Personen & Aufgaben im Geschäftsbereich für Jugend, Familie und Soziales

Rund 3.700 Menschen arbeiten in den verschiedenen Organisationseinheiten im Referat für Jugend, Familie und Soziales. Nicht nur die Aufgaben, die sie im Auftrag der Stadt Nürnberg für die Bürgerinnen und Bürger erledigen, sind spannend, sondern auch ihre Geschichten, ihre Motivation und Ideen.
Elisabeth Ries, Referentin für Jugend, Familie und Soziales, traf sich mit einigen von ihnen. Die Gesprächsnotizen werden hier geteilt.


Tanja Hösl - Jugendamt

Tanja Hösl

Leitung - Beitragsübernahme für Kinder in Tageseinrichtungen und Tagespflege

Tanja Hösl (geb. Haas, das Interview fand vor der Namensänderung statt) ist Leiterin des Bereichs der KiTa-Beitragsübernahme und gehört damit, gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Bereich des Unterhaltsvorschusses, zur wirtschaftlichen Jugendhilfe.

Ein geringes Einkommen der Eltern soll für Kinder kein Hindernis sein, Krippe oder Tagespflege, Kindergarten, Hort, Schülertreff oder einen anderen Ort der ganztägigen Bildung zu besuchen. Die Gebühren werden bei Vorliegen der Voraussetzungen anteilig oder vollständig übernommen. Ein Antrag kann formlos bei Tanja Haas und ihrem Team gestellt werden. Im Gespräch mit Elisabeth Ries berichtet sie von den Nachwehen der Pandemie, neuen Herausforderungen und komplizierten gesetzlichen Regelungen, die den Lebenssituationen der Betroffenen nicht immer entsprechen und den Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeitern Kopfzerbrechen bereiten.

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Elisabeth Ries: Herzlich willkommen, Frau Haas, es freut mich, dass Sie heute hier sind. Zwar stehen im Fokus der öffentlichen Debatten oft und zurecht: Pflegekräfte, Erzieherinnen und Erzieher und anderes Kita-Personal, denn klar, Familien spüren den Fachkräftemangel an diesen Stellen besonders heftig, und dennoch: die oft weniger wahrgenommene Verwaltung mit Zuschuss- und Leistungsabteilungen, und so auch die wirtschaftliche Jugendhilfe ist ebenso wichtig für Teilhabe-, Bildung- und Gleichstellungsfragen.

Was möchten Sie als erstes loswerden?

Tanja Haas: An alle Familien, die sich unsicher sind: Stellt einen Antrag!

Danke erstmal für die Einladung! Ich und wir merken alleine an den Antragszahlen, dass wir eine wichtige Unterstützung für die Familien in Nürnberg sind, aber es stimmt, im Fokus steht selten das Positive, sondern eher, dass die Bearbeitungszeit lange dauert und dass es sehr bürokratisch zugeht etc.

Den Familien in Nürnberg möchte ich wirklich zuallererst sagen: Stellt einen Antrag. Ihr habt ein Recht darauf, dass wir prüfen, ob eine finanzielle Unterstützung möglich ist. Gerade Familien, die bisher keinerlei Leistungen erhalten oder gebraucht haben, scheuen vor der Antragstellung zurück oder wissen gar nicht von uns. Obwohl ich sagen muss, die Kitas beraten da die Familien inzwischen sehr gut.

Elisabeth Ries: Das hätte ich auch vermutet, dass die Zahlungsschwierigkeit als erstes in der Kita auffällt bzw. von den Eltern dort kommuniziert wird.

Tanja Haas: Ja, und dort wird dann auf uns verwiesen. Wir prüfen ganz individuell, brauchen aber teilweise jede Menge Unterlagen von der Familie, sofern keine Sozialleistungen bezogen werden.

Da ist es bei Familien, die bereits andere Leistungen bspw. vom Jobcenter oder Wohngeld erhalten, sehr viel einfacher, uns genügt dann grundsätzlich als Einkommensnachweis dieser Leistungsbescheid und wir übernehmen die gesamten Teilnahmebeiträge in einem gewissen Stundenumfang – auf eine Einkommensberechnung kann dann verzichtet werden. Eine echte Erleichterung für die Familien - und natürlich auch für die Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter.

Elisabeth Ries: Das ist nach dem gesunden Menschenverstand auch das Vernünftigste, wenn wir den Vollzug der Gesetze so organisieren, dass eine Stelle auf die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen – sei es beim Jobcenter oder Sozialamt– aufbaut und auf der Basis dieses Bescheides weitermacht.
Sie haben es schon kurz gestreift: Lange Bearbeitungszeiten. Wie stehen wir da? Und, damit zusammenhängend, wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben wir derzeit und wie viele fehlen uns?

Tanja Haas: Aktuell sind im Sachgebiet 20 Personen in Voll- und Teilzeit, die die Anträge bearbeiten. Mit dem Sachgebiet ‚Unterhaltsvorschuss‘ zusammen sind es mehr als 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es kann zum Teil wirklich sehr lange dauern, bis wir einen Neuantrag fertig bearbeitet haben: Mehrere Monate, zum Teil bis zu einem halben Jahr. Das hat mehrere Gründe. Vor und während des Betriebsjahresbeginns im September bildet sich ein Antragsstau, den wir abarbeiten müssen, was bis mindestens Ende des Jahres dauert. In den letzten Jahren hatten wir – auch pandemiebedingt – wirklich prekäre Phasen, teilweise waren fünf Vollzeitkräfte gleichzeitig langzeiterkrankt, das hat sich im Herbst 2022 zum Glück etwas entspannt. In der Sachbearbeitung reißt so etwas ein richtiges Loch, das lässt sich kaum auffangen. Kolleginnen und Kollegen waren und sind zum Teil an der Belastungsgrenze.

Elisabeth Ries: Das ist verständlich, wenn man das Gefühl hat, immer nur hinterherzurennen. Dann kommen sicher die Anrufe von Familien, die sich nach ihren Anträgen erkundigen.

