Die Kongresshalle ist eine der größten baulichen Hinterlassenschaften des Nationalsozialismus in Deutschland. Der für die „Parteikongresse“ der NSDAP geplante Monumentalbau wurde nie fertiggestellt. Der Rohbau auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände stand – nach einer intensiven Nutzung als Lagerfläche – in den vergangenen Jahren größtenteils leer. Im nördlichen Kopfbau der Kongresshalle befindet sich seit 2001 das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, im südlichen Kopfbau sind seit 1963 die Nürnberger Symphoniker beheimatet.
In den nächsten Jahren werden zwei große Kulturprojekte hinzukommen: die sogenannten Ermöglichungsräume, in denen Künstlerinnen und Künstler arbeiten, proben, aufführen und ausstellen können, sowie eine Spielstätte des Staatstheaters Nürnberg. Durch die enge Verzahnung des Staatstheaters mit der künstlerischen Arbeit in den Ermöglichungsräumen für die freien Szenen entsteht in der Kongresshalle ein einzigartiger und innovativer Kulturort, der mit den Mitteln der Kunst eine zukunftsgerichtete Auseinandersetzung mit der Geschichte fördert.

Das ist neu
Rohbau weit fortgeschritten
Vor einem Jahr haben die Bauarbeiten für die neue Spielstätte des Staatstheaters und die Ermöglichungsräume für Kunst und Kultur begonnen. Seither hat sich im Innenhof der Kongresshalle viel getan: Der Rohbau des Ergänzungsbaus steht inzwischen bis zum Dach über dem Hauptgeschoss und lässt die künftige Gestalt des Gebäudes bereits gut erkennen.
Der Neubau nimmt mit rund 4.700 Quadratmetern etwa ein Fünftel der Hoffläche ein. Aktuell ist der Rohbau bis zu einer Höhe von 17 Metern fertiggestellt. Lediglich der 34 Meter hohe Bühnenturm steht noch aus.
Platz für Bühne, Proben und Betrieb
In den beiden bislang errichteten Geschossen sind bereits zentrale Funktionsbereiche entstanden. Dazu zählen unter anderem Anlieferung und Magazine, die Unterbühne, Künstlergarderoben, der Orchesterprobensaal der Staatsphilharmonie, der Orchestergraben sowie verschiedene Betriebs- und Technikflächen.
Im darüberliegenden Hauptgeschoss entstehen die Hauptbühne mit Hinter- und Seitenbühne, eine große Probebühne sowie der Zuschauerraum. Dieser wird am oberen Ende des zweigeteilten Parketts durch Regiekabinen ergänzt.
Verbindung von Neubau und Bestand
Inzwischen sind auch die beiden Übergangsbauwerke gut erkennbar, die den Neubau auf drei Ebenen mit dem historischen Bestand verbinden. Der Ergänzungsbau ist als unselbständiger Teil des Staatstheaters konzipiert: Rund ein Fünftel der Funktionen wird hier untergebracht, während der Großteil weiterhin im denkmalgeschützten Hauptgebäude verbleibt.
Zugang für das Publikum bleibt im Bestandsbau
Das Publikum wird das Theater künftig – ebenso wie die angrenzenden Ermöglichungsräume – über den Arkadengang des Torsos betreten. Alle zentralen Publikumsbereiche wie Eingangshalle, Abendkasse, Foyer, Gastronomie, Garderoben und WCs befinden sich ebenfalls im Bestandsgebäude.
Zahlen und Ausblick
Seit Baubeginn wurden rund 10.500 Kubikmeter Beton, 1.762 Tonnen Bewehrungsstahl, 245 Tonnen Stahlträger sowie etwa 2.200 Quadratmeter Gitterträgerdecken über Bühnen, Montagehalle und Orchesterprobensaal verbaut.
In den kommenden Wochen entstehen die Außenwände des Bühnenturms, die Parkettebene des Zuschauerraums, der Rang sowie die Dachdecke über dem Zuschauerraum. Alle Dächer sollen bis Anfang April 2026 regendicht sein. Die Fertigstellung des Ergänzungsbaus ist für Ende 2027 geplant.
