Brücke Wöhrder See Nürnberg

Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg

Allparteiliches Konfliktmanagement in Nürnberg - KoMit

KoMit - vom Konflikt zum Miteinander

Die gemeinsame Nutzung des öffentlichen Raums gehört zum urbanen Leben und macht eine Stadt erst lebendig und lebenswert. Allerdings erhöht die fortschreitende Verdichtung des Lebensraums Stadt gerade in der wärmeren Jahreszeit den Nutzungsdruck auf Grünflächen, Parks und Straßen, die immer vielfältiger genutzt werden: Familien mit Kindern, Hundebesitzer*innen, feiernde Jugendliche, Anwohner*innen, Sportler*innen, Grillfeste, Erholungssuchende sind hier nebeneinander anzutreffen. Unterschiedliche, teilweise gegensätzliche Interessen erzeugen dabei häufig Konflikte, die zu wiederkehrenden Beschwerden bei Polizei und Stadtverwaltung führen und nicht selten mit der Verdrängung bestimmter Gruppen enden.
Die Stadtspitze, der Stadtrat und die Stadtverwaltung bekennen sich jedoch zu dem Grundsatz: Der öffentliche Raum ist für alle da! Wie kann dieser Anspruch umgesetzt werden?

Wöhrder Wiese im Sommer, Bild © Gerhard Illig / Stadt Nürnberg

Allparteiliches Konfliktmanagement

Inspiriert von positiven Erfahrungen in anderen deutschen Städten wurde auch in Nürnberg eine Stelle für Allparteiliches Konfliktmanagement mit Schwerpunkt öffentlicher Raum geschaffen. Diese ist angesiedelt im Bürgermeisteramt, bei der Stabsstelle Menschenrechtsbüro & Gleichstellungsstelle.

Die Mediatorin Valerie Laubenheimer und der Soziologe Franz Walser arbeiten nun seit 2023 am Aufbau einer kommunalen Struktur für die Bearbeitung von Nutzungskonflikten im öffentlichen Raum. Dazu gehören das Erfassen bestehender Strukturen und die Vernetzung mit Akteur*innen, die innerhalb der Stadt bereits mit Konfliktbearbeitung befasst sind ebenso wie die Analyse von Einsatzorten und die Konzeptentwicklung.
Grundlegend für die Konfliktbearbeitung durch KoMit sind Dialog und Allparteilichkeit, das bedeutet: Alle Konfliktbeteiligten werden gleichermaßen gehört und einbezogen. Nur so können Lösungen erarbeitet werden, die nachhaltig wirken, weil sie von allen getragen werden. Abhängig vom konkreten Ort und den beteiligten Personen ist allparteiliche Konfliktbearbeitung stets ein individueller und ergebnisoffener Kommunikationsprozess. Wir, als Bürger*innen Nürnbergs, benötigen gegenseitige Akzeptanz sowie Bewusstsein für Selbstwirksamkeit, für die Stärken gelebter Stadtgemeinschaft und für Mitverantwortung.
Dafür steht der Name KoMit - Vom Konflikt zum Miteinander.

Die Parkteams von KoMit drehen in ausgewählten Grünanlagen ihre Runden – dieses Jahr in Nürnberg-Wöhrd, also Wöhrder Wiese mit Umgriff auf Cramer-Klett-Park, Prinzregentenufer und Wöhrder See.
Unsere Teams verstehen sich als Parkbetreuung und Ansprechpartner*innen für alle: Wir beobachten das soziale Geschehen, halten das Nutzungsverhalten fest, und vor allem nehmen wir Anliegen, Probleme und Bedürfnisse von Nutzer*innen und Anwohner*innen gleichermaßen auf. Die Honorarkräfte sind dabei immer zu zweit, im Tandem, unterwegs: mit roten Allwetterjacken bzw. T-Shirts eingekleidet und mit gut gefüllten Taschen ausgestattet (Mülltüten, Bonbons, Pflaster, Infoflyer etc.).
Ganz grundsätzlich gilt: Alle haben das gleiche Recht auf die Nutzung des öffentlichen Raums. Das kann zu Konflikten zwischen unterschiedlichen Interessen führen – zum Beispiel verträgt sich der Wunsch nach geselligem Beisammensein bis in die späten Abendstunden nicht immer mit dem Bedürfnis nach Nachtruhe. Um hier zu vermitteln, müssen alle Personen(-gruppen), die an einem Konflikt beteiligt sind, einbezogen werden.
In der allparteilichen Ansprache geht es darum, das Wohlbefinden, die Probleme und gegebenenfalls Konflikte der Personen im öffentlichen Raum zu hören, Verständnis und Toleranz für ein friedliches Mit- oder Nebeneinander zu vermitteln und, wo möglich/nötig, einen Perspektivwechsel anzustoßen. Diese Gespräche werden unkompliziert dokumentiert und an die KoMit-Leitung weitergegeben.
Wichtig: wir sind nicht für das Aufrechterhalten der öffentlichen Ordnung oder die Einhaltung der Grünanlagensatzung zuständig.

