Bauvorhaben Opernhaus und neue Spielstätte

Das Staatstheater Nürnberg mit seinen Sparten Musiktheater, Sprechtheater, Ballett und Konzert ist das größte Mehrspartenhaus Bayerns. Über 700 Veranstaltungen sind pro Spielzeit auf den Bühnen am Richard-Wagner-Platz zu sehen und erreichen rund 300.000 Besuche. Für den Spielbetrieb sorgen mehr als 600 festangestellte Mitarbeitende vor und hinter den Kulissen.

Zusammen mit dem Schauspielhaus bildet das 1905 eingeweihte Opernhaus eine kulturelle Landmarke mit Strahlkraft weit über Nürnberg hinaus. Allerdings weist das Gebäude nach 120 Jahren Lebenszeit erhebliche bauliche und technische Mängel auf. Ein umfangreiches Bauvorhaben zur Sanierung und Erweiterung des Opernhauses soll einen zukunftsfähigen Theaterbetrieb für alle Sparten des Staatstheaters sicherstellen. Auf städtebaulicher Ebene wird das Areal rund um den Richard-Wagner-Platz als Bindeglied zwischen Alt- und Südstadt aufgewertet. Dort wird ein urbaner Ort der Kultur- und Freizeitgestaltung entstehen, wo sich Menschen gerne aufhalten.


Standortfindung für den Theaterbau in der Kongresshalle

In welchem Bereich der Kongresshalle soll der Ergänzungsbau des Staatstheaters errichtet werden? Diese Frage wurde in der Stadtgesellschaft intensiv diskutiert. Die Stadt Nürnberg initiierte ein Gutachterverfahren, um die Standortfrage für den Ergänzungsbau zu klären. Nationale und internationale Architekturbüros waren aufgefordert, Ideen für einen geeigneten Standort des Ergänzungsbaus in oder an der Kongresshalle zu entwickeln und für ein Entscheidungsgremium mit Persönlichkeiten aus Architektur, Geschichtswissenschaft, Kultur, Politik und Gesellschaft einzureichen. Dieses Gremium votierte für einen Standort des Ergänzungsbaus im nordwestlichen Bereich des Innenhofs der Kongresshalle. Die Opernhaus-Kommission folgte dieser Empfehlung, die der Stadtrat in seiner Sitzung am 20. Juli 2022 zum Beschluss erhob.


Lösungen für Flächendefizite

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Ein Trickfilm erläutert die Notwendigkeit einer zusätzlichen Seitenbühne, eines geräumigen Magazins, breiter Zugänge sowie modernisierter Bühnentechnik.


Fakten zum Projekt

Lage

Geplant ist die Revitalisierung der Bestandsgebäude am Richard-Wagner-Platz. Zu den wichtigsten Zielen gehört es dabei, möglichst viele Betriebsteile zentral an einem Standort zu bündeln. Das Schauspielhaus am südlichen Ende des Richard-Wagner-Platzes wurde erst vor wenigen Jahren aufwändig modernisiert. Sein Betrieb ist auf technische, logistische und personelle Synergien mit dem benachbarten Opernhaus ausgerichtet – eine dauerhafte örtliche Trennung des Schauspiels von den anderen Sparten des Staatstheaters würde zahlreiche Parallelstrukturen erforderlich machen und über Jahrzehnte erhöhte Betriebskosten verursachen. Vor diesem Hintergrund käme für den Neubau eines Opernhauses – als Alternative zum Umbau des bestehenden Gebäudes – nur der Standort Richard-Wagner-Platz in Frage. Dann müsste aber das denkmalgeschützte Opernhaus abgerissen werden, das mit seiner markanten Silhouette seit 120 Jahren das Stadtbild prägt. Diese Option hat der Stadtrat verworfen und im Dezember 2021 beschlossen, neben dem Sprechtheater auf der Bühne des Schauspielhauses auch die Sparten Musiktheater, Ballett und Konzert langfristig am Richard-Wagner-Platz zu erhalten.

Flächen

Für das Bauvorhaben Opernhaus wurde 2022 ein Nutzerbedarfsprogramm erarbeitet. Es umfasst eine Betriebsbeschreibung, das Raumprogramm, ein Funktionsschema sowie Ziele und Anforderungen für die akustische Planung. Für fünf Funktionsgruppen beschreibt es einen Nutzungsflächenbedarf von rund 28.000 Quadratmetern – fast 10.000 Quadratmeter mehr als heute. Neben der Behebung einer Vielzahl rechtlich relevanter Mängel, die unter anderem den Arbeitsschutz betreffen, dienen die zusätzlichen Flächen auch der Verbesserung vielfältiger betrieblicher Abläufe.

