Internationale Menschenrechtskonferenz 2011

Stewart Alsop:

„Die Presse muss die Freiheit haben, alles zu sagen, damit gewisse Leute nicht die Freiheit haben, alles zu tun“

Die Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises 2011 an den Journalisten Hollman Morris lenkt nicht nur den Blick der Öffentlichkeit auf Menschenrechtsverletzungen in seinem Heimatland Kolumbien. Sie richtet die Aufmerksamkeit auch auf Journalistinnen und Journalisten, die oft unter Lebensgefahr über Menschenrechtsverletzungen berichten und deren Opfern eine Stimme geben. Wegen Todesdrohungen gegen seine Person hat Hollman Morris sich mit seiner Familie im Ausland in Sicherheit gebracht. Dass sein Fall leider keine Ausnahme bildet, zeigt die traurige Statistik der Organisation Reporter ohne Grenzen: 2010 wurden weltweit 57 Journalistinnen und Journalisten getötet.

Das Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg nahm dies zum Anlass und organisierte zusammen mit dem Caritas-Pirckheimer-Haus und dem Nürnberger Menschenrechtszentrum e.V. eine internationale Konferenz zur Meinungs- und Pressefreiheit, die in den Tagen vor der Menschenrechtspreisverleihung stattfand.

Donnerstag, 22. September 2011, Eröffnung:

Während der Eröffnung am Donnerstag, 22. September 2011 griff Dr. Shirin Ebadi, Friedensnobelpreisträgerin aus dem Jahr 2003 und Mitglied der Jury des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises, die aktuellen Ereignisse in der arabischen Welt auf und berichtete über die dortige Lage der Pressefreiheit.

Eindringlich berichtete sie auch über die sich immer mehr zuspitzende Repression gegen die Freiheitsbewegung im Iran. Auch wenn sie davon überzeugt ist, dass ein politischer Wandel nur durch die iranische Zivilgesellschaft herbeigeführt werden kann, wurde sie nicht müde, der westlichen Staatengemeinschaft ins Gewissen zu reden und ihr vor Augen zu führen, wie sehr diese bereit ist, die Menschenrechte wirtschaftlichen Interessen zu opfern. Die neuen Medien spielen eine wichtige kommunikative Rolle gerade für die jungen Aktivisten im Iran, Ebadi verwies jedoch auch auf die Fratze von Zensur und Repression, wenn zum Beispiel eine französische Betreiberfirma auf Druck der iranischen Regierung ihre Satelliten abschaltet, mit deren Hilfe ausländische Fernsehsender werden konnten.

Janis Karklins, Vertreter der UNESCO, Paris, skizzierte in seinem Grußwort Mandat und Möglichkeiten der UNESCO beim Schutz und der Förderung von Meinungs- und Pressefreiheit, aber auch deren Grenzen.

Freitag, 23. und Samstag, 24. September 2011:

Der 23. September startete mit dem UN-Sonderberichterstatter für die Förderung und den Schutz des Rechts auf freie Meinungsäußerung, Frank La Rue, der in seinem jüngsten Bericht für den UN-Menschenrechtsrat auch kritische Worte an die europäischen Regierungen richtete, gerade im hinblick auf Internetsperren und Zensur.

Im Anschluss daran gab Flor Alba Romero, Professorin für Anthropologie und Beauftragte für Menschenrechte an der Universität Bogotá einen informativen Überblick über die Lage der Meinungsfreiheit in den mittel- und südamerikanischen Staaten.

Lebhaft wurde es am Nachmittag, als im Weltcafé Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz aus Deutschland ebenso wie aus Neuseeland, Kenia, Simbawe, dem Iran und Lateinamerika miteinander ins Gespräch kamen und teilweise höchst kontrovers die Themen Meinungsfreiheit und Neue Medien sowie Zensur und Selbstzensur diskutierten.

Am Samstag wurde die Veranstaltung dann sehr konkret: Das große Abschlusspodium mit Shirin Ebadi, Mansoureh Shojaee (Writer in Exile), Wolfgang Grenz (Generalsekretär von ai Deutschland) und Jens Uwe Thomas (Reporter ohne Grenzen) diskutierte, moderiert von Georg Escher (Nürnberger Nachrichten), die konkreten Hilfs- und Unterstützungsmöglichkeiten für bedrohte und verfolgte Journalistinnen und Reporter.

Die Veranstaltung wurde gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb).

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