Schornsteinfeger für saubere Öfen und saubere Luft
Seit Ende 2019 arbeiten die Partnerstädte Nürnberg und Skopje eng am Nakopa-Projekt "Schornsteinfeger für saubere Öfen und saubere Luft in Skopje" zusammen.
Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren (Dezember 2019 bis November 2022) und ein Finanzvolumen von 185.000 Euro.
Vor allem im Winter herrscht sehr oft Smog in Skopje, wie in vielen Städten auf dem Balkan. Grund für die hohen Abgaswerte sind neben der Kessellage der Stadt, verbaute Luftschneisen und Emissionsquellen wie Verkehr und Industrie, vor allem die privaten Haushalte, die über 90 % der Feinstaubemissionen verantworten.
Ein Lösungsschritt: Schornsteinfeger für saubere Öfen und saubere Luft in Skopje
Das Projekt im Film
Im Video erfahren Sie unter anderem von Nürnbergs ehemaligem Umweltreferenten Peter Pluschke und Nikola Jovanovski, stellvertretender Leiter des Umweltamts Skopje, wie das Projekt entstand und welche rechtlichen Schritte die Luft in Nordmazdeonien verbessern könnte. Auch Djuro Popovik, Skopjes einziger professioneller Schornsteinfeger kommt zu Wort.

Die ersten Praxisschritte
Im August 2021 konnten die ersten Praxisschritte gestartet werden. Eine mehrtägige Schulung für das Schornsteinkehrerwesen fand in Nürnberg und Mühlbach statt sowie in Skopje eine Informationskampagne begann.
Chronik des Projekts
Für alle, die die einzelnen Projektschritte nachlesen möchten, haben wir nachfolgende Chronik zusammengestellt.
Und, um es vorwegzuschicken - pandemiebedingt musste vieles verschoben und einiges modifiziert werden. Aber trotz aller Widrigkeiten lief und läuft das Projekt weiter, mit regelmäßigen digitalen Besprechungen und Koordinierungsgesprächen der Projektbeteiligten in Nürnberg und Skopje.
2019 - Grundlagenrecherche
Im April reisten die Nürnberger Projektbeteiligten nach Skopje, um die Situation vor Ort kennenzulernen. Sie tauschten sich mit Djuro Popovik in dessen Schornsteinfegerwerkstatt aus, trafen sich mit der Lehrerin Jasmina Atanasova Simjanoska in der Berufsschule für Kaminkehrer und begutachteten die Angebote an Öfen und Heizungen.
Fazit: Die Ausstattung mit professionellen Analyse- und Reinigungsgeräten sowie Arbeits- und Verbrauchsmaterial war mehr als mangelhaft. Sowohl in der Berufsschule, als auch im Betrieb. Die Beschaffungsmöglichkeiten für künftige Schornsteinfegerbetriebe war stark defizitär.
Viele Einwohner der Hauptstadt von Nordmazedonien heizen mit Holz oder anderen festen Brennstoffen.
Zudem bergen die verwendeten und nicht gereinigten Feuerstätten und Kamine eine hohe Gefahrenquelle. Die Feuerwehr berichtet oftmals von gefährlichen Verpuffungen und Kaminbränden.
Fazit: Das Bewusstsein und die Kenntnis über emissionsarmes Heizen und Sicherheitsvorkehrungen beim Einsatz von Öfen und Kaminen ist eher gering. Es bestehen keine gesetzlichen Richtlinien zur Kontrolle der Feuerstätten.
2019 - Projektantrag
Das Amt für Internationale Beziehungen stellte in enger inhaltlicher Zusammenarbeit mit dem Umweltamt der Stadt Nürnberg und dem Umweltamt der Stadt Skopje einen 20-seitigen Förderantrag, der im Dezember 2019 durch die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt genehmigt wurde.
2020 - Kick-off in Skopje

Im Februar konnten sich die Projektbeteiligten zu einem Kick-off-Treffen in Skopje treffen. Dabei wurde der Zeitplan des Projekts besprochen, der jedoch durch Ausbruch der Corona-Pandemie ab März 2020 nicht eingehalten werden konnte. Nach einigen Monaten des Stillstands wurden umfangreiche Planänderungen erarbeitet, um auch unter Pandemiebedingungen handlungsfähig zu bleiben.
2020 - Rechtsanalyse
Als Antwort auf die fehlenden rechtlichen Grundlagen wurde Ende des Jahres ein Anwalt in Skopje beauftragt den nordmazedonischen Rechtsrahmen mit Hinblick auf eine Feuerstättenverordnung zu analysieren. Bettina Opolony, Justiziarin des Landesinnungsverbands für das Bayerische Kaminkehrerhandwerk begleitete die Analyse von Nürnberger Seite aus.
2021 - Erarbeitung einer Gesetzesvorlage