Tanja Haas: Genau, das ist leider ein richtiger Teufelskreis. Das Entgegennehmen von Anrufen und die Beratung am Telefon kosten Zeit. Dann muss man nachsehen, wie weit der Prozess ist und ggf. zurückrufen. In dieser Zeit könnten sich die Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter aber auf die Bearbeitung der Anträge konzentrieren. Auch ein Faktor: Gerade Familien, die erstmalig Anträge zur Beitragsübernahme stellen, sind verunsichert und fragen sich, ob alles angekommen ist. Es ist nicht selten, dass wir Unterlagen doppelt oder sogar dreifach erhalten, was die Prozesse wieder verzögert, denn natürlich müssen wie die Unterlagen prüfen, ob vielleicht aktualisierte oder neue Dokumente dabei sind.

Elisabeth Ries: Die Botschaft an die Eltern während langer Phasen der Pandemie war ja – aus epidemiologischen Überlegungen: „Behalten Sie ihre Kinder, wenn möglich, zuhause.“ Wir wussten im Grunde damals schon, und es hat sich im Rückblick leider bestätigt, dass das für viele Kinder und Familien sehr problematisch war und die Kinder in ihre Entwicklung und auf ihrem Bildungsweg stark zurückgeworfen hat. Die Pandemie war für junge Menschen insgesamt eine erhebliche Belastung. Haben Sie während der Pandemie einen Rückgang der Anträge festgestellt?

Tanja Haas: Tatsächlich gingen während der Corona-Zeit weniger Anträge bei uns ein. Ich vermute, dass viele Familien die Situation als zu unsicher eingestuft haben und ihre Kinder dann eher zuhause betreut oder eine andere private Lösung gesucht haben. Aus heutiger Sicht würde man sicher vieles anders machen, aber sich die Entscheidungen von damals jetzt vorzuwerfen, halte ich für unsinnig.

Elisabeth Ries: Spannend für Sie – könnte ich mir vorstellen – war und ist die Wohngeldreform mit einer deutlichen Erweiterung des Berechtigtenkreises.

Tanja Haas: Bei uns besteht die Hoffnung, dass es einfacher wird. Für einen großen Personenkreis, bei dem es vorher zeitaufwändig war und umfangreiche Berechnungen nötig waren, könnte der Antrag bei uns jetzt viel schneller bearbeitet werden, sobald der Wohngeldbescheid da ist. Natürlich haben nicht alle, die nun in den Berechtigtenkreis des Wohngeldes fallen, Kinder. Es bleibt abzuwarten, wie sich dies auf die Antragsfälle auswirkt.

Elisabeth Ries: Was mich in diesem Zusammenhang auch interessiert, und da haben Sie als erfahrene Verwaltungskraft sicher einen guten Überblick, ist die Unterschiedlichkeit und die gegenseitige Abhängigkeit der verschiedenen sozialen Leistungen mit den jeweils dahinterstehenden rechtlichen Regelungen, das ist schon hochkomplex, oder?

Tanja Haas: Das kann man wohl sagen. Schon für jemanden, der eine Verwaltungsausbildung hat, ist das nicht einfach. Für Laien ist die Vielzahl an Leistungen, Voraussetzungen, Grenzwerte etc. nicht zu durchschauen. Egal ob jemand Muttersprachler ist, aus dem Verwaltungsbereich kommt, selbst für eine Juristin ist das glaube ich schwierig.

Elisabeth Ries: Durchschauen Sie es?

Tanja Haas: *lacht* Für meinen Bereich ja, und ich weiß, was es für Leistungen in unserem Sozialsystem grundsätzlich gibt. Alle Voraussetzungen, die für den Kinderzuschlag erfüllt sein müssen oder welche kleinteiligen Maßnahmen es beim Jobcenter gibt, kenne ich jedoch nicht.

Einen Überblick zu haben ist für Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter enorm wichtig, da sich Leistungen überschneiden oder gegenseitig ausschließen, ein Beispiel: Eine Mutter, Jobcenterkundin, möchte eine Weiterbildungsmaßnahme machen, ein normaler Vorgang und eine gute Sache. Das Jobcenter zahlt hier bis zu 160 Euro Kinderbetreuungskosten. Das ist eine vorrangige Leistung zu unseren Leistungen. Das heißt aber, unser Bescheid ist hinfällig und wir müssen diesen ganz oder teilweise aufheben. Dann gehen die Leistungen anteilig zwischen den Behörden hin und her, bis dann an die Familie ein Betrag X überwiesen wird. Es ist echt viel Bürokratie und für die Eltern komplett undurchsichtig und nicht nachvollziehbar. Sie bekommen in so einem Fall auch einen Bescheid von uns, dass wir die Beiträge nicht mehr übernehmen. Das kann regelrecht Panik verursachen, obwohl am Ende des Tages die Beiträge ja übernommen werden, nur nicht mehr vollständig von uns.

Ein weiterer Punkt, den der Gesetzgeber so geregelt hat, der aber für Familien schwierig ist und bei uns für enorm viel Nachfrage – also Arbeit – sorgt: Wir zahlen ausschließlich die Teilnahmebeiträge, nicht die Essensverpflegung. Um die Kosten dafür erstattet zu bekommen, muss man einen extra Antrag über das „Bildungs- und Teilhabe-Paket“ beim Sozialamt stellen. Dazu genügt unser Bescheid oder z. B. auch der vom Jobcenter.

Gerade für Familien, die das noch nie gemacht haben, ist das sehr kompliziert. Sie bekommen manchmal Rechnungen und sind komplett verwirrt, da sie davon ausgegangen sind, dass wir auch diese Kosten übernehmen. Das bedeutet einen zusätzlichen bürokratischen Aufwand für die Familien und die Verwaltungskräfte. Da es eine andere Stelle betrifft, können wir hierzu auch keine Auskunft geben. Die Anfragen haben wir trotzdem.

Es sind solche Dinge, die sich aus der Gesetzgebung so ergeben haben, die unsere Vorgangsbearbeitung weiter aufhalten und Familien im milden Fall verwirren und im härtesten vor echte Schwierigkeiten stellen. Viele Kitas sind mit uns in Kontakt und akzeptieren gewisse Verzögerungen, sobald sie wissen, dass der Antrag bei uns liegt. Andere Kitas können das nicht, weil sie sich das auch nicht leisten können, monatelang auf ihr Geld zu warten. Die Familien wiederum können es sich meist finanziell nicht leisten in Vorleistung zu gehen, deshalb stellen sie ja die Anträge.

