Nuernberg, 26. September 2008: Kettensteg

Servicebetrieb Öffentlicher Raum

Erweiterung der Hesperidengärten

SÖR beginnt mit dem Bau eines neuen Hesperidengartens in der Johannisstraße 41, der die drei bestehenden Hesperidengärten ergänzen wird. Am Mittwoch, 29. Oktober 2025, haben Oberbürgermeister Marcus König und Bürgermeister und Erster SÖR-Werkleiter Christian Vogel gemeinsam mit Ferdinand Hirschfelder, Erster Vorsitzender des Bürgervereins St. Johannis-Schniegling-Wetzendorf e.V., den Baustart feierlich mit einem Spatenstich besiegelt. Die Arbeiten sollen im Herbst 2026 abgeschlossen sein.

„Die Hesperidengärten sind wichtige Grünflächen im dicht bebauten Stadtteil St. Johannis. Mit dem neuen Hesperidengarten erweitern wir nicht nur das wertvolle grüne Erholungsangebot, sondern setzen auch ein Zeichen für eine lebenswerte und nachhaltige Stadtentwicklung. Die historischen Gärten von St. Johannis gehören zur Geschichte und zur Identität des Stadtteils und bieten einen Ort, an dem Bürgerinnen und Bürger sowie Touristinnen und Touristen die Natur inmitten der Stadt genießen können. Deshalb haben wir von Anfang an durch Bürgerbeteiligung viele Menschen eingebunden, um einen Garten für alle schaffen zu können“, so Oberbürgermeister Marcus König. „Ein besonderer Dank gilt dem Bürgerverein St. Johannis und insbesondere dem leider verstorbenen Ehrenvorsitzenden Roland Cantzler. Über Jahrzehnte hat der Bürgerverein ganz beharrlich gemahnt, diese Chance zur Schaffung eines vierten Hesperidengartens zu nutzen.“

Christian Vogel ergänzte: „Es freut mich sehr, dass der Spatenstich für den vierten Hesperidengarten heute erfolgt ist. Mit dieser Maßnahme erschaffen wir aus einer ehemaligen Industriebrache ein wertvolles Stück Stadtnatur für Nürnberg. Unser Ziel ist es, die Gärten in ihrer Gesamtheit wiederherzustellen. Angesichts des sehr hohen Grünflächendefizits im Stadtteil St. Johannis erachten wir den Ausbau der Grünanlage auf der gesamten Grundstücksfläche als sinnvoll und als Gewinn für alle Bürgerinnen und Bürger.“

Der neue Hesperidengarten ist in vier unterschiedliche Bereiche aufgeteilt: Gartenparterre im Norden, daran anschließend der Kabinettgarten, das Entree und im Süden der Bosco.

Auf dem Gelände der ehemaligen Pinselfabrik Leonhardy GmbH & Co. KG entsteht eine barrierefreie Gartenanlage, die die Tradition der Hesperidengärten in zeitgemäßer Form neu interpretiert. Symmetrische Achsen, klar lesbare Parterres und Zonierungen sowie Zitruspflanzen, die an die goldenen Äpfel der Hesperiden aus der griechischen Mythologie erinnern, verbinden historische Elemente mit moderner Gartengestaltung. Die Mauern der ehemaligen Pinselfabrik werden zum Teil erhalten und als Brüstungsmauern sowie Pergola-Rückwand in den Garten integriert. Zwei neue Kunstwerke werden künftig die Anlage schmücken.

Die Gartenanlage gliedert sich in vier Bereiche. Das nördliche Gartenparterre wird durch Schmuckstaudenbeete, schattige Sitzgelegenheiten und ein zentrales Kunstwerk geprägt. Es ist über das Sichard’sche Tor, das die Altstadtfreunde Nürnberg der Stadt zur Verfügung stellt, mit dem Kabinettgarten verbunden. Dieser liegt im Bereich der ehemaligen Pinselfabrik und ist von den erhaltenen Mauern umgeben, die als Brüstungs- und Pergola-Rückwand dienen. Hier finden sich artenreiche Staudenbeete, Zitruspflanzen in Kübeln, Sitznischen und ein barrierefreier Mittelgang. Das sich anschließende Entrée bildet die zentrale Mitte der Anlage: Eine wassergebundene Platzfläche dient der Orientierung und sorgt gleichzeitig für barrierefreie Wegeverbindungen zu den bestehenden Gärten, ein runder Brunnen im Mittelpunkt zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Im Süden befindet sich ein kleines Wäldchen, genannt „Bosco“, mit Altbaumbestand. Die Wege werden in diesem Bereich aufgeständert, so dass sich der bodendeckende Unterwuchs im Wäldchen ungestört entwickeln kann und die empfindlichen Wurzelbereiche der Bäume geschützt bleiben. Eine Sprühnebelanlage sorgt für temporäre Kühlung und erhöht die Aufenthaltsqualität an heißen Tagen.

