Die Kongresshalle ist eine der größten baulichen Hinterlassenschaften des Nationalsozialismus in Deutschland. Der für die „Parteikongresse“ der NSDAP geplante Monumentalbau wurde nie fertiggestellt. Der Rohbau auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände stand – nach einer intensiven Nutzung als Lagerfläche – in den vergangenen Jahren größtenteils leer. Im nördlichen Kopfbau der Kongresshalle befindet sich seit 2001 das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, im südlichen Kopfbau sind seit 1963 die Nürnberger Symphoniker beheimatet.
In den nächsten Jahren werden zwei große Kulturprojekte hinzukommen: die sogenannten Ermöglichungsräume, in denen Künstlerinnen und Künstler arbeiten, proben, aufführen und ausstellen können, sowie eine Spielstätte des Staatstheaters Nürnberg. Durch die enge Verzahnung des Staatstheaters mit der künstlerischen Arbeit in den Ermöglichungsräumen für die freien Szenen entsteht in der Kongresshalle ein einzigartiger und innovativer Kulturort, der mit den Mitteln der Kunst eine zukunftsgerichtete Auseinandersetzung mit der Geschichte fördert.
Das ist neu:
Der Ergänzungsbau ist als unselbständiger Baukörper konzipiert. Um den geplanten Eröffnungstermin der Spielstätte des Staatstheaters Ende 2028 einhalten zu können, müssen sowohl der Neubau als auch der Bestandsausbau fertiggestellt werden. Es hat sich gezeigt, dass die Vorgehensweise beim Neubau einen schnelleren Baufortschritt als beim Bestand ermöglicht. Wenn die Voraussetzungen für die Förderung erfüllt sind, soll deshalb künftig nur noch ein Auftragnehmer den Ausbau des Bestandsgebäudes weiter umsetzen.
Nach dem Baubeginn im Dezember 2024 geht es auf der Baustelle im Innenhof der Kongresshalle zügig voran: Zunächst wurden Bodenverbesserungsarbeiten durchgeführt und Teile der Bodenplatten zurückgebaut. Das Abbruchmaterial wurde zerkleinert und wiederverwendet. Parallel dazu läuft die Baustelleneinrichtung, unter anderem mit dem Aufstellen der Kräne. Erste Teile der Bodenplatte des neuen Baukörpers sind gegossen. Die Rohbauarbeiten haben bereits begonnen.
Für den Ergänzungsbau wird eine neue Obermaschinerie angeschafft. Ursprünglich war geplant, diesen Teil der Bühnentechnik aus dem Opernhaus auszubauen und in die Kongresshalle umzuziehen. Aufgrund der Förderbestimmungen muss der Ergänzungsbau mindestens 25 Jahre betrieben werden. Dieser Zeitraum ist länger als die zu erwartende Restnutzungsdauer der Obermaschinerie des Opernhauses. Um einen späteren Austausch zu vermeiden, ist die Beschaffung einer neuen Obermaschinerie die bessere Variante.
In der Sitzung der Opernhaus-Kommission am 30. April 2025 hat das Architekturbüro LRO GmbH & Co. KG den Entwurf des Ergänzungsbaus detailliert vorgestellt und erste Einblicke in das Gebäude und den künftigen Saal gewährt. Eine zurückgenommene und dunkle Raumgestaltung soll den Fokus ganz auf die Bühne lenken und die umfangreiche Theatertechnik möglichst in den Hintergrund rücken.
Die kalkulierten Baukosten entsprechen im Wesentlichen dem vom Stadtrat im Juli 2024 beschlossenen Finanzierungskonzept: Für das Gesamtprojekt Kongresshalle sind 296 Millionen Euro veranschlagt. Davon werden voraussichtlich rund 210 Millionen Euro durch Fördermittel des Bundes, des Freistaats Bayern und der Europäischen Union finanziert.
Fakten zum Projekt
Lage
Die Kongresshalle liegt auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände im Nürnberger Südosten direkt am Dutzendteich. Sie ist mit der Haltestelle Doku-Zentrum der Straßenbahnlinien 6 und 8 sowie einigen Buslinien sehr gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.
Flächen
Das seit 1973 unter Denkmalschutz stehende Gebäude besteht aus zwei Kopfbauten und dem U-förmigen Rundbau, der eine 25.000 Quadratmeter große Fläche einfasst. Die Grundfläche des Rundbaus beträgt 118.000 Quadratmeter. Er ist in 16 annähernd baugleiche Sektoren aufgeteilt. Mit einer Höhe von 39 Metern verfügt er über fünf Hauptgeschosse und vier Zwischengeschosse.
