2009: 500 Jahre Albrecht-Dürer-Haus – Blicke auf Dürer

Fassade des Dürer-Hauses mit Projektion eines Selbstportraits von Albrecht Dürer


Ein Universalgenie im 21. Jahrhundert – eine mediale Annäherung

Albrecht Dürer war aus heutiger Sicht ein Universaltalent, das verschiedenste "Berufe" beherrschte. Seine Malerei und Grafik machten ihn weltberühmt. Er verfasste bahnbrechende theoretische Schriften, entwickelte sein Monogramm zum Künstlerlogo und profilierte sich im Bereich Festungsbau und Architektur mit völlig neuartigen Ideen.

Zum Jubiläum des Dürer-Hauses wurden die unterschiedlichen Bereiche, in denen Albrecht Dürer tätig war, aus der Perspektive des 21. Jahrhunderts beleuchtet. Aus diesem Grund wurden vier Meister ihres Faches gebeten, sich mit dem ‚Phänomen Dürer’ auseinander zu setzen:

  • Der 1970 geborene Allroundkünstler Jonathan Meese widmete sich in seinem Beitrag der Rolle der Mutter als Muse, Mentor und Modell.
  • Günter Grass führte mit den beiden Dürer-Experten Matthias Mende und Peter-Klaus Schuster einen Diskurs über den künstlerischen Schaffensprozess im Spannungsfeld zwischen Motivation und Melancholie.
  • Der Architekt Volker Staab nam sich die Freiheit, in einem virtuellen Auftrag für Dürer auf der Basis des historischen Dürer-Hauses ein Künstlerhaus des 21. Jahrhunderts zu entwickeln.
  • Unter der Leitung von Jürgen Häusler wagte Interbrand Zintzmeyer & Lux – eine der führenden Brandingagenturen der Welt – den Versuch, das Geheimnis der "Marke Dürer" zu lüften.

Jonathan Messe – Kunst

Jonathan Meese (*1970), einer der bekanntesten Künstler der Republik, fand mit 22 Jahren zur Kunst, als er sich von seiner Mutter Zeichenblock und Pastellkreide wünschte. Seine Malereien, Installationen, Skulpturen, Performances und Fotographien sowie Theater- und Opernarbeiten werden weltweit diskutiert. Von der Revolution der Kunst überzeugt, thematisiert er historische Persönlichkeiten aus Gesellschaft, Politik und Kunst. Die enge Beziehung zu seiner Mutter und seinem unmittelbaren Lebensumfeld, sowie seine Leidensfähigkeit und seine Radikalität, lassen Parallelen zu Albrecht Dürer erkennen.

Günter Grass – Literatur

Der Literaturnobelpreisträger Günter Grass ist gelernter Steinmetz, studierter Grafiker und Bildhauer. Mit Dürer, insbesondere mit dessen berühmtem Kupferstich "Melencholia I", setzte sich Grass in seinem Tagebuch einer Schnecke (1972) auseinander.

Matthias Mende war langjähriger Leiter des Albrecht-Dürer-Hauses. Peter-Klaus Schuster war von 2000 bis 2009 der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin und ist derzeit als Reseach-Fellow am Getty-Institut in Los Angeles mit einem Forschungsprojekt betraut. Er verfasste seine Dissertation zum Thema der Dürer-Melancholie.

Volker Staab – Architektur

Der Berliner Architekt Volker Staab (*1957) erzielte mit dem 1999 fertig gestellten Neuen Museum in Nürnberg internationale Aufmerksamkeit. Gefeiert wurde das Spannungsgefüge des gläsernen Neubaus im historischen Zentrum der ehemaligen Reichsstadt.

Interbrand – Zintzmeyer & Lux – Dürer als Marke

Interbrand, Zintzmeyer & Lux kreiert und bewertet Marken, gestaltet komplette Auftritte von Unternehmen und Organisationen und sorgt für nachhaltige Markenerlebnisse. Die Agentur schuf den Mythos des neuen Mini, erfand das TUI-Logo und veränderte mit der Gestaltung der Marke Telekom die Wahrnehmung der Farbe Magenta.


Begleitende Ausstellungen

"Lebt und arbeitet in ..."

18. Juni bis 12. Juli 2009 im Kunsthaus Nürnberg

"Lebt und arbeitet in....", dieser Vermerk findet sich in allen Künstlerbiografien – bedeutsam genug, danach zu fragen wie die Arbeitssituation heute aussieht. Ist das Atelier eine reine Werkstatt, ein Refugium, ein Mikrokosmos oder gar der Wohnort? Sowohl Nürnberger Künstler als auch Künstler, die die Stadt verlassen haben, gingen diesen Fragen nach.

Im Exil ...

19. Juni bis 26. Juli 2009 in der Galerie Bernsteinzimmer

"Im Exil" präsentierte fotographische Arbeiten von Künstlern, die zwar mit Nürnberg verbunden sind, aber ihren Arbeitsraum im näheren Umfeld gefunden haben. Aufgebaut wurde zudem auch ein original Künstler-Arbeitsplatz – quasi zum Anfassen.