Nach Fertigstellung des neuen Hesperidengartens wird zudem die östlich angrenzende Stellplatz- und Baustelleneinrichtungsfläche entsiegelt und in einen attraktiven, begrünten und barrierefreien Zugang zu den Gärten umgewandelt. Ein wassergebundener Fußweg mit Granitpflasteruntergliederung und begleitenden Sitzbänken, Rosenbeeten und drei Zierapfelbäumen leiten zum Eingang des Gartens. Eine ruhige Rasenfläche mit Blumenzwiebeln, Solitärbaum und einem kurzen Verbindungsweg zum vorhandenen Spielplatz Riesenschritt erweitern den Zugangsbereich optisch.

Hesperidengarten Vorentwurf Zugang, Bild © SÖR / Stadt Nürnberg
Der neue Hesperidengarten erhält einen ansprechend gestalteten Zugangsbereich.

Kosten und Förderung

Die Gesamtkosten für das Projekt betragen rund 2,6 Millionen Euro. Es wird mit rund 1,9 Millionen Euro von der Regierung von Mittelfranken im Rahmen des Bayerischen Städteförderungsprogramms „Initiative Flächenentsiegelung“ gefördert.

Logo-BaStWBV, Bild © Bayerisches  Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr

Der Abbruch der Haupt-, Neben- und Lagergebäude des ehemaligen Pinselfabrikareals in der Johannisstraße 41 erfolgte von Oktober 2023 bis Ende Juni 2024. Das historische, denkmalgeschützte Vorderhaus, Johannisstraße 41, ist nicht Teil des Projekts und bleibt erhalten. Der Abbruch erfolgte von Süden nach Norden. Im Rahmen einer artenschutzrechtlichen Begutachtung wurden in den Gebäudeaußenwänden und in weiteren Gebäudebereichen Fledermausquartiere festgestellt. Der ursprünglich für Herbst 2022 geplante Abriss der ehemaligen Pinselfabrik wurde deshalb auf 2023 / 2024 verschoben.

  1. Blick auf die alte Pinselfabrik

    Blick auf die alte Pinselfabrik, Bild © SÖR / Stadt Nürnberg
  2. Ehemalige Stellplatzfläche vor der Pinselfabrik

    Ehemalige Stellplatzfläche vor der Pinselfabrik, Bild © Kathrin Lehnerer / SÖR
  3. Abriss der Pinselfabrik

    Abriss Pinselfabrik, Bild © Kathrin Lehnerer / Sör
  4. Die Mauern der Pinselfabrik bleiben erhalten.

    Mauern der Pinselfabrik, Bild © Kathrin Lehnerer / SÖR
  5. Bauarbeiten im neuen Hesperidengarten

    Bauarbeiten im neuen Hesperidengarten, Bild © Kathrin Lehnerer / SÖR
  6. Zukünftiger Bosco im neuen Hesperidengarten

    Zukünftiger Bosco, Bild © Kathrin Lehnerer / SÖR

Am 26. Oktober 2023 fand eine Informationsveranstaltung zur geplanten Erweiterung statt. Bürgermeister Christian Vogel hat gemeinsam mit der SÖR-Projektleitung und dem planenden Architekturbüro „toponauten Landschaftsarchitektur GmbH“ den Vorentwurf der Planungen sowie den Zeitplan vorgestellt.

