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Lern- und Begegnungsort Zeppelintribüne

Die Arbeiten zur Instandhaltung der Zeppelintribüne laufen., Bild © Christine Dierenbach / Stadt Nürnberg
Die Instandhaltungsarbeiten an der Zeppelintribüne laufen.

Seit Ende 2024 laufen die Arbeiten für den künftigen Lern- und Begegnungsort an der Zeppelintribüne und am Zeppelinfeld – einschließlich des ehemaligen Bahnhofs Dutzendteich. Der Stadtrat hatte im Juli 2024 den sogenannten Objektplan beschlossen, der die Grundlage für die bauliche Sicherung („Trittfestmachung“) und die Weiterentwicklung der Vermittlungsarbeit bildet.

An der Zeppelintribüne haben inzwischen die Instandsetzungsarbeiten an der Fassade begonnen. Auch am früheren Bahnhof Dutzendteich, der künftig als Ankunfts- und Informationsort dienen soll, kommen die Bauarbeiten gut voran: Die Rohbauarbeiten wurden im Sommer 2025 planmäßig abgeschlossen. Das Gesamtprojekt liegt im vorgesehenen Zeitplan, die Fertigstellung ist bis 2030 vorgesehen.

Sicherung und Erhalt des historischen Ortes

Die bauliche Sicherung ist Voraussetzung dafür, dass die Zeppelintribüne und das Zeppelinfeld künftig wieder dauerhaft zugänglich und sicher begehbar sind. In den vergangenen Jahren mussten immer größere Bereiche aus Sicherheitsgründen abgesperrt werden.

Nach intensiven Untersuchungen und anhand von Musterflächen wurde der Gesamtaufwand für das Projekt auf 88,3 Millionen Euro inklusive Bauverwaltungskosten veranschlagt. Der Deutsche Bundestag und der Bayerische Landtag übernehmen davon gemeinsam bis zu 63,825 Millionen Euro.

Zusammen mit dem Ausbau des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände, dessen neuer Dauerausstellung sowie der Erweiterung des Memoriums Nürnberger Prozesse ist der neue Lern- und Begegnungsort ein zentraler Bestandteil des 2020 von der Bayerischen Staatsregierung beschlossenen Gesamtkonzepts zur Erinnerungsarbeit an den Orten der NS-Geschichte in Bayern.

Ziele des Lern- und Begegnungsorts

Das Zeppelinfeld und die Zeppelintribüne sind der einzige Teil des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes, der während der NS-Zeit tatsächlich gebaut, für Aufmärsche genutzt und bis heute weitgehend erhalten ist. An diesem Ort lässt sich die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts – von der Weimarer Republik über die NS-Zeit bis zur Bundesrepublik – besonders anschaulich nachvollziehen.

Für das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände ist die Anlage selbst ein zentrales Exponat. Durch die Möglichkeit, die historischen Strukturen zu betreten und räumlich zu erleben, wird die Vermittlung über reines Faktenwissen hinaus vertieft – Geschichte wird hier unmittelbar erfahrbar.

Bereits 2004 hatte der Stadtrat beschlossen, die Bauten des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes nicht verfallen zu lassen, aber auch nicht zu rekonstruieren. Ziel ist, sie in ihrem heutigen Zustand zu erhalten und als authentischen Lernort für kommende Generationen zugänglich zu machen.

Künftig sollen Besucherinnen und Besucher direkt vor Ort über die Geschichte des Areals informiert werden – in neuen Ausstellungsbereichen im Bahnhof Dutzendteich und in der Zeppelintribüne. Die Tribüne wird dafür dauerhaft geöffnet, einschließlich der Empfangshalle, dem nachträglich als „Goldenen Saal“ bezeichneten Innenraum. Die Ausstellung wird sowohl das Geschehen während der NS-Zeit als auch den Umgang mit dem Gelände nach 1945 thematisieren.

Eine barrierearme Erschließung ist zentraler Bestandteil des Konzepts: Ein Aufzug im östlichen Treppenhaus der Tribüne sowie mehrere Rampen ermöglichen den Zugang zu allen wichtigen Bereichen.

Auch der westliche Teil des Zeppelinfelds und einer der Feldtürme werden künftig zugänglich gemacht. Markierungen und gestalterische Elemente verdeutlichen dabei die architektonische Wirkung und Inszenierungsstrategien der NS-Zeit.