Elisabeth Ries: An dieser Stelle muss man den Eltern einfach Recht geben, die sich fragen, warum das so kompliziert geregelt ist. Denn dass Kinder, die in die Kita gehen, dort auch etwas essen sollen, ist ja der Normalfall. Da zu antworten ‚wir können das nicht ändern, das kommt vom Gesetzgeber‘, reicht meiner Meinung nach nicht.

Die Frage ist nur, wie lässt sich das ändern. Was ist auf kommunaler Ebene lösbar und wofür braucht es Gesetzesänderungen. Es sind so viele Zahnrädchen, die da ineinandergreifen, manchmal verhakten sie sich, manchmal laufen sie ins Leere, manchmal wissen sie nichts voneinander und drehen sich fleißig vor sich hin.

Tanja Haas: Richtig. Was auf dem Papier noch gut klingt, kann sich im laufenden Betrieb als völlig unpassend herausstellen. Oft wartet ein Amt auf den Bescheid des anderen, Eltern haben dafür kein Verständnis – was ich nachvollziehen kann.

Elisabeth Ries: Gesetze werden ja unter Berücksichtigung gewisser gesellschaftlicher Grundannahmen geschrieben. Dann kommen Fälle und Ereignisse, wo es einfach nicht passt.

Das ist uns im Zusammenhang mit ukrainischen Müttern begegnet, die mit ihren Kindern 2022 nach Nürnberg geflohen sind, während die Väter in der Ukraine bleiben mussten. Vom Gesetz her kommt der logische Reflex: Unterhalt bzw. Unterhaltsvorschuss ist eine vorrangige Leistung. Es muss also, nach geltendem deutschen Leistungsrecht, geprüft werden, ob der Vater nicht Geld schicken kann.

Als das Gesetz geschrieben und verabschiedet wurde, hat niemand an so einen weltpolitischen Schock gedacht. Zunächst ist es auch sinnvoll, dass das Kind ein Recht auf Unterhalt durch den Papa hat. Und wenn der nicht in der Lage ist oder wir seiner nicht habhaft werden, dann gibt es eine entsprechende Ausfallbürgschaft staatlicherseits: Den Unterhaltsvorschuss.

Als ich das zum ersten Mal gehört habe, dass automatisch der UVG Fall ausgelöst wird – der ja ebenfalls aus öffentlichen Geldern finanziert wird -, dachte ich: Muss das denn sein? Müssen wir diese aufwändige Schleife einziehen, lohnt sich dieser Bürokratieaufwand tatsächlich? Können wir nicht einfach auf die Prüfung verzichten und Sozialleistungen aus einer Hand bezahlen, bis die Geflüchteten hier Arbeit gefunden haben?

Davon abgesehen: Es tut sich momentan ja ziemlich viel im Leistungsrecht. Wie erleben Sie das?

Tanja Haas: Ja, das stimmt und bis alles rundläuft, wird es noch dauern. Bei uns spielt die Erhöhung des Kindergeldes, die Änderung der Regelbedarfsstufen, Unterhaltsvorschuss, die Mietobergrenze usw. eine Rolle, das hat natürlich Auswirkungen auf unsere Einkommensberechnungen.

Das bedeutet für viele Familien jetzt wieder eine Chance, deren Anträge wir bisher knapp ablehnen mussten. Im Fall der ukrainischen Mütter bezüglich der Unterhaltsvorschussleistungen mussten wir pragmatisch sein und auf dem kurzen Dienstweg mit den Kolleginnen und Kollegen im Jobcenter Lösungen finden, um sowohl den Gesetzen zu entsprechen als auch arbeitsfähig zu bleiben. Solche Absprachen sind wichtig.

Außerdem müssen Prozesse optimiert werden, an vielen Stellen könnte man automatisieren etc. aber das hängt eben an vielen Faktoren. Und es ist auch eine Investition, also letztlich eine Frage des Geldes.

Elisabeth Ries: Noch offen ist, welche Wirkungen die geplante Kindergrundsicherung erzielen wird – es wird eine Bündelung verschiedener familienbezogener Leistungen angestrebt, aber wie die Umsetzung genau erfolgen wird, bleibt noch abzuwarten.

Das eine ist das Geld, das andere sind bestehende Strukturen, die man neu denken müsste, die Überwindung von Widerständen, der Anschubaufwand. Bis man eine Lösung entworfen hat – und da ist noch nichts umgesetzt, nichts implementiert – gehen schon sehr viele Ressourcen ins Land.

Tanja Haas: Genau. Ein junges Beispiel ist die e-Akte. Im Vorfeld musste vieles neu überlegt werden, wir mussten unser bisheriges Ablagesystem neu denken. Das war ein langer Prozess, wir hatten Schulungen, die Hardware musste funktionieren.

Die Einführung hat letztlich gut geklappt, aber gerade am Anfang, nach so einer Umstellung, dauert alles länger. Man hat andere Vorteile, wichtige Vorteile, die einem die Arbeit auch erleichtert, aber das Anlegen und Führen von Akten, Vorgänge in die Akte bringen etc., dieser Umstellungsprozess hat lange gedauert. Aber klar, wir waren eine andere Aktenführung gewohnt. Manchmal muss man einen langen Atem haben und einen Mehraufwand in Kauf nehmen, bis es dann besser wird.

Elisabeth Ries: Wie erleben Sie den Prozess rund um das neue Sozialrathaus in der Quelle? Es ist ja nicht nur ein einfacher Umzug, der da ansteht, sondern das Zusammenführen von mehreren Dienststellen, die derzeit an unterschiedlichen Standorten untergebracht sind. (Hinweis im August 2023: Das Gespräch fand vor der Insolvenz des Bauträgers statt.)

Tanja Haas: Ja, das ist schon sehr spannend. Uns erwartet eine völlig neue Art zu arbeiten, sowie ein grundlegend anderes Bürokonzept. Ich erlebe alles bei den Kolleginnen und Kollegen: Viele freuen sich und sind positiv gespannt, andere eher zurückhaltend bis hin zur Ablehnung. Das ist normal. Ich finde, Transparenz ist wichtig.