Bürgermeister und Erster SÖR-Werkleiter Christian Vogel stellte zunächst noch einmal die vom Stadtrat beschlossenen Gestaltungsgrundsätze für den neuen Garten vor. Dabei machte er auch deutlich, dass der Bebauungsplan hier zwingend die Einrichtung einer Grünanlage zur öffentlichen Nutzung vorsieht; dies schließt den Abriss der ehemaligen Pinselfabrik ein. Anderenfalls wäre der Kauf des Grundstücks durch die Stadt Nürnberg im Jahr 2021 nicht möglich gewesen.

Anschließend präsentierte Felix Metzler, geschäftsführender Gesellschafter der ausführenden Landschaftsarchitekten toponauten, die Vorentwurfsplanung. Daran schloss sich eine lebhafte Diskussion mit viel Zustimmung zu den Plänen sowie einigen Anregungen für die Gestaltung an.

Bürgermeister und erster Werkleiter SÖR Christian Vogel © Christine Dierenbach / Stadt Nürnberg

Bürgermeister Christian Vogel freut sich über positive Resonanz

„Ich freue mich, dass die bisherigen Planungen so positiv aufgenommen wurden, und glaube, wir sind auf dem richtigen Pfad.

Wir wollen hier etwas Besonderes umsetzen, das den Spagat schafft zwischen dem touristischen Element und der Naherholung und Entspannung für die Bürgerinnen und Bürger in St. Johannis. Es kamen einige Anregungen, die wir gerne aufgreifen und im Zuge der weiteren Planung berücksichtigen. Insbesondere die genaue Ausgestaltung der Sichtachse sowie die gezielte Aufstellung von Skulpturen, Brunnen oder ähnlichen Elementen wird jetzt im Detail betrachtet. Auch den Vorschlag, einen Bienenstock einzubeziehen, prüfen wir sehr gerne.“

Nach einer lebhaften Diskussion schließt Bürgermeister Vogel die Veranstaltung mit einem Ausblick auf den neuen "Bosco": „Der Süden des neuen Hesperidengartens bietet ein Walderlebnis, wie es in der Stadt wirklich einzigartig ist. Als außergewöhnlichen Eingang in diesen fast schon mythischen Ort würden wir gerne das Sichard’sche Tor nutzen, das hier eine enorme Wirkung entfalten könnte. Dazu bleiben wir weiterhin im Austausch mit den Altstadtfreunden, die angeboten haben, der Stadt das Tor zur Verfügung zu stellen.“

SÖR hat am 12. April 2022 ein Online-Experten-Hearing zu der geplanten Erweiterung der Hesperidengärten durchgeführt. Rund 150 interessierte Bürgerinnen und Bürger nahmen an der zwei Stunden dauernden sachlichen und für alle Seiten informativen Veranstaltung teil.

Das Expertengremium setzte sich zusammen aus Ferdinand Hirschfelder (1. Vorsitzender Bürgerverein St. Johannis-Schniegling-Wetzendorf e.V.), Jochen Martz (Landschaftsarchitekt Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur), Gerhard Arnold (stellvertretender Geschäftsführer Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg) und Prof. Gerd Aufmkolk (Landschaftsarchitekt WGF Nürnberg GbR). Kurzfristig verhindert waren Prof. Dr. Iris Lauterbach (Gartenhistorikerin Zentralinstitut für Kunstgeschichte München) und Dr. Claudia Maué (Stadtheimatpflegerin). Der fachliche Diskurs wurde ergänzt durch Oberbürgermeister Marcus König sowie Bürgermeister und Erster Sör-Werkleiter Christan Vogel, geladene Stadtratsmitglieder und einige ausgewählte weitere Experten als Sachverständige im Plenum.

Hervorgegangen ist eine angeregte, sachliche und zielorientierte Diskussion zwischen Expertengremium und dem versammelten Plenum. Zahlreiche konstruktive Fragen von Zuschauerinnen und Zuschauern, die online dabei waren, gingen ein und wurden an die Experten zur Beantwortung weitergereicht. Einig waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereits bei der Bewertung der Hesperidengärten: Sie sind einzigartig. Allein die Begrifflichkeit ist nirgends sonst auf der Welt zu finden. Aber auch die Tatsache und Möglichkeit, dass diese ehemaligen Gärten am originalen Standort durch die Öffentlichkeit wieder erlebt werden können, ist und bleibt ein Glücksfall.

