Ein Gesicht, eine Figur oder doch nur ein Haus mit Zaun. Susa Schneider ist Fotografin und macht das sichtbar, was andere nicht sehen. Sie hat ein Auge für Details und möchte mit ihren Fotos den Menschen zeigen was für Besonderheiten sich unmittelbar vor ihnen befinden. Svenja Holy inteviewte die Fürther Fotografin kurz vor der Vernissage derAusstellung "Alles auf Anfang" im Kulturladen Röthenbach.
Wissen Sie noch wann Sie zum ersten Mal eine Kamera in den Händen hielten?
An diesen Moment kann ich mich noch gut erinnern, da war ich zirka sieben oder acht Jahre alt. Meine Mutter, die selbst eine fantastische Fotografin war, hat mir die Kamera in die Hand gedrückt. Das war eine schöne alte Voigtländer, bei der man oben reinschauen kann und das Bild verkehrt herum sieht. Die Kamera funktioniert mit einem Rollfilm, der zuvor eingelegt werden muss. Meine ersten Fotos habe ich mit dieser Kamera in Italien geschossen.
Haben Sie einen Unterschied zwischen der früheren und heutigen Fotografie feststellen können?
Ja, leider, denn ich habe noch die analoge Fotografie von Beginn an gelernt. Ich habe zusammen mit dem Fotografen Günter Derleth gearbeitet und Mehrfachbelichtungen durchgeführt. Diese Technik kann heutzutage schnell und einfach mit dem Programm Photoshop umgesetzt werden. Bei der analogen Fotografie dauerte das um einiges länger und zudem war es wichtig konzentriert zu arbeiten und sein Wissen einzubringen. Durch die große Filterauswahl, die es heutzutage gibt, kann jeder ein schönes Foto erhalten, doch der eigentliche Sinn der Fotografie ist weg.
Was begeistert sie heute an der Fotografie?
Ich verwende meine Smartphone-Kamera zum Fotografieren, dadurch kann ich ganz andere Aufnahmen machen. Ich kann Personen oder Personengruppen fotografieren ohne Aufmerksamkeit zu erzeugen. Der Vorteil ist auf jeden Fall, dass das Handy viel unauffälliger ist und man benötigt kein großes Equipment mehr, sowie bei der analogen Fotografie. Ich bearbeite meine Fotos auch nicht nach, wenn die Belichtung nicht stimmt, war es einfach ein Belichtungsfehler des Handys.
Personen, Landschaften oder Gegenstände?
Ich fotografiere das, was ein anderer nicht sieht und dran vorbei läuft. Oft fotografiere ich in Italien und auch dort gibt es schöne Graffitis oder einzigartige Bodenstrukturen. In der Ausstellung im Kulturladen Röthenbach zeige ich einen Auswahl meiner Zebrastreifen, die ganz unterschiedlich sind und das fotografiere ich. Das was alltäglich von uns Menschen benutzt wird, aber keiner genau hinsieht. Beim genaueren Betrachten der Umwelt kommen dann kleine Details wie Blumen oder ähnliches zum Vorschein. Das ist sozusagen meine Gabe. Ich erkenne Kleinigkeiten an denen andere Menschen einfach vorbeigehen würden. In Ancona, einer Stadt in Italien habe ich ein Wohnhaus fotografiert, das mit kleinen rosafarbigen Fliesen geschmückt war und eine morbide Toreinfahrt hatte. Ein paar Wochen später bin ich dann wieder daran vorbeigefahren und das Haus wird jetzt saniert. Gut dass ich es fotografiert habe, denn die Besonderheit ist jetzt erloschen.
Was möchten Sie mit Ihren Fotos bei den Betrachtern erzeugen?
Die Motive die ich fotografiere sind sehr schön, beinhalten jedoch immer eine Kleinigkeit die bei den Betrachtern zum Denken anregen sollen. Ein Foto von mir, zeigt einen Strand mit einem idyllischen Eindruck und ganz unten in der Ecke des Bildes sieht man Müll liegen. Neben dem Bild hängt auch ein Foto, welches thematisch dazu passt. Ziel ist es dass sich die Gegensätze anziehen, ein Yin und Yang sozusagen, und auf die Schönheit unserer Natur aufmerksam machen, die es gilt zu erhalten.