Auf Basis der Ergebnisse der vorherigen Analysen wurde ein Zielszenario für die klimaneutrale Wärmeversorgung bis zum Jahr 2045 entwickelt. Dieses stellt einen Pfad dar, der basierend auf den räumlichen Potenzialen für erneuerbare Energien und Effizienzmaßnahmen eine mögliche Umsetzung aufzeigt. Es zeigt auf, wie eine schrittweise Transformation der Wärmeversorgung gelingen kann – angepasst an die lokalen Gegebenheiten. Dabei handelt es sich nicht um einen festen Fahrplan, sondern um einen ambitionierten, aber realistischen Zielpfad als strategische Grundlage für Maßnahmen. Für das Zielszenario wurde festgelegt, dass sich die künftige Entwicklung des Wärmebedarfs an den Annahmen des sogenannten Sparszenarios aus dem Wärmeatlas orientiert. Bis zum Jahr 2045 sinkt der Nutzwärmebedarf in dem Szenario um 28 %. Weitere Effizienzgewinne ergeben sich insbesondere durch den Austausch der Wärmeversorgungssysteme.
Neben der Reduktion des Wärmeverbrauchs ist entscheidend, wie künftig die verbleibende Wärmenachfrage klimaneutral gedeckt werden kann. Im Zielszenario wird innerhalb der Fernwärmeprüfgebiete bis 2045 der Wärmebedarf zu 74 % über das Fernwärmenetz gedeckt. Des Weiteren sind weitere Gebiete außerhalb des Fernwärmeprüfgebietes identifiziert worden, für die eine Nahwärmeversorgung mit lokalen, erneuerbaren Energien möglich ist. Denn in diesen Bereichen ist zwar keine Fernwärme vorgesehen, jedoch lassen sich aufgrund der Wärmedichte sowie der vorhandenen Potenziale gemeinschaftliche Nahwärmenetze oder Mikronetze realisieren. In dichter bebauten Stadtbereichen mit hoher Wärmenachfrage wird der Ausbau der Fernwärme priorisiert. Nach dem Transformationsplan der N-ERGIE kann in diesen sogenannten Fernwärmeprüfgebieten bis 2045 ca. 74 % des dortigen Wärmebedarfs über das Fernwärmenetz bereitgestellt werden. Die Wärmeerzeugung soll bis spätestens 2035 vollständig dekarbonisiert werden, u.a. durch den Einsatz von Großwärmepumpen (z.B. aus Abwasser), Altholz, Tiefen- und oberflächennaher Geothermie, Abwärme sowie perspektivisch Wasserstoff. In allen übrigen Stadtteilen, in denen weder Fern- oder Nahwärme realistisch umsetzbar ist, wird die Wärmeversorgung gebäudeindividuell erfolgen. Auch hier sieht das Zielszenario einen vollständigen Umstieg auf erneuerbare Energie vor.

Entwicklung der dezentralen Wärmeversorgung
Für die Gebäude, die nicht an das Fernwärmenetz angeschlossen werden, wird gebäudespezifisch ein dezentraler Wärmeversorgungsmix in Abhängigkeit der individuellen Gegebenheiten für das Zielszenario ermittelt. Den höchsten Anteil haben dabei bis zum Jahr 2045 Wärmepumpen mit 60 %.

Entwicklung der Wärmeerzeugung in der Fernwärme
Die mögliche Entwicklung der Wärmeerzeugung in der Fernwärme wurde im Transformationsplan Fernwärme der N-ERGIE im Detail untersucht. Im Szenario wird Heizöl bereits bis 2030 vollständig ersetzt und Erdgas bis 2035. Zentrale Maßnahmen im Zeitraum bis 2030 sind die Erschließung der Abwasserwärmepotenziale aus der Kläranlage mit einer Großwärmepumpe und die Nutzung von Altholz. Nach 2030 sieht das Szenario die Erschließung von Tiefengeothermie und die Umstellung von Erdgas auf Wasserstoff in der Fernwärmeerzeugung vor.

Nahwärmenetze und Energieverbünde
Für die Verortung von Nahwärmepotenzialgebieten sind für das Zielszenario folgende Schritte durchgeführt worden.
- Identifizierung von Baublöcken mit hinreichender Wärmedichte außerhalb des Fernwärmeausbaugebiets
- Filterung von Sondernutzungen sowie reinen Industrie- und Gewerbegebieten, für die spezifische Energiekonzepte erforderlich sind
- Berücksichtigung von identifizierten Flächen- und Punktpotenzialen in unmittelbarer Nähe zu identifizierten Gebieten
- Berücksichtigung der identifizierten Barrieren bzw. der Eignung der Gebäude für dezentrale Wärmepumpen