Künftige Nutzung
Seit 1963 ist der südliche Kopfbau der Kongresshalle das Zuhause der Nürnberger Symphoniker. Seit 1986 dient der „Serenadenhof“ als Open-Air-Spielstätte. Im nördlichen Kopfbau wurde 2001 das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände eröffnet. Die Dauerausstellung sowie zahlreiche Sonderausstellungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote informieren über die NS-Reichsparteitage sowie das Gelände. Derzeit wird das Dokumentationszentrum umgebaut. Geplant ist eine Erweiterung des Museums mit einem Medien- und Recherchezentrum, einer Bibliothek, Tagungsräumen und Begegnungsflächen. Im Zuge der Umbauarbeiten wird auch die Dauerausstellung neu konzipiert. Bis zur Wiedereröffnung voraussichtlich im Jahr 2025 präsentiert eine Interimsausstellung die Geschichte des historischen Orts.
In den kommenden Jahren werden im U-förmigen Rundbau der Kongresshalle zwei große Kulturprojekte verwirklicht: In den sogenannten Ermöglichungsräumen können Kunstschaffende der freien Szenen arbeiten, ausstellen und auftreten. Während der Sanierung und der Erweiterung des Opernhauses am Richard-Wagner-Platz werden die Sparten Musiktheater, Tanz und Konzert des Staatstheaters in der Kongresshalle ein Zuhause auf Zeit finden.
Ermöglichungsräume
Vier der insgesamt 16 Sektoren des Kongresshallen-Rundbaus werden für eine Nutzung durch die Künste und Kultur ertüchtigt. Kunst und Kultur sollen an diesem historischen Ort der Unkultur Impulse für eine zukunftsgerichtete Erinnerungskultur geben.
Die Sektoren 1 und 2 werden zum „Präsentationshaus“ mit Ausstellungsräumen, Galerien, Spielstätten und Veranstaltungsräumen. Daneben laden Aufenthaltsräume und Foyers zum Verweilen und zum Austausch ein. Die Sektoren 9 und 10 werden zum „Produktionshaus“ mit Proben- und Arbeitsräumen. Der aktuelle Planungsstand sieht 49 Atelierräume, Werkstätten, ein Tonstudio, 25 Bandproberäume und einen großen Tanzproberaum vor. Die Gesamtfläche der Ermöglichungsräume beträgt knapp 7.300 Quadratmeter.
Spielstätte des Staatstheaters Nürnberg
Das Opernhaus am Richard-Wagner-Platz weist nach fast 120 Jahren erhebliche bauliche Mängel auf. Deshalb muss das Gebäude saniert und erweitert werden. Nur dann ist ein zukunftsfähiger Theaterbetrieb für alle Sparten des Staatstheaters Nürnberg gesichert. Während der Bauarbeiten braucht das Staatstheater eine neue Spielstätte. Für die Bauzeit – voraussichtlich etwa zehn Jahre – benötigen die Sparten Musiktheater und Ballett sowie die Staatsphilharmonie außerdem einen Ort für Proben und Auftritte. Nach einer langen und intensiven Diskussion in der Stadtgesellschaft entschied sich der Stadtrat mit großer Mehrheit im Dezember 2021 für die Kongresshalle als Standort der neuen Spielstätte.
In sechs der 16 Sektoren des U-förmigen Kongresshallen-Rundbaus sollen Verwaltungs-, Service- und Präsenzwerkstatträume, Künstlergarderoben, Stimmzimmer und Proberäume untergebracht werden. Dabei finden aber Flächen, die für den eigentlichen Spielbetrieb benötigt werden – vor allem Bühnen, Orchestergraben und Zuschauerraum – keinen Platz im Rundbau. Dafür wird der sogenannte Ergänzungsbau gebaut. Dieses Gebäude wird im nordwestlichen Bereich des Innenhofs errichtet, so die Entscheidung des Stadtrats auf Grundlage eines Gutachterverfahrens.
Der Neubau ist als unselbstständiges Gebäude konzipiert und daher eng mit dem Bestand verknüpft. Er beinhaltet im Wesentlichen die Hauptbühne mit Bühnenturm, die SeitenÂ, HinterÂ-und Probebühne, für den Bühnenbetrieb erforderliche Magazine, Garderoben und weitere zwingend bühnennahe Räume sowie einen Orchesterprobensaal, den Orchestergraben und den Zuschauerraum für 800 Personen. Der kompakte Bau bindet an sechs Stellen an die Kongresshalle an, wobei der Zugang zum Neubau durch die Kongresshalle erfolgen wird. Dort werden auch die Garderoben und Foyers, die Pausengastronomie, Treppen und Fahrstühle, aber auch umfassende für den Betrieb des Theaters erforderliche Räume wie beispielsweise Proberäume für das Musik und Tanztheater, den Chor sowie die Staatsphilharmonie untergebracht sein.
Der Neubau an der Kongresshalle wird teils auf bereits vorhandenen Fundamentplatten errichtet und soll vollständig begrünt werden.
Träger
Trägerin der Baumaßnahmen im Kongresshallen-Rundbau ist die Stadt Nürnberg.
