Digitaler Zwilling der Nürnberger Innenstadt - Europäische Union fördert die Entwicklung eines geodatenbasierten Stadtmodells
Die Europäische Union (EU) fördert das Projekt twi.N City mit 356.800 Euro. Die Mittel werden aus dem Programm REACT-EU im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) bereitgestellt. Das englische Wort „twin“ (deutsch: Zwilling) in „twi.N City“ steht für das Ziel des Projekts: Ein geodatenbasiertes Stadtmodell, auch als digitaler Zwilling bezeichnet, soll belastbare Aussagen zu Frequentierung und Attraktivität der Nürnberger Innenstadt liefern.
Summer Street 2022 in der Adlerstraße: Mobiles Grün und Sitzbänke schaffen Raum für neue Aufenthaltsqualität. Die Straße lädt zum Flanieren und Verweilen ein.
Nürnberg hat als Shopping-Adresse nach wie vor große Strahlkraft. Sowohl Einheimische als auch Touristinnen und Touristen kennen und schätzen die vielfältigen Angebote im Zentrum. Doch auch die Nürnberger Innenstadt ist nicht gefeit gegen den Trend, dass sich der Einzelhandel zunehmend im virtuellen Raum abspielt und sich das Einkaufsverhalten insbesondere der jüngeren Generationen deutlich verändert. Die Corona-Pandemie hat diese Tendenz noch beschleunigt. Auch wenn dieser Trend bislang in Nürnberg keine negativen Konsequenzen für die Belebung der Innenstadt mit sich bringt, ist es unser Ziel, frühzeitig aktiv zu werden.
Ziel aller Maßnahmen ist die Belebung und Attraktivitätssteigerung der Nürnberger Innenstadt. Besucherinnen und Besucher sollen eine lebendige Stadt vorfinden, in der man sich gerne aufhält. Das City Management Team der Wirtschaftsförderung Nürnberg ist für alle Akteurinnen und Akteure der Innenstadt ein zentraler Ansprechpartner in der Stadtverwaltung. Es kümmert sich um deren Anliegen, kennt und erhebt Daten und Fakten zur Innenstadt und koordiniert und initiiert Projekte und Maßnahmen, die die Innenstadt attraktiver machen. Gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken hat die Wirtschaftsförderung Nürnberg außerdem die „Nürnberger City Werkstatt“ gegründet. Diese Initiative setzt mit verschiedenen Projekten innovative Akzente zur Belebung der Nürnberger Innenstadt. Dazu geht die Nürnberger City Werkstatt neue Wege und ermöglicht experimentelle, temporäre Projekte. So soll kurzfristig ein Beitrag zur Attraktivität geleistet und langfristig Erkenntnisse darüber gewonnen werden, welche Maßnahmen am besten geeignet sind. Für ihre Aktivitäten wurde die „Nürnberger City Werkstatt“ im Oktober 2022 mit dem Stadtmarketingpreis Bayern ausgezeichnet.
twi.N City: Belastbare Daten über die Besucherströme in der Innenstadt
Die Wirkungen von Projekten lassen sich allerdings nur schwer bewerten. Um mit Sicherheit sagen zu können, ob Projekte auch tatsächlich dazu führen, dass sich Menschen länger in der Innenstadt aufhalten oder häufiger Orte aufsuchen, die im Rahmen eines Projektes aufgewertet wurden, fehlen die Daten.
