Die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nach Nürnberg Zugewanderten beeinflussen die Entwicklung der Stadtgesellschaft bis heute in hohem Maße. Nicht allein die Bevölkerungszusammensetzung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten massiv gewandelt, ebenso haben die zahlreichen Zuwanderinnen und Zuwanderer unter anderem wesentlich zur Neugestaltung des religiösen und kulturellen Erscheinungsbildes und somit letztlich der gesamten städtischen Sozialstruktur beigetragen. Aufgrund der lückenhaften Quellenlage zum Thema Migration befasste sich von 2006 bis 2020 ein Forschungsprojekt mit dem Thema "Zuwanderung nach Nürnberg nach 1945 bis heute". Das Spektrum der Zeitzeugen erstreckte sich dabei von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen des Zweiten Weltkriegs über so genannte Gastarbeiter, Aussiedler und Spätaussiedler, Heiratsmigranten, Kontingentflüchtlinge und viele andere Gruppen bis zu Asylsuchenden und Arbeitsmigranten der jüngsten Vergangenheit.
Oral History
Eine der wesentlichen Aufgaben des Archivs als "Gedächtnis der Stadt" ist die Bereitstellung von Geschichtsquellen. Eine Methode, Überlieferungslücken insbesondere der jüngsten Vergangenheit zu füllen, praktiziert das Stadtarchiv seit mehr als zehn Jahren: Die "Oral history". Darunter versteht man die Erfassung und Sicherung von gesprochener Erinnerung relevanter Zeitzeugen. Auf diese Weise werden individuelle Erlebnisse und Ereignisse, ja ganze Lebensläufe aufgezeichnet, als Geschichtsquellen aufbewahrt und der Forschung zur Verfügung gestellt.
Themen waren bisher beispielsweise Fremdarbeiter in Nürnberg 1942–1945, der verheerende Bombenangriff vom 2. Januar 1945 sowie die danach folgenden Trümmerjahre.
"Zuwanderung nach Nürnberg nach 1945 bis heute"
Aufgrund der lückenhaften Quellenlage zum Thema Migration befasst sich seit 2006 ein Forschungsprojekt mit dem Thema "Zuwanderung nach Nürnberg nach 1945 bis heute". Das Spektrum der Zeitzeugen erstreckt sich dabei von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen des Zweiten Weltkriegs über so genannte Gastarbeiter, Aussiedler und Spätaussiedler, Heiratsmigranten, Kontingentflüchtlinge und viele andere Gruppen bis zu Asylsuchenden und Arbeitsmigranten der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart.
Bestand "Materialien zur Migration" (F 21)
Die Projektgruppe konnte Kontakt zu rund 400 Zeitzeugen herstellen, von denen fast die Hälfte schriftlich und mündlich interviewt wurde. Dabei gestatten die Zeitzeugen nicht nur einen Blick auf ihre persönliche Lebensgeschichte, sondern überließen dem Stadtarchiv auch in vielen Fällen amtliche und private Dokumente wie Arbeitserlaubnisse, Briefe, Fotos oder Tagebuchaufzeichnungen – wertvolles Quellenmaterial, das sonst möglicherweise den nachfolgenden Generationen verloren gehen würde. Interviews und überlassene Unterlagen fanden Eingang in den Archivbestand F 21 Materialien zur Migration.

Norica - Zuwanderung nach Nürnberg
Erste aus dem Projekt gewonnene Erkenntnisse präsentierte das Stadtarchiv 2008 als Schwerpunktthema in Heft 4 des Magazins "Norica" unter dem Titel "Zuwanderung nach Nürnberg I. Neubeginn nach 1945: Flüchtlinge und Heimatvertriebene erzählen".
Teil II des Themenschwerpunkts erschien 2017 in Norica Heft 13 unter dem "Titel ZugZwang - Zuflucht nach Nürnberg" zugleich als Begleitpublikation zur gleichnamigen Ausstellung.

Zeitzeugengespräche
2007, 2008 und 2010 veranstaltete das Stadtarchiv drei öffentliche Zeitzeugengespräche zu unterschiedlichen Zuwanderungsprofilen.

Ausstellung "Dageblieben!" mit Begleitkatalog und Begleitprogramm
Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Anwerbeabkommens zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei 1961 präsentierte das Stadtarchiv 2011/12 eine Ausstellung mit dem Titel "Dageblieben! – Zuwanderung nach Nürnberg gestern und heute" mit Begleitkatalog.
Begleitend zur Ausstellung präsentierten 2012 und 2013 nach Nürnberg zugewanderte Künstlerinnen und Künstler, die in der Metropolregion Nürnberg heimisch geworden sind, unter dem Motto "Dageblieben! Künstler kommen ins Archiv" ihre Arbeiten jeweils drei Wochen lang im Kleinen Foyer des Stadtarchivs. Zur Vernissage veranstalteten das Stadtarchiv und das Kunst- und Kulturpädagogische Zentrum der Museen in Nürnberg öffentliche "Foyer-Gespräche", bei denen die Künstlerinnen und Künstler Fragen zu ihrem Leben, Werk und Wirken beantworteten.
Perspektivwechsel
2020 beteiligte sich das Stadtarchiv mit einem besonderen Oral History-Projekt an der Bewerbung Nürnbergs als Europäische Kulturhauptstadt 2025. Die hierbei entstandenen kurzen Interviews mit jungen Menschen zwischen 15 und 25 Jahren, die außerhalb Deutschlands geboren wurden und heute in Nürnberg leben, wurden in den Bestand F 21 aufgenommen.
