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Wir machen das Klima

Klimaangepasste Stadtentwicklung

Die Stadt im Klimawandel

Hitze und Dürren, Starkregen und Überflutungen - sie stellen nicht nur eine Gefährdung für die Bevölkerung, sondern auch für die städtische Infrastruktur dar. Die dichte Bebauung sowie der hohe Anteil an versiegelter Siedlungs- und Verkehrsfläche und – damit einhergehend der Mangel an versickerungsfähigen Flächen – machen Städte besonders anfällig für die Folgen des Klimawandels. Um diese dicht besiedelten Räume vor Schäden bestmöglich zu schützen, muss der Anteil an Grün-, Frei- und Wasserflächen erhöht werden, da sie das städtische Klima regulieren können.

Die Bevölkerung und die städtische Infrastruktur profitieren von einer vorausschauenden und umweltverträglichen Stadtentwicklung, die Lösungsansätze bietet, um die Gefahren solcher Extremwetterereignisse abzumildern. Infolgedessen können Städte dadurch an den Klimawandel angepasst und so langfristig die Lebensqualität und Daseinsvorsorge gesichert werden.

Klimaanpassung vor Ort: Beispiele aus Nürnberg

Von großen Parkanlagen, ebenso wie Pocket Parks, über Plätze, Straßenzüge, begrünte Bauwerke oder Wohngebiete - finden sich zahlreiche Klimaanpassungsmaßnahmen im Nürnberger Stadtgebiet, die zur Klimaresilienz und folglich zu einem gesunden Lebensumfeld beitragen.
Einige Beispiele für klimaangepasste Stadtentwicklung, die meist eine Kombination aus wassersensibler Stadtplanung, Dreifacher Innenentwicklung und Multi-Codierung darstellen, finden Sie unter nachfolgenden Links:

Sie sind die "grünen Lungen" einer Stadt und erfüllen, neben ihren Ökosystemleistungen, wichtige Funktionen als Orte der Begegnung und Erholung. Auch sie sind einer zunehmenden Anpassung an die Folgen des Klimawandels unterworfen und werden daher fortlaufend gepflegt und weiterentwickelt. Besonderes Augenmerk auf eine klimaangepasste Neu-bzw. Umgestaltung wurde in folgenden Beispielen gelegt:

  • Züricher Park<https://www.nuernberg.de/internet/soer_nbg/zuericherpark.html>
  • Stadtpark<https://www.nuernberg.de/internet/soer_nbg/ein_neues_gesicht_fuer_den_stadtpark.html>
  • Ferdinand-Drexler-Weg<https://www.nuernberg.de/internet/soer_nbg/ferdinand_drexler_weg_gruenanlage.html>

Klein aber fein - Pocket Parks liefern als Wohlfühloasen einen wertvollen Beitrag zur Klimaanpassung in mitten dichter Bebauungsgebiete.

Öffentliche Plätze sind ein wichtiger Bestandteil unserer Städte. Sie können Verkehrsknotenpunkte ebenso wie Orte der Begegnung darstellen und müssen entsprechend verschiedene Funktionen und Ansprüche erfüllen. Die städtischen Plätze klimaangepasst umzugestalten, gehört somit zu den wesentlichen Aufgaben nachhaltiger Stadtentwicklung.

  • Nägeleinsplatz<https://www.nuernberg.de/internet/soer_nbg/naegeleinsplatz.html>
  • Obstmarkt<https://www.nuernberg.de/internet/soer_nbg/obstmarkt.html>
  • Lorenzer Platz<https://www.nuernberg.de/internet/stadtportal/lorenzer_platz.html>
  • Mögeldorfer Plärrer<https://www.nuernberg.de/internet/soer_nbg/moegeldorfer_plaerrer.html>
  • Berliner Platz<https://www.nuernberg.de/internet/soer_nbg/ein_neues_gesicht_fuer_den_stadtpark.html>
  • Nelson-Mandela-Platz<https://www.nuernberg.de/internet/stadtportal/nelson_mandela_platz.html>

Ebenso wichtig wie Plätze sind Grünzüge, um insbesondere den Fuß-und Radverkehr attraktiv zu halten und kühle Wegeverbindungen zwischen Quartieren zu schaffen.

Um Wohngebiete klimaangepasst zu gestalten, müssen auch diese sowohl hochwertigen Wohnraum, als auch ein gesundes und grünes Wohnumfeld bieten. So ist ein nachhaltiges Regenwassermanagement ebenso wichtig wie die Durchlüftung innerhalb des Wohngebietes oder die Gebäudebegrünung. Einige Beispiele hierfür sind nachfolgend aufgeführt.