Hier soll das EFRE-geförderte Projekt twi.N City Abhilfe schaffen, dessen Umsetzung im Januar 2022 begonnen hat. Der digitale Zwilling der Nürnberger Innenstadt ist als geodatenbasiertes Stadtmodell in der Lage, Besucherfrequenzen mit weiteren Daten zu verknüpfen. Zu diesen Datenquellen zählen beispielsweise Parkhausbelegungsdaten, ÖPNV-Daten und Wetterdaten. So wird eine Grundlage geschaffen, um die Attraktivität des Zentrums zu überprüfen. Besucherströme und die Verweildauer der Passantinnen und Passanten lassen sich damit beispielsweise über Heatmaps, interaktive Karten oder Dashboards visualisieren. Diese Darstellungen unterstützen die Planung und erleichtern die Evaluation von Maßnahmen zur Belebung der Innenstadt. Die durch twi.N City gewonnenen Erkenntnisse bilden die Basis, um die Projekte der Nürnberger City Werkstatt zu evaluieren und so zukünftig ganz fokussiert und effektiv auch dauerhafte Maßnahmen zu planen und umzusetzen. So können zum Beispiel stark genutzte Bereiche ökologisch und mikroklimatisch aufgewertet und damit die Aufenthaltsqualität verbessert oder die wirtschaftliche Entwicklung schwach frequentierter Lagen durch punktgenaue Maßnahmen gefördert werden.
Keine Big-Brother-Technologie zur Erfassung personenbezogener Daten
Um einem Missverständnis vorzubeugen: Im Rahmen von twi.N City werden keine Daten erfasst, die Rückschlüsse auf die Identität einzelner Personen zulassen. So erfassen die Zählpunkte an den U-Bahnstationen Lorenzkirche und Weißer Turm lediglich die Anzahl der Passagiere. Bei der Ermittlung der Besucherfrequenz von Einkaufsstraßen werden ebenfalls keine individuellen Merkmale erfasst, sondern nur die Anzahl von Menschen und deren Bewegungsrichtung.
Evaluierung der „Summer Street Adlerstraße“
Seine erste Praxisanwendung wird twi.N City bei der Nachlese der Erfahrungen mit der „Summer Street Adlerstraße“ haben, die 2022 zum zweiten Mal stattfand. Dieses von der Nürnberger City Werkstatt initiierte Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, verschiedene Maßnahmen zur Aufwertung der Adlerstraße zu erproben: Durch Verkehrsberuhigung und Verlagerung von Parkplätzen in das Parkhaus am Ende der Straße sind Freiflächen im öffentlichen Raum entstanden, die von April bis Oktober von der Gastronomie genutzt werden konnten. Weitere Sitzflächen boten Passantinnen und Passanten Platz für Verschnaufpausen. Mobile Bäume und Pflanzen setzten grüne und farbige Akzente. Das Zusammenspiel dieser Aktivitäten sollten die Aufenthaltsqualität in der Adlerstraße steigern. Ob dieses Ziel erreicht wurde, wird mithilfe der Analysen von twi.N City evaluiert.

Das „Klavier für alle“ lud in der Adlerstraße zu kleinen Straßenkonzerten ein.
Ausblick: Was geschieht nach Ende des Projekts?
Der Förderzeitraum für twi.N City endet zum 30. Juni 2023. Dann soll der im Rahmen des Projekts umgesetzte Anwendungsfall für den digitalen Zwilling in den operativen Betrieb übergehen und weiter ausgebaut werden.
twi.N City als Baustein der Digitalen Dachstrategie
Das geodatenbasierte Stadtmodell twi.N City ist ein wichtiger Bestandteil der Digitalen Dachstrategie der Stadt Nürnberg. In der „Roadmap“, dem zweiten Teil der Digitalen Dachstrategie, werden Themen und Maßnahmen aufgezeigt, die Nürnberg als digitale Stadt voranbringen. Anknüpfend an die „Roadmap“ bildet der digitale Zwilling einen Grundstein für eine sektorenübergreifende Datenstruktur sowie der anwendungsorientierten Verknüpfung von bestehenden Modellen, Daten, Sensoren und deren Nutzung für komplexe Planungsszenarien.
Auf Seiten der Stadt Nürnberg sind mehrere Akteure am Projekt twi.N City beteiligt:
• Wirtschaftsförderung Nürnberg
• Amt für Geoinformation und Bodenordnung
• Amt für Digitalisierung und Prozessorganisation
Auch die Nürnberger City Werkstatt ist eng in die Umsetzung von twi.N City eingebunden.

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