Nuernberg, 26. September 2008: Kettensteg

Servicebetrieb Öffentlicher Raum

Blühwiesen und Staudenbeete schaffen Lebensraum für Bienen und Insekten

Mohnblüte mit Biene, Bild © André Winkel / Stadt Nürnberg

SÖR ist es ein Anliegen, im Stadtgebiet Lebensräume für Bienen und andere Insekten zu erhalten und – wo möglich – weitere zu schaffen. „Seit vielen Jahren liegt unser Fokus nicht nur auf der Gestaltung optisch ansprechender Grünflächen, sondern auch in der Schaffung und Erhaltung von Lebensräumen von Bienen und anderen Insekten“, sagt Bürgermeister und Sör-Werkleiter Christian Vogel hierzu.

Wichtig für die Artenvielfalt

Artenreiche Blühwiesen und Blühflächen leisten einen positiven Beitrag zur biologischen Vielfalt, indem sie eine reichhaltige Nahrungsquelle für Insekten, Vögel und andere Tiere darstellen. Sie bilden außerdem die Pollen- und Nektarquelle für Schmetterlinge, Bienen, Käfer und alle anderen Bestäuber.

Projekte im Stadtgebiet

Biene auf einer Wildblume © pixabay

Im Marienbergpark begannen die Überlegungen, wie in öffentlichen Grünflächen die biologische Vielfalt erhöht werden kann, schon 2014: Das Nürnberger Bündnis für Biodiversität hat zusammen mit Sör den ehemaligen, 1.700 Quadratmeter großen Staudengarten im Volkspark Marienberg in einen artenreichen und insektenfreundlichen Garten umgestaltet: Die Fläche bietet zehn unterschiedliche Lebensbereiche, vom trockenen Sandmagerrasen mit seinem speziellen Nahrungsangeboten für Schmetterlinge und Wildbienen über eine kleine Feuchtzone bis zu einer Schmetterlingswiese, dem heutigen „InsektenReich“.

Der Bürgermeistergarten am Neutor bietet ein ganz besonderes Stück Stadtnatur: in der Bienenbeute „Zeidlarius Norimbergensis“ hat ein Bienenstock schon seit 2014 sein Zuhause. Die Künstlerin Birgit Maria Jönsson hat diese Bienenbeute im Januar 2013 aus einem 2,70 Meter hohen Eichenstamm geschnitzt, 2012 gespendet vom Imker Hans Ammon. Von städtischer Seite waren hier das Umweltamt und Sör unter dem damaligen Zweiten Bürgermeister Horst Förther federführend, unterstützt wurde die Realisierung der aufwändigen Skulptur unter anderem durch den Bund Naturschutz in Bayern.

Auch heute noch findet das Bienenvolk direkt im Bürgermeistergarten Nahrung. Damit ist diese Bienenbeute ein langjähriges, lebendiges Symbol für das Engagement Nürnbergs für die Bienen in der Stadt.

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat den 20. Mai als Welt-Bienentag (World Bee Day) zum ersten Mal im Jahr 2018 ausgerufen. Er soll darauf aufmerksam machen, dass Bienenpopulationen weltweit massiv zurückgehen und daher dringend Schutz benötigen. Bienen sind hauptverantwortlich für die Bestäubung von 75 Prozent der globalen Nahrungsmittelpflanzen. Doch obwohl Bienen – Honigbienen und Wildbienen gemeinsam – so wichtig für Biodiversität und Nahrungsmittelversorgung sind, schrumpfen ihre Populationen weltweit seit über einem Jahrzehnt deutlich. Die Gründe hierfür sind hauptsächlich der Einsatz von Pestiziden sowie Monokulturen in der Landwirtschaft, aber auch der Mangel an Nistplätzen für Wildbienen, kurz: der Rückgang des Lebensraums für Bienen. Dem möchte die Stadt Nürnberg entgegenwirken.

Der 20. Mai wurde als World Bee Day gewählt, um an Anton Janscha zu erinnern, geboren am 20. Mai 1734. Er war unter anderem Rektor der ersten modernen Imkerschule und Verfasser zahlreicher Bücher über Bienen und Imkerei.

