Rodrigo Mundaca

Der Chilene Rodrigo Mundaca kämpft seit Jahren für den freien Zugang zu Wasser. Mit dem Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises ehrt die Jury Mundaca für seinen bewundernswerten Mut, den er für das fundamentale Recht auf Wasser einsetzt.
Videobotschaft von Rodrigo Mundaca - Einweihung des Trinkwasserbrunnens an der Norikusbucht
Zu Ehren des Menschenrechtspreisträgers Rodrigo Mundaca wurde ein öffentlicher Trinkwasserbrunnen als gemeinschaftliches Projekt des Freistaates Bayern, des Wasserwirtschaftsamtes Nürnberg und der Stadt Nürnberg für die Bürger*innen errichtet. Aus dem Brunnen sprudelt von Mai bis September das hochwertige Trinkwasser der N-ERGIE.
Zur Einweihung des Menschenrechtsbrunnens am 13.05.22, dem Geburtstag des Preisträgers, besuchten Staatsminister Thorsten Glauber, Oberbürgermeister Marcus König, Vorstandsvorsitzender der N-ERGIE Josef Hasler und Behördenleiter des Wasserwirtschaftsamtes Nürnberg Ulrich Fitzthum die Norikusbucht des Wöhrder Sees.
In dieser Videobotschaft, die Rodrigo Mundaca anlässlich der Brunneneinweihung aufgenommen hat, erklärt er, wie die aktuelle Lage in Chile ist, welche politischen Forderungen er weiterhin stellt und wie die Stadt Nürnberg ihn bei seiner aktivistischen Arbeit unterstützte.
Großer Erfolg für Menschenrechtspreisträger Rodrigo Mundaca und die ökologische Bewegung in Chile
Rodrigo Mundaca wurde bei den vergangenen Wahlen im Mai in seinem Heimatland Chile zum Gouverneur der Region Valparaíso gewählt. Doch nicht nur der Umweltaktivist selbst konnte bei der Wahl einen großen Erfolg erzielen. Vier seiner Mitstreiterinnen der Organisation MODATIMA wurden als Mitglieder in die Versammlung berufen, die eine neue Verfassung für das Land ausarbeiten soll. Diese stammt noch aus der Zeit der Militärdiktatur unter Augusto Pinochet. 2022 wird dann in einem Referendum über den neuen Entwurf abgestimmt werden.
Weitere Informationen finden Sie in der Pressemitteilung.
Rodrigo Mundaca
Rodrigo Mundaca, geboren am 13. Mai 1961, ist ein chilenischer Agraringenieur und nationaler Sprecher der „Bewegung zur Verteidigung des Zugangs zu Wasser, der Erde und des Umweltschutzes“ (MODATIMA).
Rodrigo Mundaca ist gelernter Agronom mit der Spezialisierung auf biologische Landwirtschaft. Neben seinem Engagement arbeitet er für ein Beratungsunternehmen, das kleinere Landwirte berät und ihnen hilft Kompetenzen im Hinblick auf die ökologische Produktion zu entwickeln. Außerdem hält er Vorträge an der Universität Santo Tomás.
Des Weiteren verfasst er Artikel und Bücher über eine nachhaltige Avocado-Produktion. Im „Manual de producción orgánica de paltos“, das 2011 veröffentlicht wurde, beschreibt er die Notwendigkeit eines biologischen und effektiven Avocado-Anbaus.
„Wir können auf all die Luxusgüter, die uns umgeben verzichten, aber ohne Wasser ist das Leben unwiederbringlich bedroht. Die Zeiten und Fristen laufen ab, heute ist die Wassergewinnung für alle ein ethisches, ein moralisches Gebot, morgen wird es zu spät sein.“ (“podemos prescindir de todos los bienes suntuarios que nos rodean; sin embargo, sin agua la vida se encuentra irremediablemente amenazada. Los tiempos y plazos se agotan; hoy, recuperar el agua para todas y todos es un imperativo ético, un imperativo moral…mañana será demasiado tarde”) schreibt Mundaca in seinem Buch „La privatización de las aguas- Causas y resistencias”
Wer sind Gegner*innen des Engagements?
Als Umweltaktivist lebt Mundaca in ständiger Furcht wegen seines Engagements bedroht, verfolgt oder verhaftet zu werden. Allein in den Jahren 2012 und 2014 musste er sich 24 Mal vor Gericht verantworten. Amnesty International Chile startete deshalb eine Kampagne, um ihn zu schützen und so mehr Aufmerksamkeit für seine wichtige Arbeit zu gewinnen.
Gegner seines Engagements sind vor allem große Privatunternehmen, welche massive Avocado-Monokultur betreiben und so Wasser aus Flüssen für ihre Plantagen und Brunnen ableiten. Deutlich wird dies zum Beispiel durch eine illegale Leitung, die Wasser aus dem Fluss Petorca zur Farm Penón de Zapallar ableitet. Die Nachbarn der Region werden als Folge ohne das lebenswichtige Element Wasser zurückgelassen. Mehr als 60 Prozent der Bevölkerung sind auf die Versorgung durch Zisternenfahrzeuge angewiesen, welche mit hohen Kosten und fragwürdiger Wasserqualität verbunden ist.
Die Organisation MODATIMA (Movimiento de Defensa por el protección del Medio Ambiente/ Bewegung zur Verteidigung des Zugangs zu Wasser, der Erde und des Umweltschutzes) wurde 2010 in der Region Petorca, nördlich von Santiago de Chile, gegründet, mit dem Ziel, die Rechte von Bauern, Arbeitern und Bewohnern dieser Region zu verteidigen und die dort herrschenden Wasserkonflikte auch auf nationaler Ebene sichtbar zu machen. Seit der Teilnahme am „Alternative World Water Forum“ im März 2018 in Brasilien ist MODATIMA Teil des Life Networks, das Organisationen des gesamten amerikanischen Kontinents im Einsatz um die Wassergewinnung miteinander verbindet.
Wasser ist ein essentielles und unwiderrufliches Recht, von dem das Leben der Menschen, der Pflanzen und das Funktionieren der Ökosysteme abhängt. Deshalb hat sich MODATIMA zur Aufgabe gemacht, Wasser für die Gemeinden zurückzugewinnen und in ein Allgemeingut und Menschenrecht umzuwandeln.
In Foren, in der Bevölkerung, im öffentlichen Diskurs mobilisiert MODATIMA die Gesellschaft, um für das Beenden dieser Form der Enteignung natürlicher und allgemeiner Ressourcen zu kämpfen.