Oberbürgermeister Marcus König freut sich über die Gartenerweiterung: „Es werden mit dem neuen Hesperidengarten mehr als 2.000 Quadratmeter Fläche entsiegelt und somit wird viel Grünraum und Freiraum für die Bürgerinnen und Bürger geschaffen. Ziel ist es, ein Stück Natur zurück in die Stadt zu holen.“

Das Für und Wider der Historie und deren Bedeutung für eine Gestaltung des vierten Hesperidengartens wurden erörtert. Wichtige Informationen zur Gestaltung der Nürnberger Gärten gingen hervor: Klassische Barockgärten, wie man sie sich vorstellt, gab es in Nürnberg nicht. Es waren Nutzgärten mit Obst und Gemüse. Die bestehenden Gärten sind keineswegs Rekonstruktionen des historischen Zustands. Sie sind – frei interpretiert nach den damaligen Vorstellungen der 1980er Jahre –Stilgärten nach Nürnberger Interpretation. In gewisser Weise sind sie also auch hier schon eine Neugestaltung der Gärten.

Anhand der unterschiedlichen Expertenmeinungen ergibt sich eine klare Richtung, wie mit dem neuen, dem vierten Hesperidengarten, umgegangen werden sollte: Die Historie beachten, aber nicht daran festklammern. Auch unter Beachtung der Geschichte, die selbst ständigem Wandel unterlag, kann Neues entstehen. Als Richtschnur sollte die ursprüngliche Idee der früheren Gärten und der Hesperidenkultur Nürnbergs dienen: Es war die Idee eines bürgerlichen Gartens an historischem Ort als Rückzugsraum, als Ruhezone und Möglichkeit, in eine andere Welt inmitten der Stadt einzutauchen. Die historische Idee der Hesperiden dienen als Leitplanken für eine respektvolle Gestaltung, die aber nicht scheuklappenartig neue Gedanken ablehnt. Ziel ist eine neue Interpretation der Nürnberger Gartengeschichte, bei der auch der Erhalt des derzeitigen Baumbestands eine wichtige Rolle spielen wird. Diese Sicht war die Essenz aus der Expertenanhörung.

Die Ergebnisse werden nun umfassend aufbereitet und bilden die Grundlage der weiteren Gestaltung.

Hier können Sie die Veranstaltung nochmals ansehen

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Der Servicebetrieb Öffentlicher Raum Nürnberg hat 2021 die Hesperidengärten in St. Johannis saniert. Herzstück der Sanierung war der Einbau einer steuerbaren Beregnungsanlage, mit der das Wässern insbesondere während der heißen Sommermonate erleichtert und verbessert wird. Darüber hinaus wurden rund 3.000 Heckenpflanzen gesetzt und rund 2.000 Quadratmeter Rollrasen verlegt. Die Kosten für die Maßnahme betrugen insgesamt rund 380.000 Euro. Veränderungen an der grundlegenden Struktur der Gärten hat es nicht geben, das vertraute Grundgerüst der Gärten blieb bestehen.

Erleichterungen in Unterhalt und Pflege
Herzstück der Sanierung war der Einbau einer steuerbaren Beregnungsanlage, mit der das Wässern insbesondere während der heißen Sommermonate erleichtert und verbessert wird. Dank der Regneranlage können die Hesperidengärten nun auch in den Abend- und Nachtstunden ohne Publikumsverkehr gezielt bewässert werden. Dies entlastet die SÖR-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter, so dass die Beregnungsanlage langfristige Vorteile für den Unterhalt mit sich bringt.

Barrierefreiheit
Am Eingang Süd / Riesenschritt wurde im Bereich der Steigung geschnittenes Pflaster verlegt, welches von Menschen mit Rollstühlen und Rollatoren erschütterungsfrei befahren werden kann. Die Barrierefreiheit wurde somit verbessert.
Im Dezember 2019 hat SÖR bereits am Übergang des Gartens Johannisstraße 47 zum Innenhof eine Rampe eingebaut, die den Innenhof barrierefrei zugänglich macht. Im Zuge dieser Baumaßnahme wurden nun auch die beiden benachbarten Gärten im Norden der Anlage mit einer Rampe verbunden, so dass nun alle Gärten untereinander ohne Treppen und barrierefrei erreichbar sind.