Dazu gehören zum einen Logistik- und Lagerflächen in ausreichender Größe und an den richtigen Stellen. Großformatige Bühnendekoration muss bühnennah angeliefert sowie hausintern sicher transportiert und gelagert werden können. Notwendig sind zum anderen auch ausreichend große, logistisch gut erschlossene und im Gebäude optimal platzierte Lager- und Serviceflächen, etwa für Kantine und Publikumsgastronomie.

Die „Orchestergarderobe“ verteilt sich aktuell über mehrere Durchgangszimmer im fensterlosen Untergeschoss des Gebäudes. Für die Musiker der Staatsphilharmonie sind daher neue Proben- und bühnennahe Aufenthaltsräume geplant. Auch eine adäquate Infrastruktur in sinnvollen Nutzungseinheiten fehlt: Dazu gehören zum Beispiel Duschen in unmittelbarer Nähe der Ballettsäle. Derzeit sind die Ballettsäle zu klein und auf verschiedenen Stockwerken verteilt. Duschen befinden sich teilweise in anderen Gebäudeteilen und Geschossen.

Mehr als die Hälfte der zusätzlichen Flächen können in benachbarten Gebäuden am Richard-Wagner-Platz verortet werden. Das Zentrallager in der Frankenstraße und die Theaterwerkstätten im Nord-Ost-Park sollen dagegen an ihren dezentralen Standorten verbleiben.

Künftige Nutzung

Aus Gründen des Brandschutzes, der Arbeitssicherheit und der Betriebssicherheit der technischen Anlagen, aber auch wegen erheblicher Mängel an der Bausubstanz ist die Nutzung des Opernhauses nur noch zeitlich befristet möglich. Weitere erhebliche Mängel bestehen hinsichtlich der Barrierefreiheit, der Sichtlinien im Saal, der Akustik sowie in der Anordnung und Größe der Bühnenflächen, die den Betrieb massiv beeinträchtigen.

Das wahrscheinlich aufwändigste Teilprojekt ist dabei die Schaffung einer Seitenbühne, für die die südliche Außenwand des Bühnenturms großflächig geöffnet werden muss. Denn bis zur Premiere einer Opernproduktion ist eine Vielzahl von künstlerischen und technischen Proben nötig. Damit in einer Vorstellung alles reibungslos klappt, muss über mehrere Wochen unter möglichst realen Bedingungen geprobt werden. Im Opernhaus gibt es aber nur eine Fläche in den Originaldimensionen der Bühne – nämlich die Hauptbühne mit Zuschauerraum. Auf dieser Fläche konkurrieren technische Einrichtungen, zum Beispiel für Licht, Dekoration und Bühnenbild, und künstlerische Proben für neue Produktionen mit dem täglichen Vorstellungsbetrieb. Weil das Opernhaus zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht für einen raschen Wechsel dreidimensionaler Bühnenszenarien geplant wurde, muss mit großem Aufwand ständig auf-, um- und abgebaut werden. Um die technischen Abläufe zu verbessern und mehr Vorstellungen realisieren zu können, ist eine Seitenbühne in der Größe der Hauptbühne eine der wichtigsten betrieblichen Anforderungen. Zusammen mit einer besser erreichbaren Hinterbühne und optimierten Zwischenlagerflächen wird ein zeitgemäßer Bühnenbetrieb möglich. Diese sogenannte „Revolverbühne“ stellt dabei die vor Ort bestmögliche Lösung dar. Das Optimum einer „Kreuzbühne“ ist zwischen Lessingstraße und Frauentorgraben baulich nicht realisierbar.

