Kavala – Die Partnerschaft

Die Freundschaft zu Nürnberg ist seit Mai 1998 beschlossene Sache und wurde am 1. Juni 1999 durch einen Städtepartnerschaftsvertrag besiegelt. Die Politik spielte dabei eine gewichtige Rolle: wer in völkerverbindender Absicht Partnerschaften eingeht mit dem türkischen Antalya und mit Skopje in der heutigen "Republik Nordmazedonien", darf den griechischen Landesteil Makedonien nicht außen vor lassen. Außerdem: nach türkischen Staatsangehörigen stellen die griechischen Staatsbürger*innen den zweitgrößten Ausländeranteil in Nürnberg. Insgesamt 15.000 Bürgerinnen und Bürger Nürnbergs haben griechische Wurzeln und nehmen einen festen Platz im wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben der Frankenmetropole ein.

Klassische Austausch- und Kooperationsprojekte

Der Städtepartnerschaftsvertrag von 1999 benennt als Schwerpunkte den Tourismus, die Förderung wirtschaftlicher Kontakte und den Jugendaustausch. In den ersten zehn Jahren dieser Partnerschaft standen deshalb touristische Aktivitäten, z.B. die alljährliche Beteiligung von Kavala an der Freizeit Messe Nürnberg, sowie ein Austausch zwischen den Musikschulen von Kavala und Nürnberg und weitere Projekte von und mit jungen Menschen im Mittelpunkt. Seit dem Jahr 2000 bietet das Amt für Internationale Beziehungen (IB) auch Bürgerreisen nach Kavala an, um den Nürnbergerinnen und Nürnbergern Gelegenheit zu geben, die Partnerstadt an der Ägäis kennenzulernen. Auch Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen stehen immer wieder auf dem Programm. Bereits seit mehr als 30 Jahren wird die Kooperation der Technischen Hochschulen beider Städte durch verschiedene Austauschmaßnahmen und Projekte mit Leben erfüllt.

Fachliche Zusammenarbeit sowie humanitäre und technische Hilfe

Seit dem Jahr 2010 ist der Austausch zwischen verschiedenen Berufsgruppen und zu unterschiedlichen Themen von herausragender Bedeutung. Die Finanz- und Wirtschaftskrise in Griechenland und deren soziale Folgen hatten auch in Kavala deutliche Spuren hinterlassen. In den Jahren 2015 und 2016 stellten zahlreiche Flüchtlinge, die über die Türkei und die Insel Lesbos nach Kavala gekommen waren, eine zusätzliche Herausforderung für die Stadt Kavala und viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer dar.

Angesichts der schwierigen Situation in Kavala hatte sich die Stadt Nürnberg vor allem zwischen 2010 und 2017 bemüht, einen Beitrag zur Bewältigung der vielfältigen Probleme in der Partnerstadt zu leisten. So wurden der Stadt Kavala wie auch der Gemeinde Thasos auf der benachbarten, gleichnamigen Insel in den Jahren 2012 und 2013 drei ausgemusterte, aber gut erhaltene Feuerwehrfahrzeuge von der Stadt Nürnberg geschenkt. Außerdem wurde die fachliche Zusammenarbeit verstärkt, und durch technische und humanitäre Hilfsmaßnahmen wie die Aktion "Flüchtlingshilfe Kavala" konnte die Versorgung von Flüchtlingen in Kavala verbessert werden. Darüber hinaus wurden und werden immer wieder Projekte zu unterschiedlichen Themen, teilweise mit Mitteln aus EU-Programmen und/oder Unterstützung durch andere Institutionen und Organisationen, geplant und durchgeführt.

Noch vor der Unterzeichnung der Partnerschaftsvereinbarung wurde "Philos" – Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Nürnberg-Kavala e.V. – gegründet. Mitglieder des Partnerschaftsvereins "Philos" betreuen seit vielen Jahren die Kavala-Bude auf dem "Markt der Partnerstädte" in der Nähe des Nürnberger Christkindlesmarktes. Darüber hinaus sammelt "Philos" PCs in Nürnberg, mehr als 750 PCs konnten inzwischen in Kavala und auf der Insel Thasos einer neuen Bestimmung übergeben werden. Neben "Philos" engagieren sich weitere deutsch-griechische Vereine sowie einzelne Nürnberger*innen in unterschiedlicher Weise für die Städtepartnerschaft mit Kavala und weitere interkommunale Beziehungen oder bei Bedarf für griechische Staatsbürger*innen, die nach Nürnberg kommen, weil sie in ihrer Heimat keine beruflichen Perspektiven sehen.

