Die Förderpreisträger des Jahres 2021

Die Auszeichnung mit dem Förderpreis des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg geht dieses Jahr an sechs gymnasiale W-Seminararbeiten. Aufgrund des Fehlens von Studienarbeiten und der Vielzahl an guten Seminararbeiten wurde in der Kategorie Schülerarbeiten jeder Preis zweimal vergeben.

Preisträger 2021

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Die Preisträgerinnen und der Preisträger 2021 (v.l.n.r.): Milena Voß, Nina Kiesewetter, Lenny Kossyk, Tale Diepers, Ela Riemer, Sigena Kliegel. Foto: Kilian Schödel, Stadtarchiv Nürnberg.

Am 9. Juli 2021 wurde im Großen Sitzungssaal des Nürnberger Rathauses die Verleihung der Preise vorgenommen. Die Stellvertretende Vereinsvorsitzende Dr. Wiltrud Fischer-Pache stellte die Preisträgerinnen und Preisträger vor und übereichte ihnen die Urkunden und Preise. Die Mitglieder der Jury würdigten jeweils mit einer Laudatio die prämierten Schülerarbeiten.


KATEGORIE SCHÜLERARBEITEN


1. Preis: Milena Voß, Leibniz-Gymnasium Altdorf

Wie hat sich die Erinnerungskultur der Nürnberger Prozesse in der BRD von 1945 an bis heute entwickelt?

In der am Leibniz-Gymnasium Altdorf im W-Seminar "Die Nürnberger Prozesse" entstandenen Arbeit, die von OStR Christof Böhm betreut wurde, beschäftigt sich die Verfasserin mit der Erinnerungskultur der Nürnberger Prozesse.

Ihre Untersuchung strukturiert sie in vier verschiedene zeitliche Phasen: die unmittelbare Nachkriegszeit, eine Zeit des Beschweigens, die 1960er Jahre, die als Wendezeit charakterisiert werden, die 1980er und 1990er Jahre, für die eine Neuorientierung in der Erinnerungskultur konstatiert wird und schließlich der Zeitraum von der Jahrtausendwende bis in die jüngste Gegenwart. In jeder Phase werden Überlegungen zum Umgang mit der NS-Vergangenheit vorangestellt und mit ausgewählten Beispielen einzelner Personen versehen. Besonders hervorzuheben sind selbst durchgeführte Zeitzeugenbefragungen, die weitere zusätzliche Perspektiven auf die verschiedenen Phasen der Erinnerung ermöglichen.

1. Preis: Lenny Kossyk, Peter-Vischer-Schule Nürnberg

Politische Ansichten und soziale Schichtung anhand von Schüleraufsätzen

Die im W-Seminar "Nürnberger Schulen im Nationalsozialismus" an der Peter-Vischer-Schule (Abt. Gymnasium) unter Leitung von StD Wolf-Martin Hergert entstandene empirische Arbeit geht der Frage nach, ob sich aus der sozialen Schichtung während der NS-Zeit politische Ansichten ermitteln lassen.

Als Quellengrundlage dienen dem Autor Fragebögen von Schülerinnen und Schüler der 7. und 8. Jahrgangsstufen aus vier ausgewählten Schulen, Stadtkarten und Adressbücher. Die Fragebögen befinden sich in der im Stadtarchiv Nürnberg aufbewahrten Aufsatzsammlung des Nürnberger Schulrates Otto Barthel. Die grafisch aufbereiteten Ergebnisse zeigen, dass je höher die soziale Schichtung der Schule ist, desto geringer fällt die politische Ansicht für das NS-Regime und seine Politik aus.


2. Preis: Ela Riemer, Maria-Ward-Gymnasium Nürnberg

Die Gartenstadt in Nürnberg – Wurzeln und Umsetzung einer Idee

Die Seminararbeit, die aus dem von StD Wolfgang Hörlein geleiteten W-Seminar zum Thema "Die Industrialisierung in Nürnberg" am Maria-Ward-Gymnasium hervorging, untersucht die Gartenstadt in Nürnberg, die seit 1911 auf einem Terrain in der Nähe des heutigen Südfriedhofs entstand. Dabei arbeitet die Verfasserin die geistigen Grundlagen der Gartenstadtidee heraus.

