Neue Kunstwerke 2022



Nasan Tur

Das von Nasan Tur (* 1974 in Offenbach) eigens für die „Stadt der Menschenrechte“ entwickelte Projekt Locked Up erinnert an Menschen, die aus politischen Gründen inhaftiert, unter Hausarrest gestellt oder zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden, weil sie als Aktivist*innen, Journalist*innen oder Oppositionelle kritisch und einflussreich waren bzw. sind. Der Künstler hat eine exemplarische Auswahl von Personen mit ganz unterschiedlichen Biografien und politischen Konstellationen getroffen, wie etwa Julian Assange (Australien), Raif Badawi (Saudi-Arabien), Selahattin Demirtaş und Osman Kavala (Türkei), Aung San Suu Kyi (Myanmar), Alexej Navalny (Russland), Narges Mohammadi (Iran) und Joshua Wong (Hongkong/VR China). Ihre Porträts hinter den Fensterscheiben eines Gebäudes im Zentrum der Stadt sollen öffentlich sichtbar werden und an die vielen erinnern, die überall auf der Welt für mehr Demokratie und politische Information, freie Meinungsäußerung oder eine andere Lebensweise eintreten und dafür ihre persönliche Freiheit riskieren.
Seit 2020 hat Nasan Tur eine Professur an der Kunsthochschule Weißensee für den Masterstudiengang Raumstrategien inne.

Weitere Informationen:


Titel:

Locked Up

Material:

13 Fotoprints auf Papier

Maße:

Je Print ca. 138 x 62 cm

Präsentation:

5. März bis 1. Mai 2022

Standort:

Königstorgraben 3, Nürnberg



Silke Wagner

Die Arbeit When Saturday Comes wurde ursprünglich im Rahmen der Ausstellung „Das große Rasenstück“, anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 2006, für den öffentlichen Raum der Stadt Nürnberg konzipiert. Sie versammelt Motive aus dem Bereich Fußball, die Themen wie Rassismus oder Homophobie in den Fokus rücken. Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Fußball hat ihren Ausgangspunkt in der Grundannahme, dass sich am „System Fußball“ zahlreiche soziale Entwicklungen und politische Tendenzen ablesen lassen.

Der Titel When Saturday Comes ist eine Referenz auf das 1986 gegründete gleichnamige Fanmagazin, das Fußball immer auch als Spiegel gesamtgesellschaftlicher Verhältnisse und Wertvorstellungen verstand. Die Neonarbeit zeigt Portraits von Spielern wie Justin Fashanu, Eusébio, Sócrates oder César Luis Menotti. Andere Symbole greifen das Unglück im Hillsborough-Stadion in Sheffield 1989 auf oder thematisieren den Kampf der Fans von Leeds United gegen den im Verein grassierenden Rassismus.

Während der Ausstellung „Das große Rasenstück“ war die Lichtinstallation an der denkmalgeschützten Fassade des Frauentorturms zu sehen. Gemeinsam mit Aurelis ist es der Stadt Nürnberg nun gelungen einen neuen dauerhaften Standort in Nürnberg für die Arbeit zu finden. Aurelis hat When Saturday Comes für die Außenfassade des Bürogebäudes „Kohlektiv“ im Nürnberger Kohlenhof erworben.



Weitere Informatonen:

Liverpoolflamme

Die „Liverpool-Flamme" erinnert an das Unglück im Hillsborough-Stadion in Sheffield 1989. Es gilt als eine der größten Katastrophen in der Geschichte des Fußballs, mit 97 Toten und 766 Verletzten. Die Ursache für das Unglück war lange umstritten. Erst 27 Jahre später erklärte die Jury der Goldring-Untersuchungskommission, dass die Tragödie durch schwere Fehler der Polizei ausgelöst wurde und nicht – wie lange von behördlicher Seite behauptet – das Fehlverhalten der Fußballfans war.


Baum Grafik

Justin Fashanu (1961–1998), englischer Fußballspieler, spielte u. a. für Nottingham Forest. Er hatte 1990 in der englischen Boulevardpresse sein Coming-out. Er war der erste Fußballprofi, der dies während seiner professionellen Spielertätigkeit tat.


Schwan Grafik

Ende der 1980er Jahre begannen Fans von Leeds United etwas gegen den Rassismus im Stadion zu unternehmen. Es wurden verschiedene Kampagnen entwickelt und unter anderem auch das Fanzine Marching together herausgegeben.