Auf Grundlage der erstellten Analyse erarbeiteten Bettina Opolony, Justiziarin der bayerischen Innung für das Kaminkehrerhandwerk, und die Anwaltskanzlei in Skopje eine Gesetzesvorlage, mit der eine regelmäßige und verbindliche Feuerstättenschau eingeführt werden soll. Dazu kooperierten sie auch eng mit dem Umweltministerium von Nordmazedonien.
Die Gesetzesvorlage ist als erster Schritt zur Etablierung eines Schornsteinfegerrechts zu verstehen. Über den Kommunalverband NALAS meldeten auch andere Balkan-Staaten ihr Interesse an der Gesetzesvorlage an.
2020 - Digitale Datenerfassung
Für die zukünftige Erfassung der Daten bei der Feuerstättenschau wurde von einer Softwarefirma in Skopje ein eigenes Programm entwickelt. Auch hier waren die Experten der Schornsteinfegerinnung Bayern maßgeblich an der Konzeption beteiligt.
2021 - Informationskampagne in Skopje startet

Im August startete die Informations- und Aufklärungskampagne "Richtiges Heizen im Haus" im Stadtteil Lisice in Skopje. Lisice liegt rund 1,5 km süd-östlich vom Zentrum und entstand nach dem verherrenden Erdbeben 1963.

Der Flyer weist unter anderem darauf hin mit richtigen Materialien zu Heizen, Geräte regelmäßig zu warten und motiviert selbst aktiv zu werden.

Gut vorbereitetes Brennholz erhöht den Brennwert und reduziert die Feinstaubwerte. Es muss ausreichend lange gelagert, getrocknet und zuvor richtig gespalten werden.
Feuchtes Brennholz ist die Hauptursache für hohe Emissionswerte im häuslichen Bereich; auch in Deutschland.

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Jeder Haushalt erhält die Informationen vom engagierten Team aus dem Umweltamt der Stadt. Mit dabei auch Gerold Schnabl, der als Integrierte Fachkraft für Nürnberg und Dresden im Einsatz in Skopje ist.
2021 - Schulung im Ausbildungszentrum für Kaminkehrer in Bayern

Im August 2021 konnte eine mehrtägige Schulung in Nürnberg und im Aus- und Fortbildungszentrum im Kaminkehrerhandwerk in Mühlbach (Oberpfalz) stattfinden.

Auf dem Programm standen die rechtlichen Regelungen in Deutschland und die Richtlinien der neu entwickelten Gesetzesvorlage für Nordmazedonien sowie die technischen Voraussetzungen für den Bau sicherer Öfen und Kamine.

Im Praxisteil demonstrierten erfahrene Schornsteinfeger mit welchen Geräten eine wirksame Kaminreinigung durchgeführt wird, ….

…. wie die richtige Handhabung des Stoßbesens vom Dachboden aus funktioniert ….

…. und dass der beste Weg einen Kamin zu kehren, immer der von oben über die Mündung ist.

Da Stoßbesen eine enorme Spannung aufweisen und die Begehung von Dächern gefährlich sein kann, liegt ein besonderer Schwerpunkt bei der Ausbildung zum Schornsteinfeger auf der Vermeidung von Unfällen und Schäden an den Gebäuden.
2021 - Profimaterial für die Betriebe
Im Oktober kam die Grundausstattung für 6 Schornsteinfegerbetriebe und die Berufsschule in Skopje an, darunter verschiedenste elektrische wie mechanische Geräte, wie etwa Schornsteinschlüssel, Rollböcke, Rußkisten / -säcke, Rußkellen, Kohlenschaufeln, Stoßbesen, Kehrgeräte, Schultereisen, Handfeger.
Die nächsten Schritte
• In Zusammenarbeit mit der Berufsschule SUGS Zdravko Cvetkovski in Skopje und dem Kaminkehrer-Schulungszentrum in Mühlbach (Oberpfalz) wird eine passgenaue Schulung für die Schornsteinfeger aus Skopje erarbeitet.
• Start einer Imagekampagne für Schornsteinfeger in Skopje. Ziel der Kampagne ist es den Beruf in der Öffentlichkeit zu pflegen und junge Menschen für die Ausbildung zum Schornsteinfeger zu interessieren.
• Die geschulten Schornsteinfeger werden dann in einem zweiten Schritt vor Ort in Skopje von Kaminkehrern aus Nürnberg gecoacht, wenn sie in einem Projektgebiet erstmals zum Einsatz bei Kunden sind.
• Weitere Schulungen im Schulungszentrum Mühlbach sollen 2022 stattfinden.
Projektförderung
Das Projekt wird finanziell gefördert von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt – Nachhaltige Kommunalentwicklung durch Partnerschaftsprojekte im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Weitere Informationen zum Thema
- Landesinnungsverbands für das bayerische Kaminkehrerhandwerk
- Schulungszentrum für Kaminkehrer in Mühlbach
- Weitere Projekte der Kommunalen Entwicklungspolitik