Dass man nicht alle Mitarbeitenden bei jedem Detail beteiligen kann, ist klar, aber zumindest sollten die Gründe für die Entscheidungen, die da getroffen werden und so viele Menschen in ihrer täglichen Arbeit betreffen, kommuniziert werden, sodass man nach und nach auch ein Gefühl für dieses Mega-Projekt bekommt.

Elisabeth Ries: Ja, das stimmt. Leider mussten die vorgesehenen Besichtigungen zu einem frühen Zeitpunkt auch für die Mitarbeitenden pandemiebedingt ausfallen. Ich freue mich in jedem Fall auf die Chance, die das neue Sozialrathaus – ich sage nicht so gern The Q – verspricht: Durch die neue Raumsituation und Arbeitsweise kann es zu einem gemeinsamen Verständnis von Aufgabenwahrnehmung und Bürger*innenorientierung kommen, dass eine neue Art der Kollegialität erreicht werden kann, steht für mich außer Frage, vielleicht gelingt es auch, die Erkenntnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der täglichen Arbeit besser umzusetzen. Es bleibt abzuwarten.

Noch eine Frage zu Ihnen persönlich: Möchten Sie mir noch erzählen, wie Sie beim Jugendamt und dann an dieser Stelle gelandet sind?

Tanja Haas: Gern! Ich komme aus der Stadtverwaltung Erlangen und habe da auch meine Ausbildung absolviert. 2015 bin ich nach Nürnberg gezogen und habe mich auf die Stelle im Vorzimmer der Dienststellenleitung des Jugendamts Nürnberg beworben und war dann vier Jahre bei Frau Dr. Schröder. Währenddessen habe ich meine Weiterbildung gemacht und als ich diese dann abgeschlossen hatte, war meine jetzige Stelle ausgeschrieben. Ich wollte auf jeden Fall im Jugendhilfebereich bleiben, da fühle ich mich sehr wohl. Bisher habe ich das keine Sekunde bereut.

Elisabeth Ries: Vorzimmer. Das ist eine Generalistinnenaufgabe, da sitzen Sie sozusagen an der Schaltstelle. Wenn man mal mitbekommen hat, mit welchen Nöten und Beschwerden Menschen da hinkommen …

Tanja Haas: Das war schon sehr interessant, aber teilweise auch bedrückend, mit welchen Problemen Menschen zu uns kommen. Da muss man aber auch sagen, dass das Jugendamt einfach sehr groß ist.

Elisabeth Ries: Das Jugendamt ist tatsächlich riesig und zwar nicht nur hinsichtlich der gewaltigen Anzahl von circa 2.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Ich behaupte, es gibt keine Dienststelle, die an diese Bandbreite der Aufgabenstellungen rankommt. Auf der einen Seite der Schutzauftrag, der in die existenziellste aller Notlagen vordringt, die man sich nur vorstellen kann, nämlich der Frage, ob ein Kind in seiner Familie bleiben kann, bis hin zum gestaltenden und präventiven Bereich, offene Kinder und Jugendarbeit, Familienbildung, die wirtschaftliche Jugendhilfe; Kinder und Jugendliche wahrhaftig und nicht nur als Lippenbekenntnis teilhaben und mitgestalten zu lassen (laut!, Spielflächenplanung), die ganztägige Betreuung und Bildung mit den verschiedenen Konzepten und zu erfüllenden Rechtsansprüchen, das Planerische – wie viele Kita-Plätze brauche ich wann und wo und mit welchem Förderbedarf etc. – und an diesem Punkt tut man sich in der Kommunikation so schwer, denn einerseits stehen wir, wenn man sich den Kita-Bereich anschaut, in unseren Planungen recht gut da, und gleichzeitig kommen immer wieder Familien in höchster Not, die noch keine Platzzusage bekommen haben.

Dieses Spannungsfeld, dass das Jugendamt sowohl plant als auch hinterher ganz konkret mit den Auswirkungen der Planungen auf die einzelnen Menschen, Familien und Kinder konfrontiert wird, das ist schon spannend.

Vielen herzlichen Dank für das Gespräch!

Eine junge Frau, Tanja Haas, sitzt an einem Konferenztisch und spricht.

"Im Leistungsrecht tut sich gerade ziemlich viel."

"Kindergelderhöhung, Änderung der Regelbedarfsstufen, Unterhaltsvorschuss, die Mietobergrenze - das alles und noch weitere Neuerungen hat Auswirkungen auf unsere Einkommensberechnung.

Das bedeutet für viele Familien jetzt wieder eine echte Chance, die wir bisher knapp ablehnen mussten."

Tanja Haas und Elisabeth Ries

Tanja Haas und Elisabeth Ries im Büro der Sozialreferentin im Hauptmarktrathaus.

Spielecke im Wartebereich

Wirtschaftliche Jugendhilfe - Kinderspielecke

Alle Familien in Nürnberg haben ein Recht darauf, einen Antrag auf Übernahme der Kinderbetreuungskosten zu stellen. Für Familien, die bisher keine Leistungen beziehen, sind umfassende Berechnungen nötig.

Wartemarke, wirtschafltiche Jugendhilfe Dietzstraße

Der Wartebereich im Jugendamt, Bereich Beitragsübernahme für Kita und Tagespflege in der Dietzstraße.

Tanja Haas in ihrem Büro in der Dietzstraße

Tanja Hösl in ihrem Büro in der Dietzstraße.


