Nuernberg, 26. September 2008: Kettensteg

Servicebetrieb Öffentlicher Raum

Generalsanierung der historischen Äußeren Stadtgrabenstützmauer

Stadtmauergraben, Bild © Christian Höhn / Stadt Nürnberg

Die historische äußere Stadtgrabenstützmauer ist Bestandteil der historischen Befestigungsanlage der Stadt Nürnberg, welche zu den umfangreichsten städtischen Verteidigungsanlagen in Europa zählt. Die sogenannte letzte Stadtbefestigung wurde zwischen dem 14. und dem 15. Jahrhundert gebaut und im 16. Jahrhundert durch Artilleriebastionen ergänzt.

Die Stadtmauer prägt den Grundriss Nürnbergs und prägt das charakteristische Bild der Altstadt. Von der ursprünglich rund fünf Kilometer langen äußeren Stadtgrabenstützmauer noch immerhin etwa 2,7 Kilometer erhalten. Damit ist die Stadtbefestigung Nürnbergs größtes und gleichzeitig eines seiner bedeutendsten Kunst- und Baudenkmäler, das es unbedingt zu erhalten gilt!

Topographia Franconiae, Bild © Merian Zeiller / Deutsches Historisches Museum
Merian Zeiller: „Topographia Franconiae“, 1648; ergänzt um Markierung des Sanierungsbereichs. Grün: Historische äußere Stadtgrabenstützmauer, Bereich am Spittlertorgraben zwischen Ludwigstor und Fürther Tor, Sanierungsabschnitt 2020. Rot: Historische äußere Stadtgrabenstützmauer, Gegenstand der Generalsanierung.

Akut sanierungsbedürftig: Stadtmauer und Laufertorturm

Diente die äußere Stadtgrabenstützmauer früher als Barriere gegen heranrückende Feinde und wurde sie daher seitens der mittelalterlichen Baumeister nur gegen den Druck der Erde ausgelegt, hat sich nicht nur infolge der Erweiterung der Stadt ihre Beanspruchung verändert: Insbesondere die Belastungen der Moderne – steigender Verkehr, Leitungsverlegungen, Frostschäden, Salzeinwirkungen – haben zu teilweise erheblichen Schäden an der historischen Wand geführt.

Deshalb saniert der Servicebetrieb Öffentlicher Raum Nürnberg (SÖR) in den kommenden Jahren die Äußere Stadtgrabenstützmauer. Das Hochbauamt saniert parallel den Laufertorturm.

Die weiteren Sanierungsabschnitte

Der dritte Sanierungsabschnitt führt entlang des Vestnertorgrabens, der vierte Abschnitt ist am Maxtorgraben geplant. Weitere Sanierungsabschnitte werden dann sukzessive festgelegt.

Die Website wird im Zuge der weiteren Arbeiten ebenfalls weiter aktualisiert.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die Stadt Nürnberg wissen um die Bedeutung der einzigartigen historischen Verteidigungsanlagen und haben gemeinsam eine Spendenkampagne ins Leben gerufen, um die Sanierung der Nürnberger Stadtmauer und des Laufer Torturms zu unterstützen. Mit vereinten Kräften möchten wir die Sanierung vorantreiben. Doch dafür benötigen wir Ihre Unterstützung. Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende!

Von Juli bis November 2021 kamen über diese Kampagne schon mehr als 100.000 Euro zusammen. Die Stadt Nürnberg dankt allen Spenderinnen und Spendern sowie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz für die Unterstützung.

Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König:
„Wir danken allen Menschen, die für die historische Stadtmauer gespendet haben, und der DSD ganz herzlich für ihr Engagement! Es ist enorm hilfreich, dass sich die DSD mit der aktuellen Spendenkampagne langfristig für den Erhalt der Nürnberger Stadtgrabenstützmauer einsetzt. Denn die Stadtmauer formt den Grundriss der Stadt Nürnberg und prägt das charakteristische Bild der Altstadt. Dieses große und bedeutende Baudenkmal gilt es unbedingt zu erhalten. Deshalb bitten wir auch weiterhin darum: Spenden Sie für den Erhalt der Nürnberger Stadtmauer!“

Bürgermeister und Erster SÖR-Werkleiter Christian Vogel:
„Ich freue mich, dass viele Menschen Anteil nehmen an der Stadtmauersanierung und die dringend notwendigen Arbeiten mit ihren Spenden unterstützen. Unsere historischen Verteidigungsanlagen sind einzigartig, wir wollen sie deshalb auch für die zukünftigen Generationen sichern. Deshalb zielen alle Maßnahmen darauf ab, die historische Substanz bestmöglich zu erhalten, und entsprechen strengen denkmalschutzrechtlichen Anforderungen. Das macht die Sanierung aber auch zu einer teuren und langfristig angelegten Maßnahme. Deshalb danke ich jedem einzelnen Spender und jeder einzelnen Spenderin für einen Beitrag zur Sanierung und hoffe auf viele weitere Spenden.“

Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich: „Auch mein Dank gilt den großzügigen Unterstützern. Jede Spende hilft bei der Sanierung der Stadtgrabenstützmauer und der anstehenden Sanierung des Laufer Torturms weiter. Der Erhalt und die Sicherung der denkmalgeschützten Bauten ist wichtig und notwendig. Daher freue ich mich umso mehr über jeden Spender, der sich mit der Stadt Nürnberg und seiner Stadtmauer sowie dem Laufer Torturm als großartiges Erkennungsmerkmal unserer Stadt verbunden fühlt.“

Helfen Sie mit!