Adler Grafik

Das Logo von Dynamo Kiew mit der Jahreszahl 1942 verweist auf das „Todesspiel" von Kiew. Im August 1942 trat die deutsche Luftwaffenelf 'Adler' in der von den Nationalsozialisten besetzten Ukraine gegen die Kiewer Betriebsmannschaft einer Brotfabrik an. Teil der Betriebsmannschaft waren Topspieler von Dynamo Kiew. Sie siegten 5:3. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Spiel von verschiedenen Seiten politisch instrumentalisiert. Vor dem ehemaligen Zenith-Stadion in Kiew steht heute ein großes Denkmal zur Erinnerung an eines der legendärsten Fußballspiele aller Zeiten.


Socrates Grafik

Sócrates (Sócrates Brasileiro Sampaio de Souza Vieira de Oliveira, 1954–2011) war viele Jahre brasilianischer Nationalspieler und trug bei seinen Auftritten bei der WM 1986 in Mexiko Stirnbänder mit politischen Botschaften, unter anderem das Stirnband mit der Aufschrift "No Terror". Sócrates kämpfte während der brasilianischen Militärdiktatur für die Demokratisierung seines Landes. Er verstand es, das Politische mit dem Sportlichen zu verbinden und setzte seine Beliebtheit geschickt für den Widerstand gegen die Miltärdiktatur ein. Er wurde zu einer Gallionsfigur des Widerstands.


Cesar Grafik

Als César Luis Menotti (*1938) nach dem WM-Sieg von Argentinien 1978 General Videla bei der Pokalübergabe den üblichen Handschlag verweigerte, war dies – vor einem Millionenpublikum – ein Zeichen des Widerstands gegen die argentinische Militärdiktatur.

Menotti verband seine Spielauffassung mit einer Kritik an den autoritären Machtverhältnissen in seinem Land, die eine Atmosphäre der Angst, des Misstrauens und der Subalternität geschaffen hatten.

1982 griff er in einem Interview die Generäle an, verlangte Aufklärung über das Schicksal der ca. 6000 verschwundenen Regimegegner und prangerte die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse nach sechs Jahren Diktatur an.


Die Nummer neun als Grafik

Der zur Nummer 9 verwandelte Venusspiegel war die Rückennummer der Stürmerinnen Mia Hamm (USA, *1972) und Birgit Prinz (Deutschland, *1977). Frauenfußball ist in den USA eine anerkannte Sportart, die nicht annähernd mit den Schwierigkeiten zu kämpfen hat, wie in Deutschland, wo sie erst 1970 vom DFB offiziell zugelassen wurde.


Cantona Grafik

Der Schlachtruf "OHA CANTONA" ist dem Franzosen Éric Cantona (Éric Daniel Pierre Cantona, *1966) gewidmet. International bekannt wurde Cantona trotz seiner vielen sportlichen Erfolge durch einen Zwischenfall am 25. Januar 1995. Bei einem Spiel sprang er im Kung-Fu-Stil gegen einen Zuschauer, der ihn vorher bespuckt und mit rassistischen Äußerungen beleidigt hatte.


Dürer Hände als Grafik

Die "Betenden Hände" Albrecht Dürers verweisen auf die "helfende Hand Gottes", die Maradona (Diego Armando Maradona Franco, 1960–2020) bemühte, um der Anerkennung seines, im Spiel gegen England bei der WM 1986 in Mexiko offenkundig mit der Hand verursachten Tores, die höheren Weihen zu verleihen.


Katze Grafik

Eusébio (Eusébio da Silva Ferreira, 1942–2014) war ein portugiesischer Fußballspieler, der in den 1960er Jahren den europäischen Fußball stark beeinflusste. 1965 wurde er zu Europas Fußballer des Jahres gewählt, bei der WM 1966 in England war er Torschützenkönig.
Trotz, oder auch wegen seiner Erfolge, sah sich Eusébio während seiner aktiven Zeit in Portugal permanenten rassistischen Angriffen ausgesetzt.


Zahl Vierzehn Grafik

Johan Cruyff (Hendrik Johannes Cruyff, 1947–2016), war ein bekannter niederländischer Fußballspieler. Er gilt als einer der begnadetsten Spielmacher aller Zeiten und war Kapitän der niederländischen Nationalmannschaft, die bei der WM 1974 im Finale gegen die deutsche Nationalmannschaft verlor. In seinen verschiedenen Vereinen bevorzugte er die Rückennummer 14.