Im Rahmen der Hitzevorsorge spielt das Element Wasser eine tragende Rolle. Neben Trinkwasserbrunnen, Wasserspielen oder Fontänen ist insbesondere der Zugang zum Wasser ein wichtiger Bestandteil. Wo Beispiele im Stadtgebiet zu finden sind, ist nachfolgend aufgeführt:

Der Stadtgraben, der die Nürnberger Altstadt umgibt, ist zentrales Element der Urbanen Gartenschau 2030 - die umliegenden Stadtteile werden jedoch auch einbezogen und so werden im Zuge der UGS sieben Plätze und Straßenräume innerhalb und außerhalb der Altstadt neu und klimaangepasst gestaltet.

  1. Nelson-Mandela-Platz

    Einst ein Parkplatz, nun eine grüne "Pforte" zur Südstadt, ist der Nelson-Mandela-Platz hinter dem Hauptbahnhof.

    Nelson-Mandela Platz
  2. Neugestalteter Mögeldorfer Plärrer

    Klimaangepasst durch versickerungsfähiges Pflaster, Baumrigolen, Pflanzbeete und Trinkwasserbrunnen präsentiert sich der neue Mögeldorfer Plärrer

    Der Mögeldorfer Plärrer
  3. Züricher Park

    Ausgedehnte Grün, Frei- und Spielflächen, Bäume, Mulden/Pflanzbeete sowie Wasserspiele zeichnen den Park aus und laden zum Flanieren und Verweilen ein

    Züricher Park
  4. Nägeleinsplatz

    Der Nägeleinsplatz, zuvor ein Parkplatz, stellt wieder einen Zugang zum Wasser dar, gesäumt von Bäumen, Beeten und verschiedenen Sitzgelegenheiten.

    Einladender Uferbereich nach der Neugestaltung des ersten Bauabschnittes am Nägeleinplatz.
  5. Pocket Park Peststadel

    Als kleine grüne Oase präsentiert sich der Peststadel im Norden der Altstadt

    Pocket Park Peststadel
  6. Jeppe-Hein-Brunnen

    Der Jeppe-Hein-Brunnen, Kunstwerk des dänischen Künstlers Jeppe Hein, wandert seit 2019 durch die Stadt und trägt zur Erfrischung und Abkühlung bei.

    Kinder stehen zwischen den Wasserfontänen des Jeppe-Hein-Brunnens
  7. Kontumazgarten

    Vor den Toren der westlichen Altstadt bietet der Kontumazgarten neben viel Grün auch einen Zugang zur Pegnitz

    Blick auf den Kontumazgarten und die Pegnitz

Die Verbindung grauer, blauer und grüner Infrastrukturen als Basis umweltverträglicher Stadtentwicklung

Grundidee der klimaangepassten Stadtentwicklung ist es, die „graue“, baulich-technische Infrastruktur, um „blaue“ und „grüne“ Infrastrukturen zu ergänzen bzw. anteilig zu ersetzen. Durch ihre Ökosystemleistungen erfüllen Grün- und Wasserflächen wichtige Versorgungsfunktionen und sind oft ausschlaggebend für das Maß an Lebensqualität in einer Stadt. Aber was versteht man unter blauer, grüner und grauer Infrastruktur?

... sind z.B. natürliche Gewässer (Flüsse, Seen etc.), künstliche, neu angelegte Teiche oder Wasserflächen sowie Wasserspiele (Fontänen, Vernebelungsanlagen, Wasserspielplätze etc.). Letztere können sowohl den blauen Infrastrukturen als auch den grauen, technischen Infrastrukturen zugeordnet werden.

... umfassen z. B. unversiegelte Grün- und Freiflächen (Parks, Wiesen, Wälder etc.), Bauwerksbegrünungen (z. B. Dach-, Wand-, Fassaden-, Gleisbettbegrünung) sowie Versickerungsmulden, Beete oder Straßenbegleitgrün. Durch Verdunstung bzw. ihr Regenrückhaltevermögen, erfüllen sie, wie blaue Infrastrukturen auch, wichtige klimaregulierende Funktionen. Parks sind zudem oft soziale Treffpunkte sowie Orte zur Gesundheitsförderung.

... beziehen sich auf die technische bzw. gebaute Infrastruktur wie Gebäude, Versorgungsleitungen- und Einrichtungen sowie Straßen und Schienen. Zu Ihnen gehören ebenfalls Rigolen und Zisternen, die der Regenrückhaltung dienen, jedoch nur dort Anwendung finden sollten, wo (blau-)grüne Lösungen nicht umsetzbar sind.

