Masterplan schneller und pünktlicher ÖPNV

Am 19.02.2020 beauftragte der Verkehrsausschuss die Verwaltung, gemeinsam mit der VAG den Masterplan ‚schneller und pünktlicher ÖPNV‘ zu erarbeiten. Der vom Stadtrat einstimmig gefasste Mobilitätsbeschluss hat diesen Auftrag bekräftigt: "Pünktlichkeit und Anschlusssicherheit ist neben Sauberkeit und Preis ein wichtiges Kriterium für die Wahl des ÖPNV“. Daher ist die zügige Umsetzung von Maßnahmen zur Beschleunigung wichtiger Straßenbahn- und Buslinien, wie die Bevorrechtigung an Ampeln, die Einrichtung von Busspuren oder die Abmarkierung von Straßenbahngleisen zu gewährleisten.

Der Masterplan ist abgeschlossen und wurde vom Verkehrsausschuss am 22.09.2022 beschlossen.

Verbesserungen im Bereich Linienangebot, Taktdichte und Ticketpreis sind gängige Forderungen für einen attraktiven ÖPNV. Die Potentiale der ÖPNV-Beschleunigung leisten einen zusätzlichen großen Beitrag und wurden bislang noch nicht ausgeschöpft. Der ‚Masterplan schneller und pünktlicher ÖPNV‘ (Masterplan) soll die ÖPNV-Beschleunigung für Straßenbahnen und Busse in Nürnberg strategisch neu ausrichten. Er ist Grundlage für das vorhandene und geplante Liniennetz, damit der ÖPNV in Nürnberg deutlich beschleunigt und somit zuverlässiger wird. Der Masterplan nennt Maßnahmen mit konkreten Planungen, wie der ÖPNV bis 2030 beschleunigt werden kann. Die Maßnahmen sind gleichzeitig Voraussetzungen für die geplanten ersten Taktverdichtungen wie sie im ‚Maßnahmenpaket 2030‘ vorgesehen sind.

Bestandsanalyse

Für den Masterplan hat eine Arbeitsgruppe (AG), bestehend aus dem externen Ingenieurbüro VCDB, Mitarbeitenden der städtischen Fachdienststellen und der VAG, in einem ersten Schritt Störungsursachen und Beschleunigungspotentiale bei der Abwicklung von Straßenbahnen und Bussen genau analysiert. Folgende Handlungsfelder wurden identifiziert, deren Verbesserungspotentiale für einen schnellen und pünktlichen ÖPNV in Nürnberg genutzt werden sollen:

  • Betriebliche Abläufe der VAG optimieren: Die Abschaffung des Fahrausweisverkaufs beim Fahrpersonal, die Planung des Fahrpersonalwechsels ohne Verzögerungen und die Berücksichtigung von Verspätungen bei der Priorisierung der ÖV-Linien untereinander verstärken die anderen Maßnahmen in ihrer Wirkung.
  • Knoten mit Lichtsignalanlage: Beschleunigung von Lichtsignalanlagen (LSA), da hier die größten Verlustzeiten von der Beförderungszeit mit einem ÖV-Mittel auftreten.
  • Knoten ohne Lichtsignalanlage und auf freier Strecke: Separate ÖV-Spuren für Straßenbahnen und Busse da auf Ihnen am Kfz-Stau vorbeigefahren werden kann und die Fahrzeitstreuung minimiert wird.
  • Haltestelle: Ausbau von Haltestellen für eine effiziente Fahrgastabwicklung.
  • Kapazitätserhöhung von Busbahnhöfen und anderen strategisch wichtigen Haltestellen: Ausbau von Busbahnhöfen, Verknüpfungspunkten und Endhaltestellen damit zukünftig genügend Haltepositionen für die effiziente Abwicklung der geplanten Taktverdichtungen im Liniennetz zur Verfügung stehen.
  • Transparenz der Qualität im Straßenbahn- und Busverkehr. Das bereits vorhandene Monitoring der Fachdienststellen der Stadt Nürnberg und der VAG soll weiterentwickelt werden.

