Nürnberger Frauenpreis 2022

Festliche Preisverleihung im Rathaussaal

Bei der festlichen Preisverleihung mit mehr als 200 Teilnehmer*innen im Historischen Rathaussaal hat die Stadt Nürnberg am Donnerstag, 17. März 2022, den städtischen Frauenpreis 2022 vergeben. Oberbürgermeister Marcus König und Hedwig Schouten, Frauenbeauftragte der Stadt Nürnberg, überreichten die Auszeichnung an Hilde Kugler für ihr langjähriges Engagement für die Angehörigen straffällig gewordener Mitbürger und Mitbürgerinnen. Die Auszeichnung ist mit 4 000 Euro dotiert. Zusätzlich haben Catcalls of Nürnberg einen mit 500 Euro dotierten Anerkennungspreis erhalten. Catcalls of Nürnberg kreiden sexuelle Belästigungen in der Öffentlichkeit an.

Hilde Kugler bei der Frauenpreisverleihung 2022 mit Oberbürgermeister Marcus König und Frauenbeauftragter Hedwig Schouten

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Frauenpreisträgerin Hilde Kugler mit Oberbürgermeister Marcus König und Frauenbeauftragter Hedwig Schouten

Die Aktivistinnen von Catcalls of Nürnberg mit Oberbürgermeister Marcus König und Frauenbeauftragter Hedwig Schouten

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Die Aktivist*innen von Catcalls of Nürnberg mit Oberbürgermeister Marcus König und Frauenbeauftragter Hedwig Schouten

Podiumsgespräch bei der Frauenpreisverleihung 2022

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Podiumsgespräch mit Hilde Kugler und Dina Davidova von Catcalls of Nürnberg

Kathi Mock bei der Frauenpreisverleihung 2022

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Kathi Mock begeistert mit Ihrem Poetry-Slam-Beitrag

Hildegard und Victoria Pohl bei der Frauenpreisverleihung 2022

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Hildegard und Victoria Pohl sorgen musikalisch für Stimmung

Frauenpreisträgerin Hilde Kugler, die Aktivist*innen von Catcalls of Nürnberg, Oberbürgermeister Marcus König und Frauenbeauftragte Hedwig Schouten

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Frauenpreisträgerin Hilde Kugler, die Aktivist*innen von Catcalls of Nürnberg, Oberbürgermeister Marcus König und Frauenbeauftragte Hedwig Schouten

Hedwig Schouten würdigte den besonderen Lebenslauf von Hilde Kugler: "Ihr Lebensweg zeigt, dass frau auch in Teilzeit erfolgreich sein kann. Sie zeigt, dass mit einer guten persönlichen Strategie vieles möglich ist. Gleichwohl muss die Politik Strukturen ändern und Anreize schaffen, die es beispielsweise Müttern und Vätern ermöglichen, in Teilzeit zu arbeiten und auch mit reduzierter Arbeitszeit zu führen."
Für die Frauenpreisjury stand fest, dass Hilde Kugler mit ihrem über 30-jährigen Einsatz für vor allem weibliche Angehörige von Straffälligen das wichtige Kriterium des langjährigen Engagements zur Verbesserung der Situation von Frauen erfüllt und eine würdige Preisträgerin ist. Zugleich würdigte die Jury mit den Aktivist*innen von Catcalls of Nürnberg auch neues junges Engagement.
"Catcalling ist eine Form von alltäglichem Sexismus. Durch das Sichtbarmachen von sexueller Belästigung im öffentlichen Raum, zeigen Catcalls of Nürnberg, dass es nicht hinnehmbar ist, dass Frauen als Objekte diffamiert werden. Dafür bekommen sie den diesjährigen Anerkennungspreis der Stadt Nürnberg.", so Hedwig Schouten.

Im Anschluss an die Überreichung der Urkunden hatten die Preisträger*innen die Gelegenheit bei einem Podiumsgespräch mit der stellvertretenden Frauenbeauftragten der Stadt Nürnberg Michelle Fowinkel aus ihrem Arbeitsalltag zu berichten und konkrete Unterstützungsmaßnahmen zu fordern. Flexible Arbeitszeitmodelle und Führen mit reduzierter Arbeitszeit, eine gesicherte Finanzierung von Projekten und nachhaltige Präventionsarbeit waren wichtige Stichworte.

Für die musikalische Stimmung während der Preisverleihung sorgten die Pianisteinnen Hildegard Pohl und Victoria Pohl. Kathi Mock begeisterte mit einem Poetry-Slam-Beitrag.


Hilde Kugler

Hilde Kugler engagiert sich seit über 30 Jahren für straffällig gewordene Mitbürger*innen und deren Angehörige. 95 Prozent aller Inhaftierten in Deutschland sind Männer – unter den Angehörigen sind Frauen somit am stärksten betroffen. Oftmals geht die Inhaftierung des Partners für die Familien, Lebenspartnerinnen und Kinder mit einer Stigmatisierung oder einer Strategie des Verheimlichens einher. Um diese Frauen zu unterstützen, entwickelte Hilde Kugler offene Gruppenangebote für Partnerinnen von Inhaftierten.