Das Bauvorhaben Opernhaus will auch einen spürbaren Mehrwert für Publikum und Stadtgesellschaft schaffen. Dies betrifft zum Beispiel die barrierefreie Zugänglichkeit – sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinn. Ziel ist ein inspirierender Partizipations-, Kommunikations- und Anziehungspunkt für die gesamte, diverse Stadtgesellschaft. Das Bauvorhaben Opernhaus hat außerdem einen wichtigen städtebaulichen Effekt: eine bessere Anbindung des Theaters sowohl an die Altstadt als auch an die Südstadt. Auch der Richard-Wagner-Platz soll mehr Aufenthaltsqualität bieten. Ein Element könnte dabei die Wiederherstellung des natürlichen Geländeverlaufs zwischen Frauentorgraben und Karl-Pschigode-Platz sein, wenn künftig auf die Tiefgarage verzichtet und die Einfahrt zurückgebaut wird.

Träger

Die Stadt Nürnberg ist Trägerin dieses Projekts.

Kosten

Derzeit werden die Bedarfe ermittelt und beschrieben. Noch ist also gar nicht klar, was überhaupt gebaut und wie genau saniert wird. Aussagen zu Kosten und ihrer Finanzierung wären zu diesem Zeitpunkt daher in hohem Maße spekulativ. Deshalb gibt es noch keine Kostenberechnung, sie ist erst auf Basis einer detaillierten Planung möglich.

Zeitplan

Während das Opernhaus saniert und erweitert wird, kann dort nicht gearbeitet und kein Vorstellungsbetrieb angeboten werden. Für die auf mindestens zehn Jahre veranschlagte Bauzeit am Richard-Wagner-Platz sind deshalb sowohl eine neue Spielstätte als auch Funktions- und Arbeitsbereiche für mehr als 600 Mitarbeiter erforderlich. Der Stadtrat hat im Dezember 2021 beschlossen, dass diese neue Spielstätte in der Kongresshalle am Dutzendteich verortet wird. Im Rundbau der Kongresshalle werden Räume für Verwaltung, Service und Werkstätten, Garderoben, Proberäume etc. untergebracht. Die Flächen für den eigentlichen Spielbetrieb, vor allem Bühne, Orchestergraben, Zuschauerraum, werden im sogenannten Ergänzungsbau im nordwestlichen Bereich des Innenhofs der Kongresshalle verortet – so der Beschluss des Stadtrats im Juli 2022.

Auf Grundlage dieser Entscheidung hat die Stadtverwaltung im März 2023 ein Verfahren eingeleitet, das die gemeinsame Vergabe der Planungs- und Bauleistungen ermöglicht hat (Totalübernehmer-Verfahren). In der Sitzung am 17. Juli 2024 wurde dem Stadtrat das Bieterangebot präsentiert, das alle in der Ausschreibung formulierten Anforderungen erfüllt. Der Stadtrat hat sich für die Vergabe an die Georg Reisch GmbH & Co. KG ausgesprochen. Der zugrundeliegende Entwurf des Stuttgarter Architekturbüros LRO GmbH & Co. KG stieß auf große Zustimmung.

Sobald der Umzug in die neue Spielstätte in die Kongresshalle erfolgt ist, sollen die Bauarbeiten am Richard-Wagner-Platz beginnen. Der genaue Umfang der Baumaßnahmen und ihre zeitliche Dauer sind noch nicht bekannt. Der genannte Zeitrahmen von etwa zehn Jahren versucht, realistische Szenarien zu zeichnen und Puffer für Unerwartetes bereitzustellen.

Bürgerbeteiligung

Das Bauvorhaben Opernhaus am Richard-Wagner-Platz sowie die Nutzbarmachung der Kongresshalle für die neue Spielstätte und die Ermöglichungsräume für Kunst und Kultur zählen zu den größten Bauprojekten der Nachkriegszeit in Nürnberg. Eine umfassende Beteiligung der Öffentlichkeit ist daher unverzichtbarer Bestandteil des Bauvorhabens. Die Resonanz auf die Führungsangebote durch den Kongresshallen-Torso ist enorm. Bei diesen Rundgängen werden die Planungen für die Spielstätte des Staatstheaters und die Ermöglichungsräume vorgestellt. Auch begleitende Diskussions- und Informationsformate stießen auf großes Interesse. Die Inhalte aller Beiträge und Reaktionen werden in die weitere Arbeit der öffentlich tagenden Opernhaus-Kommission des Stadtrats einbezogen. Bei öffentlichen Führungen durch das Opernhaus und die Kongresshalle können Interessierte schon heute einen Eindruck von den anstehenden Aufgaben erhalten.