Besonderes Highlight dieser Partnerschaft

Ein Ereignis, das für griechische Kommunen wie auch für die Zusammenarbeit mit deutschen Partnern als wegweisend bezeichnet werden kann, war die vierte Jahreskonferenz der Deutsch-Griechischen Versammlung (DGV IV) im Oktober 2013 im Nürnberger Messezentrum. Ausgerichtet und größtenteils organisiert von der Stadt Nürnberg – federführend vom Amt für Internationale Beziehungen – wurde diese Großveranstaltung mit rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus beiden Ländern (insbesondere Politiker*innen von kommunaler und regionaler Ebene, aber auch Regierungsvertreter*innen sowie Vertreter*innen diverser Organisationen, Institutionen und Unternehmen) erstmals in Deutschland durchgeführt.

Aus Kavala nahm eine 10-köpfige Delegation unter der Leitung des damaligen (Ober-)Bürgermeisters Konstantinos Simitsis teil. Im Mittelpunkt der DGV IV standen Exkursionen und Workshops zu verschiedenen Themen, maßgeblich mitgestaltet und mitfinanziert von sechs politischen Stiftungen sowie von der Kooperationsstelle und dem Beauftragten für die DGV im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (jetzt: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung). Außerdem konnte man bei einem "Markt der Möglichkeiten" Produkte und Dienstleistungen aus und für Griechenland kennenlernen.

Die Partnerschaft "in den Zeiten von Corona"

Nach dem Jubiläumsjahr 2019 mit verschiedenen Veranstaltungen zum 20-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft Nürnberg-Kavala begann das Jahr 2020 mit einem Besuch und Konzert des Chors der Musikschule Kavala in Nürnberg. Wegen der Corona-Pandemie mussten im Jahr 2020 jedoch weitere Vorhaben im Rahmen dieser Partnerschaft verschoben oder abgesagt werden.

Trotz Pandemie wurde im Frühjahr 2021 ein vom Nürnberger Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) initiiertes und EU-gefördertes Sportprojekt für junge Flüchtlinge und einheimische Jugendliche in Kavala gestartet. Dieses Projekt, an dem sich verschiedene deutsche und griechische Organisationen beteiligen, wird auch in weiteren griechischen Gemeinden durchgeführt.

Hochsommerliche Temperaturen und Sonnenschein haben bei einem "Griechischen Picknick" im Renaissance-Garten des Nürnberger Tucherschlosses im August 2021 für mediterranes Lebensgefühl gesorgt, ebenso griechische Spezialitäten, Tänze und Musik sowie Sprachkurse. Die letzte Bürgerreise nach Kavala und Nordgriechenland war wegen der Pandemie mehrmals verschoben worden und fand schließlich im Oktober 2021 statt, mit sehr positivem Eindruck bei den meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Neuer Aufschwung für die Beziehungen zwischen Kavala und Nürnberg

Die Ernennung von Nürnbergs Alt-Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly zum Ehrenbürger von Kavala und eine damit verbundenen Reise von H. Maly und drei Mitarbeiterinnen von IB nach Griechenland im Juni 2022 brachte einen neuen Aufschwung für die Beziehungen zwischen Kavala und Nürnberg.

Mit Unterstützung durch den Partnerschaftsverein "Philos" und das Pressebüro des Bürgermeisters von Kavala zeigte sich in verschiedenen Fachgesprächen und Besichtigungen, dass der fachliche Austausch mit Kavala zu beiderseits interessierenden Themen wie beispielsweise Klimaschutz und erneuerbare Energien interessante Perspektiven bietet, ebenso eine erneute Kooperation der "International Hellenic University" und der Technischen Hochschule Nürnberg sowie der Musikschulen in beiden Städten, ergänzt durch einen vom Nürnberger Kreisjugendring initiierten Austausch von jungen Menschen, der bereits in Vorbereitung ist. Der Besuch von Kavalas Bürgermeister Theodoros Mouriadis und Delegation anlässlich einer Jubiläumsveranstaltung zum Nürnberger Griechenverein im Oktober 2022 in Nürnberg stellt eine weitere Gelegenheit dar, zukünftige Aktivitäten zu besprechen.

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