Der Hauptzuführungskanal zur Kläranlage Nord (Klärwerk 1)

Kurzinformation

Ab der Mitte der 1920er Jahre begannen die konkreten Planungen für die Kläranlage Nord (heute Klärwerk 1). Um das Abwasser aus dem Nürnberger Stadtgebiet der Kläranlage zuleiten zu können, war ein neuer Hauptkanal erforderlich. Man verlängerte hierfür den Lorenzer Sammler, der unterhalb der Altstadt bei der Kleinweidenmühle in die Pegnitz mündete, bis nach Doos, dem Standort der künftigen Kläranlage. Dieser in Ost-West-Richtung verlaufende „Hauptzuführungskanal“ fasste alle Abwassereinleitungen in die Pegnitz zusammen und führte sie der Kläranlage im Dooser Talgrund zu. Die Kanäle auf der Nordseite der Pegnitz (Sebalder Sammler, Johannissammler, Nördlicher Hauptsammler und einige kleinere Kanäle) wurden in Dükern unter dem Fluss hindurchgeführt.

Der Hauptzuführungskanal mit einer Gesamtlänge von 3,4 Kilometern wurde in vier Bauabschnitten errichtet. Die Bauarbeiten begannen im Frühjahr 1928. Gegen Ende 1929 waren die Arbeiten abgeschlossen.

Durch die Inbetriebnahme des Pegnitztalsammlers westlich der Altstadt (im Jahr 1995) hat der Hauptzuführungskanal an Bedeutung verloren. Der Nördliche Hauptsammler, der Johannissammler sowie der Sebalder Sammler wurden an den Pegnitztalsammler angeschlossen, die Düker zum Hauptzuführungskanal wurden aufgelassen. Im Hauptzuführungskanal fließt nur mehr das Abwasser aus dem Lorenzer Sammler.

Lageplan des Hauptzuführungskanals. Aus der „Denkschrift über den vollständigen Ausbau der Abwasserreinigung...“, 1927.

Die Bauabschnitte des Hauptzuführungskanals

Bauabschnitt 1

Vom Spittlertorgraben westlich der Altstadt bis zum westlichen Ende der Rosenau.
Ausführende Firma: Bauunternehmung Dyckerhoff & Widmann.

Ortbetonkanal mit einer Länge von 250 Metern.
Spittlertorgraben, Ringstraße, Rosenau, Hochstraße.
Querschnitt: Eiprofil Höhe 1,35 Meter, Breite 0,90 Meter.
Unterquerung der Ringstraße am Spittlertorgraben im bergmännischen Vortrieb.
Regenüberlaufbauwerk im Spittlertorgraben mit Überlaufkanal zur Pegnitz.

Hauptzuführungskanal, Bauabschnitt 1 Ausschnitt aus dem Lageplan von 1927

Bauabschnitt 2

Vom westlichen Ende der Rosenau bis zur Johannisbrücke.
Ausführende Firma: Bauunternehmung Hermann Hubert.

Ortbetonkanal mit einer Länge von 500 Metern.
Rosenau, Hochstraße, Solgerstraße, Deutschherrnstraße, Johannisbrücke.
Querschnitt: Eiprofil Höhe 1,35 Meter, Breite 0,90 Meter.
Unterquerung des südlichen Widerlagers der Johannisbrücke (Brückenstraße) im bergmännischen Vortrieb.
Regenüberlaufbauwerk unmittelbar westlich der Johannisbrücke

Hauptzuführungskanal, Bauabschnitt 2 Ausschnitt aus dem Lageplan von 1927

Bauabschnitt 3

Von der Johannisbrücke bis zur Maximilianstraße.
Ausführende Firma: Bauunternehmung Hummel & Baumann.

Ortbetonkanal mit einer Länge von 1.260 Metern.
Johannisbrücke, südliches Pegnitzufer, Reutersbrunnenstraße, Maximilianstraße.
Querschnitte: Kreisprofil 1,40 Meter Durchmesser ; Kreisprofil 1,75 Meter Durchmesser.
Unterquerung des Gostenhofer Hauptsammlers und des anschließenden Pegnitz-Steilufers im bergmännischen Vortrieb (auf einer Länge von 280 Metern).

Hauptzuführungskanal, Bauabschnitt 3 Ausschnitt aus dem Lageplan von 1927

Bauabschnitt 4

Von der Maximilianstraße bis zur Kläranlage Nord.
Ausführende Firma: Bauunternehmung Heinrich Albert.