Schneller Baustart dank klarer Entscheidung
Der Ergänzungsbau beherbergt zentrale Bereiche des neuen Staatstheaters: die Hauptbühne, den Orchestergraben, den Orchesterprobenraum sowie den Zuschauersaal mit rund 800 Plätzen. Der Auftrag für den Bau wurde im Juli 2024 im Rahmen eines Totalübernehmerverfahrens an die Firma Georg Reisch GmbH & Co. KG aus Bad Saulgau vergeben. Der Entwurf stammt vom Architekturbüro LRO GmbH & Co. KG aus Stuttgart.
Maßgeblich für den zügigen Fortschritt war ein Beschluss des Stadtrats im Juli 2022. Damals wurde festgelegt, den Theaterneubau im nordwestlichen Bereich des Innenhofs der Kongresshalle zu errichten. Dadurch konnten bestehende Fundamentplatten genutzt werden, was einen schnellen Start der Hochbauarbeiten ermöglichte.
Bilder von der Baustelle

Fakten zum Projekt
Die Kongresshalle liegt auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände im Nürnberger Südosten direkt am Dutzendteich. Sie ist mit der Haltestelle Doku-Zentrum der Straßenbahnlinien 6 und 8 sowie einigen Buslinien sehr gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.
Das seit 1973 unter Denkmalschutz stehende Gebäude besteht aus zwei Kopfbauten und dem U-förmigen Rundbau, der eine 25.000 Quadratmeter große Fläche einfasst. Die Grundfläche des Rundbaus beträgt 118.000 Quadratmeter. Er ist in 16 annähernd baugleiche Sektoren aufgeteilt. Mit einer Höhe von 39 Metern verfügt er über fünf Hauptgeschosse und vier Zwischengeschosse.
Seit 1963 ist der südliche Kopfbau der Kongresshalle die Heimat der Nürnberger Symphoniker. Seit 1986 wird der „Serenadenhof” als Open-Air-Spielstätte genutzt. Im nördlichen Kopfbau wurde im Jahr 2001 das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände eröffnet. Die Dauerausstellung sowie zahlreiche Sonderausstellungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote informieren über die NS-Reichsparteitage und das Gelände. Derzeit wird das Dokumentationszentrum umgebaut. Geplant ist eine Erweiterung des Museums um ein Medien- und Recherchezentrum, eine Bibliothek, Tagungsräume und Begegnungsflächen. Im Zuge der Umbauarbeiten wird auch die Dauerausstellung neu konzipiert. Bis zur Wiedereröffnung präsentiert eine Interimsausstellung die Geschichte des historischen Ortes. Nach aktuellem Planungsstand werden die Ausbauarbeiten 2025 abgeschlossen sein. Die neue Dauerausstellung soll 2026 eröffnet werden.
In den kommenden Jahren werden im U-förmigen Rundbau der Kongresshalle zwei große Kulturprojekte verwirklicht: In den sogenannten „Ermöglichungsräumen” können Kunstschaffende der freien Szene arbeiten, ausstellen und auftreten. Während der Sanierung und Erweiterung des Opernhauses am Richard-Wagner-Platz finden die Sparten Musiktheater, Tanz und Konzert des Staatstheaters in der Kongresshalle ein Zuhause auf Zeit.
Ermöglichungsräume
Vier der insgesamt 16 Sektoren des Kongresshallen-Rundbaus werden für eine Nutzung durch Kunst und Kultur vorbereitet. An diesem historischen Ort der Unkultur sollen Kunst und Kultur Impulse für eine zukunftsgerichtete Erinnerungskultur geben.