Amt für Kinder, Jugendliche und Familien - Jugendamt

Beitragsübernahme für Kinder in Tageseinrichtungen und Tagespflege

Dietzstraße 4

90443 Nürnberg


Tanja Hösl (geb. Haas)

Leitung


Telefon 09 11 / 2 31-2 16 74


Patrick Riedel - NürnbergStift

Patrick Riedel im Gespräch mit Elisabeth Ries im Park der Senioren-Wohnanlage Platnersberg. Sonne im Gesicht, lächelnd.

stellvertretender Pflegedienstleiter, Senioren-Wohnanlage Platnersberg

Patrick Riedel, Jahrgang 1987, war lange jüngste Pflegebereichsleitung beim NürnbergStift. Seither hat sich vieles geändert, junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten individuelle Förderung und ihnen wird mehr zugetraut, so berichtet der stellvertretende Pflegedienstleiter der Seniorenwohnanlage Platnersberg Mitte Juni 2022 im Gespräch mit der Sozialreferentin Elisabeth Ries. Die Referentin ist dabei besonders an seiner Meinung bzgl. der neuen, generalistischen Pflegeausbildung, zukunftsfähigen Wohnkonzepten für Ältere und das Arbeiten in der Pflege während der Pandemie interessiert. Patrick Riedel berichtet aus seinem persönlichen Erfahrungsschatz, gesammelt bei vielen verschiedenen Stationen und Einsatzbereichen im NürnbergStift.

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Elisabeth Ries: „Herr Riedel, Sie sind stellvertretender Pflegedienstleiter in der Seniorenwohnanlage Platnersberg. Wie kamen Sie zur Pflege, was ist Ihre Geschichte?“

Patrick Riedel: „Ich habe vieles ausprobiert und wusste lange nicht, welche Richtung ich einschlagen soll. Habe unzählige Praktika gemacht, vor allem im kaufmännischen Bereich, bei Banken. Das hat mir alles überhaupt nicht gefallen, und weil dann Freunde von mir im Krankenhaus Ausbildung gemacht hatten, war das dann im Freundeskreis Thema. Und da dachte ich, das könnte was für mich sein. Meine ganze Familie arbeitet bei der Stadt – nicht in der Pflege, die machen was ganz Anderes – das hat aber trotzdem geholfen, so waren mir die städtischen Strukturen nicht völlig fremd. Dann habe ich also 2006 im Sebastianspital die Ausbildung zum staatlich geprüften Altenpfleger begonnen. Welche Aussichten man im weiteren Werdegang hat, wurde mir erst später klar. Mich haben einige Dinge während der Ausbildung und dann im Berufsalltag gestört im Arbeitsablauf, daran wollte ich was ändern, und da habe ich gemerkt, das liegt mir, ich will mitgestalten.“

Elisabeth Ries: „Und das ging dann so einfach?“

Patrick Riedel: „Na, ich musste mich schon kümmern (lacht). Aber im Grunde, ja, ich habe mich um eine interne Personal-Entwicklungsmaßnahme bemüht und das dann auch machen können. Das war schon was Besonderes, meine Ausbildung war gerade zwei Jahre her, ich war lange der jüngste Pflegebereichsleiter im NürnbergStift. Da hat sich einiges getan seither, ich habe das Gefühl, jüngeren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird mittlerweile insgesamt mehr zugetraut, und die Weiterbildungsmaßnahmen sowohl vertikal als auch horizontal sind vielfältiger geworden und werden besser kommuniziert.“

Elisabeth Ries: „Jüngste Leitungskraft und sicher auch einer von wenigen Männern, oder? Wie ging das für Sie weiter?“

Patrick Riedel: „In der Pflege ist man als Mann zwar immer noch in der Unterzahl, aber so gravierend ist es auch nicht. Und es kommen immer mehr Männer in den Beruf, gerade in der neuen generalistischen Ausbildung!“

Ries: „Also gelingt es uns, junge Männer für diesen Beruf zu gewinnen?!“

Riedel: „Auf jeden Fall! Ich persönlich habe bei jeder meiner Stationen im NürnbergStift dazugelernt und mir wurde immer klarer, wo mein Platz ist. Ich wollte an Entscheidungs- und Gestaltungsprozessen teilhaben. Deshalb konnte ich nicht direkt an der Basis in der Pflege bleiben.“

Ries: „Finden Sie es grundsätzlich wichtig, die Pflege von Grund auf gelernt zu haben, bevor man Leitungs- oder Organisationsfunktionen übernimmt, um zu wissen, um was es geht, oder sehen Sie es durchaus als Alternative, dass man sich von Anfang an stärker auf Organisation und Management spezialisiert?“

Patrick Riedel: „Für mich ist es durchaus gut, zu wissen, wie Pflege funktioniert, obwohl ich jetzt etwas Anderes mache. Man braucht beides, Kolleginnen und Kollegen, die praktisch unterwegs sind, und solche, die eher theoretisch wirken. Früher musste man als Pflegefachkraft einfach alles machen.“

Elisabeth Ries: „Die neue generalistische Pflegeausbildung ist in der Breite angelegt, soll für den Einsatz in der Akutkrankenpflege, der Kinderkrankenpflege und der Langzeitpflege gleichermaßen qualifizieren. Innerhalb der stationären Altenpflege wiederum findet eine stärkere Profilbildung für einzelne Tätigkeiten statt. Wie wirkt sich das aus?“

Patrick Riedel: „Es ist die Aufgabe der Führungskräfte, die Ausbildung gut zu gestalten, und später die Personen nach ihren Fähigkeiten und Präferenzen einzusetzen und Teams so mit Fachkräften und Pflegehelfern auszustatten, dass das Arbeiten effizienter wird. Dass für alle Aufgaben angemessen Zeit und nichts und niemand auf der Strecke bleibt.“

Elisabeth Ries: „Wenn man jetzt darüber nachdenkt, sich neu aufzustellen, was wäre für Sie da am wichtigsten? Ich meine ganz konkret, hier am Platnersberg – räumlich, aber auch generell in der Pflege.“

Patrick Riedel: „Es ist wichtig, dass bei Planung und Neubaubezug „ausrangierte“ Prozesse und Abläufe nicht mit umgezogen werden. Das klingt logisch, ist aber gar nicht so einfach. Und dann müssen die äußeren Gegebenheiten passen. Der Platnersberg hat, wie jede Einrichtung des NürnbergStift, seinen eigenen Charme - die Lage hier am Wald ist schon toll. Aber die Gebäude sind sehr alt und nicht mehr zeitgemäß. Zum Beispiel sind lange Gänge mit vielen geschlossenen Türen nicht einladend und gemeinschaftsstiftend, gerade für Menschen mit Demenz, das würde man nach heutigen Erkenntnissen ganz anders planen. Deshalb freue ich mich, dass mit den Planungen für eine neue, moderne Einrichtung begonnen wurde und dass ich daran beteiligt sein kann.