Ortbetonkanal mit einer Länge von 1440 Metern.
Maximilianstraße, südliches Pegnitzufer, Fuchsloch, Kläranlage Nord.
Querschnitte: Kreisprofil 1,75 Meter Durchmesser ; Sonderprofil Höhe 1,90 Meter, Breite 2,80 Meter.
Unterquerung der Ringbahn.

Hauptzuführungskanal, Bauabschnitt 4 Ausschnitt aus dem Lageplan von 1927


Die Dükerleitungen unter der Pegnitz

Die am Nordufer in die Pegnitz einmündenden Kanäle mussten mit Dükerleitungen an den Hauptzuführungskanal angeschlossen werden.

Düker Johannissammler und Sebalder Sammler

Der Düker unterhalb der Johannisbrücke leitete das Abwasser aus dem Johannissammler und dem Sebalder Sammler zum Hauptzuführungskanal. Die Baumaßnahme wurde im Sommer 1929 durchgeführt.

Düker Lederersteg

Das Abwasser aus dem Gebiet südlich der Johannisstraße wurde ursprünglich unterhalb des Ledererstegs in die Pegnitz geleitet. Ein im Jahr 1930 errichteter Düker ermöglichte den Anschluss dieses Kanals an den Hauptzuführungskanal.

Düker Westfriedhof

Das Abwasser aus der Wohnungskolonie am Westfriedhof (Christoph-Weiß-Straße, Kirschgartenstraße), die ab dem Jahr 1927 errichtet wurde, gelangte zunächst nach der Reinigung in einer Kleinkläranlage in die Pegnitz. Nach Fertigstellung des Hauptzuführungskanals wurde im Jahr 1934 ein Düker auf die Südseite der Pegnitz gebaut und die Kleinkläranlage aufgelassen.

Die östlichen drei Düker zum Hauptzuführungskanal

Düker des Nördlichen Hauptsammlers

Der Düker in Schniegling leitete das Abwasser aus dem Nördlichen Hauptsammler zum Hauptzuführungskanal. Erst durch den Düker wurde der Sturmauslass (=Regenüberlauf) des Nördlichen Hauptsammlers seiner eigentlichen Bestimmung zugeführt. Bis zur Inbetriebnahme der Kläranlage Nord im Jahr 1931 gelangte das gesamte Abwasser aus dem Nördlichen Hauptsammler durch den Sturmauslass in die Pegnitz. Die Baumaßnahme wurde von der Bauunternehmung Hermann Hubert im Jahr 1930 durchgeführt.

Der Düker des Nördlichen Hauptsammlers Ausschnitt aus dem Lageplan von 1927.


Die Fotos vom Bau des Hauptzuführungskanals


Der Bau des Hauptzuführungskanals ist fotografisch recht gut dokumentiert. Die hier im Download gezeigten Bilder stammen aus einer Serie von rund 200 qualitativ hochwertigen Fotografien zum Nürnberger Kanalbau in den Jahren 1928 bis 1935. Sie kamen im Jahr 2001 als „Zufallsfund“ in den Besitz des damaligen Stadtentwässerungsbetriebs Nürnberg (heute Stadtentwässerung und Umweltanalytik Nürnberg). Die Fotos befinden sich heute beim Stadtarchiv Nürnberg.

Die Fotos werfen ein Licht auf das Baugeschehen der damaligen Zeit, als Baumaschinen noch sehr zurückhaltend eingesetzt wurden und in weiten Bereichen noch die Handarbeit vorherrschte. Baumaschinen kamen vor allem für das Rammen von Baugrubenumschließungen und für das Mischen des Betons zum Einsatz. Die Pumpen für die Grundwasserabsenkung wurden mit Elektro- oder Verbrennungsmotoren betrieben. Der Aushub der Baugruben erfolgte meist von Hand, zum Teil jedoch auch mit Seilbaggern, die elektrisch oder mit Dampf angetrieben wurden.

Bemerkenswert ist, dass die Transporte auf den Baustellen vorwiegend auf der Schiene erfolgten. Auch Pferdefuhrwerke kamen zum Einsatz. Der LKW hatte sich noch nicht durchgesetzt.

Ein Blick auf die Menschen in den Bildern ist aufschlussreich: Die stark unterschiedliche Bekleidung zeigt, dass sich spezielle Arbeitskleidung noch nicht allgemein durchgesetzt hatte. Vielmehr scheint es, dass Kleidungsstücke, die für bessere Zwecke nicht mehr brauchbar waren, in der Arbeit „aufgetragen“ wurden.

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