Besonders im Fokus steht die bienenfreundliche Nutzung und Umgestaltung bestehender Flächen. Hier sticht der Kontumazgarten mitten in Nürnberg hervor, in dem SÖR 2018 eine niedrigwüchsige Bienenmischung ausgesät hat. Schnell haben sich die ersten Blüten gezeigt, die gleich Insekten anzogen. Über die Jahre lässt sich eine stetige Veränderung beobachten: Nach dem Verblühen der einjährigen Arten wie Ringelblume und Sonnenblume haben 2019 zweijährige Pflanzen wie Königskerze und Wilde Malve sowie mehrjährige Arten wie Wiesensalbei und verschiedene Kleearten den Bestand geprägt. Inzwischen stehen mehrjährige Stauden im Fokus. Die Blühwiese ist einer Pionierin der Naturforschung gewidmet, Maria Sibylla Merian (1647 bis 1717).

SÖR hat im Stadtviertel Kleinweidenmühle drei Blumenwiesen angelegt. Zwei befinden sich am Geh- und Radweg entlang des südlichen Pegnitzufers, eine weitere insektenfreundliche Wiese findet sich in der Grünfläche am Spittlertorgraben, Ecke Obere Turmstraße. In den Monaten Mai, Juni und Juli stehen die Wiesen in voller Blütenpracht und erfreuen nicht nur die Passanten, sondern auch eine Vielzahl Insekten, die bereits in den frühen Morgenstunden auf Nektarsuche sind.

Blumenwiese Kleinweidenmühle

Am Anfang ist bei einer Blumenwiese erst einmal nicht viel zu sehen. In diesem Fall wurden erst der vorhandene Rasen entfernt, der Boden aufgelockert und die Blumensamen ausgebracht. Bis in den April hinein sieht man nur den anstehenden Boden und dann erst beginnen die ersten Samen zu keimen. Das mag für manchen eher unattraktiv sein. Aber das Warten lohnt sich. Bereits im Mai zeigen sich die ersten Blüten und im Juni zeigen sich Kornblumen, Mohn und Co. in voller Schönheit.

Blumenwiese am Spittlertorgraben

Bei der Gestaltung großer Flächen wird Bienen- und Insektenschutz von Anfang an mitgeplant, so zum Beispiel im Norduferpark am Wöhrder See. Hier hat SÖR rund 4.000 Quadratmeter Fläche entsiegelt; 7.500 Quadratmeter an Bestandsfläche wurden abgebrochen und nur 3.500 Quadratmeter davon wiederhergestellt. Dazu gehören auch Wegeflächen im nördlichen Abschnitt, die in Wiesenflächen umgewandelt werden. Zusammen mit den bestehenden Rasenflächen entsteht dadurch ein etwa 8.000 Quadratmeter großes Wiesenband hinter dem Sandstrand und den Aufenthaltsflächen auf dem Rasen. Zwischen Radweg und der Straße Wöhrder Talübergang entsteht so ein extensives grünes Band.

Zur Verbesserung der biodiversen Qualität der Wiesenfläche wurde dazu noch eine Blühmischung für Verkehrsinseln eingesät, die sich in den nächsten Jahren entwickeln wird: 46 verschiedene Blumen und neun unterschiedliche Gräser bieten ein abwechslungsreiches Bild. Es wird sich eine dauerhafte Wiesengesellschaft entwickeln, die durch eine einjährige Mahd gepflegt wird.

Abdeckung durch Kies-Mulch

Bei Staudenflächen im Innenstadtbereich steht der gestalterische Aspekt im Vordergrund. Bei den verwendeten Pflanzen handelt es sich um Stauden, die im Winter einziehen, also ihr Blattwerk stark reduzieren – und dann im Frühjahr wieder über Wurzeln, Rhizome oder Zwiebeln austreiben. Hier möchte man über einen möglichst langen Zeitraum die Blühaspekte der Beete erhalten.

Staudenflächen sind, bei aller Schönheit, sehr pflegeintensive Grünflächen. Die Abdeckung mit Kies hilft vor allem bei einer Neuanlage, den Arbeitsaufwand auf ein vertretbares Maß zu reduzieren. Mulch reduziert unter anderem unerwünschte Beikräuter, schützt den Boden vorm Austrocknen, gleicht Temperaturschwankungen aus und verhindert manchen Hundehaufen, denn Hunde meiden Kies zum Verrichten ihrer Notdurft.