Grundsätzlich müssen wir daran arbeiten, die Pflege offener und einladender zu gestalten, sie als Teil des Lebens begreifen. Im Moment setzen die Menschen alles daran, es so lange wie möglich hinauszuzögern, in eine Pflegeeinrichtung zu kommen, weil der Ruf schlecht ist. Im Ergebnis haben wir dann ältere, einsame Menschen zuhause und Hochaltrige, mit sehr hohem Pflegebedarf in den Einrichtungen.“

Ries: „Das hat selbstverständlich Auswirkungen auf die Prozesse.“

Riedel: „Genau. Beispielsweise gemeinsame Ausflüge, auch weiter weg, sind einfach nicht möglich. Früher gab es das noch und nicht nur Corona ist Schuld daran, dass es sowas nicht mehr gibt. Das liegt zum Teil einfach daran, dass die Menschen beim Einzug in die Einrichtungen immer älter und vielfach gesundheitlich eingeschränkt sind.“
Ries: „Da kommen andere Wohnkonzepte ins Spiel, die es zum Teil schon gibt. Gemeinsames, barrierearmes Wohnen mit wenig oder ganz ohne pflegerischer Betreuung, aber anderen Formen der Unterstützung. Das Pflegesetting ist da nicht im Vordergrund, wichtig wäre aber ein fließender Übergang, falls nötig, in ein Pflegeheim.“

Riedel: „Genau, das ist auch etwas, was ich mir vorstelle, dieses fließende. Eine ältere Person, die alleine zuhause lebt, könnte beispielsweise die Strukturen und Angebote einer Wohnanlage nutzen und so das Personal, die Abläufe etc. kennenlernen. Wenn schließlich mehr Unterstützung benötigt wird, kann der Umzug in die Einrichtung mit gutem Gefühl entschieden werden.“

Ries: „Die Pandemie stand diesem Gedanken der Öffnung im Weg. Wie haben Sie die letzten zweieinhalb Jahre erlebt? Was haben wir gelernt?“

Riedel: „Es gab Stolpersteine und sehr schwere Phasen, aber im Großen und Ganzen sind wir da ganz gut durchgekommen. Was zermürbend war, waren die vielen Änderungen mit wenig Spielraum. Es gab teilweise mehrmals die Woche Änderungen der Hygienekonzepte, die die Einrichtungen umzusetzen hatten. Ich finde, man hätte die Einrichtungen selbstständiger arbeiten lassen sollen. Denn dort arbeiten fähige Leute, die ohnehin einen sehr hohen Hygienestandard leben. Ständige Änderungen seitens des Bundes oder des Landes wirken da bevormundend, als Gängelung. Das Schlimmste war, als die Leute nicht mehr aus ihren Zimmern durften. Das war heftig. In kurzer Zeit, da konnte man zuschauen, haben die richtig abgebaut. Auch komplett verhüllt zu Demenzkranken zu gehen, ist sehr schwierig.“

Ries: „In Zukunft wird man, so hoffe und glaube ich, bei der Bewältigung einer epidemischen Lage – auch solche Worte haben wir früher ja nicht so flüssig ausgesprochen – die psychosozialen Aspekte von Anfang an stärker mit einbeziehen.“

Riedel: „Das hat auch während der Pandemie schon angefangen, dass das stärker berücksichtigt wurde. Ich und die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen machen da auch keinen Vorwurf. Man wusste es nicht besser und hat nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Nachher ist man immer schlauer.“

Ries: „Herr Riedel, wie sieht ein „normaler“ Arbeitsalltag aus bei Ihnen?“

Riedel: „Als stellvertretende Pflegedienstleitung arbeite ich sehr eng mit meiner Kollegin zusammen. Ich fange früh an, mache meine Runde, spreche mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, gucke, ob es Ausfälle gibt – Ich packe auch selbst mit an, wenn ich bspw. keinen Ersatz finde, das ist aber seltener geworden. Bei Neuaufnahmen hat man natürlich Kontakt mit Angehörigen. Außerdem Gespräche mit Bewohnerinnen und Bewohnern und Pflegeschülerinnen und Schülern. Planungen, Controlling und Büroarbeit gehören auch dazu.“

Ries: „Das hört sich nach einem abwechslungsreichen Tag an.“

Riedel: „Ist es auch. Langweilig wird mir nie (lacht).“

Ries: „Vielen Dank für die Einblicke und an Sie und alle Kolleginnen und Kollegen für die hohe Qualität und den tollen Einsatz für die Bewohnerinnen und Bewohner! Und danke, dass ich auch den idyllischen Innenhof mitsamt Meerschweinchen und Hühnern sehen durfte!“

Riedel: "Die tierischen Bewohner sind Teil des Konzepts und machen allen - Beschäftigten und Bewohnern - viel Freude!"

Ich fühle mich wohl beim NürnbergStift!

"In kaum einem anderen Bereich tut sich gerade so viel wie im Gesundheitswesen. Ich freue mich wirklich, dass ich hier etwas verändern und mich aktiv für die Gesellschaft einbringen kann.
Grundsätzlich müssen wir daran arbeiten, die Pflege offener und einladender zu gestalten, sie als Teil des Lebens zu begreifen. Wohnanlagen und Pflegeeinrichtungen sind viel besser als ihr Ruf."

Patrick Riedel im Gespräch mit Sozialreferentin Elisabeth Ries

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Das Gespräch zwischen Patrick Riedel und Elisabeth Ries fand im Sommer 2022 zum Großteil im schönen Innenhof der Wohnanlage am Platnersberg statt.

Patrick Riedel

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Bereits in der Ausbildung bemerkte Patrick Riedel: "Mitgestalten liegt mir!"
Seit 2006 ist er beim NürnbergStift beschäftigt. Seine berufliche Entwicklung ging bisher vom staatlich geprüften Altenpfleger über den Pflegebereichsleiter hin zum stellvertretenden Pflegedienstleiter.