Mittlerweile stellt Treffpunkt e.V. - über viele Jahre hinweg die einzige Beratungsstelle für Angehörige von Inhaftierten in Bayern - einen Ort mit einem umfangreichen Angebot rund um die Themen Familie, Erziehung, Integration und Prävention dar. Dabei kommt ein niedrigschwelliger und sozialorientierter Ansatz zum Tragen. Das 1989 ursprünglich ehrenamtliche Engagement hat Hilde Kugler in den vergangenen Jahren als Geschäftsführerin kontinuierlich erweitert und den Herausforderungen angepasst.

Einige Beispiele der inhaltlichen Erweiterung des Angebots von Treffpunkt e.V.:

1997

Die Einzelberatung und Gruppenangebote für Partnerinnen und Eltern von Inhaftierten werden durch die Ehe- und Paarberatung für ausgangsberechtigte Inhaftierte und Paare nach der Entlassung erweitert

2000

Schaffung weiterer pädagogischer Angebote wie Täter-Opfer-Ausgleich

2004

Start von MammaMia, einem sozialpädagogisch begleiteten Kursangebot für straffällig gewordene junge Schwangere und Mütter im Alter von 14-22 Jahren

2014

Einführung des Gruppenangebots MimMi (Mädels im Mittelpunkt) für junge Frauen, die sich im Kurz-, bzw. Dauerarrest in der Jugendarrestanstalt Nürnberg befinden

Zusammen mit ihrem Team unterstützt Hilde Kugler auch die Kinder von Inhaftierten und ihre Eltern durch zahlreiche Maßnahmen und beteiligt sich zudem an zahlreichen Forschungsprojekten und Studien. Die Ergebnisse bilden oftmals die Basis für neue Projekte. Die stetige Weiterentwicklung von unterstützenden Maßnahmen und den Fokus darauf, Menschen eine zweite Chance zu geben und sie auf dem Weg zurück in ein normales Leben zu begleiten, bewertet die Jury als eine außerordentliche und ehrwürdige Leistung.

Catcalls of Nürnberg - @catcallsofnue

Der Begriff „Catcalls“ bezeichnet dabei Belästigungen im öffentlichen Raum wie aufdringliche Blicke, Hinterherpfeifen, anzügliche Bemerkungen, obszöne Witze oder das Nachahmen von sexualisierten Lauten. Betroffene können den Nürnberger Aktivistinnen per Instagram oder E-Mail eine Belästigung und den Tatort melden. An dieser Stelle schreiben junge Frauen kunstvoll mit Straßenkreide den genauen Wortlaut oder den Hergang der Belästigung auf den Asphalt, versehen mit dem Hashtag #stopptbelästigung und einem Hinweis auf ihren Social Media Account @catcallsofnue.

Verbale sexualisierte Belästigungen sind eindeutige Gewalterfahrungen, die, außer von den Betroffenen selbst, häufig nicht als solche wahrgenommen werden. Indem die Aktivistinnen die verbalen Attacken im wahrsten Sinne des Wortes „ankreiden“, machen sie diese Gewalt sichtbar. „Catcalling“ geschieht im öffentlichen Raum, allerdings von der Öffentlichkeit meist unbeachtet. Die Aktivistinnen bringen die erfahrenen Belästigungen in die Öffentlichkeit zurück. Durch die Gespräche mit Passant*innen, sensibilisieren sie diese für die Problematik des fließenden Übergangs vermeintlicher Komplimente und verbaler sexueller Gewalt. Sie tragen so dazu bei, dass sich Frauen freier im öffentlichen Raum bewegen können, ermuntern sie, sich zu wehren und sich gegebenenfalls Unterstützung zu holen.

Der Anerkennungspreis geht an „Catcalls of Nürnberg“. Im Sommer 2020 gründete sich die Gruppe „Catcalls of Nürnberg“. Sie ist Teil der weltweiten Organisation „Chalk Back“, die mit Kreideschriftzügen auf sogenanntes „street harassment“ (Belästigung auf offener Straße) aufmerksam macht.


Verleihung alle zwei Jahre

Im Beisein einer breiten Frauenöffentlichkeit findet seit 1990 zweijährig die Verleihung des Nürnberger Frauenpreises statt, initiiert und organisiert vom Büro der Frauenbeauftragten. Er wurde 1989 vom Stadtrat beschlossen und ist nun mit 4.000 Euro dotiert.

Aus der Satzung:

"Ausgezeichnet werden herausragende Leistungen von Frauen und Frauengruppen, die sich mit ihren eigenen Anliegen, der Situation der Frauen, ihren Lebensbedingungen und ihrer Geschichte auseinandersetzen und neue Denkmuster und Handlungsformen in Arbeitswelt, Journalistik, Kultur, Politik, Wissenschaft und im ehrenamtlichen Bereich aufzeigen."


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