Pressemitteilungen

Hier finden Sie eine chronologische Übersicht der von der Stadt Nürnberg veröffentlichten Pressemitteilungen zum Thema Bauvorhaben Opernhaus und neue Spielstätte in der Kongresshalle:

Stadtrat und Ausschüsse

Der Stadtrat und seine Ausschüsse beschäftigen sich mit dem Thema Bauvorhaben Opernhaus und neue Spielstätte in der Kongresshalle. Hier eine chronologische Übersicht der Sitzungen:

Bauhistorie des Opernhauses

Das Opernhaus wurde nach Plänen des Berliner Architekten Heinrich Seeling ab 1901 auf einem vormaligen Krankenhaus-Gelände erbaut und im September 1905 feierlich eingeweiht. Während sich das äußere Erscheinungsbild des Opernhauses bis heute nicht wesentlich verändert hat, waren die Innenräume ursprünglich in üppigem Jugendstil gehalten. 1935 beauftragten die Nationalsozialisten den Architekten Paul Schultze-Naumburg mit einer grundlegenden Umgestaltung. In knapp einem halben Jahr veränderte das Innere sein Aussehen fast vollständig – diese Umgestaltung prägt das Bild im Wesentlichen bis heute. Nachdem das Gebäude den Krieg mit geringen Schäden überstanden hatte, nutzte es zunächst die US Army als Veranstaltungsort, bevor es 1951 wieder in städtische Trägerschaft zurückkehrte. Auf den Bau des Schauspielhauses von 1956 bis 1959 folgte in den Jahren 1964 bis 1966 die Errichtung des Verwaltungsbaus, der beide Gebäude miteinander verbindet. 1975 und 1976 entstand die Tiefgarage unter dem Richard-Wagner-Platz, Mitte der 1980er Jahre die U-Bahn-Station „Opernhaus“ unter dem Frauentorgraben. In den 1990er Jahren erfolgte eine Reihe von Instandsetzungen am und im Opernhaus, die grundsätzliche Sanierungsbedarfe jedoch weitgehend unberücksichtigt ließen.

Inzwischen sind rund 30 Jahre vergangen seit den letzten größeren Maßnahmen: Im Wesentlichen bestanden sie aus einer „Pinselsanierung“ mit frischer Wandfarbe und neuen Bodenbelägen. Hinter den Kulissen und von den Fundamenten bis unters Dach gibt es jedoch eine lange Liste mit teilweise gravierenden Baumängeln, mit Schäden an tragenden Strukturen und teilweise museumsreifer Haus- und Bühnentechnik.


Bilder zum Projekt


Bildergalerie

Historische Aufnahmen des Opernhauses


Häufig gestellte Fragen

Wie wurde der Sanierungsbedarf ermittelt?

Erste Gutachten, die bauliche und funktionale Mängel am Opernhaus beschreiben und Sanierungsbedarfe benennen, stammen aus dem Jahr 1967. Zuletzt hat ein Gutachten des Ingenieurbüros HHP Süd im Jahr 2012 und des Planungsbüros Gerling + Arendt im Jahr 2014 eine Vielzahl von Mängeln aufgezeigt: Allein im Brandschutz wurden über 100 zwingend zu realisierende Maßnahmen benannt. Der Großteil dieser Punkte ist inzwischen bearbeitet, allerdings wurde etwa ein Drittel der Maßnahmen bislang nicht angegangen, weil zum Ende 2025 der Umzug in die Spielstätte in der Kongresshalle erfolgen sollte. Solange wollte man mit der Umsetzung der Maßnahmen warten, die umfangreiche und großflächige Eingriffe in den baulichen Bestand erfordern. Derzeit wird geprüft, welche Maßnahmen erforderlich sind, um einen verlängerten Spielbetrieb zu ermöglichen.

Neben den technischen Mängeln besteht im Opernhaus ein massives Flächendefizit. Dieser Flächenmehrbedarf, der auch unter arbeitsschutzrechtlichen Gesichtspunkten eine große Rolle spielt, wurde von mehreren externen und unabhängigen Gutachtern gründlich geprüft und uneingeschränkt bestätigt.

Mit welchen Kosten muss gerechnet werden?