Maßnahmenentwicklung

In mehreren Treffen der AG mit dem Auftragnehmer VCDB wurde eine Maßnahmenliste erarbeitet. Die Liste beinhaltet Projekte, die unterschiedliche Betrachtungsebenen umfassen – von einer konkreten Maßnahme über einen abstrakten Prüf- oder Untersuchungsauftrag bis hin zu einer allgemeinen Forderung. Grundsätzlich ist eine detaillierte Einzelfallprüfung notwendig, um einen schnellen und pünktlichen Ablauf im Straßenbahn- und Busverkehr nachhaltig zu realisieren. Zumeist sind die gewünschten Effekte nur durch Kombination mehrerer Maßnahmen zu erzielen. Dabei können Eingriffe teils kurzfristig und direkt erfolgen oder müssen langfristig bei der Straßenplanung und Planung des ÖV-Angebots berücksichtigt werden. Vor allem bei häufig auftretenden, größeren Störungen im vorhandenen Betriebsablauf besteht erhöhter Handlungsbedarf.

Bewertung und Festlegung der Maßnahmen

Auf Grundlage eines Bewertungsschemas von VCDB, wurden 26 Maßnahmen identifiziert und mit dem aktuell größten Handlungsbedarf gefiltert. Für diese Maßnahmen wurden ‚Steckbriefe‘ mit allen relevanten Informationen erstellt. Bei der Betrachtung der zeitlichen Wirkung der Maßnahmen wurde das neue Straßenbahnliniennetz bereits berücksichtigt. Für die Berechnung der Gewinnung neuer Fahrgäste wurde ein vom VGN zur Verfügung gestelltes Verkehrsmodell verwendet. Dabei wurden die positiven Effekte des neuen Straßenbahnliniennetzes (gezielte Kapazitätserhöhung im Netz, Schaffung neuer umsteigefreier Direktverbindungen, Reisezeitverkürzungen, etc.) und die sich daraus ergebende deutliche Nachfragesteigerung noch nicht berücksichtigt. Bei Umsetzung des neuen Straßenbahnliniennetzes ist entsprechend mit höheren Fahrgastgewinnen zu rechnen als in den Steckbriefen genannt. Die Nachfrageeffekt der einzelnen Maßnahmen wurden in Zeiteffekte umgerechnet deren gesamtgesellschaftlicher Nutzen monetarisiert wurde. Zusätzlich wurde jeder Maßnahme ein gewünschter Realisierungszeitraum, eine grobe Kostenschätzung und Synergien mit weiteren Maßnahmen zugeordnet, als Grundlage für die Bestimmung deren Priorität.

Ergebnis

Die von der Arbeitsgruppe erarbeiteten Maßnahmen tragen mit einem verhältnismäßigen finanziellen und baulichen Aufwand zur Beschleunigung und Stabilisierung des öffentlichen Straßenbahn- und Busverkehrs bei. Sie sind ein erster Schritt und stehen beispielhaft für weitere Maßnahmen, um betriebliche Störfaktoren zu minimieren, die zum großen Teil durch überlastete Straßen, lange Rotphasen an Knotenpunkten, fehlende Kapazitäten beim Fahrgastwechsel, usw. verursacht werden. Dabei sollten nicht nur die Kosten, die für die Realisierung der technischen oder baulichen Maßnahmen entstehen betrachtet werden, sondern auch die positiven Effekte für Fahrgäste, VAG und Anwohnende. Insgesamt lässt sich zusammenfassen, dass ein schneller und pünktlicher ÖPNV wesentlich zur Steigerung der Lebensqualität in einer Stadt beiträgt. Die Attraktivität und Leistungsfähigkeit des urbanen Verkehrssystems wird gestärkt bei gleichzeitiger Reduzierung des Energieverbrauchs, des Schadstoffausstoßes und des Platzbedarfs.

Weiteres Vorgehen

Der Masterplan liefert umfassende Informationen und Maßnahmenvorschläge zur ÖPNV-Beschleunigung im Straßenbahn- und Busverkehr sowie einen Ausblick, wie diese in Zukunft umgesetzt werden können. Nun müssen in der Detailplanung die weiteren Prüfungen zur Umsetzbarkeit der vorgeschlagenen Maßnahmen durchgeführt werden. Die einzelnen Planungen mit den benötigten Ressourcen werden dem Verkehrsausschuss zum Beschluss vorgelegt und ins Bauprogramm aufgenommen.

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