausreichende personelle Ressourcen und flankierende Unterstützungsstrukturen. Gesellschaftliche Herausforderungen fänden ihren unmittelbaren Niederschlag im Mittelschulalltag, was zusätzliche Kompetenzen der Lehrkräfte wie Deutsch als Zweitsprache oder Psychologie erfordere. Multiprofessionelle Teams mit ihren unterschiedlichen Kompetenzen und Perspektiven bezeichneten sie als Erfolgsgaranten.

Förderung und Beratung stellte Sarah Thiel, Jugendsozialarbeiterin an der Scharrerschule vor. Als Stärke benannte sie Interprofessionalität, die es ermögliche, Schülerinnen und Schülern individualisiert zu unterstützen, ans Hilfesystem heranzuführen und strukturelle Benachteiligungen aufzufangen. Die Jugendsozialarbeit an Schulen erfolge ressourcenorientiert, was Zeit, individualisierte Beziehungsarbeit und regelmäßige Kontakte erfordere. Gesellschaftliche Veränderungen und Pandemiefolgen bezeichnete Sarah Thiel als große Herausforderungen, was im Zusammenhang mit Versorgungslücken zu kritischen Situationen führe. Ein Mangel an Psychotherapieplätzen mache eine engmaschige Betreuung erforderlich, welche aufgrund eines hohen Maßes an Bürokratie kaum zu leisten sei. Es brauche mehr Fachkräfte und hierfür eine attraktivere Gestaltung des Arbeitsplatzes an Mittelschulen, wozu eine Entbürokratierung des Arbeitsfeldes zähle.

Die Digitalisierung von Bildung nahmen Marco Mussoni, Systembetreuer an der Scharrerschule und Frank Wüst vom Team Digitale Schule des Schulreferats in den Blick. Hierfür setzten sie bei den Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und der Architektur an. Auch in diesem Bereich seien auf die jeweilige Mittelschule zugeschnittene Lösungen gefragt und bereits praktizierte kollegiale Hospitationen hilfreich. Die digitale Ausstattung und WLAN-Versorgung sei vorrangig, aber der zu definierende und zielgerichtete Einsatz moderner, digitaler Unterrichtskonzepte ebenso wichtig. „Wohin will Schule in puncto digitaler Bildung?“ laute die Leitfrage, die es zu beantworten gelte. Wenn hierüber Klarheit herrsche, sollte die Zielsetzung konsequent verfolgt werden, so Frank Wüst vom Schulreferat.

Zur Profilbildung der Mittelschule nahmen schließlich Sandra Schäfer vom NLLV und Schulleiter Markus Philipp Stellung und strichen die Bedeutung multiprofessioneller Teams, die Gewinnung gut qualifizierter Fachkräfte und die Verstetigung erfolgreicher Projekte wie IBOS heraus. Auf individueller Ebene seien Motivation und Selbstwirksamkeit zentral für die Persönlichkeitsentwicklung und den Schulerfolg, für das Gesamtsystem Mittelschule seien Freiräume für Gestaltung, Entlastung bei Verwaltungsprozessen und Unterstützung angesichts zunehmender gesellschaftlicher Herausforderungen ausschlaggebend. Erziehung nehme im Schulalltag viel Raum ein und einem afrikanischen Sprichwort zufolge, brauche es dafür ein ganzes Dorf, resümierte Philipp.

In ihren bildungspolitischen Stellungnahmen gingen Sonja Bauhus vom Schulreferat und Elisabeth Ries, Referentin für Jugend, Familie und Soziales auf Unterstützungsmöglichkeiten der Mittelschule ein. Während Elisabeth Ries für den Ausbau der Jugendsozialarbeit an Schulen und die Verstetigung erfolgreicher Projekte plädierte, betonte Sonja Bauhus die bestmögliche Vernetzung mit allen beteiligten Bildungsakteuren zur Stärkung der Mittelschule.

Zahlreiche Beiratsmitglieder aus verschiedenen Bildungsbereichen meldeten sich in der Aussprache zu Wort, um Mittel und Wege zur Stärkung der Mittelschule zu diskutieren. Die Fülle an konstruktiven Vorschlägen wird Oberbürgermeister Marcus König mit Unterstützung des Bildungsbüros in einem „Ideenkatalog“ bündeln, welchen er den verantwortlichen Stellen der beteiligten Politikebenen übermitteln wird. Als zentral für die Stärkung der Mittelschule sowie den schulischen und beruflichen Erfolg der Schülerschaft nannte Oberbürgermeister König den starken Praxisbezug dieser Schulart, das Klassenleiterprinzip mit Fokus auf Persönlichkeitsentwicklung als Wesensmerkmal und die Unterstützung durch multiprofessionelle Teams, passgenaue Programme und Unterstützungsstrukturen sowie die Verankerung im Stadtteil.

23. Sitzung des Bildungsbeirates

Die Herausforderungen, die aus der hohen Zuwanderung ukrainischer Geflüchteter resultieren (für die verschiedenen Bildungsbereiche und das Bildungssystem insgesamt), standen im Mittelpunkt der 23. Sitzung des Bildungsbeirats der Stadt Nürnberg. Dieser tagte am 19. Mai 2022 im Großen Sitzungsaal im Rathaus, um die bestmögliche Vernetzung von Bildungsakteuren zu befördern und die Verknüpfung von passgenauen Angeboten mit aktuellen Bedarfen ukrainischer Geflüchteter und ihrer Kinder sicherzustellen.

Nach einer Einführung von Oberbürgermeister Marcus König, in der er die Dimension der Fluchtzuwanderung aus der Ukraine beschrieb, stellten Sozial- und Jugendreferentin Elisabeth Ries und Schul- und Sportreferentin Cornelia Trinkl die aktuelle Situation jeweils aus ihrer fachlichen Perspektive dar. Von den bis dato ca. 7.400 ukrainischen Geflüchteten sind etwa 2.500 Minderjährige und 4.900 Erwachsene. Unter den Erwachsenen sind 80 Prozent weiblich. Allein diese Zahlen verdeutlichen die bildungs- und integrationspolitischen Herausforderung für verschiedene Bereiche wie frühkindliche Bildung und Betreuung, Schule, Integrations- und Sprachkurse (mit Kinderbetreuung) oder Arbeitsmarktintegration.

In der sich anschließenden, unter breiter Beteiligung der Beiratsmitglieder geführten Diskussion stand immer auch die Verschränkung von formalen mit non-formalen Bildungsangeboten im Vordergrund. Hier wird auch dem zivil- und bürgerschaftlichem Engagement eine hohe Bedeutung zuteil. Die Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins Charkiw-Nürnberg bereicherten hierbei die Diskussion mit wertvollen Impulsen.

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