Die Sektoren 1 und 2 werden zu einem „Präsentationshaus“ mit Ausstellungsräumen, Galerien, Spielstätten und Veranstaltungsräumen umgestaltet. Daneben laden Aufenthaltsräume und Foyers zum Verweilen und Austausch ein. Die Sektoren 9 und 10 werden zum „Produktionshaus“ mit Proben- und Arbeitsräumen. Der aktuelle Planungsstand sieht 49 Atelierräume, Werkstätten, ein Tonstudio, 25 Bandproberäume und einen großen Tanzproberaum vor. Die Gesamtfläche der Ermöglichungsräume beträgt knapp 7.300 Quadratmeter.
Spielstätte des Staatstheaters Nürnberg
Das Opernhaus am Richard-Wagner-Platz weist nach fast 120 Jahren erhebliche bauliche Mängel auf. Deshalb muss das Gebäude saniert und erweitert werden. Nur dann ist ein zukunftsfähiger Theaterbetrieb für alle Sparten des Staatstheaters Nürnberg gesichert. Während der Bauarbeiten benötigt das Staatstheater eine neue Spielstätte. Für die voraussichtlich etwa zehnjährige Bauzeit benötigen die Sparten Musiktheater und Ballett sowie die Staatsphilharmonie außerdem einen Ort für Proben und Auftritte. Nach einer langen und intensiven Diskussion in der Stadtgesellschaft entschied der Stadtrat im Dezember 2021 mit großer Mehrheit, die Kongresshalle als Standort der neuen Spielstätte zu nutzen.
In sechs der 16 Sektoren des U-förmigen Rundbaus der Kongresshalle sollen Verwaltungs-, Service- und Präsenzwerkstatträume sowie Künstlergarderoben, Stimmzimmer und Proberäume untergebracht werden. Dabei finden Flächen, die für den eigentlichen Spielbetrieb benötigt werden – vor allem Bühnen, Orchestergraben und Zuschauerraum – jedoch keinen Platz im Rundbau. Dafür wird der sogenannte Ergänzungsbau gebaut. Er wird im nordwestlichen Bereich des Innenhofs errichtet, so die Entscheidung des Stadtrats auf Grundlage eines Gutachterverfahrens.
Der Neubau ist als unselbstständiges Gebäude konzipiert und daher eng mit dem Bestand verknüpft. Er beinhaltet im Wesentlichen die Hauptbühne mit Bühnenturm, die Seiten-, Hinter- und Probebühne, für den Bühnenbetrieb erforderliche Magazine, Garderoben und weitere zwingend bühnennahe Räume, einen Orchesterprobensaal, den Orchestergraben und einen Zuschauerraum für 800 Personen. Der kompakte Bau bindet an sechs Stellen an die Kongresshalle an. Der Zugang zum Neubau erfolgt durch die Kongresshalle. In der Kongresshalle werden auch die Garderoben und Foyers, die Pausengastronomie, Treppen und Fahrstühle sowie umfassende, für den Betrieb des Theaters erforderliche Räume, beispielsweise Proberäume für das Musik- und Tanztheater, den Chor und die Staatsphilharmonie, untergebracht sein.
Der Neubau an der Kongresshalle wird teils auf bereits vorhandenen Fundamentplatten errichtet und soll vollständig begrünt werden.
Trägerin der Baumaßnahmen im Kongresshallen-Rundbau ist die Stadt Nürnberg.
Die Gesamtkosten für die Kulturbauvorhaben in der Kongresshalle liegen bei 296 Millionen Euro. Dieser Betrag umfasst den Substanzerhalt der denkmalgeschützten Immobilie, den Ausbau von vier Segmenten des Kongresshallen-Rundbaus für die Ermöglichungsräume für Kunst und Kultur, den Ausbau von sechs Segmenten für die Spielstätte des Staatstheaters Nürnberg sowie den neu zu errichtenden Ergänzungsbau im Innenhof der Kongresshalle. Auf den Theaterbau entfallen 85,5 Millionen Euro.