2 Mitarbeitende des Allparteilichen Konfliktmanagements bei einer Begehung an der Wöhrder Wiese, von hinten fotografiert, in roten T-Shirts, Bild © Lara Rottenhofer / Franz Walser
KoMit-Parktandems an der Wöhrder Wiese

Gemeinwesen-Mediation

Auch die Koordinierungsstelle für Gemeinwesen-Mediation ist hier verortet:
Bei Konflikten in der Nachbarschaft, in Vereinen, sozialen Einrichtungen und im interkulturellen Zusammenhang können ausgebildete Mediator*innen die Streitenden dabei unterstützen, gemeinsam eine Lösung für ihren Konflikt zu finden.
Voraussetzung für ein solches Vermittlungsgespräch sind eindeutige Konfliktparteien & Gesprächsbereitschaft der Beteiligten.

Nähere Informationen zu diesem kostenfreien Angebot finden Sie hier:

Kooperationen

Pro Peace ist eine Friedensorganisation, die Menschen, Kommunen, Städte und Landkreise dabei unterstützt, konstruktiv mit gesellschaftlichen Konflikten umzugehen und die darin liegenden Chancen für die Gesellschaft zu nutzen. Derzeit arbeitet Pro Peace mit Friedens- und Konfliktberatern und -beraterinnen in Deutschland sowie zwölf weiteren Ländern in Europa, dem Nahen Osten und Südostasien. In Deutschland unterstützt Pro Peace durch Beratung und Prozessbegleitung mit dem Ansatz der „Kommunalen Konfliktberatung“ (KKB) Kommunen dabei, Integrationsprozesse und soziale Veränderung erfolgreich und nachhaltig zu gestalten. Das Ziel ist es, lokale Akteure dabei zu unterstützen, Lösungsansätze für die spezifischen Herausforderungen und Konfliktlagen vor Ort zu entwickeln und umzusetzen. Die Zusammenarbeit mit der Stadt Nürnberg findet im Rahmen des Projekts „Kommunen im Fokus: Konflikte nutzen – Integration gestalten“ statt. Dieses wird gefördert durch den Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) der Europäischen Union (EU) und durch das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung und das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen kofinanziert.

Das Logo von Pro Peace, eine stilisierte weiße Taube auf blauem Grund mit dem Titel der Organisation; daneben die Logos der Förderer des Programms "Kommunale Konfliktberatung": Europäische Union; Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung; Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, Bild © Pro Peace

Zusammen mit Dozierenden führt KoMit ein Seminar an der Technischen Hochschule Nürnberg (OHM) durch. Zielsetzungen und Lerninhalte sind die Identifikation von Nutzungskonflikten im öffentlichen Raum, das Verstehen und Anwenden von Grundlagen der Konfliktanalyse, das Erlernen der allparteilichen Ansprache von Konfliktparteien.
Die Studierenden werden außerdem eingeladen, als Honorarkraft mit den Parktandems tätig zu werden.

Begleitet wurde der Aufbau von KoMit 2022-2024 durch das Bundesprogamm „Kommunales Konfliktmanagement (KoKoMa)“, an dem Nürnberg als eine von 14 Kommunen teilgenommen hat. Kompetenzen und Strukturen zur Konfliktbearbeitung in der Kommune sollten in diesem Rahmen identifiziert und schrittweise erweitert werden.

Weitere Informationen zu KoKoMa finden Sie bei der Stiftung SPI:

Bundesprogramm Kommunales Konfliktmanagement; AWO Nürnberg; Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend; Bundesprogramm Demokratie Leben!; Demokratie Leben! Nürnberg, Bild © KoMit