Grundwassersanierung in Nürnberg

Sauberes Grundwasser ist nicht nur für die Trinkwasserversorgung von entscheidender Bedeutung. Grundwasser galt in der Vergangenheit im Vergleich zu oberirdischen Gewässern als gut geschützt gegenüber anthropogenen Verunreinigungen. Das Reinigungs- und Rückhaltevermögen der überlagernden Bodenschichten war in vielen Fällen allerdings nicht ausreichend.

Aufgrund der industriellen Vorgeschichte kam es im Stadtgebiet von Nürnberg zu zahlreichen Schadstoffeinträgen in den Boden und zum Teil bis in das Grundwasser.

Den genauen Eintragsort der Verunreinigungen ausfindig zu machen erfordert jedoch großen Recherche- und Untersuchungsaufwand.

Dies ist bei näherer Betrachtung z.B.der Schadstoffgruppe LHKW weniger erstaunlich, da zu berücksichtigen ist, dass die Einträge überwiegend punktuell erfolgen und die LHKW-Schadstoffe i. d. R. sehr schmale Schadstofffahnen (in der Literatur spricht man von ca. 10 m breiten Abstromfahnen) bilden. Zudem eignen sich nur Grundwassermessstellen im unmittelbaren Abstrom (d.h. max. 50 m vom Betriebsgelände / Schadensherd entfernt) als repräsentative Kontrollpegel.

Grundwasser-Schadensfälle

Mit der systematischen Überprüfung der Firmen, die mit relevanten Mengen an wassergefährdenden Stoffen umgingen, wurde am Umweltamt im Herbst 1985 begonnen.

Im Jahr 1987 wurde erstmals das Grundwasser aus 144 über das Stadtgebiet Nürnberg verteilten Brunnen auf einzelne Schadstoffe untersucht.

Etwa 15 Jahre lang erfolgten die Altlasten-Erkundungen im Rahmen der Wassergesetze und ab dem Jahr 2000 nach den Anforderungen der Bodenschutzgesetze.

Das Umweltamt wertete 2015 im Rahmen einer Projektstudie die Erkenntnisse aus über 30 Jahren Schadensfallsachbearbeitung, insbesondere hinsichtlich der Grundwasserrelevanz aus. 2017 wurde diese Auswertung aktualisiert.

Seit Mitte der 80er Jahre wurden im Stadtgebiet von Nürnberg bei über 1.300 Grundstücken der Boden bzw. die Bodenluft mittels Sondierungen auf mögliche Schadstoffeinträge bzw. Altlasten untersucht.

Sofern die Ergebnisse der Boden-, Eluat- und Bodenluftuntersuchungen unter Berücksichtigung der geologischen Standortverhältnisse den Verdacht einer erheblichen Gewässerkontamination erhärteten, wurden im nächsten Schritt Grundwasseruntersuchungen gefordert.

Bislang sind im Stadtgebiet an ca. 227 Standorten Grundwasseruntersuchungen auf nutzungsspezifische Schadstoffeinträge durchgeführt worden (Stand 04/2017).

Grundwasserbelastungskarte_Nürnberg

In der Grundwasser-Belastungskarte werden die verschiedenen Hauptschadstoffgruppen und die Grundwasserfließrichtung (Grundwassergleichen) dargestellt.
Zusätzlich enthält die Karte die Lage der Sanierungsstandorte, der Grundwassermessstellen sowie der untersuchten Industriebrunnen und der Notbrunnen in Nürnberg.

Sie können die Grundwasserbelastungskarte über nachfolgenden Link als pdf-Datei downloaden.

Aufgrund der industriellen Vorgeschichte liegen im Stadtgebiet Nürnberg vornehmlich Untergrundbelastungen mit folgenden Schadstoffgruppen vor:

  • LHKW (Leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe): Dominiert werden die Grundwasserverunreinigungen im Stadtgebiet Nürnberg durch die Schadstoffgruppe der LHKW (leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe). Diese Stoffe wurden insbesondere in der metallverarbeitenden Industrie seit den frühen 60-er bis späten 80-er Jahren des vorigen Jahrhunderts z.B. als Lösungsmittel oder zur Entfettung eingesetzt. Infolge der besonderen stoffspezifischen Eigenschaften der LHKW und des allgemein unterschätzten Gefährdungspotenzials kam es an vielen Industriestandorten zu einer Verunreinigung des Grundwassers mit LHKW.
  • MKW und BTEX [Benzol/Toluol/Ethylbenzol /Xylol]): Grundwasserverunreinigungen mit MKW (Mineralölkohlenwasserstoffe) und BTEX (leichtflüchtige aromatische Kohlenwasserstoffe) sind vor allem bei Betrieben der Mineralölverarbeitung / -lagerung und bei Tankstellen vorzufinden.
  • PAK (Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe): Kontaminationen mit PAK (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) sind bevorzugt im Umfeld von ehem. Gaswerksstandorten vorzufinden. Weiterhin findet sich diese Schadstoffgruppe oft in umweltrelevanten Bodenauffüllungen als Verbrennungsrückstände in Form von Aschen und Schlacken.
  • Schwermetalle: Schwermetalleinträge (z.B. Blei, Cadmium, Chrom, Kupfer) wurden überwiegend bei Betrieben aus der Metallverarbeitung und Oberflächenbehandlung, z.B. bei Galvaniken oder Gießereien festgestellt.

Außer den Erkenntnissen aus der Altlastensachbearbeitung wurden die vorliegenden Untersuchungsergebnisse der Notwasser- und Industriebrunnen ausgewertet.

Die Analysenergebnisse von ca. 120 Notwasserbrunnen sind in die Auswertung eingeflossen (sind in der Karte dargestellt). Bei 8 Notwasserbrunnen wurden zuletzt relevante Schadstoffkonzentrationen (konkret > 40 µg/l LHKW) nachgewiesen.

Weiterhin wurden die Erkenntnisse von ca. 57 Industriebrunnen (sind nicht in der Karte dargestellt) berücksichtigt. Bei 8 Industriebrunnen liegen aktuell relevante Schadstoffkonzentrationen (konkret > 40 µg/l LHKW) vor.

Bei 122 Altlastenstandorten ergab die Untersuchung der Grundwasser-Belastungssituation mittels geeigneter neuer Pegel, dass keine Grundwasser-Sanierung erforderlich wurde.

Bei den anderen 105 überprüften Grundstücken wurde aufgrund von erheblichen Schadstoffeinträgen eine Grundwassersanierung notwendig.

Nach deutlicher Reduzierung der Schadstoffbelastungen konnten bisher 58 Grundwassersanierungen beendet werden (Stand 09/2021).

An 47 Standorten werden weiterhin, z.T. bereits seit über 20 Jahren Schadstoffe aus dem Grundwasser entfernt, finanziert i.d.R. vom Verursacher oder Grundstückseigentümer.

Technischer Umweltschutz


Herr A. Späth

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