2021 wurden die Kosten für das Gesamtprojekt auf 211 Millionen Euro veranschlagt. Das am 17. Juli 2024 vom Stadtrat verabschiedete Finanzierungskonzept geht von 296 Millionen Euro aus. Die Gründe dafür sind im Wesentlichen der allgemeine Aufwärtstrend der Baupreise sowie die längere Nutzungsdauer des Ergänzungsbaus: Ursprünglich war man von zehn Jahren ausgegangen; die Förderrichtlinien des Freistaates Bayern sehen jedoch eine Nutzung von mindestens 25 Jahren vor. Von den 296 Millionen Euro sollen voraussichtlich 210 Millionen Euro durch Fördermittel von Bund, dem Freistaat Bayern und der Europäischen Union finanziert werden.
Die bislang veröffentlichte Zeitplanung für die Kulturbauvorhaben in der Kongresshalle war extrem ambitioniert und enthielt keinerlei Reserven, um etwaige Verzögerungen abzupuffern. Die Fortschritte im Planungsstand sowie die Erkenntnisse aus den Verhandlungen mit Fördergebern ermöglichen nun genaue Aussagen über die zeitlichen Rahmenbedingungen zur Umsetzung der weiteren Planungs- und Bauprozesse.
Diese Konkretisierung ist insbesondere für das Staatstheater Nürnberg von großer Bedeutung, weil dessen künstlerische Produktion eines mehrjährigen Vorlaufs bedarf. Auch der komplexe Umzug vom Richard-Wagner-Platz in die Kongresshalle muss lange im Voraus geplant werden – sowohl aus logistischen Gründen als auch wegen der Gestaltung einer „Übergangsspielzeit“, die eine Unterbrechung des Spielbetriebs so kurz wie möglich hält. Vor diesem Hintergrund ist vor allem das Staatstheater auf größtmögliche Planungssicherheit angewiesen.
Der im Juli 2024 aktualisierte ehrgeizige, aber nicht utopische Zeitplan zeigt dem Staatstheater mit Blick auf die Planung des Umzugs und der Eröffnungsspielzeit realistische Perspektiven auf.
Die Bauarbeiten in der Kongresshalle für die Spielstätte des Staatstheaters Nürnberg und die Ermöglichungsräume für Kunst und Kultur haben im Dezember 2024 begonnen. Der Innenausbau für die Ermöglichungsräume und die Spielstätte des Staatstheaters sollen im 4. Quartal 2025 beziehungsweise im 1. Quartal 2026 starten. Läuft alles nach Plan, wird die erste Vorstellung im Theaterbau im Innenhof im 4. Quartal 2028 stattfinden.
In die Planungen für die Ermöglichungsräume war ein breiter Kreis an kulturellen Verbänden, Gruppen, Vereinen sowie Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Visuelle Kunst, Musik, Film, Gaming und Digital Art, Literatur, Theater, Tanz, Performance einbezogen. In verschiedenen Formaten, zum Beispiel Interviews oder Gesprächsrunden, konnten die Akteurinnen und Akteure aus der Kunst- und Kreativszene ihre Erwartungen und Ansprüche formulieren. Diese Bedarfe, etwa Größe, Ausstattung und Zugänglichkeit der Räume, wurden in das Nutzungskonzept der Ermöglichungsräume eingearbeitet.
Über den Standort einer Spielstätte für das Staatstheater wurde in der Stadtgesellschaft intensiv diskutiert – sowohl in Bürgerversammlungen, Diskussionsveranstaltungen als auch im Stadtrat, insbesondere in der Opernhaus-Kommission. Strittig war vor allem die Verortung des Theaterbaus mit Bühne, Zuschauerraum und Orchestergraben. Nach einem Gutachterverfahren hat der Stadtrat im Juli 2022 entschieden, diesen Ergänzungsbau im nordwestlichen Bereich des Innenhofs der Kongresshalle zu platzieren.
Hier finden Sie eine chronologische Übersicht der von der Stadt Nürnberg veröffentlichten Pressemitteilungen zum Thema Kongresshalle:
Der Stadtrat und seine Ausschüsse beschäftigen sich mit dem Thema Kongresshalle. Hier eine chronologische Übersicht der Sitzungen:
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Aktualisiert am 15.12.2025, 15:28 Uhr





