Ähnliche Sanierungsvorhaben in anderen Städten sind im Planungsprozess schon weiter, haben mit der baulichen Umsetzung bereits begonnen oder sind schon abgeschlossen. Die Kosten, die für diese Projekte genannt werden, können aber nicht ohne Weiteres auf das Bauvorhaben Opernhaus in Nürnberg übertragen werden: Die Voraussetzungen sind von Ort zu Ort in vielerlei Hinsicht unterschiedlich und deshalb nur sehr eingeschränkt miteinander vergleichbar. Wir ermitteln derzeit den Bedarf – noch ist also gar nicht klar, was überhaupt gebaut und wie genau saniert wird. Aussagen zu Kosten und ihrer Finanzierung wären zu diesem Zeitpunkt daher in hohem Maße spekulativ. Deshalb gibt es noch keine Kostenberechnung, sie ist erst auf Basis einer detaillierten Planung möglich.

Grundsätzlich kann aber festgehalten werden: Unabhängig von den örtlichen Voraussetzungen und Bedarfen oder vom konkreten Entwurf der Objektplanung bestehen in einem so großen und komplexen Projekt immer Unwägbarkeiten – und damit in vielen Teilbereichen Planungs- und Kostenrisiken. Und: Die Kosten für Arbeit und Baumaterial unterliegen, wie alle anderen Kosten, einer steten Preissteigerung. Das Bauvorhaben Opernhaus erstreckt sich voraussichtlich über etwa zehn Jahre – dementsprechend müssen Kostenannahmen indexiert werden. Klar ist daher: Jedes Jahr, in dem nichts geschieht, macht das Projekt teurer.

Warum baut man kein neues Opernhaus?

Die Idee eines Neubaus böte die Chance, ein modernes Opernhaus zu errichten, das bestmöglich alle Anforderungen eines zeitgemäßen Theaterbetriebs erfüllen könnte. Zu den wichtigsten Zielen des Bauvorhabens Opernhaus gehört es aber, möglichst viele Betriebsteile, die unter anderem auch für das Schauspielhaus notwendig sind, zentral an einem Standort, also am Richard-Wagner-Platz, zu bündeln. Das Opernhaus stünde im Falle eines Neubaus noch immer und es wäre weiterhin sanierungsbedürftig – ganz unabhängig davon, wofür es genutzt werden würde. Überzeugende und sinnvolle Vorschläge, wie eine andere Nutzung aussehen könnte, liegen bislang nicht vor.

Könnte man nicht ein neues Konzerthaus als Spielstätte für Musiktheater und Ballett nutzen?

Auch wenn in beiden Häusern Musik gespielt wird, so stellen ein Opernhaus und ein Konzerthaus vollkommen unterschiedliche Anforderungen an die Architektur, an Flächen und Funktionen eines Gebäudes – und nicht zuletzt an die Akustik im Saal. Selbst eine technisch reduzierte Ausweichspielstätte für Oper und Ballett benötigt Bühnentechnik in einem Bühnenturm, eine Seitenbühne und einen Orchestergraben. Ein Konzerthaus braucht das alles nicht, ganz im Gegenteil: Die baulichen Notwendigkeiten einer Opern- und Ballettnutzung verhindern eine gute Konzertakustik. Weder für die Oper noch für ein Konzerthaus würde ein solches Mischgebäude also eine gute Lösung bieten können. Um- und Rückbaumaßnahmen, die ein brauchbares Operninterim in einen guten Konzertsaal verwandeln, wären daher so aufwändig und kostspielig, dass diese Idee nach sorgfältiger Begutachtung verworfen wurde.

Warum wurde die Kongresshalle als neue Spielstätte ausgewählt?

Die Kongresshalle auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände ist der unfertige Rohbau einer ursprünglich für 50.000 Besucher geplanten Halle. Als eine der größten baulichen Hinterlassenschaften aus der Zeit des Nationalsozialismus ist sie ein wichtiger Ort der Erinnerungskultur. Das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände befindet sich im nördlichen Kopfbau. Der südliche Kopfbau ist seit 1963 die Heimat der Nürnberger Symphoniker; neben Büro- und Proberäumen nutzen sie dort einen Konzertsaal und den „Serenadenhof“. Das große Halbrund der Kongresshalle diente fast vier Jahrzehnte als Lager für das Großversandhaus Quelle; seit Jahren steht der Torso nun weitgehend leer. Dennoch ist die Stadt zum Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes verpflichtet: In den nächsten Jahren müssen Dach, Fenster und Fassaden erneuert und saniert werden – unabhängig von jeder Nutzung.