Ausgehend von diesen Grundgedanken entfaltete sich die Gartenstadtbewegung als Reaktion auf die unzuträglichen Wohnbedingungen der Industriearbeiter in ganz Europa. Durch die Industrialisierung kam es auch in Nürnberg durch den Zuzug von Arbeitskräften zu einem sprunghaften Anstieg der Einwohnerzahl und einem Mangel an Wohnraum. 1908 wurde in Nürnberg eine Gartenstadt-Genossenschaft gegründet, um gesunde Wohnungen und Gelegenheit zum Gartenbau zu schaffen. Die Autorin beleuchtet die Umsetzung dieser Idee anhand der Gartenstadt Nürnberg vor dem Ersten Weltkrieg und stellt die Frage, inwiefern die Idee heute noch aktuell ist und umgesetzt wird.


2. Preis: Sigena Kliegel, Maria-Ward-Gymnasium Nürnberg

Die Veränderung des Nürnberger Stadtbildes an ausgewählten Beispielen zur Zeit der Industrialisierung

Die Arbeit von Sigena Kliegel, ebenfalls im W-Seminar "Die Industrialisierung in Nürnberg" mit Kursleiter StD Wolfgang Hörlein am Maria-Ward-Gymnasium entstanden, analysiert die räumlichen, demografischen und infrastrukturellen Veränderungen und Prozesse der Stadtentwicklung Nürnbergs im langen 19. Jahrhundert.

Die Autorin arbeitet die zentralen Ursachen und Indikatoren der Verstädterung und städtebaulichen Transformation sowie Projektionsflächen kommunalen Handelns heraus. Durch den starken Bevölkerungszuwachs Nürnbergs, der auch einen demografischen Wandel der Gesellschaft zur Folge hatte, wurde die Stadtverwaltung vor große Herausforderungen gestellt. Die Bedeutung der Vororte, das Wachstum der Stadt und der Wandel der alten Reichsstadt zur Industriestadt werden beschrieben und es wird aufgezeigt, dass die Epoche der Industrialisierung noch heute im Stadtbild Nürnbergs nachvollziehbar ist.


3. Preis: Nina Kiesewetter, Hans-Sachs-Gymnasium Nürnberg

Nürnberger Totenschilde

In ihrer Arbeit, die aus dem W-Seminar "Nürnberger Patrizierfamilien in Mittelalter und Früher Neuzeit" am Hans-Sachs-Gymnasium hervorging und von OStR Eike Juhre betreut wurde, beschäftigt sich die Autorin mit Totenschilden der Nürnberger Patrizierfamilien, die sich in vielfacher Zahl in Nürnberger Kirchen und Museen befinden, und geht der Frage nach: Was haben die Patrizier mit diesen Schilden beabsichtigt?

Ihr Ergebnis zeigt, dass die Patrizier durch die Anbringung der Totenschilde mehrere Ziele verfolgten: Das Vorweisen ihrer außerordentlich einflussreichen Stellung in der Gesellschaft, das Zeigen ihres Reichtums und Wohlstandes als auch die immerwährende Erinnerung an ihre Familie sowohl in der gegenwärtigen Gesellschaft als auch bei der Nachwelt, um nicht in Vergessenheit zu geraten.

3. Preis: Tale Diepers, Johannes-Scharrer-Gymnasium Nürnberg

Aus Sternzagelshoue wird Zerzabelshof – ein Nürnberger Stadtteil im Wandel der Zeit

Tale Diepers widmet sich in ihrer Arbeit, die im W-Seminar "Geschichte Nürnbergs – Orte und Personen prägen eine Stadt" bei Kursleiterin Dr. Elke Mahler am Johannes-Scharrer-Gymnasium entstand, dem Wandel des Nürnberger Stadtteils Zerzabelshof vom 14. Jahrhundert bis zur Gegenwart.

Unter breiter Berücksichtigung verschiedener Aspekte geht sie der Bedeutung und dem Wandel seines Namens ebenso nach wie seiner demografischen Entwicklung. Dabei zeigt sie Besonderheiten des Stadtteils auf und behandelt den "Gesundbrunnen", von dem erstmals 1645 berichtet wurde, oder das sogenannte Metthing-Schloss mit seinen wechselnden Besitzern und seiner unterschiedlichen Nutzung. Weiterhin wird der Nürnberger Zoo und der "Club", der 1. Fußballclub Nürnberg, mit seinem Sportpark behandelt. Die Autorin geht aber auch auf die Einbeziehung des Stadtteils in das nah gelegene Reichsparteitagsgelände durch den Bau von Hallen und der "Kraft durch Freude"-Stadt“ unter nationalsozialistischer Herrschaft ein. Interviews mit Einwohnern von "Zabo" Interviews ergänzen die Arbeit.


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