Elisabeth Ries und Patrick Riedel gehen durch einen Gang der Senioren-Wohnanlage Platnersberg

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Die Gebäude selbst sind alt und nicht mehr zeitgemäß. Zwar nicht ohne Charme, wie Patrick Riedel bemerkt, aber im Allgemeinen wirken die langen Gänge mit den vielen verschlossenen Türen eher abweisend.
Planungen, die Anlage zu Modernisieren, haben bereits begonnen.

Ein Hase unter einem Stuhl im Freien

Die Lage am Platnersberg ist einmalig: Alter Baumbestand, viel Grün - im idyllischen Innenhof kümmern sich Bewohnerinnen und Bewohner gemeinsam mit den Angestellten um einige Hasen und andere Kleintiere. "Die tierischen Bewohner sind Teil des Konzepts und machen allen - Beschäftigten und Bewohnern - viel Freude!" Verrät Patrick Riedel.

Stadt Nürnberg

NürnbergStift - Senioren-Wohnanlage Platnersberg

Platnersberg 1

90491 Nürnberg


Patrick Riedel

stellv. Pflegedienstleitung


Telefon 09 11 / 21 531 - 450



Elina Schnürer - Sozialreferat

Elina Schnürer

Integrationslotsin

Elina Schnürer ist Integrationslotsin bei der Stadt Nürnberg. In dieser Position unterstützt sie Ehrenamtliche, die sich für die Integration von Neuzugewanderten und Geflüchteten in unserer Stadt engagieren. Sie ist Ansprechpartnerin für aktive und potenziell Engagierte, organisiert Vernetzungs- und Austauschtreffen, findet die richtigen Ansprechpartner*innen und verfasst den Newsletter Bürgerschaftliches Engagement Integration und Flucht uvm. Hauptamtliche Integrationslots*innen werden vom Freistaat Bayern gefördert.
Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine am 24. Februar 2022 stellte die Arbeit von Elina Schnürer zeitweise auf den Kopf. Im Gespräch mit der Sozialreferentin Elisabeth Ries im Mai 2022 ging es um das Arbeiten in Krisenzeiten, die wichtige Erfahrungswelt von Zugewanderten und Weichenstellungen im Berufsleben.

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Das Gespräch zwischen Elina Schnürer und Elisabeth Ries findet während eines Spaziergangs im Rathausviertel statt. Vom Hauptmarkt-Rathaus geht es zum Heilig-Geist-Haus, dann in die Theresienstraße. Das Gespräch beginnt bei dem Thema, das die Welt seit Ende Februar 2022 und die Arbeit von Elina Schnürer im Besonderen auf den Kopf gestellt hat: Der Krieg in der Ukraine. Im Rahmen ihrer Arbeit als Integrationslotsin unterstützt Elina Schnürer Ehrenamtliche in der Integrationsarbeit. Bis zum 24. Februar 2022 waren das vor allem Nürnbergerinnen und Nürnberger, die sich für Geflüchtete überwiegend aus Syrien, dem Irak, Afghanistan und Äthiopien einsetzten. Mit dem schnellen Zuzug Tausender Menschen aus der Ukraine nach Nürnberg war sowohl die Stadt Nürnberg, als auch alle Behörden und Hilfsorganisationen, vor eine riesige Herausforderung gestellt. Zugleich war die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung gewaltig, häufig getrieben von einer persönlichen Verbundenheit. Auch für Elina Schnürer gibt es eine intensive persönliche Komponente: Die 35-jährige studierte in Russland Deutsch und Englisch auf Lehramt und ist 2007 nach Deutschland gekommen und geblieben. Sie hat viele ukrainische Bekannte und Freunde. Für die Stadt Nürnberg ist Elina Schnürer auf der Position der Integrationslotsin zu dieser Zeit ein Glücksfall.

Elisabeth Ries: "Natürlich frage ich mich: war es auch für Sie, die ja Kontakte in die hiesige russischsprachige Community, aber auch nach Russland ebenso wie – über Freundschaften oder Verwandte – in die Ukraine haben – überraschend, dass so schnell so viele Menschen nach Nürnberg kamen?

Elina Schnürer: "Nein. Ich habe das geahnt. Schon vor Ausbruch des Krieges hatten wir über 4.000 Menschen mit ukrainischem Pass in Nürnberg. Menschen gehen dorthin, wo sie Bekannte, Freunde oder Familie haben, das würden wir ja nicht anders machen. Außerdem haben wir wahnsinnig schnell mehrsprachig kommuniziert, und das hat sich in den Netzwerken schnell verbreitet. Schon am 2. März 2022 wurde die Zentrale Anlaufstelle für Flüchtlinge aus der Ukraine im Heilig-Geist-Saal eingerichtet, nur wenige Tage nach Kriegsausbruch. Diesen Zusammenhalt in der Stadtverwaltung, aber auch durch die Community, die sofort helfen wollte, fand ich toll! Wir wussten alle nicht, was auf uns zukommt. Im Grunde gab es zwei Gruppen, diejenigen, die Nürnberg ganz gezielt aufgesucht haben, und diejenigen, die zufällig hier gelandet sind, weil der Zug, der nach Berlin fuhr, überfüllt war und der nächste dann nach Nürnberg ging. Die wollten einfach nur weg. Gemeinsam hatten wir alle, dass wir nichts wussten. Die Lage in Nürnberg war unklar: Wohin mit so vielen Leuten?! Auch die gesetzliche Lage war unklar. Das einzige, was zählte, war, wir müssen den Menschen helfen.“

Elina Schnürer war in den Wochen nach Kriegsausbruch unermüdlich beschäftigt, im „HeiGei“ (Heilig-Geist-Haus) ehrenamtliche Dolmetscher*innen zu organisieren und zu koordinieren, Informationen zu beschaffen, zu übersetzen, zu beraten und sich zu beratschlagen, mit den vielen anderen Kolleginnen und Kollegen, die sich jedem Einzelfall stellten, am Anfang sogar noch privates Obdach bei Engagierten vermittelten. Es hat sich vieles geändert in den Monaten zwischen Ende Februar und Mitte Mai. Strukturen wurden etabliert, durch das Sozialamt zahlreiche Unterkünfte akquiriert und in Betrieb genommen, die Anlaufstelle ist vom Heilig-Geist-Saal umgezogen in die Theresienstraße (und seit 1. Juli. 2022 im Stand-by). Die aufenthaltsrechtliche Situation ist grundsätzlich geklärt und alle ukrainischen Geflüchteten bekommen Zugang in die Leistungssysteme von Jobcenter und Sozialamt. Zeit für Elina Schnürer zu bilanzieren und sortieren und eine neue Balance zu finden zwischen alten und neuen Aufgaben.

