Am Donnerstag, den 16. Oktober 2025, nahmen alle Schülerinnen und Schüler ab der 10. Klasse des Sigena-Gymnasiums an der Verlegung der ersten Stolperschwelle in Nürnberg teil. Die feierliche Veranstaltung fand auf dem Gelände der sozialwissenschaftlichen Fakultät der FAU statt – in der Findelgasse, dort wo früher die Städtische Höhere Mädchenschule stand.
Die Stolperschwelle, geschaffen vom Künstler Gunter Demnig, erinnert an 122 jüdische Schülerinnen dieser Schule, die während der NS-Zeit verfolgt wurden. Viele von ihnen mussten fliehen, elf wurden ermordet. Eine engagierte Projektgruppe des Sigena-Gymnasiums hatte zuvor über viele Monate hinweg ihre Biografien erforscht. Durch ihre sorgfältige Arbeit konnten die Schicksale dieser jungen Frauen sichtbar gemacht und ihre Geschichten bewahrt werden.
Schon früh am Morgen versammelten sich Lehrkräfte, Schüler ab der 10. Jahrgangsstufe und Gäste auf dem Gelände. Unter den Anwesenden waren neben Herrn Chlechowitz auch Herr Dr. Hergert, Herr Braun und Vertreter der Stadt Nürnberg. Auch alle Klassensprecher des Sigena-Gymnasiums waren dabei – sie hatten zuvor in der Schule symbolische Erinnerungssteine gestaltet, die sie während der Zeremonie in einen Korb neben den Stolpersteinen legten. Diese bunten Steine standen für Zusammenhalt, Erinnerung und Hoffnung und verliehen der Veranstaltung eine ganz persönliche Note. Außerdem dienen sie, neben einer Gedenktafel, nach der Veranstaltung im Schulhaus der Erinnerung.
Besonders beeindruckend war die Anwesenheit von Jo-Achim Hamburger, dem Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg, sowie Frau Trinkl, Referentin für Schule und Sport der Stadt Nürnberg, auch in Vertretung des Oberbürgermeisters Markus König. Auch ein Vertreter von Geschichte für Alle e.V. war dabei. Pressevertreter, darunter ein Team des BR, begleiteten das Ereignis. Herr Bernhardt war mit seinem Fototeam vor Ort und hielt mit vielen eindrucksvollen Aufnahmen die bewegenden Momente dieses besonderen Tages fest.
Für die musikalische Gestaltung sorgten Frau Grünsteidel und Frau Dr. Heckmann mit ihrer Musikgruppe. Sie begleiteten die Veranstaltung mit gefühlvollen Klavierstücken und Ukulelen und sorgten auch für den Gesang – unter anderem beim hebräischen Lied Shalom Aleichem, das gemeinsam gesungen wurde und viele sichtbar berührte.
Nach einer kurzen Begrüßung durch den Vizepräsidenten der FAU, Prof. Dr. Hirsch, der die Bedeutung des Erinnerns betonte, sprach Herr Chlechowitz und dankte auch allen Beteiligten für ihr Engagement. Es folgte ein Grußwort von Frau Trinkl und die Verlegung der Stolperschwelle. Danach folgte Jo-Achim Hamburger, der eindrucksvoll daran erinnerte, dass Religion keine Rolle spielen sollte, wenn es um Menschlichkeit geht. „Egal welcher Herkunft oder Religion – wir sind alle Menschen, und wir müssen dafür sorgen, dass so etwas nie wieder geschieht“, sagte er.
Auch Herr Dr. Hergert hielt eine sehr emotionale Rede über die Verantwortung, die wir als junge Generation tragen. Er betonte, wie wichtig es ist, dass wir uns mit der Vergangenheit auseinandersetzen und als Gemeinschaft zusammenhalten.
Zum Abschluss wurde zur Ablage der Gedenksteine durch die Klassensprecher noch einmal gesungen, begleitet von Geige und Klavier, was die Verlegung würdevoll und hoffnungsvoll beendete.
Diese Veranstaltung hat uns alle tief berührt. Sie hat gezeigt, wie Geschichte lebendig werden kann, wenn man sie nicht vergisst. Die Stolperschwelle erinnert uns daran, dass hinter jedem Namen ein Mensch mit einem Leben, Träumen und Gefühlen stand – und dass es an uns liegt, diese Erinnerungen weiterzutragen.
Evangelia Savvidou 11a
