Wässerwiesen im Rednitztal

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Seit dem Mittelalter bewirtschaften Landwirte im Nürnberger Stadtgebiet Wiesen in einer traditionellen Bewässerungsweise. Ein ausgeklügeltes System aus Gräben und kleinen Wehren versorgt die Wiesen im Rednitztal bei Nürnberg auch bei Trockenheit mit Wasser. Es stellt heute für Natur- und Klimaschutz, Landwirtschaft und Kultur gleichermaßen eine Kostbarkeit dar. Der Bayerische Naturschutzfonds fördert ein gemeinsames Projekt der Städte Nürnberg und Schwabach, um die Wässerwiesen zu erhalten.
Die fränkischen Wässerwiesen gehören zu den besterhaltenen in ganz Europa und wurden daher 2021 in das „Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes“ der UNESCO aufgenommen. Nun haben sich neben Deutschland sechs weitere Länder gemeinsam für die repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit beworben. Mit einer Entscheidung wird im Herbst 2023 gerechnet.
Die Wässerwiesen sind Bestandteil einer Landschaft mit insgesamt etwa 2.000 Hektar aktiv bewässerten Gebieten. Diese erstrecken sich weit über die Fläche von Nürnberg hinaus zwischen Schwabach im Süden und Forchheim im Norden und folgen den Flusssystemen von Rednitz und Regnitz. Ein großer Teil der Grünlandflächen im Rednitztal wird mit Hilfe der historischen Form der Wiesenbewässerung bewirtschaftet. Über ein weit verzweigtes Netz werden die Wiesen in der Zeit von Mai bis September je nach Trockenheit etwa zwei- bis viermal durch Überstauung überschwemmt. Für die Landwirtschaft sind die Mähwiesen bei zunehmender Trockenheit ein Garant für Grünfutter für Kühe und Pferde.
Alte Kulturtechnik für den Klimaschutz
Durch die Bewässerung haben diese Wiesen einen positiven Einfluss auf die Umwelt und auf das Klima. Tatsächlich kühlen die Wiesen die im Sommer zunehmend überhitzte Stadt. Die Wässerung und die Unterhaltung der Wehre und Hauptgräben unterliegen genossenschaftlich organisierten Wässerverbänden. Insgesamt elf Wässerverbände sind es, die sich um die Wässerwiesen zwischen Nürnberg und Schwabach kümmern. Vor Ort leisten die Verbandsmitglieder, in der Regel Landwirte, die Arbeit und erhalten damit diese alte Kulturtechnik. Noch immer wird hier altes Wasserrecht angewendet. So ist in den alten Wässerordnungen genau geregelt wer, wann, wie lange seine Wiesen wässern darf und wer für den Unterhalt von Gräben und Wehren zuständig ist.
Da die Flüsse Regnitz, Rednitz und Pegnitz in flachen Tälern liegen, wurde früher auch mit Wasserschöpfrädern bewässert. Erhalten blieben diese technischen Zeitzeugen unter anderem in Möhrendorf und an der Satzinger Mühle. Eine mehr als 100 Jahre alte Pumptechnik steht bei Reichelsdorf. Die Wasserschöpfräder in Möhrendorf werden von der dortigen Wasserradgemeinschaft unterhalten und gepflegt, die Anlage an der Satzinger Mühle vom Wasserwirtschaftsamt und die Pumptechnik in Reichelsdorf vom dortigen Wässerverband.

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Kostbarkeit ist bedroht
Die Herausforderungen durch die Lage im Ballungsraum sind groß. Daher haben sich die Städte Nürnberg und Schwabach entschieden, ein gemeinsames Projekt zu starten, um sowohl die Bewässerungssysteme als auch die damit verbundenen wichtigen Lebensräume für Mensch und Natur in seinem Erhalt zu unterstützen. Hierfür haben das Umweltamt der Stadt Nürnberg und der Landschaftspflegeverband Schwabach e. V. beim bayerischen Naturschutzfonds einen gemeinsamen Projektantrag zum Erhalt der Wässerwiesen im Rednitztal gestellt. Das ursprünglich auf fünf Jahre geplante Projekt wurde für vorerst drei Jahre gebilligt und umfasst ein Volumen von 120.000 Euro. Das Projekt wird zu 85 Prozent gefördert. Der Eigenanteil von 15 Prozent verteilt sich auf die beiden Städte.
Ab Juli 2023 soll es losgehen. Als erstes wird geprüft, wo bei den technischen Anlagen am dringendsten für den weiteren Erhalt investiert werden muss. Weiterhin wird der Zustand von Biotopen und seltenen Arten untersucht, um gezielt Schutzmaßnahmen und Renaturierungen durchführen zu können. Mit Infotafeln und Öffentlichkeitsarbeit soll auf diese besonderen kulturellen und ökologischen Besonderheiten hingewiesen werden.