Elisabeth Ries: "Wie sind Sie hier angekommen, in Deutschland, dann in Nürnberg und schließlich im Referat für Jugend, Familie und Soziales? Was waren die wichtigsten Weichenstellung in Ihrer Zuwanderungsgeschichte?"

Elina Schnürer: „Keiner hat auf mich gewartet, das ist mal sicher (lacht). Zuerst, natürlich, musste ich nach Deutschland kommen. Das war zum Glück eine persönliche Entscheidung. Ich musste nicht fliehen. Die Ängste, Sorgen und Hemmungen von Neuzugewanderten kenne ich trotzdem und kann darum sehr gut nachvollziehen, wie sich jemand fühlt, der neu ist in Deutschland und vor welchen Herausforderungen er oder sie steht. Ich habe nie geplant, mal im öffentlichen Dienst zu arbeiten. Ich bin in Hannover angekommen, aus persönlichen Gründen ging es sechs Jahre später dann weiter nach Nürnberg. Das Thema Integration begleitet mich, seitdem ich in Deutschland angekommen bin. Oft war ich selbst „Kundin“ in Beratungsstellen, Ausländerbehörden, Jobcentern. In Nürnberg war ich bei der ZAQ (Zentrale Servicestelle zur Anerkennung ausländischer Qualifikationen in der Metropolregion Nürnberg), und das war ein Schlüsselmoment. Dort wurden zwar nicht alle meine Probleme gelöst, jedoch hat mir die Beraterin wirklich weiterhelfen können und da wusste ich: Das will ich auch machen! Migrantinnen und Migranten beim Ankommen und Zurechtfinden helfen. Was lustig war: Diese Frau war wenig später meine Kollegin! Ich arbeitete bei AGABY (Arbeitsgemeinschaft der Ausländer-, Migranten- und Integrationsbeiräte Bayerns) als Talentscout, dann kam die Geschäftsstelle des Integrationsrates Nürnberg und schließlich war die Stelle der Integrationslotsin ausgeschrieben. Das wollte ich zwar machen, hatte aber sofort wieder Bedenken und zweifelte, ob ich das kann. Nur wenn man sich nichts traut, bekommt man auch nichts! Integrationsarbeit zusammen mit Bürgerschaftlichem Engagement, das war schon eine tolle Sache, deshalb habe ich es gewagt."

Elina Schnürer im Gespräch mit Elisabeth Ries, Referentin für Jugend, Familie uns Soziales

Interkulturelle Öffnung von Kommunen

"Es gibt viele Vorbehalte von Menschen mit Migrationsgeschichte, vom Arbeiten im öffentlichen Dienst. Viele meinen, sie würden nicht gebraucht oder es wäre ihnen gar nicht erlaubt, so eine Arbeit zu machen. Dann fehlt oft tatsächlich die formal passende Ausbildung und es gibt viele bürokratische Hürden, ich selbst habe es häufig erlebt." Elina Schnürer, Integrationslotsin, ist selbst vor 15 Jahren nach Deutschland gekommen.Sie engagierte sich im Projekt 'Interkulturelle Öffnung in Kommunen' des Bildungsbüros und ist in der stadtinternen Gruppe 'Mitarbeiter*innen mit Migrationsgeschichte' aktiv

Elina Schnürer und Elisabeth Ries mit Atemschutzmasken im Büro

Elina Schnürer und Elisabeth Ries treffen sich im Mai 2022 im Büro der Sozialreferentin im Hauptmarkt-Rathaus. Die Maskenpflicht in Innenräumen ist zu diesem Zeitpunkt noch in Kraft.

Elina Schnürer und Elisabeth Ries gehen die sogenannte Brauttreppe am Hauptmarkt-Rathaus hinunter

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Unser Spaziergang führt uns vom Hauptmarktrathaus zum Heilig-Geist-Haus, Standort der ersten Anlaufstelle für ukrainische Geflüchtete vom 2. März bis 29. April, weiter in die Theresienstraße 18, dem zweiten Standort der Anlaufstelle Ukraine in den Monaten Mai und Juni 2022. Nicht nur Geflüchtete kommen hierher, sondern auch Verwandte und Bekannte von Geflüchteten, Engagierte und Gastgeberinnen und Gastgeber.

Elisabeth Ries und Elina Schnürer im Gespräch mit zwei Frauen vor dem Heilig-Geist-Haus

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Noch lange nach dem Umzug trifft man auf Personen, die ratsuchend vor den Glastüren des Heilig-Geist-Hauses stehen und die Zentrale Anlaufstelle Ukraine suchen. Die Beratungsstelle im HeiGei war eines der ersten dieser Art in Deutschland, das auch massiv mehrsprachig beworben wurde. Diese Informationen sind nach wie vor im Netz, in den sozialen Netzwerken, zu finden. Zum Glück ist der neue Standort nicht weit, bis in die Theresienstraße 15 sind es nur 5 Minuten zu Fuß.

Elisabeth Ries, Elina Schnürer und Oleg Kottyarenko

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Engagiert seit der ersten Stunde: Oleg Kottyarenko begrüßte Elina Schnürer herzlich, als sie zusammen mit der Sozialreferentin in der 'Zentralen Anlaufstelle: Ukraine' in der Theresienstraße ankam. Kottyarenko ist seit der Eröffnung der Zentralen Anlaufstelle, damals noch im Saal des Heilig-Geist-Hauses, als Dolmetscher aktiv und leistet damit unschätzbare Hilfe.

Stadt Nürnberg
Referat für Jugend, Familie und Soziales

Hauptmarkt 18

904030 Nürnberg


Elina Schnürer

Integrationslotsin, Team "Nürnberg engagiert"


Telefon 09 11 / 2 31-10190

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