Titel:

When Saturday Comes

Material:

Neonröhren, Transformatoren, Steuerungssystem

Maße:

830 x 1350 cm

Standort:

Sophie-Germain-Straße 1, Nürnberg (Ehemaliges Zollhof-Gelände)



Jakub Janovský

Am Stadtmauerdurchgang unter der Norishalle an der Agnesbrücke schuf Janovský ein verstörendes Graffiti. Kästchenhüfen bzw. Himmel und Hölle lassen Heiterkeit erahnen. Der Blick ist aber trügerisch. Die Felder des Kästchenspiels ergeben eine Rakete. Ein Rubik’s Cube, der in Deutschland so genannte Zauberwürfel hat nur schwarze Flächen. Kinder stehen in Schlange vor einem Loch in der Wand, um das zu sehen, was sich auf der anderen Seite der Mauer befindet. Freiheit?

Jakub Janovský, 1984 in Jihlava geboren, studierte an der SUŠG in Jihlava und an der Akademie der bildenden Künste in Prag bei Prof. Jitka Svobodová. Von ihm hängen in der Nationalgalerie in Prag, Regionalgalerie der Region Vysočina in Jihlava Arbeiten.


  1. Graffitikunstwerk in einem Tunnel

    Zauberwürfel

    Jakub Janovský - Graffiti am Stadtmauerdurchgang unter der Norishalle an der Agnesbrücke

  2. Janovski Jakub zeichnet Grffitibild auf einer grauen Wand

    Freiheit?

    Jakub Janovský - Graffiti am Stadtmauerdurchgang unter der Norishalle an der Agnesbrücke

Titel:

Intra muros-in / Extra muros-ven

Material:

Dispersionsfarbe

Maße:

Je Seite 450 x 2030 cm

Standort:

Durchgang Norishalle

In Zusammenarbeit mit:

Amt für Internationale Beziehungen



Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V. Nürnberg und Nordkurve e.V.

Im Showroom der Nordkurve e.V. in Gostenhof wurde im Herbst 2022 eine Ausstellung der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland - Nürnberg zum Thema „Kulturelle Identität“ eröffnet.

Die Büste Richard Wagners auf dem Richard-Wagner-Platz vor dem Opernhaus wurde in dem Zusammenhang während einer Performance abgebaut. Das Kunstwerk ist identitätsstiftend für den Platz und die gesamte Opernkultur und spielt daher eine wichtige Rolle in der Ausstellung.

Identität - Für die Ausstellung besitzt der Gegenstand einen symbolischen Charakter. Entwendung - Zur Performance gehörte dazu, dass das Objekt entwendet wurde. Wiederbeschaffung - Weiterhin gehörte zur Performance, dass die Stadt Nürnberg den Gegenstand zurückerhält – allerdings erst dann, wenn die Stadt Nürnberg triftige Gründe nennt, warum das Kunstwerk zurück an seinen Platz muss.

Die Frage der „Rückforderung“ der Büste Richard Wagners bedarf auch einen Blick auf die Rolle Richard Wagners. Durch seine Schrift „Das Judentum in der Musik“ ist Wagner klar Antisemit. Aufgrund seiner Fähigkeiten als Komponist und Musiker wird dieser Aspekt gerne in den Hintergrund gerückt. Die Stadtgesellschaft wird sich daher fragen müssen, ob die Büste sinnbildlich für die Vermittlung und Bewahrung von Hochkultur steht. Wäre sie nicht besser als Mahnmal zu verstehen, um der Stadtgesellschaft die Janusköpfigkeit Wagners vor Augen zu führen?

Ziel ist es, die Kontroverse bezüglich dieser Person und des Themenkomplexes wieder zu führen. Die Position der Stadt Nürnberg, gerade als Stadt der Menschenrechte, muss in Bezug auf ihr kulturelles Erbe klar hervorgehoben werden. Wenn im Jahr 2025 das Projekt Symposion Urbanum Nürnberg beendet wird, würde die Stadt Nürnberg gerne zu einer Diskussion einladen, um zu hinterfragen, was von der heutigen Debatte nachgewirkt hat und wie die Perspektive aussehen kann.

Die Rückgabe der Büste erfolgt am 5. Februar 2023. In der Woche darauf wird die Büste wieder auf dem vorhandenen Sockel platziert.

Die Ausstellung wurde aus Mitteln des Förderprogramms des Bundes NEUSTART KULTUR finanziert.

Mit freundlicher Unterstützung des Staatstheaters Nürnberg.


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