Mit dem Ziel, Bilder von der Erde aus der Stratosphäre zu machen, ließ das P-Seminar „Stratosphärenballon“, geleitet vom Physiklehrer Florian Bier, am 18.11.2020 einen Wetterballon vom Sportplatz der Bertolt-Brecht-Schule Nürnberg steigen.
Doch bevor der Ballon seine Reise bis auf 20 km Höhe antreten konnte, mussten einige Vorbereitungen getroffen werden.
Das Projekt begann mit ersten allgemeinen Recherchen, danach wurden die Schülerinnen und Schüler in verschiedene Gruppen eingeteilt, jede mit einer anderen Aufgabe. So wurden die Gruppen Rechtliches/Bürokratie, Ballon & Gas, Gehäuse/Fallschirm, Kamera, GPS und Finanzen erstellt. Die Gruppe rund um das Rechtliche hatte die Aufgabe, eine Genehmigung für den Ballonstart zu bekommen. Hierfür stellten sie einen Antrag an das Luftamt Nordbayern. Für diesen Antrag mussten die Schüler das Vorhaben mit der Schule abklären, sowie mit diversen Ämtern, wie zum Beispiel mit dem Ordnungsamt. Der Wetterballon wurde gekauft und das Füllgas (Helium) wurde freundlicherweise von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Departement Physik) zur Verfügung gestellt. Um das Gas abzuholen, fuhren zwei Schüler nach Erlangen und haben, neben dem Helium, auch eine kurze Führung durch die Universität bekommen. Die Schüler der Gruppe „Gehäuse“ haben dieses selbst gebaut. Als Material wurde Styropor gewählt. Durch sorgfältige Arbeitsweise wurde ein Gehäuse geschaffen, das perfekt darauf zugeschnitten war, eine Kamera, einen GPS-Tracker und eine Powerbank aufzunehmen. Damit das alles auch wieder unversehrt landen konnte, wurde ein Fallschirm gekauft und über dem Gehäuse befestigt. Die Action-Kamera wurde von einem Schüler des Kurses zur Verfügung gestellt. Um herauszufinden, ob die Kamera auch für dieses Projekt geeignet ist, wurde diese vielfach, wie beispielsweise auf die Videoqualität und ihre Laufzeit in sehr kalter Umgebung (im Gefrierfach), getestet. Die Kamera erfüllte alle Kriterien für den Flug in die Stratosphäre, jedoch wurde diese sicherheitshalber an eine Powerbank angeschlossen, damit der Akku auch wirklich den ganzen Flug hält.
Mit der Frage, wie das Projekt finanziert werden soll, hat sich die Gruppe „Finanzen“ beschäftigt. Die erste Idee war, einen Sponsor zu suchen, aber durch den mit der Corona-Krise verbundenen Lockdown und den Verlusten, den viele Unternehmen dadurch erlitten, wurde die Finanzierung durch einen Sponsor sehr unwahrscheinlich. Die entstandenen Kosten in Höhe von 320 € wurden schließlich von der Schule übernommen.
Nachdem diese vielfältigen Vorbereitungen getroffen wurden und nachdem das Vorhaben ebenfalls von den Behörden genehmigt war, sollte der Ballon nun endlich starten. Top vorbereitet versammelten sich alle Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer am Starttag, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. So wurden nochmals Kamera und GPS-Tracker geprüft und anschließend mit der Powerbank ins Gehäuse gesetzt. Das Gehäuse wurde mit Panzertape verschlossen. Danach wurde der Ballon mit dem Helium befüllt. Das hat ungefähr 30 Minuten gedauert und der Ballon erreichte einen Durchmesser von ca. 2 Metern. Zum Schluss wurden Wetterballon, Fallschirm und Gehäuse mithilfe von Kabelbindern und Schnüren miteinander verbunden. Der Ballon war nun endlich startbereit.
Bei gutem Wetter mit wolkenlosem Himmel und mit kurzer Verspätung wurde der Ballon losgelassen und begann zu steigen. Schon früh war ein sehr unruhiger Flug zu beobachten. Unmittelbar nach dem Start konnten gute Bilder, nicht nur von der Schule, sondern von ganz Nürnberg aufgenommen werden, wobei die Bilder mit steigender Höhe auch immer beeindruckender wurden.
Nach dem Start wurde regelmäßig der Standort des Ballons überprüft. Nach ungefähr einer Stunde sendete der GPS-Tracker keine Koordinaten mehr. Das bedeutete, der Ballon war nun außerhalb des Mobilfunknetzes und man musste von jetzt an warten bis der Wetterballon platzt, wieder landet und somit einen neuen Standort liefert. Doch auch Stunden nach dem Start, als der Ballon auch wieder im Mobilfunknetz war, gab es nur die Koordinaten vom Startplatz. Wegen des fehlenden GPS-Signals wurde versucht, den Ballon über das Mobilfunknetz zu orten und tatsächlich gab es nun einen neuen Standort. Sofort fuhr eine Gruppe von Schülern los, um den Ballon zu finden. Da die Ortung über das Mobilfunknetz jedoch ungenauer ist und es bereits dunkel war, war die zweistündige Suche in einem Güllefeld erfolglos.
Als das Projekt schon fast gescheitert schien, bekam das P-Seminar jedoch wieder ein Signal vom GPS-Tracker und, sechs Stunden nach dem Start (20 Uhr), auch die genauen Koordinaten des Ballons. Dieser war bei Herrenried (bei Regensburg/Parsberg) gelandet. Jedoch wurde wegen der bereits fortgeschrittenen Dunkelheit beschlossen, erst am nächsten Tag mit der Suche fortzufahren.
So fuhr am nächsten Tag wieder eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern los, um den Ballon zu finden. Nach einer 45-minütigen Autofahrt (70 km) fanden sie diesen in einem Baum. Die Freude war unbeschreiblich. Jedoch musste der Ballon noch vom Baum geborgen werden, was durch dessen Höhe ebenfalls eine große Herausforderung darstellte. Nach einer 20-minütigen Kletteraktion waren das Gehäuse und die Überreste des Ballons wieder auf festem Boden. Jetzt musste nur noch überprüft werden, ob die Kamera auch wirklich alles aufgenommen hat. Es hat alles funktioniert und das Ergebnis waren beeindruckende Bilder von der Erde. Das Projekt war schließlich, trotz einiger zwischenzeitlicher Schwierigkeiten, ein voller Erfolg!




