Herbstliches Panoramabild mit Blick auf die Nürnberger Burg.

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Altkleidersammlung in Nürnberg

Eine Frau wirft eine Tüte mit Altkleidern in einen Altkleidercontainer., Bild © Dan Race / AdobeStock

Die Lage auf dem Altkleidermarkt spitzt sich weiter zu: Die Nachfrage nach Altkleidung sinkt, Preisverfall und Absatzschwierigkeiten sind die Folge. Hinzu kommt, dass die Qualität der eingesammelten Textilien stark nachgelassen hat, sodass immer größere Anteile nur noch als Müll entsorgt werden können.

Auch Nürnberg treffen diese Entwicklungen hart. Flächendeckend aufgestellte Altkleidercontainer wird es deshalb künftig nicht mehr geben. Mit Schwerpunkt auf der Süd- und Südweststadt müssen etwa 20 Prozent der 540 Containerstandorte aufgelöst werden. Zur Abgabe gut erhaltener Kleidung wird an allen sechs Wertstoffhöfen ein neues Thekenmodell eingeführt. Zudem ist ein Pilotprojekt mit mobilen Sammelstellen in der Süd- und Weststadt geplant. Stark verschmutzte oder kaputte Textilien, die nicht verwertet werden können, gehören weiterhin in den Restmüll. Die betroffenen Container werden im Vorfeld mit Aufklebern versehen, um die Bürgerinnen und Bürger über alternative Entsorgungswege zu informieren.

BRK sammelt jährlich 2.550 Tonnen

Bei der Altkleidersammlung in Nürnberg ist das Bayerische Rote Kreuz (BRK) der Hauptakteur. Das BRK unterhält rund 600 Altkleidercontainer an 540 Standorten im öffentlichen Raum. Zudem gibt es BRK-Container an den Wertstoffhöfen. Insgesamt sammelt das BRK so jährlich rund 2.550 Tonnen Altkleidung. Etwa 300 Tonnen sortiert das BRK selbst. Der Rest geht an gewerbliche Sortierbetriebe. Jährlich werden etwa 50 Tonnen Kleidung in den BRK-Secondhandläden verkauft. Die Gewinne aus dem Verkauf werden für die Erfüllung satzungsgemäßer Aufgaben verwendet. Dazu zählen unter anderem Hilfen für Senioren oder Menschen mit Behinderung, der Katastrophenschutz sowie die Kinder- und Jugendarbeit. Die Altkleidersammlung des BRK ist damit ein bewährtes System, das soziale und ökologische Ziele verfolgt, sich aber auch wirtschaftlich tragen muss.

Künftig deutlich weniger Container

Derzeit wird es immer schwieriger, die Altkleider zu vermarkten. Zudem landen immer häufiger verschmutzte, nasse oder mit Müll vermischte Spenden neben den Containern oder werden unsachgemäß darin entsorgt. Solche unbrauchbaren Inhalte müssen als Müll entsorgt werden. Angesicht dieser Entwicklungen haben die Verantwortlichen des BRK entschieden, ab Ende Juni rund 110 Altkleidercontainer an 100 Standplätzen abzubauen. Die Container befinden sich vor allem in den westlichen und südlichen Stadtteilen. Die BRK beobachtet die Situation und kann bei einer Verschlechterung nicht ausschließen, dass Container in weiteren Stadtteilen abgebaut werden müssen.

Um brauchbare Altkleider von unbrauchbaren zu trennen, setzt das BRK künftig auf erweiterte Öffnungszeiten bei der Kleidersortierung – auch bis zum frühen Abend und samstags. Geplant ist zudem ein Pilotprojekt mit mobilen Sammelstellen in der Süd- und Weststadt. Zu festen Zeiten könnten Bürgerinnen und Bürger dort ihre Altkleider direkt übergeben. Die Bekanntgabe der Orte und Zeiten erfolgt nach Abschluss der Planungen.

Nicht mehr verwendbare Altkleider werden zusammen mit dem Sperrmüll in der Müllverbrennungsanlage entsorgt. Die steigende Müllmenge sowie die hohe Anzahl unbrauchbarer Altkleider in den Containern führen zu höheren Entsorgungskosten. Deshalb appelliert Helmut Huber, Abteilungsleiter Gebrauchtwaren und Wertstoffe des BRK Nürnberg: „Bitte werfen Sie keinen Müll in die Container. Vermeiden Sie Müllberge auf den Stellplätzen und halten Sie die Stellplätze sauber. Gut erhaltene Kleidung können Sie in die Container einwerfen oder zu den Abgabestellen bringen. Unbrauchbares gehört in den Müll. Die Kleidersammlung lebt von der Wiederverwendung“.

Nürnberg Spitzenreiter bei Secondhandläden

Bisher fand ein großer Teil der Altkleidung seinen Weg nach Osteuropa, in den Nahen Osten und nach Afrika. Aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, zahlreicher anderer Konflikte und Krisen sowie des „Fast-Fashion-Trends“, der billige Neuware unterhalb des Preises von Second-Hand-Textilien anbietet, sind diese Märkte jetzt stark eingeschränkt.

Bis Ende 2024 war der Marktpreis für Altkleider im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 50 Prozent gesunken. Dieser Trend setzte sich im Jahr 2025 fort. Unter dem Stichwort „Thrifting” gibt es jedoch auch einen bundesweiten Trend, Gebrauchtkleidung zu tragen, um Ressourcen zu schonen. Mit 25 Secondhandläden pro 100.000 Einwohner ist Nürnberg deutschlandweit Spitzenreiter in diesem Bereich. Einen Überblick über die Secondhandläden in Nürnberg und Mittelfranken bietet der Secondhand-Guide.

Daten und Fakten zum Thema

Laut dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung kaufen deutsche Verbraucherinnen und Verbraucher im Schnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr. Zwölf davon, also jedes fünfte Kleidungsstück, werden so gut wie nie getragen. Während es früher jährlich zwei Modekollektionen gab, wechselt das Angebot heute innerhalb von Wochen oder sogar Tagen. Durch diesen Trend der „Fast Fashion“ steigt der Energie- und Rohstoffverbrauch in der Textilbranche stark an.

Gleichzeitig sinken die Qualität und die Nutzungsdauer von Textilien, wodurch immer größere Mengen an Textilabfällen entstehen. Laut vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamts wurden im Jahr 2023 rund 175.000 Tonnen Textil- und Bekleidungsabfälle eingesammelt. Das entspricht rund zwei Kilogramm pro Kopf, wobei die über den Restmüll entsorgten Altkleider nicht berücksichtigt wurden. Insgesamt waren das 55 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. 2020 gab es mit rund 187.000 Tonnen den bisherigen Spitzenwert.

Die am 1. Januar 2025 in Kraft getretene EU-Richtlinie zur Getrenntsammlung von Alttextilien zielt darauf ab, möglichst alle verwertbaren Alttextilien außerhalb der Restmüllsammlung zu erfassen. Unbrauchbare Textilien sollen jedoch nicht in die Altkleidercontainer gelangen. Dies hat zu Verunsicherung der Verbraucherinnen und Verbraucher geführt. Stark verschmutzte oder kaputte Textilien, die als sogenannter Textilmüll nicht verwertet werden können, gehören weiterhin in den Restmüll.

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