Zu den Schwerpunkten der Nürnberger Kulturhauptstadtbewerbung gehörten daher Überlegungen, die Kongresshalle als Kulturort zu nutzen. Dazu entstand eine Machbarkeitsstudie zu „Ermöglichungsräumen“ für Kunst und Kultur. Eine Ergänzung dieser Studie hat gezeigt, dass rund 80 Prozent der für die Ausweichspielstätte des Staatstheaters benötigten Funktionen und Flächen in der Kongresshalle untergebracht werden können. Lediglich für die größten Flächen – also vor allem für Bühnen, Orchestergraben und Zuschauersaal – ist ein Ergänzungsbau an der Kongresshalle erforderlich.

Der nachhaltige Effekt einer Spielstätte in der Kongresshalle liegt darin, dass bauliche Maßnahmen, insbesondere zum Brandschutz, eine dauerhafte Nutzung der Kongresshalle baurechtlich überhaupt erst möglich machen. Dabei ist kein Fertigbauen der unvollendeten Kongresshalle beabsichtigt. Die historische Substanz soll weitgehend unverändert erkennbar bleiben. Angestrebt wird stattdessen ein erschlossener Rohbau.

Für wen wird das Opernhaus saniert?

Ein Jahrhundert-Projekt wie das Bauvorhaben Opernhaus bewahrt das 1905 eröffnete, denkmalgeschützte Gebäude als Spielstätte des größten Mehrspartenhauses in Bayern für die kommenden Generationen. Es bietet eine kulturelle Grundversorgung für die Stadt, die Metropolregion und den gesamten nordbayerischen Raum. Das Staatstheater Nürnberg ist damit auch ein zentraler Standortfaktor für die Attraktivität der Stadt und ihres Umlands. Dabei bieten Oper und Ballett Formate und Bühnen, in denen gesellschaftlich relevante Themen der Gegenwart und Zukunft inhaltlich und künstlerisch behandelt und reflektiert werden. Um der Stadtgesellschaft in ihrer Gesamtheit dazu vielfältige Zugänge bieten zu können, benötigen Oper und Ballett ein dafür geeignetes Gebäude.

Für wen wird Oper und Ballett gemacht?

Oper und Ballett sind universelle Kunstformen, sie verbinden Sprache, Bewegung, Musik, Emotion und Sinnlichkeit zu einem Gesamterlebnis. Sie erzählen von uns, ihr Repertoire stellt Menschen vor – zumeist in ganz besonderen Situationen. Oper und Ballett arbeiten dabei mit zentralen Elementen menschlicher Kultur: der Erinnerung an Vergangenes, der Reflexion der Gegenwart und den Entwürfen für die Zukunft.

In jeder Spielzeit zählt das Staatstheater mit Oper, Ballett, Schauspiel und Konzert rund 300.000 Besuche. Ungefähr 56.000 Besuche sind Teil einer deutschlandweit einmaligen „Schulplatzmiete“, die seit 70 Jahren junge Menschen mit allen vier Sparten in Kontakt bringt. Die regulären Kartenpreise beginnen bei unter zehn Euro, Kulturticket und Kulturrucksack ermöglichen darüber hinaus einen kostenfreien Zugang, so dass möglichst niemand aus finanziellen Gründen ausgeschlossen wird. Im Kartenpreis bereits inbegriffen ist die Möglichkeit der kostenfreien Hin- und Rückfahrt im Gesamtgebiet des VGN.

Das Staatstheater lädt zu vielfältigen Musiktheater-Vorstellungen ein: vom Kinderkonzert über Kammerkonzerte und Symphoniekonzerte, über Programme zum Mitmachen bis hin zu experimentellen Formaten an neuen Orten – nicht zu vergessen die große Oper im historischen Zuschauerraum. Auch die Ballett-Compagnie präsentiert ein breites Repertoire mit internationalen Gästen und modernen Tanz-Sprachen.

Gibt es vergleichbare Projekte?

Für eine ganze Reihe von Opernhäusern und Theatergebäuden in der Bundesrepublik und im Ausland stehen ähnliche Projekte an. Allein in Bayern laufen aktuell Sanierungen an den Theatern in Augsburg, Coburg und Würzburg. Abgeschlossen wurde vor einigen Jahren die Sanierung des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München. Weitere Sanierungsvorhaben sind geplant oder laufen unter anderem in Frankfurt, Stuttgart, Karlsruhe, Mannheim und Köln. Der schwierige Verlauf des Kölner Projekts zeigt die Komplexität großer Sanierungen. Beispiel einer weitgehend erfolgreichen und mit Nürnberg teilweise durchaus vergleichbaren Opernhaussanierung ist die Modernisierung der Staatsoper Unter den Linden in Berlin.

