Ein Tag mit dem Internatsbetreuer

Peter Rubenbauer ist Betreuer im Haus der Athleten.

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Peter Rubenbauer ist Betreuer im Haus der Athleten. Für die Jugendlichen im Internat hat er immer ein offenes Ohr – bei Heimweh oder bei Problemen in der Schule oder beim Sport.


Er ist 39 Jahre alt, 1,87 Meter groß und sportlich. Doch obwohl er gerne läuft und Fußball spielt, hätte Peter Rubenbauer im sportlichen Wettkampf gegen die Jugendlichen, die er betreut, keine Chance: Die Bewohnerinnen und Bewohner des Sportinternats in der Dutzendteichstraße zählen zu den Besten in ihrer Sportart und Altersklasse und träumen von Olympia, Profiverträgen und steilen Karrieren im Sport.

Peter Rubenbauers Arbeitstag beginnt gegen 13.45 Uhr mit einem Teammeeting. Er spricht mit zwei anderen Betreuern und der Leiterin über die aktuellen Anliegen der 43 Sportlerinnen und Sportler, die zwischen 14 und 19 Jahre alt sind und im Internat in Einzel- oder Doppelzimmern wohnen. Auf der Tagesordnung stehen auch die Planung der Weihnachtsfeier und der Dienstplan. Peter Rubenbauers heutiger Dienst geht bis 22.15 Uhr. Gegen 16 Uhr ist die Besprechung zu Ende. Peter Rubenbauer geht zurück in sein Büro, vorbei an der „Hall of Fame“, der Wand mit Auszeichnungen ehemaliger Bewohnerinnen und Bewohner. Hier hängen beispielsweise die Porträts von Ex-Clubspieler Marvin Plattenhardt und das von Ringer Roland Schwarz, der bei den Weltmeisterschaften 2021 Bronze geholt hat.


Sportler aus neun Disziplinen

„Sie opfern alle extrem viel für ihre Träume“, sagt Peter Rubenbauer. Derzeit leben Sportlerinnen und Sportler aus den Disziplinen Badminton, Basketball, Golf, Leichtathletik, Radsport, Ringen, Schwimmen, Taekwondo und Triathlon im Haus. Einige besuchen die Bertolt-Brecht-Schule, an der Peter Rubenbauer zusätzlich zu seinen 30 Stunden im Haus der Athleten rund sieben Stunden in der Lernwerkstatt und der Ganztagsbetreuung arbeitet, andere die Lothar-von-Faber-Schule.

Die meisten Jugendlichen sind das erste Mal weg von zu Hause, ihren Eltern und ihrer gewohnten Umgebung. „Wir helfen ihnen dann erstmal, sich hier zurechtzufinden, für sie ist ja alles neu.“ Als Elternersatz sieht sich Peter Rubenbauer aber nicht. „Ich bin Lern oder Entwicklungsbegleiter“, sagt er. Es gehe darum, bestmögliche Voraussetzungen für ihre schulische, sportliche und persönliche Entwicklung zu schaffen.

Eine wichtige Aufgabe hat der Betreuer aber direkt von den Eltern übertragen bekommen: die Aufsichtspflicht. Pädagogen, Verwaltung, Nachtbereitschaft – rund um die Uhr ist jemand im Haus. Um sicherzugehen, dass alle Bewohnerinnen und Bewohner in der Schule, beim Training oder im Haus sind, hängt direkt vor Peter Rubenbauers Büro eine Liste, in die sich jeder einträgt, der kommt oder geht. „So sehen wir alle und es ergeben sich auch ungezwungene Tür-und-Angel-Gespräche und man erfährt, wie es den Bewohnern geht“, sagt der Kindheitspädagoge und Erzieher, der aktuell in den letzten Zügen seines berufsbegleitenden Masterstudiums „Angewandte Bildungswissenschaften“ steckt.


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Gemeinsame Freizeit

In seinem Büro holen sich die Jugendlichen auch ihre Post ab. Ein Ringer nimmt ein Päckchen entgegen, das Peter Rubenbauer zuvor aus dem Briefkasten geholt hat. Kurz danach stehen zwei Triathletinnen vor der stets offenen Tür, grüßen und tragen sich aus. Sie haben Stirnlampen auf dem Kopf. Es ist inzwischen dunkel geworden und sie wollen noch eine Runde laufen gehen, bevor es um 18 Uhr Abendessen gibt.

Auch Peter Rubenbauer dreht noch eine Runde, allerdings im Haus. Er schaut im Gemeinschaftsraum vorbei, wo zwei Bewohner die wenige Zeit, die ihnen neben Schule, Training und Hausaufgaben noch bleibt, zum Tischtennisspielen nutzen. Peter Rubenbauer unterhält sich mit den beiden und spielt auch ein paar Bälle. Auf dem Rückweg zu seinem Arbeitsplatz spricht er noch mit zwei Bewohnerinnen, deren Zimmer offensteht, und lädt sie zu einem kleinen Tischtennisturnier ein, das demnächst stattfinden soll. „Manchmal bieten wir auch Freizeitaktivitäten an, gehen mit den Bewohnern ins Kino, in die Stadt oder zum Club-Spiel“, erzählt er.

An seinem Schreibtisch checkt Peter Rubenbauer seine E-Mails. Der Pädagoge agiert in einem Netzwerk: Neben dem Haus der Athleten kümmern sich die Schulen und die Sportvereine um die Jugendlichen. Peter Rubenbauer steht daher in ständigem Kontakt mit Trainerinnen und Trainern, mit Lehrkräften und natürlich mit den Eltern.

Um 17.50 Uhr klingelt es an der Tür. Eine Frau schiebt einen kleinen Wagen mit zwei Styroporboxen in den Speisesaal: Das Abendessen ist da. Peter Rubenbauer überprüft, ob die Lieferung korrekt ist, und hilft beim Anrichten. Punkt 18 Uhr kommen die ersten und stürzen sich auf Piccata von der Hähnchenbrust, griechischen Auflauf oder Hähnchenbrust-Salat.

Peter Rubenbauer und sein Kollege treten den geordneten Rückzug ins Büro an. „Das Abendessen ist der einzige Zeitpunkt, an dem alle Sportarten mal zusammenkommen und das Internatsleben leben können. Da ist es auch mal ganz gut, wenn sie unter sich bleiben können.“ Trotz Aufsichtspflicht brauchen die Jugendlichen keine Rund-um-die-Uhr-Betreuung, sondern auch ihre Freiräume. Und wenn was ist, wissen sie, wo sie hinkommen können: Peter Rubenbauers Tür steht immer offen.

Text: Johannes Sporrer, Fotos: Christine Dierenbach


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