Spendenkonto Deutsche Stiftung Denkmalschutz

IBAN: DE71 500 400 500 400 500 400
Verwendungszweck: PR06555-01 Verteidigungsanlagen Nürnberg

Spendenkampagne Stadtgrabenstuetzmauer Panorama, Bild © SÖR / Stadt Nürnberg
Bürgermeister und erster Sör-Werkleiter Christian Vogel, Oberbürgermeister Marcus König sowie Dr. Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, und Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich setzen sich für die Sanierung der Stadtmauer ein.

Stadtgrabenmauer Besfestigungssystem Querschnitt, Bild © Bild: Stadt Nürnberg
Exemplarischer Querschnitt durch den Stadtgraben mit Bezeichnung der charakteristischen Elemente.

1. Abschnitt: Spittlertorgraben

Der erste Abschnitt der Sanierung – am Spittlertorgraben – wurde im Oktober 2021 abgeschlossen. Die Kosten für den ersten Abschnitt lagen bei rund 1,47 Millionen Euro.

    Entlastungselement Querschnitt, Bild © hgs5 / Stadt Nürnberg
    Sanierungsabschnitt: Querschnitt mit Darstellung der Entlastungselemente

    Die Stützwand zwischen Ludwigstor und Fürther Tor wurde im 15. Jahrhundert aus vermörtelten Sandsteinquadern errichtet. Die Originalsubstanz liegt seit den 1960er-Jahren unter einer Vorsatzschale aus Sandstein verborgen. Die ursprünglich mit dem obenliegenden Gelände abschließende Stützmauer erhielt im 19. Jahrhundert eine Brüstung, um Passanten vor einem Absturz zu schützen.

    Karte mit Darstellung der Entlastungselemente, Bild © hgs5 / Stadt Nürnberg

    Zur Entlastung wurden gehwegseitig unterirdische von der Wand abgekoppelte Entlastungselemente in Form von Beton-Winkelelementen und Beton-Stützlamellen eingebaut. Gestörtes Wandgefüge wurde vernadelt und die Wand durch zusätzliche Vorsatzpfeiler nach historischem Vorbild gestützt. Die Mauerkrone wurde erdseitig behutsam freigelegt und Fehlstellen wurden durch Ziegelmauerwerk ergänzt.

    Stadtmauer Fürther Tor Saniert, Bild © André Winkel / SÖR / Stadt Nürnberg
    Neue Vorsatzpfeiler nach historischem Vorbild stützen die Stadtmauer nahe des Fürther Tors jetzt.

    2. Abschnitt: Neutorgraben

    Nach Aufgrabungen am Mauerfuß und an der Mauerkrone sowie Vorarbeiten zur Entsalzung der Sandsteinoberflächen sind von Herbst 2022 bis Sommer 2023 die Tiefbauarbeiten zur Entlastung der Stützwand und die Sanierungsarbeiten im Abschnitt Neutorgraben durchgeführt worden. Auch diese Arbeiten wurden durch Archäologen begleitet.

    Die Kosten für den zweiten Abschnitt betrugen etwa 1,9 Millionen Euro. Hier waren vor Ort ungünstige Rahmenbedingungen zu berücksichtigen: Die Mauer ist schlank und hoch, eine Verstärkung durch Vorsatzpfeiler ist jedoch nicht möglich. Da es am Neutorgraben für Vorsatzpfeiler kein historisches Vorbild gibt, musste die Mauer hier zum größten Teil indirekt über starke Entlastungselemente ertüchtigt werden. Dafür war Spezialtiefbau notwendig, was die Sanierung natürlich sehr aufwendig machte.

    An der Dringlichkeit der Arbeiten bestand jedoch kein Zweifel: Im Sommer 2021 hatten Untersuchungen gezeigt, dass die komplette Vorsatzschale aus den 1960er-Jahren hohl lag und die Wand über eine rechnerisch ungenügende Standsicherheit verfügte. Um Passanten vor herabfallenden Steinen zu schützen, wurde die Grünfläche im Graben bis zum Beginn der Sanierungsarbeiten durch einen Bauzaun gesichert. Daneben wurde die Wand wöchentlich begangen und regelmäßig per 3D-Scan auf zusätzliche Verformungen kontrolliert. So hätten eine Unruhe der Mauer frühzeitig erkannt und gegebenenfalls rechtzeitig Notabstützungen veranlasst werden können.

    Stadtmauer Sanierung 2. Abschnitt Neutorgraben Plan, Bild © SÖR / Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung / Stadt Nürnberg
    Der 2. Sanierungsabschnitt der Stadtgrabenstützmauer geht entlang des Neutorgrabens.

    Ergänzend zu den Arbeiten an der äußeren Stadtgrabenstützmauer führt das Hochbauamt der Stadt Nürnberg eine Fassaden- und Dachsanierung des 1377 errichteten Laufertorturms durch. Im Nordosten der Nürnberger Stadtmauer am Laufertorzwinger gelegen, ist er einer der vier markanten, runden Haupttürme der ehemaligen Stadtbefestigung und steht unter Denkmalschutz. In den vergangenen Jahren ergaben mehrere Untersuchungen, dass der Turm in einem sehr schlechten Zustand ist. Nachdem sich 2011 Mauerwerksteile gelöst hatten, wurden lose Fassadenteile entfernt und die unteren Etagen des Turms anschließend eingerüstet. So konnte das Bauwerk temporär gesichert werden. Im Oktober 2022 haben die Sanierungsarbeiten begonnen.

    Stadtgraben - Impressionen

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