Bausteine der Schwammstadt

Die Theorie hinter der Praxis - Lösungsansätze aus der klimaangepassten Stadtentwicklung

Wird die graue Infrastruktur mit der grünen und blauen Infrastruktur vernetzt, eröffnen sich neue Möglichkeiten, Städte klimaresilient auf- bzw. umzubauen: genau hier setzt das „Prinzip der Schwammstadt“ an.

Bei der „Schwammstadt“ handelt sich um eine sogenannte wassersensible Stadtentwicklung, die die Auswirkungen von Extremwetterereignissen abmildern kann. Die Idee besteht darin, den natürlichen Wasserkreislauf in die Stadtplanung zu integrieren und Kommunen folglich sowohl gegen Hitze als auch gegen Starkregenereignisse resistenter zu machen. Statt Regenwasser über die Kanalisation abzuleiten, soll es nun gesammelt und gespeichert werden. Die Stadt "saugt" sich somit wie ein Schwamm mit Regenwasser voll und gibt dieses bei Hitze und Trockenheit wieder ab. Dabei gilt es, Regenwasser möglichst da aufzufangen, wo es anfällt und es exakt dort auch dem Wasserkreislauf zuzuführen. Dieser dezentrale Ansatz der nachhaltigen Regenwasserbewirtschaftung reduziert Überflutungen, entlastet die Kanalisation und verbessert das Stadtklima. Zudem kann das Wasser durch den Boden gereinigt und die Grundwasserspeicher angereichert werden, sofern es sich nicht um technische Lösungen handelt. Erst das Zusammenspiel aus verschiedenen Maßnahmen macht die wassersensible Stadtentwicklung besonders effizient.

Die Stadt Nürnberg verfolgt diesen Planungsansatz bereits viele Jahre und hat im Umwelt- und Stadtplanungsausschuss am 16.11.2023 folgenden Beschluss gefasst, um die wassersensible Planung zu stärken und auszubauen:

Angesichts des immer höheren Flächendrucks ist, neben dem „Schwammstadt-Prinzip“, das Leitbild der "dreifachen Innenentwicklung" bzw. "Multi-Codierung von Flächen", von zentraler Bedeutung in der Planungskultur. Es zielt darauf ab, neben der sinnvollen, baulichen Nutzung der Flächen und dem Erhalt, Ausbau sowie der Vernetzung und Aufwertung von Grün- und Freiflächen, auch Verkehrsflächen in den Fokus zu nehmen und in die Planung zu integrieren. Somit bietet dreifache Innenentwicklung einen resilienten Lösungsansatz mit Blick auf die Herausforderungen und Ziele der nachhaltigen Stadtentwicklung, da es die unterschiedlichen – oftmals konkurrierenden – Flächenansprüche mittels integrierten Planungsansatzes miteinander vereint. Durch eine neugedachte räumliche Auf- und Verteilung von Flächen für Bauen, Mobilität und Grün, kann den Anforderungen an eine lebenswerte und klimaangepasste Stadt Rechnung getragen werden.

"Multicodierung von Flächen" kann aber auch bedeuten, dass etwa Flächen mit einer ursprünglich anderen Funktion wie Sportanlagen, Grünflächen oder auch Straßen und Parkplätze, zum Beispiel im Falle eines Starkregenereignisses temporär zur Retentions- bzw. Ableitungsfläche werden, wo die Wassermengen geringe(re)s Schadenspotenzial entfalten. Das zurückgehaltene Regenwasser kann verdunsten bzw. versickern und gedrosselt ins Kanalsystem oder an ein Gewässer abgegeben werden. Die Fläche kann folglich – je nach Oberflächenbeschaffenheit – einige Stunden bzw. wenige Tage nicht von der Bevölkerung genutzt werden, erfüllt jedoch einen signifikanten, sicherheitsgebenden Zweck und schont die Infrastruktur.

  1. Schematische Darstellung der Schwammstadt

    Schematische Darstellung der Schwammstadt, Bild © Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (2024 nach © MUST Städtebau)
  2. Schema der Dreifachen Innenentwicklung

    Schema der Dreifachen Innenentwicklung, Bild © Dreifache Innenentwicklung Definition, Aufgaben und Chancen für eine umweltorientierte Stadtentwicklung (Umweltbundesamt (2023) nach Karl Eckert)
  3. Idealtypischer multi-codierter Straßenraum

    Idealtypischer multi-codierter Straßenraum, Bild © BlueGreenStreets Toolbox – Teil A. Multifunktionale Straßenraumgestaltung urbaner Quartiere, März 2022, Hamburg / Stadt Nürnberg