Die Stadt und die Israelitische Kultusgemeinde planen eine Jüdische Begegnungsstätte – einen Ort, der jüdisches Leben sichtbar macht und Raum für Begegnung, Kultur und Austausch bietet. Die Machbarkeitsstudie zur geplanten Jüdischen Begegnungsstätte wurde am 22. Oktober 2025 dem Stadtrat vorgestellt.
Zusammenarbeit und Beteiligung
In einem zweijährigen Prozess haben die Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg (IKGN) und die Stadtverwaltung gemeinsam mit Stakeholdern Ideen für die geplante Einrichtung erarbeitet. In mehreren Workshops brachten Vertreterinnen und Vertreter aus Religion, Geschichte, Museum, Bildung und Kultur aus Nürnberg, der Region und dem Freistaat Bayern ihre Perspektiven ein.
Inhalte der Studie
Die Machbarkeitsstudie beschreibt die Begegnungsstätte als lebendigen Ort mit vielfältigen Angeboten. Das Programm soll Konzerte, Workshops, Lesungen, Diskussionsrunden oder Sprachkurse umfassen und damit Menschen aus unterschiedlichen Bereichen ansprechen. Vorstellbar sind zum Beispiel Vorträge jüdischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller, Diskussionsrunden zu aktuellen gesellschaftlichen oder politischen Fragen, Hebräisch-Kurse oder auch religiöse Feste. Im Mittelpunkt steht das heutige jüdische Leben und die jüdische Kultur – die Einrichtung soll kein Museum und keine Religionsstätte sein.
Ein wichtiger Bestandteil ist die enge Zusammenarbeit mit bestehenden Einrichtungen in Nürnberg und der Region. Auch Partner aus Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung sollen eingebunden werden. Eine zentrale Innenstadtlage mit attraktiver Gastronomie soll zusätzliche Besucherinnen und Besucher anziehen und spontane Begegnungen fördern.
Zwei Varianten im Vergleich
Die Studie schlägt zwei mögliche Größen vor und erläutert für beide Varianten die Investitions und Betriebskosten:
Variante 1
rund 1.300 Quadratmeter mit Fläche für wechselnde Ausstellungen.
Variante 2
etwa 1.000 Quadratmeter ohne Ausstellungsbereich.
Stimmen zur Jüdischen Begegnungsstätte
„Jüdisches Leben gehört selbstverständlich zu unserer Stadt. Mit der Machbarkeitsstudie haben wir ein Bild von einer Jüdischen Begegnungsstätte in Nürnberg gezeichnet. Und solche Begegnungsorte, gegenseitige Neugierde und Kennenlernen von anderen Kulturen schaffen eine Gemeinschaft ohne Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus.“
„Die Stadt Nürnberg und die IKGN füllen mit dem Vorhaben, eine Jüdische Begegnungsstätte in Nürnberg zu eröffnen, eine wichtige Lücke im Stadtbild und in der Gesellschaft. Sie wird ein Zeichen für ein harmonisches Miteinander in der Stadtgesellschaft und bietet eine Gelegenheit, voneinander und über einander zu lernen.“
Nächste Schritte
Die IKGN und die Stadt sind sich einig, dass angesichts der aktuellen Fördermittellage und aufgrund der städtischen Haushaltslage die großen Varianten einer JBS nur mittel- bis langfristig realisierbar sind. Deshalb suchen die Stadt und die IKGN im nächsten Schritt Räumlichkeiten in zentraler Innenstadtlage für eine vorübergehend kleinere Variante.
Im Optimalfall ist an diese Räumlichkeiten eine unabhängige (bestehende) Gastronomie angegliedert. In kommenden Planungskonzepten (zum Beispiel im Rahmen der Quartiersentwicklung rund um das historische Zeughaus) wird die Idee der JBS deshalb eingespielt.
Ausstellung in der Innenstadt
Um zu zeigen, wie attraktiv und interessant eine Jüdische Begegnungsstätte sein kann, wird die Ausstellung „Mit Davidstern und Lederhosen“ der Europäischen Janusz Korczak Akademie ab 9. Dezember 2025 im früheren Tabakladen am ehemaligen Kaufhof, Pfannenschmiedsgasse, gezeigt. Zentrales Motto sind interreligiöse Lichterfeste: Chanukka, Weihnachten und Licht im Islam. Zum Einsatz kommen eine VR-Brille, Begegnungsformate und Veranstaltungen.