Alexandra Leykauf / Michele Di Menna

20. Juni bis 9. August 2009 im Kunstverein Nürnberg – Albrecht-Dürer-Gesellschaft

Alexandra Leykauf (*1976), geboren und studiert in Nürnberg, lebt heute in Berlin. In ihren Installationen schafft sie bühnenartige Situationen. Die junge Kanadierin Michele Di Menna (*1980) reagiert auf diese Szenerien und benutzte den Ausstellungsraum als Atelier, indem sie in einer Performance die Ausstellung live am Eröffnungsabend "aufbaut".


Künstlerdatenbank (Projekt abgelaufen)

Bildschirmfoto der Künstlerdatenbank

Die Nürnberger Künstlerdatenbank entstand im Rahmen der Aktivitäten der Dürer-Stadt Nürnberg zum 500. Jubiläum des Albrecht-Dürer-Hauses 2009. In der Nürnberger Künstlerdatenbank befanden sich zeitgenössische bildende Künstler, die in Nürnberg lebten und arbeiteten.

Die Künstler-Suche

Die A-Z Liste enthielt alle Künstler. Mit der Suchfunktion konnten Sie gezielt das Stichwort eingeben, das Sie interessierte, z.B. ein besonderer Arbeitsschwerpunkt, Stipendium oder Ausstellungsort.


Dürer Ahoi – Wolfgang Karl Mays mobiles Künstlerhaus beginnt seine Reise in die Welt

Mobiles Baumhaus vor dem Dürerhaus

Performance

Ein Tubist, eine Sängerin, eine Akkordeonspielerin und ein Feuerwerk begleiteten den magischen Moment, als das erste mobile Baumhaus von Wolfgang Karl May vor dem Dürerhaus aufgerichtet wurde. Als zeitgenössisches künstlerisches Pendant zum historischen Künstlerhaus war dieser Prototyp made in Nürnberg Architektur und Werk, Raum und Utopie zugleich. May startete von hier mit seinem Künstlerhaus eine Reise in die Welt.

Die Übernachtung des Künstlers in seinem Baumhaus an historischer Stätte versprach jedoch nicht nur intensive künstlerische Träume, sondern auch einen Service der besonderen Art. So weckte Agnes Dürer am Morgen den Künstler mit einem Frühstück in luftiger Höhe.


Stadt(ver)führungen

Türmchen der Stadtverführungen

Motto: Dürer – Künstler – Könner

"Deutschlands größter Führungsmarathon" nimmt das 500jährige Jubiläum des Dürer-Hauses zum Anlass, unter dem Motto „Dürer. Künstler. Könner” Nürnberg als Stadt der Künstler zu entdecken. Wie haben Künstler zu Dürers Zeiten gelebt und gearbeitet? Was ist geblieben von der Kunst und dem Kunsthandwerk der damaligen Zeit? Und welche Künstlerinnen und Künstler prägen die Stadt heute? Wie leben und arbeiten sie heute?

Die Stadt(ver)führungen gehen Dürers Wirken im Dürer-Haus nach, sie stellen weitere bekannte Künstler früherer Zeiten vor, wie z.B. Adam Kraft und lassen zeitgenössische Kunst zu Wort kommen. Besuchen Sie die Galerien, Museen und Kunstoasen in der Stadt oder lassen Sie sich von Nürnberger Prominenten ihre ganz persönliche Sicht zu Künstlern und Könnern erläutern.


Dürer-Vorträge

Seit 2002, dem Jahr des 500. Geburtstages von Albrecht Dürers berühmtem Aquarell "Junger Feldhase", veranstaltet das Kulturreferat der Stadt Nürnberg an einem Wochenende im August ein gehobenes Kulturprogramm zu Ehren des bekanntesten Nürnberger Künstlers. Im Dürer-Haus selbst finden zu diesem Anlass jährlich Vorträge renommierter Fachgelehrter aus dem In- und Ausland statt.

Vor 500 Jahren, am 14. Juni 1509, erwarb Albrecht Dürer das stattliche Fachwerkhaus unterhalb der Nürnberger Burg. Die traditionellen Dürer-Vorträge beleuchten daher in diesem Jahr verschiedene Aspekte der wechselvollen Geschichte des Albrecht-Dürer-Hauses und seiner Bewohner.