Wer entscheidet wie über die Sanierung des Opernhauses?

Das Opernhaus am Richard-Wagner-Platz ist im Eigentum der Stadt Nürnberg; die Verantwortung für das Gebäude liegt also letztlich bei der Stadt. Alleinige Nutzerin des Hauses ist die Stiftung Staatstheater Nürnberg, die je zur Hälfte von der Stadt und vom Freistaat getragen wird – schon aus diesem Grund sind eng zwischen Stadt und Freistaat abgestimmte Beschlüsse unverzichtbar.

Bereits vor einigen Jahren hat die Stadt für ihre Kulturgroßbauprojekte eine spezielle Struktur geschaffen, in der Mitarbeiter aus dem Planungs- und Baureferat, dem Finanzreferat und der Kulturverwaltung gemeinsam mit dem Stiftungsvorstand und der Technischen Direktion des Staatstheaters Entscheidungsgrundlagen und Empfehlungen für die öffentliche und politische Diskussion erarbeiten. Parallel dazu hat der Stadtrat eine Kommission eingesetzt, der neben Ratsmitgliedern aller in dem Gremium vertretenen Parteien und Bündnisse auch Fachleute und Stakeholder als beratende Mitglieder angehören – von der Personalvertretung im Staatstheater über die Nachbarn am Richard-Wagner-Platz bis zu Vertretern des Umwelt- und Naturschutzes. In den Sitzungen der Kommission werden alle für das Bauvorhaben wichtigen Themen in öffentlicher Sitzung besprochen; alle Sitzungsunterlagen sind öffentlich zugänglich. Die Kommission formuliert als Ergebnis ihrer Beratungen Empfehlungen an den Stadtrat. Das Ratsplenum seinerseits greift die Empfehlungen auf und fasst darüber Beschluss. Dies ist die klassische Arbeitsweise einer repräsentativen Demokratie.

Sollte man das Geld nicht besser anderweitig verwenden?

Kommunen, Länder und der Bund haben eine Vielzahl wichtiger Aufgaben. Nicht alle können sofort erledigt und umgesetzt werden – die Entscheidung für die Realisierung einzelner Projekte ist in den meisten Fällen das Ergebnis langer Vorläufe, sorgfältiger Abwägungen im Sinne und zum Wohle der Allgemeinheit.

Bayern ist ein Kulturstaat, der dem Gemeinwohl dient, die kulturelle Überlieferung schützt und gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Bayern fördert und sichert (Artikel 3 der Bayerischen Verfassung). Zur Daseinsvorsorge, zu der Artikel 83 der Bayerischen Verfassung die kommunale Ebene verpflichtet, gehört daher auch die Kulturpflege. Insoweit umfasst der Auftrag zur Daseinsvorsorge auch Investitionen in den Kulturbereich.

Der schlechte bauliche Zustand des Opernhauses heute ist auch das Ergebnis von Entscheidungen während vieler Jahre und Jahrzehnte, andere Vorhaben und Projekte zu priorisieren. Die Fragestellung „Was könnte man mit diesem Geld nicht alles machen?“ ist für das Bauvorhaben Opernhaus daher nicht zielführend: Immer und überall gibt es vermeintlich dringlichere Bedarfe, aber nie ist der geeignete Zeitpunkt für eine große Investition im Kulturbereich gekommen. Das Opernhaus hat das Ende seines Lebenszyklus‘ erreicht, an der Notwendigkeit einer baulichen Sanierung besteht kein Zweifel. Diese Sanierung sollte so schnell wie möglich in Angriff genommen werden. Die Entwicklung der Baupreise führt dazu, dass die Verzögerung von Baumaßnahmen deren Kosten in die Höhe treibt.


Blick hinter die Kulissen

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Drei Azubis der Veranstaltungstechnik am Staatstheater Nürnberg führen Sie auf einem exklusiven Rundgang hinter die Kulissen des Opernhauses.


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Aktualisiert am 04.09.2024, 21:36 Uhr

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