Kosten
Die Gesamtkosten für die Kulturbauvorhaben in der Kongresshalle liegen bei 296 Millionen Euro. Dieser Betrag umfasst den Substanzerhalt der denkmalgeschützten Immobilie, den Ausbau von vier Segmenten des Kongresshallen-Rundbaus für die Ermöglichungsräume für Kunst und Kultur, den Ausbau von sechs Segmenten für die Spielstätte des Staatstheaters Nürnberg sowie den neu zu errichtenden Ergänzungsbau im Innenhof der Kongresshalle. Auf den Theaterbau entfallen 85,5 Millionen Euro.
2021 wurden die Kosten für das Gesamtprojekt auf 211 Millionen Euro veranschlagt. Das am 17. Juli 2024 vom Stadtrat verabschiedete Finanzierungskonzept geht von 296 Millionen Euro aus. Die Gründe dafür sind im Wesentlichen der allgemeine Aufwärtstrend der Baupreise sowie die längere Nutzungsdauer des Ergänzungsbaus: Ursprünglich war man von zehn Jahren ausgegangen; die Förderrichtlinien des Freistaates Bayern sehen jedoch eine Nutzung von mindestens 25 Jahren vor. Von den 296 Millionen Euro sollen voraussichtlich 210 Millionen Euro durch Fördermittel von Bund, dem Freistaat Bayern und der Europäischen Union finanziert werden.
Zeitplan
Die bislang veröffentlichte Zeitplanung für die Kulturbauvorhaben in der Kongresshalle war extrem ambitioniert und enthielt keinerlei Reserven, um etwaige Verzögerungen abzupuffern. Die Fortschritte im Planungsstand sowie die Erkenntnisse aus den Verhandlungen mit Fördergebern ermöglichen nun genaue Aussagen über die zeitlichen Rahmenbedingungen zur Umsetzung der weiteren Planungs- und Bauprozesse.
Diese Konkretisierung ist insbesondere für das Staatstheater Nürnberg von großer Bedeutung, weil dessen künstlerische Produktion eines mehrjährigen Vorlaufs bedarf. Auch der komplexe Umzug vom Richard-Wagner-Platz in die Kongresshalle muss lange im Voraus geplant werden – sowohl aus logistischen Gründen als auch wegen der Gestaltung einer „Übergangsspielzeit“, die eine Unterbrechung des Spielbetriebs so kurz wie möglich hält. Vor diesem Hintergrund ist vor allem das Staatstheater auf größtmögliche Planungssicherheit angewiesen.
Der im Juli 2024 aktualisierte ehrgeizige, aber nicht utopische Zeitplan zeigt dem Staatstheater mit Blick auf die Planung des Umzugs und der Eröffnungsspielzeit realistische Perspektiven auf.
Die Bauarbeiten in der Kongresshalle für die Spielstätte des Staatstheaters Nürnberg und die Ermöglichungsräume für Kunst und Kultur haben im Dezember 2024 begonnen. Der Innenausbau für die Ermöglichungsräume und die Spielstätte des Staatstheaters sollen im 4. Quartal 2025 bzw. im 1. Quartal 2026 starten. Läuft alles nach Plan, wird die erste Vorstellung im Theaterbau im Innenhof im 4. Quartal 2028 stattfinden.
Bürgerbeteiligung
In die Planungen für die Ermöglichungsräume war ein breiter Kreis an kulturellen Verbänden, Gruppen, Vereinen sowie Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Visuelle Kunst, Musik, Film, Gaming und Digital Art, Literatur, Theater, Tanz, Performance einbezogen. In verschiedenen Formaten, zum Beispiel Interviews oder Gesprächsrunden, konnten die Akteurinnen und Akteure aus der Kunst- und Kreativszene ihre Erwartungen und Ansprüche formulieren. Diese Bedarfe, etwa Größe, Ausstattung und Zugänglichkeit der Räume, wurden in das Nutzungskonzept der Ermöglichungsräume eingearbeitet.
Über den Standort einer Spielstätte für das Staatstheater wurde in der Stadtgesellschaft intensiv diskutiert – sowohl in Bürgerversammlungen, Diskussionsveranstaltungen als auch im Stadtrat, insbesondere in der Opernhaus-Kommission. Strittig war vor allem die Verortung des Theaterbaus mit Bühne, Zuschauerraum und Orchestergraben. Nach einem Gutachterverfahren hat der Stadtrat im Juli 2022 entschieden, diesen Ergänzungsbau im nordwestlichen Bereich des Innenhofs der Kongresshalle zu platzieren.
Pressemitteilungen
Hier finden Sie eine chronologische Übersicht der von der Stadt Nürnberg veröffentlichten Pressemitteilungen zum Thema Kongresshalle:
Ermöglichungsräume in der Kongresshalle (Visualisierung).
Weitere Projekte
Stadtentwicklungsprojekte ziehen manchmal große Veränderungen im Stadtbild nach sich und werden in der Öffentlichkeit rege diskutiert. Ausgewählte Projekte stellen wir Ihnen auf unserer Seite „Stadtentwicklung“ in loser Folge vor.