Bernhard Walther, Astronom und Handelsmann – der Vorbesitzer des Albrecht-Dürer-Hauses

Schon zu Lebenszeiten wurde Albrecht Dürer nicht nur als Künstler, sondern auch als Mathematiker hochgeschätzt. So ist es wohl kaum ein Zufall, dass er vor 500 Jahren das heute nach ihm benannte Haus kaufte, dessen Vorbesitzer der 1504 verstorbene Handelsmann und Astronom Bernhard Walther war. Walther, ein Freund und Schüler des bekannten Johannes Regiomontanus, ließ das Gebäude nach seinen Vorstellungen umbauen, so dass er von den Fenstern des Südgiebels aus seine astronomischen Messungen tätigen konnte. Seine Beobachtungsreihen und Forschungsergebnisse dienten den Wissenschaftlern der Folgezeit, so auch Nikolaus Kopernikus, als wichtige Grundlage.
Referent: Hans Gaab, Studiendirektor am Labenwolf-Gymnasium Nürnberg, Fachbereich Mathematik, Physik und Informatik; Astronomiehistoriker und Mitglied der Nürnberger Astronomischen Gesellschaft und Nürnberger Astronomischen Arbeitsgemeinschaft

Dürer und seine Familie

Nicht erst der Berliner Reporter Egon Erwin Kisch unternahm „Nachforschungen nach Dürers Ahnen“. Er steht bereits in einer längeren Tradition künstlerbiographischer Forschung zum berühmtesten Sohn der Stadt Nürnberg, die sich bemüht, unter Ausnutzung aller erdenklichen Quellen - vom Ortstermin in der ungarischen Provinz bis zur Autopsie bekannter Gemälde und Bildniszeichnungen - Freundschafts- und Verwandtschaftsverhältnisse und sonstige persönliche Beziehungen aufzuspüren oder zu rekonstruieren. Der Jahrestag des Dürer-Hauses ist ein willkommener Anlass, solchen vielfältigen Familienangelegenheiten erneut nachzugehen und dabei auch die unterschiedlichen Facetten bisheriger Forschung vorzustellen.

Referent: Michael Roth, Leiter der Sammlung deutscher Zeichnungen, Buchmalerei und Druckgraphik bis 1800 im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin

Der Künstler im Atelier – Fragen zu Albrecht Dürers Werkstatt

Der Künstler und sein Atelier sind Sinnbilder für Inspiration und Kreativität. Entspricht auch Dürers Werkstatt diesem modernen Verständnis? War Dürers Atelier nicht vielmehr ein für die Zeit um 1500 typischer Ort einer ökonomischen Kunstproduktion? Oder war die Dürer-Werkstatt tatsächlich einer der frühesten akademischen Lehrbetriebe? Der Vortrag spürt den Vorstellungen und Belegen zur Dürer-Werkstatt und den Künstlerateliers der Frühen Neuzeit nach. Es zeigt sich dabei, wie sehr unser Verständnis von Ideen und Idealen des 17. und 19. Jahrhunderts geprägt ist.
Referent: Daniel Hess, Stellvertretender Direktor und Leiter der Sammlungen Gemälde bis 1800 und Glasmalerei im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg

Wiederentdeckt! Das Albrecht-Dürer-Haus in frühen Ansichten von Johann Adam Klein und Johann Christoph Erhard

Dürer zeigt sich nackt. Dieses Experiment, sich selbst mit kompositorisch und zeichnerisch betontem Geschlecht darzustellen, war nur im privaten und freien Medium der Zeichnung möglich. Die Zeichnung als eigenständiges Kunstwerk aufwertend, schuf Dürer hier einen Meilenstein in der Geschichte des Aktes wie in der Entwicklung des autonomen Selbstbildnisses. Eine einzigartige Verbindung, die dieser Vortrag in ihrer innovativen Vielfalt und Genialität würdigte.
Referentin: Anna Scherbaum, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Kunst- und Kulturpädagogischen Zentrums der Museen in Nürnberg

Wiederhergestellt und eingerichtet. Friedrich Wilhelm Wanderers Musealisierung des Albrecht-Dürer-Hauses

Im Jubiläumsjahr 1871 gründet sich die – bis heute aktive – Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung und wird vier Jahre später Mieterin des Künstlerhauses. Vorrangiges Ziel der Stiftung ist es, das im Laufe des 19. Jahrhunderts heruntergekommene Anwesen wieder herzurichten, würdig auszustatten und als Museum der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Nach den Entwürfen der das Nürnberg der Wilhelminischen Zeit dominierenden kunstpolitischen Persönlichkeit, des Malers und Kunstschulprofessors Friedrich Wilhelm Wanderer, erfolgt Anfang der 1880er Jahre die "Wiederherstellung und Einrichtung" des Künstlerhauses „im Gepräge der Zeitperiode Dürers“.
Referent: Ulrike Berninger, Leiterin des Museums Tucherschloss mit Hirsvogelsaal und der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der museen der stadt nürnberg

Albrecht Dürer in Thomas Manns Roman „Doktor Faustus”

Thomas Manns Roman "Doktor Faustus" knüpft auf vielfältige Weise an die Welt Dürers an. Der Vortrag zeichnet nach, welche Rolle Albrecht Dürer und das Nürnberger Albrecht-Dürer-Haus in diesem radikalen Deutschlandroman des Jahres 1947 spielen. Dabei wird auch zur Sprache kommen, welche zeitgenössischen Dürer-Bilder Thomas Mann aufgreift und wie er sie in seinem Roman modifiziert.
Referent: Friedhelm Marx, Lehrstuhlinhaber für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Bamberg

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