Klangkünstlerin gewinnt Wettbewerb „Kunst am Bau“

Die international renommierte Klangkünstlerin Susan Philipsz aus Schottland gewinnt den Wettbewerb „Kunst am Bau“ für den Lern- und Begegnungsort Zeppelinfeld und Zeppelintribüne. Einstimmig fiel die Wahl einer Fachjury auf die 24-Kanal-Klanginstallation „A Tone Poem“, die künftig auf der Stufenanlage der Zeppelintribüne realisiert wird.

Der Wettbewerb wurde auf Anregung von Bund und Freistaat Bayern ausgelobt, da der künftige Lern- und Begegnungsort eine herausragende nationale Bedeutung besitzt. Von der Gesamtsumme des Bauvorhabens sind daher zwingend 0,5 Prozent für die Realisierung von Kunst am Bau vorgesehen. Bei der Gesamtsumme von 85,1 Millionen Euro – wovon der Deutsche Bundestag 42,55 Millionen Euro bereitstellt und der Freistaat Bayern und die Stadt Nürnberg jeweils 21,275 Millionen Euro beisteuern – sind diese 0,5 Prozent umgerechnet rund 400.000 Euro.

Zu einem geschlossenen Wettbewerb waren sieben Künstlerinnen, Künstler und Kollektive eingeladen. Die zwölfköpfige Jury setzte sich aus Vertreterinnen und Vertretern des Nürnberger Stadtrats, der Bau- und Kulturverwaltung, Fachleuten für Geschichtsvermittlung und Denkmalpflege sowie externen Kuratorinnen und Kuratoren mit Erfahrung im Bereich Kunst im öffentlichen Raum zusammen.

Angesichts der klanglich-poetischen Qualität und der konzeptuellen Tiefe entschied sich das Gremium einstimmig für das Werk „A Tone Poem“ von Susan Philipsz. Die Installation greift Richard Strauss’ Komposition „Metamorphosen“ auf und dekonstruiert diese tonale Struktur und setzt so ein musikalisches Statement gegen das Vergessen und die Ästhetik des Nationalsozialismus.

Erste Bauphase beginnt

Die erste Bauphase umfasst sowohl den ehemaligen Bahnhof Dutzendteich und sein Umfeld als auch die Zeppelintribüne. In der Tribüne wurden bereits umfangreiche Sicherungsmaßnahmen durchgeführt, um weitere Schäden zu verhindern. Damit sich Besucherinnen und Besucher künftig wieder gefahrlos nähern können, wurden unter anderem Stahlstützen in die ehemaligen Toiletten- und Treppenräume der beiden Flügel eingebaut. Sie gewährleisten dauerhaft die Standsicherheit des Gebäudes.

Nach der Montage der Arbeitsgerüste haben inzwischen die Fassadenarbeiten begonnen. Fachfirmen restaurieren schadhafte Bereiche und sichern die historische Bausubstanz langfristig.

Auch am Bahnhof Dutzendteich schreiten die Arbeiten voran: Die Dachkonstruktion wurde repariert und statisch gesichert, im Inneren sind die später eingebauten Raumstrukturen aus den 1990er-Jahren entfernt – damit kann nun der Innenausbau beginnen.

Alle Maßnahmen erfolgen in enger Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege sowie den Fördergebern von Bund und Freistaat Bayern.

Die Fertigstellung der Fassadensanierung ist für 2027 vorgesehen. Ab 2026 beginnen auf der Westseite des Zeppelinfelds die Sicherungsarbeiten an den 17 Türmen, gefolgt von der Stabilisierung der Wallanlagen und der Neugestaltung der Grünflächen. Ab 2028 werden die Türme und Wallanlagen auf der Ostseite bearbeitet; die dortigen Sportplätze bleiben bestehen.

Trotz der Bauarbeiten können die bekannten Großveranstaltungen Norisring-Rennen und Rock im Park auch weiterhin stattfinden – gegebenenfalls mit organisatorischen Anpassungen.

Unter Berücksichtigung aller baulichen, denkmalpflegerischen und organisatorischen Anforderungen wird die Gesamtfertigstellung bis 2030 erwartet. Die inhaltliche Betreuung und Vermittlungsarbeit vor Ort übernimmt anschließend das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände.

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