Besuch und Vortrag „Musik im Islam“ von Herr Dr. Abbas Poya

Am 01.02.2022 erhielten die Musikkurse der Q11 und Q12 auf Initiative von Herrn Amann Besuch von Herrn Dr. Abbas Poya, seines Zeichens Dozent am Departement für islamisch-religiöse Studien der Universität Erlangen-Nürnberg.

Zu Beginn seiner Ausführungen zeigte der Islamwissenschaftler einen Video-Ausschnitt von „Afghan Superstar“, einem Pendant zu „DSDS“. Hierzu bemerkte er, dass die Sendung mit der Machtübernahme der Taliban 2021 abgesetzt wurde. Als Gründe nannte Dr. Poya u.a., dass das Frauenbild, welches in diesem Format gezeigt wurde, nicht den Vorstellungen der Taliban entspricht. Über Musik und deren Rolle ist im Koran nichts überliefert, von konservativen Vertretern der Glaubensgemeinschaft wird oft angeführt, dass es sich dabei um „Lahw“ bzw. „Lagw“ handelt, was in etwa mit Gerede oder Geschwätz übersetzt werden kann. Zudem, so der Vortragende, ist der Zeitabstand zur Entstehung des Korans und die Problematik der Überlieferung in Betracht zu ziehen. Des Weiteren zitiert Dr. Poya die Gelehrten Avicenna (eigentlich Ibn Sina) und Ibn Hazim, die als Gegner des Musikverbots im Islam gelten.

Aufgrund der Vielschichtigkeit des Islam und seiner mannigfaltigen Ausprägung, ist es generell schwierig allgemeingültige Aussagen, nicht nur im Bezug zur Rolle der Musik, zu treffen. Zudem merkt der Hochschullehrer an, dass im Islam eine religiöse Instanz wie der Papst im Katholizismus fehle, so dass nicht vom Islam im Allgemeinen gesprochen werden kann.

Am Schluss seiner Ausführungen geht der Dozent auf unterschiedliche Praktiken der Musikausübung im Islam näher ein. Am bekanntesten sind hierbei die „Naschid“, die in etwa mit den Psalmenrezitationen der christlichen Kirchen vergleichbar sind. Leider werden diese vom sog. „Islamischen Staat“ für deren menschenverachtende Propaganda missbraucht. Eine weitere bekannte Form der Religionsausübung mit musikalischen und tänzerischen Elementen sind die Sufi mit ihren tanzenden Derwischen.

Mit einem Hinweis auf unterschiedliche arabische Musikinstrumente schließt Herr Poya seinen Vortrag ab.

Im Anschluss bestand für die SchülerInnen noch die Gelegenheit Fragen zu stellen, was ausgiebig genutzt wurde. Da Herr Dr. Poya familiäre Wurzeln im Iran und in Afghanistan hat, ergaben sich zahlreiche interessante Fragestellungen zu diesem Thema.

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