Bauzustand

Erhalt des Zeppelinfeldes und der Zeppelintribüne

Auf dem elf Quadratkilometer großen, von Architekt Albert Speer im Auftrag Hitlers geplanten ehemaligen Reichsparteitagsgelände stehen die größten baulichen Hinterlassenschaften der NS-Staats- und Parteiarchitektur. Zeppelintribüne und Zeppelinfeld sind die einzigen Bauten des Geländes, die fertiggestellt, für die einwöchige Propagandainszenierungen der Nationalsozialisten tatsächlich benutzt worden und heute noch erhalten sind. Der Umgang mit ihnen zählt zu den verantwortungsvollsten Aufgaben der Stadt Nürnberg. Der Geschäftsbereich Kultur und seine verschiedenen Dienststellen sind hierfür Impulsgeber, Diskussions- und Ansprechpartner. Jährlich besuchen bis zu 300 000 Menschen aus dem In- und Ausland das Gelände mittels einer Führung oder mit Hilfe des 2006 installierten Geländeinformationssystems.

Seit Jahren werden Schäden an der Zeppelintribüne und der Wallanlagen trotz des kontinuierlichen Bauunterhalts deutlich. Regen und Frost haben den 1935/37 entstandenen Bauten immer stärker zugesetzt, so dass aus Sicherheitsgründen Teile nun mit einem Zaun abgesperrt werden mussten.

Aus diesem Grund hat sich die Stadt Nürnberg entschlossen, den 2004 verabschiedeten Leitlinien folgend die bauliche Sicherung der Anlagen und deren historisch politische Vermittlung für eine zukunftsgerichtete geschichtskulturelle Auseinandersetzung mit dem historischen Ort anzugehen. Ziel ist es, die seit 1973 unter Denkmalschutz stehenden Bauten im heutigen Zustand auch für den Umgang durch nachkommende Generationen zu erhalten. Es handelt sich hierbei um eine nationale Aufgabe, was die Finanzierung durch Bund und Land unterstreicht.

Schäden an der Bausubstanz und Gesamtkosten für die bauliche Sicherung

Ziel ist es, die in den Leitlinien geforderte bauliche Sicherung der NS-Relikte des Nationalsozialismus zu realisieren. Die Stadt will weder einen Verfall hinnehmen noch strebt sie eine Rekonstruktion an. Vielmehr soll der Status quo gesichert werden und das Gelände wieder für die pädagogisch-didaktische Vermittlung "lesbar" gemacht werden.

Im April 2015 begann die Stadt Nürnberg an ausgewählten Musterflächen mit der Erprobung verschiedener baulicher Varianten. Als Musterflächen wurden der Turm 8 mit der angrenzenden Wallanlage auf dem Zeppelinfeld und ein Teilstück am Ostende der Zeppelintribüne ausgewählt. Diese Maßnahme diente der Ermittlung der genauen Schadensursachen und dem Finden von praxistauglichen Lösungen, um den weiteren Verfall aufzuhalten; aber vor allem dienten die Arbeiten als Grundlage für die Berechnung der Gesamtkosten für die bauliche Sicherung von Zeppelintribüne und Zeppelinfeld.

Anschließend konnte die Stadt Nürnberg die berechnete Gesamtsumme bekanntgeben. Insgesamt müssen in einem Zeitraum von mindestens acht Jahren 85,1 Millionen Euro aufgewandt werden, um das Bauensemble Zeppelinfeld mit Tribüne trittsicher zu erhalten und für eine vertiefte Bildungsarbeit am historischen Ort auszustatten. Dabei entfallen rund 60 Prozent der Kosten auf die Zeppelintribüne und 40 Prozent auf das Zeppelinfeld. Natürliche Kostensteigerungen in einem so langen Bauzeitraum sind in der Gesamtsumme bereits enthalten.

Geplante Maßnahmen

Wichtigstes Thema bei der baulichen Sicherung der Gesamtanlage ist, dass keine weitere Feuchtigkeit eindringt, denn das über Jahrzehnte einsickernde Regenwasser ist der Hauptverursacher der Schäden an der Konstruktion. Hierzu müssen die Oberflächen verschlossen werden. Bereits eingedrungene Feuchtigkeit im Inneren des Gebäudes wird durch eine Lüftungsanlage langfristig bekämpft.

Der größte Teil der Gesamtkosten entfällt auf die Bearbeitung des Natursteins an den Fassaden und Stufenanlagen. Ziel ist der größtmögliche Erhalt der Originalsubstanz, ohne diese optisch aufzuwerten. Jeder Stein muss geprüft und geg. partiell bearbeitet bzw. ausgetauscht werden mit farblich angepassten Betonwerksteinen. Ansonsten werden geschädigte Teilbereiche herausgestemmt und mit Ergänzungsmörtel versehen.

Der Mittelbau der Tribüne mit dem sog. "Goldenen Saal" soll Besucherinnen und Besuchern wieder zugänglich und mit einer historischen Information versehen werden. Um dieses wichtige Exponat wieder begehbar zu machen, muss eine umfassende statische Sicherung erfolgen. Eines der Treppenhäuser der Tribüne soll erstmals seit den 1960er Jahren wieder zu benutzen sein, um die ursprüngliche Funktion der Anlage verstehen zu können. Hierfür ist eine Überdachung notwendig.

Das Zeppelinfeld wird wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein, die Türme und die Wallanlage gesichert. Die Standstufen der Wallanlagen bestehen lediglich aus aufgeschüttetem Erdmaterial. Hier hat sich ein dichter Bewuchs gebildet, der den optischen Eindruck der Wallanlage stark verfälscht. Die eigentliche Nutzung der Stufenanlage soll wieder deutlicher gemacht werden. Dafür ist der Austausch der obersten Schicht von ca. 40 Zentimeter nötig. Die Standsicherheit des Walls ist zukünftig gegeben, allerdings ist dieser nicht als heute nutzbare Zuschauertribüne für größere Menschenmengen geeignet.

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