Die Förderpreisträger des Jahres 2017

2017 zeichnete die Jury vier Seminar- und Abschlussarbeiten mit dem Förderpreis des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg aus. Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly stellte die Preisträgerinnen und Preisträger und ihre Arbeiten - zwei Schülerarbeiten und zwei Studienarbeiten - am 29. Juni im Schönen Saal des Wolff'schen Rathauses vor und überreichte die Preise.

Gruppenbild

V.l.n.r.: Maximilian Speck, Lisa Reinfelder, Friedemann Meißner, Miriam Zone, Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly



KATEGORIE SCHÜLERARBEITEN


1. Preis: Maximilian Speck, Willstätter-Gymnasium Nürnberg

Armut und Fürsorge vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit unter besonderer Berücksichtigung der Situation Nürnbergs

Maximilian Speck

Die Arbeit ist im W-Seminar "Bauern, Bürger, Adel – Von der Ständegesellschaft zur industriellen Welt" im Leitfach Geschichte entstanden und beschäftigt sich mit der Armenfürsorge. Ausgangspunkt ist die Fragestellung nach dem Klischee ausschließlich privater Fürsorge.

Armut und Fürsorge werden vor dem Hintergrund der ständischen Gesellschaft anhand von drei Beispielen dargestellt:
- der Landauerschen Zwölfbrüder-Stiftung von 1510 (dessen Kapelle schon seit 1900 in den Bau des 1965 umbenannten Willstätter-Gymnasiums integriert worden ist),
- der Heilig-Geist-Spital-Stiftung des Konrad Groß von 1339 sowie
- der Almosenordnung der Reichsstadt Nürnberg von 1522.
In der zeitlichen Überblicksdarstellung werden Veränderungen wie Rationalisierung, Bürokratisierung, Kommunalisierung und Pädagogisierung herausgearbeitet. Maximilian Speck gelangt zu der Erkenntnis, dass im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit "Bettel als legitime Form des Lebensunterhalts" verstanden werden muss und das christliche Motiv der Nächstenliebe bei der Armenfürsorge im Vordergrund stand.


2. Preis: Miriam Zone, Melanchthon-Gymnasium Nürnberg

Der Nürnberger Ovid – Analyse und Vergleich

Miriam Zone

Die Seminararbeit, die im Rahmen des W-Seminars "Der Nürnberger Ovid" im Fach Latein am Melanchthon-Gymnasium Nürnberg entstanden ist, beschäftigt sich exemplarisch mit zwei Kupferstichen über den Raub der Proserpina, die in einem Tafelband aus dem 17. Jahrhundert mit 150 Kupferstichen zu Ovids 'Metamorphosen' erschienen sind.

Nach dem Entstehungs- und Verlagsort wird der Band "Nürnberger Ovid" bezeichnet, ein Exemplar ist in der Alten Schulbibliothek des Melanchthon-Gymnasiums überliefert.
Miriam Zone vergleicht mit philologischer Methode den zugrunde liegenden antiken Text des Ovid mit der graphischen Umsetzung in den beiden ausgewählten Kupferstichen und kommt zu dem Fazit, dass die Illustrierung antiker Mythen im 17. Jahrhundert ein hohes Niveau erreicht hat.



KATEGORIE STUDIENARBEITEN


1. Preis: Friedemann Meißner, Universität Erlangen-Nürnberg

Das Nürnberger Schenkbuch 1400 bis 1451. Ein Beitrag zur Erforschung von Schenkpraxis und symbolischer Kommunikation im Spätmittelalter

Friedemann Meißner

In seiner von Prof. Dr. Peter Fleischmann an der Universität Erlangen-Nürnberg betreuten Masterarbeit wendet sich Friedemann Meißner dem Phänomen der symbolischen Kommunikation zu. Er untersucht "Schenkakte", die als Bestandteil der politischen Kultur im Alten Reich auch in der Reichsstadt Nürnberg üblich waren: Geschenke für die Könige bzw. Kaiser anlässlich ihres ersten Besuchs in Nürnberg.

Im Zentrum der Arbeit steht die Transkription des im Staatsarchiv Nürnberg verwahrten Schenkbuchs mit Kommentierung und Identifizierung der beschenkten Personen sowie der Anlässe. Bei der Quelle handelt es sich wahrscheinlich um ein zeitgenössisches, von einer Hand unmittelbar nach 1451 niedergeschriebenes Exzerpt aus den Stadtrechnungen. Es enthält zahlreiche formelhafte, in chronologischer Abfolge festgehaltene Einträge über Beschenkte mit Angabe von Art und Wert der Geschenke, wobei Personen und Anlass für die Ausgaben aus dem reichsstädtischen Haushalt zu identifizieren waren. Friedemann Meißner ordnet die Quelle als zentrales Dokument für die symbolische Kommunikation im Spätmittelalter ein, untersucht die Schenkpraxis der Reichsstadt vor diesem Hintergrund und bindet die jeweiligen Geschenke in den entsprechenden gesellschaftlichen und politischen Zusammenhang ein.


2. Preis: Lisa Reinfelder, Universität Erlangen-Nürnberg

Die Reichsparteitage vor 1933 im Spiegel der zeitgenössischen Presse – Ein Archivbesuch

Lisa Reinfelder

Die im Fach Didaktik der Geschichte entstandene, durch Nadja Bennewitz M.A. betreute Zulassungsarbeit beschäftigt sich mit den beiden von der NSDAP 1927 und 1929 in Nürnberg veranstalteten Reichsparteitagen, den Vorläuferveranstaltungen der Reichsparteitage der 1930er Jahre.

Die konkrete Fragestellung, wie die zeitgenössische Presse auf dieses "Spektakel" reagiert hat und inwieweit man die noch junge Demokratie in Gefahr sah, wird zur Vorbereitung einer Unterrichtseinheit am außerschulischen Lernort Archiv zunächst in einem fachwissenschaftlichen Teil untersucht.
Als Quellengrundlage dient die unterschiedliche Berichterstattung dreier regionaler im Stadtarchiv bzw. in der Stadtbibliothek Nürnberg verwahrter Zeitungen (Fränkische Tagespost, Fränkischer Kurier und Nürnberg-Fürther Morgenpresse), die von der Autorin vollständig transkribiert und für die geplante Quellenarbeit ausgewertet wurde. Nach einer Einführung in das Archivwesen folgt entsprechend der didaktisch-archivpädagogischen Ausrichtung der Arbeit eine Analyse des Themas in Bezug auf Lehrplan, Unterrichtsprinzip der Multiperspektivität, Lernziele, Förderung des Geschichtsbewusstseins, Methoden der Vermittlung und praktische Umsetzung.


Aktualisiert am 27.12.2023, 18:53 Uhr

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