Ein Tag mit der Immobilienverwalterin

Christina Röthlein vom Liegenschaftsamt steht auf einem Dach mit Solarmodulen.

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Job mit Aussicht: Christina Röthlein verwaltet beim Liegenschaftsamt unbebaute städtische Flächen. Dafür sitzt sie am Schreibtisch, begeht aber auch Baustellen und steigt auf Dächer.


Christina Röthlein klettert eine schmale Leiter hinauf. In 18 Metern Höhe steht sie auf dem Dach der Meistersingerhalle, sieht die Kongresshalle, den Luitpoldhain, die Bundesagentur für Arbeit, weit weg die Burg. Der einmalige Ausblick ist nur ein schöner Nebeneffekt. Die 31-Jährige steht zwischen hunderten Solarmodulen. Gemeinsam mit Eva Kerschensteiner vom Kommunalen Energiemanagement der Stadt im Hochbauamt muss sie sich ein Bild von dieser Photovoltaikanlage machen und deren Zustand beurteilen. Eine Hälfte der Module ist schwarz, die andere blau – sie gehören je einem Investor, an den die Stadt das Dach für den Betrieb von Photovoltaikanlagen verpachtet. Um diese Verträge zwischen Stadt und Investoren kümmert sich Christina Röthlein. Nächstes Jahr laufen sie aus, und die Stadt wird entscheiden: Übernimmt sie die Anlage oder muss der Investor abbauen? „Bisher haben wir drei Anlagen auf verpachteten Flächen übernommen“, sagt Eva Kerschensteiner. Eine, die gut in Schuss ist, hat beste Chancen. 54 solcher Anlagen gibt es auf städtischen Dächern. Die Kolleginnen sind zufrieden, denn Module und Verkabelungen sind intakt.


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Luftbilder zeigen Details

Neben Photovoltaikanlagen ist die 31-Jährige im Liegenschaftsamt auch für Kleingartenanlagen, Gewässer, Mobilfunkanlagen und Bäume auf Flächen des Liegenschaftsamts zuständig. Sie kümmert sich um Vermietungen und Verpachtungen unter dem Überbegriff Natur-Nutzung. Nach ihrem Studium der dritten Qualifikationsebene der Fachlaufbahn Verwaltung und Finanzen hat sie im Juli 2021 im Liegenschaftsamt angefangen – auf ihrer Wunschstelle, die sie bereits als Anwärterin kennengelernt hat. Hier verhandelt und schreibt sie Verträge, bearbeitet Rechnungen, vermittelt zwischen Stadt und Pächtern und arbeitet mit dem Geo-Informationssystem.

Dieses zeigt mithilfe von Luftbildern vermietete Flächen im Detail, etwa um Mietpreise zu berechnen oder zu sehen, wo Biotope liegen – dort muss geprüft werden, ob und wie man die Fläche nutzen kann. Dazu betreut sie Anwärterinnen und Anwärter im Liegenschaftsamt und nimmt die Auszubildenden, wenn es geht, mit zu Terminen. „Wir wollen ihnen die Stelle ja schmackhaft machen!“

Auch Anwärter Jonathan Großhauser ist an diesem Tag dabei. Nach einer kurzen Besprechung haben sie sich morgens um 9.40 Uhr auf den Weg zum Zeltnerweiher gemacht.

Vom Weiher um das Zeltnerschloss ist durch Ablassen nur matschiger Boden und ein Bächlein übrig. Grund ist die Baustelle am Ufer: Eine neue Brücke und ein neuer Grundablass entstehen. Davor wartet, in gelber Leuchtweste, Achim Gruber vom Bereich Wasserwirtschaft beim Servicebetrieb Öffentlicher Raum. Er ist zuständig für die Baustellenabwicklung und prüft mit Christina Röthlein und Jonathan Großhauser den Fortschritt der Bauarbeiten. Den Weiher verpachtet die Stadt an einen Anglerverein, der jedoch keine Pacht zahlt, so lange weder Wasser, noch Fische da sind. Ein neuer Vertrag muss stehen, wenn man wieder angeln kann. Achim Gruber ist sicher: Bis Ende März wird die Brücke fertig, im August ist der Weiher wieder gefüllt.

Christina Röthlein sieht sich an, wo genau die Brücke entsteht, und macht Fotos für ihre Akte und um den Verein über den aktuellen Stand zu informieren. Als nächstes bereitet sie einen Vertragsentwurf vor. „Im Mai komme ich wieder und prüfe, ob im August wirklich alles fertig wird“, sagt sie. Dann kann sie den Vertrag fertigstellen.


Bildergalerie: Ein Tag mit Christine Röthlein


Pools und Reptilien

Nach einem Zwischenstopp im Büro und dem Termin auf der Meistersingerhalle ist die Kleingartenanlage Ideal in Eibach Christina Röthleins letzte Station an diesem Tag. Sie trifft Jochen Obermeier, den ersten Vorsitzenden des Stadtverbands Nürnberg der Kleingärtner e.V. Dieser Verband ist Generalpächter für mehrere Anlagen. Insgesamt ist Christina Röthlein für über 8.200 einzelne Kleingarten-Parzellen im Stadtgebiet zuständig, die zu 65 unterschiedlichen Vereinen gehören. An diesem warmen Tag sitzen viele Gärtnerinnen und Gärtner in ihrer Parzelle in der Sonne.

Der persönliche Kontakt zum Vorstand ist Christina Röthlein wichtig. Jochen Obermeier weiß so, dass sie die unterschiedlichen Belange des Verbands ernst nimmt, etwa, wenn ein Kleingartenverein Pools in den Parzellen erlauben will, der Verband aber dagegen ist. Dann braucht es eine schriftliche Erklärung der Stadt, die Christina Röthlein erstellt. „Dazu hole ich entsprechende Stellungnahmen ein, um eine Abwägung vornehmen zu können“, erklärt die Diplomverwaltungswirtin. Neben Pools sind auch Brunnen und Trampoline verboten. Dafür trägt die Kleingartenanlage zur Biodiversität in der Stadt bei. Stolz zeigt Jochen Obermeier die Reptilienmeile, Lebensraum für die bedrohte Zauneidechse, und ein Biotop für Sandbodenpflanzen. Schwierigkeiten machen Christina Röthlein die alten Pläne der Anlage, auf denen Grenzen nicht klar sichtbar sind – so ist etwa nicht eindeutig, wer die Pflege eines bestimmten Teils der Anlage übernimmt. Sie will die Pläne aktualisieren und digitalisieren und daher das Gelände bei ihrem nächsten Termin mit einem aktuellen Luftbild abgleichen. Doch vorher warten neue Aufgaben am Schreibtisch auf sie: Verträge, Rechnungen und Gespräche mit anderen Pächtern.

Text: Hanna Quitterer, Fotos: Christine Dierenbach


Ein Tag mit...

Rund 11.500 Menschen arbeiten bei der Stadt. Aber was genau tun sie eigentlich? Unsere Serie „Ein Tag mit…“ lässt Sie hinter die Kulissen der Stadtverwaltung blicken. Wir zeigen, wo Menschen für die Stadt im Einsatz sind.


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