Colorful paper chain people on white background

Städtische und Staatliche Wirtschaftsschule Nürnberg (B12)

Bewegendes Zeitzeugengespräch mit Charlotte Knobloch

Zeitzeugengespraech25, Bild © Stadt Nürnberg
Fotobeschriftung: v.l.n.r.: Schulleiter OStD Nils Marko, Moderatorin Birgit Mair, die Holocaust-Überlebenden Klara Gorlatschowa und Dr. Charlotte Knobloch, Fachbetreuerin OStRin Anne Hagenheimer

In der Städtischen und Staatlichen Wirtschaftsschule Nürnberg fand ein bewegendes Zeitzeugengespräch mit der hochbetagten Frau Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch statt.
Charlotte Knobloch berichtete von den Tränen beim Abschied von ihrer geliebten Großmutter Albertine Neuland. Die Oma überlebte den nationalsozialistischen Terror nicht. Sie wurde nach Theresienstadt deportiert, wo man sie verhungern ließ. Frau Knobloch überlebte als Kind unter falscher Identität die NS-Zeit bei einer Bauernfamilie im mittelfränkischen Arberg. Ihre Retterin, die Katholikin Kreszentia Hummel, gab vor, Charlotte sei ihr uneheliches Kind. Nach Kriegsende wurde sie von ihrem Vater, der Jahre schwerer Zwangsarbeit überlebt hatte, wieder abgeholt und nach München gebracht. Jahrzehntelang saß Charlotte Knobloch auf gepackten Koffern - die Familie wollte eigentlich nicht im Land der Täter bleiben. Sie blieb schließlich in der bayerischen Landeshauptstadt und bekleidet seit 1985 das Amt der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.

In ihrem einleitenden Vortrag wies Frau Knobloch auf den anwachsenden Antisemitismus seit dem 7. Oktober 2023 hin und kritisierte, dass auch deutsche Juden immer wieder für die Situation im Nahen Osten verantwortlich gemacht würden, obwohl sie, wie sie selbst, keine Israelischen Staatsbürger seien. Auch der gesellschaftliche Rechtsruck und das Erstarken der AfD machen der 92-Jährigen Sorgen.

Die Schülerinnen und Schüler hörten aufmerksam zu und stellten der Zeitzeugin im Anschluss an ihren Vortrag viele Fragen, die sie ausführlich beantwortete. Im Publikum saß eine weitere Holocaust-Überlebende, die 87-jährige Klara Gorlatschowa, die in der von den Deutschen besetzen Ukraine nur knapp überlebte. Ihre Überlebensgeschichte findet sich ebenso wie die von Frau Dr. Knobloch in Birgit Mairs Buch "Die letzten Zeuginnen und Zeugen - Meine Arbeit mit Holcoaust-Überlebenden".

Birgit Mair