Keine Steinwüste

Den zu Recht verrufenen Schottergärten geht es in erster Linie darum, Stein, Kies oder Schotter als Solchen in den gestalterischen Mittelpunkt zu stellen. Bei den von SÖR angelegten Staudenflächen – die U-Bahnhöfe Gostenhof und Bärenschanze sind weitere gute Beispiele – ist der Kies-Mulch nur Mittel zum Zweck: Die Grünfläche in Johannis zeigt, dass im Laufe des Jahres von der Kiesfläche nicht mehr viel zu sehen ist und die Stauden eine dichte Vegetation ausgebildet haben.

  1. Staudenfläche in Gostenhof

    Fürther Straße: Auch hier befindet sich eine Kiesmulch-Schicht unter den Blättern der Stauden. Vom Kies ist allerdings nicht mehr viel zu sehen.

    U-Bahnhof an der Fürther Straße, Bild © André Winkel / Stadt Nürnberg
  2. Das Warteb lohnt sich

    Egal ob Staudenfläche mit Kies-Mulch oder Blühwiese: Das Warten lohnt sich und man wird mit einem üppig blühenden Stück Stadtnatur belohnt.

    Schild: Diese Staudenfläche wurde neu angelegt, Bild © Christian Vogel

Städtisches Mäh-Konzept

Auch das städtische Mäh-Konzept trägt entscheidend zum Erhalt der Artenvielfalt bei. SÖR pflegt rund vier Millionen Quadratmeter Rasen- und Wiesenflächen – etwa ein Viertel davon wird nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht. So bleiben diese Flächen naturnah und bieten Lebensraum für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten.

Je nach Standort entwickeln sich die Blühflächen unterschiedlich: Wo in einem Jahr der Mohn dominiert, können im nächsten Jahr andere Arten überwiegen. Damit die Vielfalt erhalten bleibt, ist eine regelmäßige Mahd nötig – in der Regel Ende Juni oder Anfang Juli, sobald die meisten Pflanzen verblüht und die Samen verteilt sind. Ohne Mahd würden sich konkurrenzstarke Arten durchsetzen und die bunte Mischung verdrängen.

Intensiv genutzte Flächen wie Liegewiesen, Grill- und Sportflächen werden häufiger gemäht – vier- bis sechsmal jährlich, Bolzplätze bis zu zehnmal. Extensiv gepflegte Bereiche wie der Sandmagerrasen im Marienbergpark oder die Blühwiese im Kontumazgarten kommen dagegen mit einer Mahd pro Jahr oder seltener aus.

Eine Blühwiese ist nicht das ganze Jahr über ein Hingucker, doch ihre Blütezeit ist von unvergleichlicher Schönheit – und wichtiger Lebensraum. Auch im Winter sind verblühte Pflanzen, trockene Halme und Holzzäune wertvolle Rückzugsorte für Insekten. Zudem sind Wiesenflächen pflegeleicht: Sie müssen nicht gewässert und nur selten gemäht werden – ökologisch sinnvoll und ressourcenschonend zugleich. Denn bei aller Schönheit und Zweckmäßigkeit muss SÖR auch immer den Arbeits- und Pflegeaufwand im Blick behalten.

Was kann jeder tun?

Nicht nur die Stadtverwaltung ist gefragt, auch jede Bürgerin und jeder Bürger: Mit bienen- und schmetterlingsfreundlichen Blumen bestückt, trägt jeder Garten oder Balkon dazu bei, dass sich Insekten wohlfühlen. Dazu gehören beispielsweise Ringelblume, Kornblume, Kapuzinerkresse, Mohn, Sonnenblume und natürlich die Bienenweide. Auch ein Kräuterbeet mit Rosmarin, Salbei, Thymian und Dill lockt Insekten an.

Sör verteilt bei Veranstaltungen passende „Blütentüten“, eine Samenmischung mit Kornblumen, Ringelblumen, Borretsch, Dill, Phazelien und Buchweizen; ein Tütchen ergibt zwei Quadratmeter schmetterlingsfreundliche Fläche, die auch Bienen und andere Insekten anzieht. Die Blütentüten sind auch im BürgerInformationsZentrum der Stadt Nürnberg erhältlich.