Die Förderpreisträger des Jahres 2022

Die Auszeichnung mit dem Förderpreis des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg geht dieses Jahr an drei schulische W-Seminararbeiten und zwei universitäre Abschlussarbeiten.

Am 20. Juni 2022 wurde im Landeskirchlichen Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern die Verleihung der Preise vorgenommen. Die Vereinsvorsitzende Prof. Dr. Charlotte Bühl-Gramer stellte die Preisträgerinnen und Preisträger vor und übereichte ihnen die Urkunden und Preise. Die Mitglieder der Jury würdigten jeweils mit einer Laudatio die prämierten Schüler- und Studienarbeiten.

Gruppenfoto FVGN-Preisträger und Jury 2022

Bild vergrößern

Die Preisträgerin und die Preisträger 2022 mit den Jury-Mitgliedern (v.l.n.r.): Dr. Arnold Otto, Dr. Martina Bauernfeind, Prof. Dr. Charlotte Bühl-Gramer, Eren Taskin, Philipp Scheinert, Adrian Bahr, Juliana Sabino Franke, Prof. Dr. Georg Seiderer, Diego Weid Alavez, Dr. Antonia Landois. Foto Kilian Schödel, Stadtarchiv Nürnberg.


KATEGORIE SCHÜLERARBEITEN

1. Preis: Juliana Sabino Franke, Berufliche Oberschule der Stadt Nürnberg

Ein Justizmord im Jahre 1640. Eingekerkert, gefoltert, ermordet – das kurze Leben und der schreckliche Tod der vermeintlichen Hexe Dorothea Flock

Die im W-Seminar „Der blanke Horror“ an der Beruflichen Oberschule der Stadt Nürnberg unter Leitung von Kathrin Braun entstandene Arbeit befasst sich mit der Frage, ob es sich bei dem Hexenprozess und der Hinrichtung der 1608 in Nürnberg geborenen Dorothea Flock im Jahr 1630 um einen Justizmord gehandelt hat. Hierbei werden die unterschiedlichen Städte Nürnberg und Bamberg sowie Dorothea Flocks Herkunft, ihre Heirat mit einem

Bamberger Ratsherrn und ihre Konversion beleuchtet, als auch Täter und Opfer der Hexenverfolgung im Hochstift Bamberg sowie die Ursachen für die Hexenverfolgung vorgestellt. Schließlich werden das Rechtsverfahren nach der Bambergischen Halsgerichtsordnung und der Verlauf des Prozesses dargelegt.

2. Preis: Eren Taskin, Berufliche Oberschule der Stadt Nürnberg

Isolation als Horror. Der Fall Kaspar Hauser

Die unter Betreuung von Kathrin Braun an der Beruflichen Oberschule der Stadt Nürnberg im W-Seminar „Der blanke Horror“ entstandene Arbeit nimmt zwei Fragen in den Blick. Zum einen will sie anhand der durch zeitgenössische Untersuchungen und Publikationen dokumentierten psychischen und physischen Auffälligkeiten Kaspar Hausers zeigen, wie sich die Isolation seit der Geburt auf ihn auswirkte. Zum anderen untersucht die Arbeit den Prozess der Eingliederung von

Kaspar Hauser und die damit verbundenen Fortschritte, die sein „Gemüt und Empfinden“ unter der intensiven Betreuung von Lehrern wie dem früheren Gymnasialprofessor Georg Friedrich Daumer machten.

3. Preis: Diego Weid Alavez, Berufliche Oberschule der Stadt Nürnberg

Die Schlacht um Stalingrad aus Sicht eines Zeitzeugen unter Berücksichtigung der Feldpostbriefe eines Nürnberger Soldaten

Die Seminararbeit, die ebenfalls aus dem von Kathrin Braun geleiteten W-Seminar zum Thema „Der blanke Horror“ an der Beruflichen Oberschule der Stadt Nürnberg hervorging, widmet sich der Quellengattung der Feldpostbriefe und untersucht am Beispiel von zehn Briefen des aus dem Stadtteil Buchenbühl stammenden Nürnberger Soldaten Willi Hufnagel insbesondere die „emotionale Belastung“, der die Angehörigen der

6. Armee durch Trennung und schwierige Überlebensbedingungen in Stalingrad ausgesetzt waren. Eine knappe militärgeschichtliche Einordnung des Kriegsgeschehens sowie eine konzise soziokulturelle Würdigung des Kommunikationsmediums „Feldpost“ und dessen psychosozialer Wirkkraft führen in die Thematik ein. In der anschließenden Untersuchung wird die hohe emotionale und moralische Bedeutung der Korrespondenzen beleuchtet.


KATEGORIE STUDIENARBEITEN

1. Preis: Adrian Bahr, Universität Göttingen

Untersuchung zur Ausstattung der Nürnberger St. Sebalduskirche nach der Reformation

In der von PD Dr. Arwed Arnulf an der Georg-August-Universität Göttingen betreuten Bachelorarbeit untersucht Adrian Bahr die Ausstattung der Nürnberger Hauptkirche St. Sebald nach der Reformation. Er beleuchtet damit eine in der Forschung kaum untersuchte Zeit der Kirchenausstattung, denn bisherige Untersuchungen haben sich vor allem mit den mittelalterlichen Ausstattungsstücken beschäftigt. Anhand von

ausgewählten Drucken, Handschriften und Bildquellen rekonstruiert der Autor die Situation im Kirchenraum vor allem für die Zeit nach 1657. Dabei werden die frühneuzeitlichen, heute nicht mehr vorhandenen Emporen in den Mittelpunkt gerückt und deren Entstehung sowie Funktionalität und Intermedialität aufgezeigt. So konnten Bezüge der Familienemporen zu den Memorialorten des jeweiligen Geschlechts aufgedeckt werden.

2. Preis: Philipp Scheinert, Universität Kiel

Die Türme von St. Sebald: Über die Kostenstrukturen der Turmerhöhung in Nürnberg 1483

Die an der Christian-Albrecht-Universität Kiel eingereichte und von Prof. Dr. Gerald Schwedler betreute Bachelorarbeit widmet sich der finanziellen und personellen Organisation einer konkreten Baumaßnahme des ausgehenden Mittelalters: der Erhöhung der Türme von St. Sebald. Als Hauptquelle liegt die Kostenzusammenstellung von 1481 bis 1495 des Kirchenmeisters Sebald Schreyer zugrunde.

Hierbei steht das Jahr 1483 aufgrund des komplexen Baugeschehens im Fokus. Die Höhe der Kosten wird ausdifferenziert nach Einzelaspekten wie Zahlungsmodalitäten, sozioökonomische Faktoren oder bauliche Spezifika. In einem Tabellen-Anhang werden Kosten- und Ausgabenstrukturen nach unterschiedlichen Kriterien aufgeschlüsselt und Lohnzahlungen einzelnen Personen konkret zugeordnet. Die Untersuchung vergleicht dabei sozioökonomische, wirtschaftliche und bauliche Aspekte.

URL dieser Seite
<http://www.nuernberg.de/internet/stadtarchiv/vgn_foerderpreistraeger_2022.html>